Ein Mob (und ich meine nicht etwas das Behelf zum wischen von Böden, sondern eine Ansammlung von Menschen) stand an einem schönen Morgen des Freischaftages vor dem Bäckergeschäft des ebenso Dicken wie geldgierigen Meisters Garnichtlieb in der Holzgasse 68. Das Haustor war geschlossen und grässliches Geschrei kam aus dem Inneren. Die Menge der Schaulustigen wuchs, und einige neugierige Männer bemühten sich, das Tor einzuschlagen, um die Ursache des Lärms zu erfahren, während andere zum Stadtrichter, Wiedumir "Hängt sie alle!" Augumaug, liefen, um ihm zu melden, dass im Hause des Bäckermeisters etwas ganz schrecklich...... verbotenes vorging und die ganze Holzgasse voll aufgeregter Menschen sei.
Inzwischen hatte der Bäckermeister sein Haustor geöffnet und stand nun bleich und nach Seelenruhe ringend vor der neugierig sich herandrängenden Menschenmenge, die ihn mit Fragen bombardierten, was sich im Haus ereignet habe. Da kam auch schon der Stadtrichter an der Spitze der Stadtwache hergestapft, während das Volk ehrfurchtsvoll und schuldlos, schuldbewusst zurückwich. Mit strenger Amtsmiene fragte Augumaug den noch immer vor Aufregung schlotternden Bäckermeister um den Grund dieser Ruhestörung.
„Herr Stadtrichter“, bergan der Bäckermeister mit zitternder Stimme, „ein schreckliches Monstrum hält sich bei mir im Hause auf.“
„Werter Bäcker, scherze über eure Frau sind völlig fehl am Platze,“ erklärte Augumaug in seiner gefährlich ruhigen und bedrohlich gelassenen Art.
„Nein Herr,“ bat Garnichtlieb weiter um gehör. „Als eine meiner Mägde Morgens aus dem Brunnen Wasser schöpfen wollte und den Eimer herabließ, bemerkte sie ein solch bestialischen Gestank aus dem Brunnen, dass ihr vor Schrecken und Angst fast die Sinne vergingen.“
„Könnt ihr diesen Geruch beschreiben?“, verlangte der Stadtrichter.
„Nein Herr, wieso sollte ich ihn beschreiben?“, wunderte sich der Bäckersmann.
„Mir wurde heute Morgen der Diebstall von einer Wagenladung Kuhdung gemeldet, die von Feld des alten Beinsieb entwendet wurde,“ erläuterte Augumaug geduldig.
„Aber Herr, Kuhdung richt im vergleich zu diesem Monster sicher wie Mayblümchen,“ meinte Garnichtlieb.
„Mayblümchen, interessant“, überlegte der Stadtrichter, „Fahre er fort.“
„Wohin Herr?“, erkundigte sich der Bäcker verwirrt.
„Mit deiner Erläuterung Mann,“ stöhnte Wiedumir auf. „Du sollst mit dem Bericht fortfahren!“
„Oh ja, natürlich Herr, also... Laut schreiend lief die Magd ins Haus und warnte uns vor dem Brunnen. Sie versetzte uns mit ihren Worten in Angst und Schrecken. Ich habe meinen Burschen angewiesen euch zu verständigen, doch der dumme Lehrjunge wollte das Geheimnis auf eigene Faust ergründen. Er ließ sich an einem Seil in die Tiefen hinab, nur mit einer Fackel in seiner Hand. Drang immer weiter in die Dunkelheit ein, während wir über unsere weiteren Taten beritten. Ein Schrei machte uns auf seine vermeintliches Männerwerk aufmerksam und wir liefen ihm zu Hilfe. Rasch zogen wir ihn aus der Tiefe herauf, doch der arme Bursche war schon mehr tot als lebendig. Mit etwas Riechsalz und meinem selbstgemach...... ich meine selbst gekauften Pfirsichschnaps, bekamen wir aus ihm heraus, das auf dem Grund des Brunnens ein scheußliches Ungeheuer, das halb wie ein Hahn, halb wie eine Kröte aussah. Es habe mit seinen glühenden Augen giftige Blicke verschossen und die Krallen drohend gespreizt, dass ihm fast das Blut im Leib gefror und er geglaubt habe, der Sensenmann schärfe schon seine Klinge. Der Tod währe ihm sicher gewesen“, schloss der Bäckermeister seinen Bericht, „wenn wir ihn nicht rasch in die Höhe gezogen hätten.“
Der Stadtrichter zog eine Augenbraue nach oben und meinet skeptisch: „Du sagst also du hättest einen Basilisk* in Brunnen?“
„So sied es aus Herr,“ bestätigte Garnichtlieb.
