Gerda Schmidt

Die Dichtung

Das Telefon klingelte. Erleichtert über die willkommene Störung nahm Bernd das Telefon zur Hand.
„Stör ich Dich?“ Harald, sein alter Schulfreund war am Apparat.
„Nein, nicht direkt. Ich quäle mich gerade mir einem Problem herum.“
„Kann ich Dir helfen?“
„Nein , danke. Das ist nett von Dir, aber manche Sachen muss man einfach selbst hinkriegen.“ Bernd klang etwas frustriert, was Harald dazu brachte nachzuhaken.
„Welcher Art sind denn Deine Probleme?“ schon seit eh und je war Harald sehr hilfsbereit.
„Ich bin gerade dabei eine Theorie in die Praxis umzusetzen.“
„Ach so. Du warst ja in der Schule immer der bessere Theoretiker. Aber die Zeiten ändern sich. Kann ich nicht doch irgendwie behilflich sein?“ Zu gerne hätte Harald sich für Bernd’s Einsatz bei der Installation des neues Scanners erkenntlich gezeigt. Er und Bernd ergänzten sich häufig bei der Lösung eines Problems. Deshalb liess er nicht locker.
„Kennst Du Dich mit Dichtung aus?“ fragte Bernd.
„Na ja, nicht so direkt. Ich lese nicht soviel wie Du.“ Harald war enttäuscht, nicht in diesem Bereich bewandert zu sein.
„Kennst Du wenigstens die Grundelemente für eine gute Dichtung?“
„Nein, muss ich leider passen.“ Harald liess sich von der Frustration anstecken.
„Hast Du noch nie flexible Übergänge angewandt?“ jetzt wunderte sich Bernd über Haralds Unkenntnis.
„Die Materie ist mir völlig fremd. Wenn ich so etwas brauche schlage ich in einem Fachbuch nach oder ich nehme ein Bildband.zur Hand.“
„Bildband scheint mir daetwas übertrieben. Vielleicht findet man auch was in einer Fachzeitschrift.“ Bernd hatte da eine Idee.
„Weisst Du, die Länge scheint nicht ganz zu stimmen, so dass der Übergang nicht sitzt.“
„Ehrlich gesagt bin ich verwundert seit wann Du Dich mit solch feiner Kunst abgibst. Das kenne ich gar nicht von Dir.“ Harald war das schleierhaft, wieso Bernd auf einmal so lyrische Anwandlungen besass. Hatte er etwa eine neue Frau kennengelernt? Er traute sich aber nicht direkt zu fragen.
„Hör mal, ich bin doch kein Grobschlosser. Meine Hände sind eher für filigrane Arbeiten geeignet.“ Bernd gab sich etwas beleidigt.
„Entschuldige bitte, das war nicht so gemeint.“
„Ich feile jetzt schon seit zwei Stunden an dem blöden Ding herum und kreig es nicht hin. Doch ich hab nicht mehr so lange Zeit. “Er wirkte nun langsam etwas ungeduldig und Harald überlegte krampfhaft, wie er seinem Freund etwas gutes tun könnte.
„Es tröpfelt wohl so langsam vor sich hin.“ sinnierte Harald.
„Genau das ist ja mein Problem, das ich nicht in den Griff bekomme. Da hilft weder ziehen noch reissen.“ Bernd stöhnte vernehmlich.
„Blöd, wenn man nicht das richtige Werkzeug dazu hat.“ Harald fand das ganze so suspekt, so dass er keinen guten Rat erteilen konnte.
„Am Werkzeug happert es nicht. Es muss ein besonderer Trick dahinter stecken.“langsam nervte Harald Bernd am Telefon.
„Ja was meinst Du, warum die guten Dichter so gut verdienen. Das ist eben Kunst. Harald musste lachen.
„Als Kunst würde ich das jetzt nicht gerade einstufen, obwohl eine gute Dichtung so manchen Schaden abgewendet hat.“
„Bernd, warum öffnest Du Dir nicht eine Flasche Wein. Dann läuft es gleich wie geschmiert.“
„Aber das ist doch das Problem. Es soll eben nicht laufen. Deshalb mach ich mir doch die Mühe.“
Das versteht ich jetzt überhaupt nicht mehr. Über was willst Du denn eine Dichtung führen?“ Harald war total verwirrt.
„Nicht über was. Ich will nur die Dichtung am Wasserhahn erneuern.“

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Wortverwechselungen führen oft zu Missverständnissen
Hier die erste einer Serie
Gerda Schmidt, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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