„Und warum hast du das dann nicht gleich gesagt, anstatt uns hier eine Geistergeschichte aufzutischen?“ brummte Augumaug.
„Nun ich dachte es würde...“ begann der Bäcker.
„Denken, mein lieber Garnichtlieb, ist eines der größten Fehler die ein braver Bürger machen kann. Überlasse das Denken doch denen die damit Tag für Tag grämen müssen, Leuten wie mir!“ befahl der Stadtrichter mit bösem Blick.
„Ja Herr, ihr habt natürlich recht, Herr,“ gestand der Bäcker ein.
Lautlos hatte die Menge zugehört. Der Stadtrichter rief: „Wer von euch, ist bereit mir zu helfen? Wir brauchen Freiwillige die das Ungeheuer töten.“
„Ihr sollt es nicht bereuen, ich will euch reichlich belohnen,“ fügte der Bäcker hinzu, aber niemand sagte ein Wort, da man die „reichen Belohnungen“ von Garnichtlieb nur zu gut kannte. Viele wandten sich um und liefen davon, denn der Aufenthalt bei dem gefährlichen Haus war ihnen nicht recht geheuer. Weniger der Basilisk machte den Leuten sorgen, sondern eher der Blick der Stadtrichters.
Plötzlich ließ sich neben Garnichtlieb die entschlossene Stimme seines Mannes vernehmen: „Ihr wisst, ich habe Eure Tochter Ramonia schon lange ins Herz geschlossen, dass euch das nicht behagt ist mir bekannt.“
„Ja, Michael, aber was hat das damit zutun?“ erkundigte sich der Bäcker genervt.
„Nun ich wäre bereit.......“ begann der Krieger Michael Bäreneck.
„Was? Du würdest den Basilisken töten und dafür meine Tochter heiraten wollen,“ viel im Garnichtlieb ins Wort.
„Na, ja, Heiraten ist vielleicht etwas übertrieben“, zog Bäreneck zurück und scharte mit seinem Fuß verlegen am Boden, „ich dachte da eher erst mal an ausgehen und so.“
„Hm, das klingt gar nicht einmal ‚so’ schlecht. Wenn er das Monster tötet dann bin ich zwar meine Tochter aber auch denn Basilisken los. Sollte aber der Basilisk Bäreneck töten, dann läst er meine Tochter für inner zufrieden. Das ist ja fast noch besser,“ überlegte der Bäcker.
„Das hab ich gehört!“ verkündete Michael.
„Das kannst du nicht gehört haben, ich habe das nämlich gedacht,“ wiedersprach Garnichtlieb.
„Ja, du hast es laut gedacht,“ gab der Krieger zurück.
„Ich....äm....ich wollte.....seid wann Duzen wir uns eigentlich!“, zischte Garnichtlieb schnell.
„Was wird da drüben getuschelt?“, erkundigte sich der Stadtrichter höchst interessiert.
„Herr, dieser Bursche möchte sein Glück mit dem Monstrum versuchen,“ verkündete der Bäcker und hob dabei die Hand von Bäreneck.
„Also gilt unsere Abmachung?“ wollte der Krieger wissen.
„Ja, gut, sie gilt.“, drückte sich Garnichtlieb.
Michael wand sich zu seinem Freund Sengfried, der ebenfalls bei den Zuschauern stand. Der Magier begleitete Bäreneck schon seit unzähligen Abenteuern und stand gern mit Rat und Tat zur Seite. Die beiden begannen zu tuscheln und die neugierigen Leute rundum konnten Worte herauslauschen, wie :töten.......wie?......Spiegel......Spiegel?........JA! Spiegel ....... sicher ..... ganz sicher. Dann wandte sich der Krieger Bäreneck zu seinem Freund Ishmael, der neben Sengfried stand. Der Dieb war gleichsam ein Begleiter der Kriegers und ein Experte, was die hohe Kunst des Kletterns betraf. Wieder wurde getuschelt: Seil? ........ Klar ....... wird halten? ........ vertrau mir!
Ein großer Spiegel wurde herbeigeschafft, so wie es Michael verlangt hatte und mutig ließ er sich dann langsam in den unheimlichen Brunnen hinab. Die Zuschauer beobachteten das Seil an dem sich Bäreneck hinunter lies mit Spannung. Es zuckte in regelmäßigen abständen und manchmal stockte es auch kurz. Dann blieb es abrupt stehen und ein Geräusch kam von untern hinauf.
„Aua, es reicht ich bin unten!“, klang die Stimme von Bäreneck und halte mehrfach von den Brunnenwänden wieder.
„Wie sied es da unten aus?“, erkundigte sich der Bäcker.
„Hast du einen Brunnen gesehen, kennst du sie alle!“, rief der Krieger nach oben.
„Was ist mit dem Basilisken?“, erkundigte sich der Stadtrichter.
„Bisher konnte ich noch kein.........huch, bei Adamra!“, ertönte es aus dem Brunnen.
„Was, was ist los?!“, röhrte der Bäcker.
„Michael, was ist passiert?“, wollte Ishmal mit professioneller, Heldenruhe wissen.
„Ahhh!“ kam er von untern. „Ahhh ha ha!“
“Oh nein, das Ding Frist in doch nicht etwa?”, überlegte Ishmael laut. Sengfried zuckte mit den Schultern. Das Gebrüll des Helden setzte sich fort.
„Ahhh.. hahaha, Hahaha, Hihihi.“
„Was tut er da?“, erkundigte sich der Stadtrichter. Ishmael hörte etwas genauer zum Brunnen. Er überlegte kurz und meinte schließlich: „Ich glaube er lacht.“
„Was tut er?“, erfragte Wiedumir ungläubig.
„Ihr könnt mich jetzt raufziehen“, meldete sich der Krieger wieder, wehrende er sich vor lachen ausschüttete. Mit viel mühe zogen drei Mann Michael wieder ans Tageslicht. Er schien um einige Kilogramm schwerer geworden sein. Mit Spannung erwarteten alle das was aus dem Brunnen steigen mochte. Es war Bäreneck und er hielt in seinen Armen einen winzig kleinen Basilisken der verängstigt um sich blickte. Er hatte eine klitzekleines Kükenkopfchen und einen dazu völlig unpassenden Krötenkörper. Verschreckt zog das Basiliskenbaby den Kopf ein. Michael gab den kleinen an Ishmael weiter und wandte sich dann an die gaffenden Leute.
„Ist das euer gefährliches Monstrum. Dieses kleine Wesen versetzt euch in Angst und Schecken. Da ist ja die Katze meiner Oma blutrünstiger“, machte sich der Krieger lustig.
„Ob klein oder groß, Monster bleibt Monster!“, erklärte der Stadtrichter. „Dieses Ding muss getötete werden, am besten verbrand. Bringt es zum Justizgebäude.“ Mit diesen Worten schloss Weidumir und gab den Befehl um abrücken. Ishmael, blickte das kleine Häufchen Elend in seinen Händen an. Der kleine war gerade erst geboren und ein junger Basilisk sah lange nicht so schrecklich aus, wie seine erwachsenen Brüder. Das Tier wirkte so hilflos und unbescholten. Der Dieb Ishmael brachte es irgend wie nicht übers Herz den kleinen Basilisken dem sicheren Tod zu überlassen. Michael wischte sich die Hände ab und lächelte selbstzufrieden. Er hatte sich das Recht erkämpft Ramonia auszuführen. Nie wieder musste er sich mit der Magd unter dem Dach seiner Stammkneipe verstecken. Keine Steine mussten mehr an Fenster geworfen werden und keine Leitern mehr erklommen werden, um das Mädchen, für ein paar flüchtige Stunden, aus dem Elternhaus zu entführen. Der Krieger wandte sich zu seinen Freunden und bemerkte das einer der beiden fehlte. „Wo ist Ishmael?“
Der Brunnen wurde zur Sicherheit mit Erde aufgefühlt und mit einer schweren, eisernen Platte versiegelt. Der Wirt nahm den Verlust seines Brunnens mit Fassung und benannte sein Geschäftslokal um in: »Basiliskenhaus«. Michael und Sengfried mussten sich vor Wiedumir "Hängt sie alle!" Augumaug führ das Verschwinden der Basilisken rechtfertigen und taten dies mit einer aufregenden Flucht. Ishmael nannte sein neues Haustier Nelson und überlegte fieberhaft was dieses Tier wohl essen mochte. Michael entdeckte wenig später was sich der junge Basilisk gerne schmecken lasen würde und setzte seine Flucht fort.
Diese Geschichte widme ich meinem Freund Ishmael und im besonderen seiner Katze Nelson, die mich gerne auf einem Teller mit ein bisschen Basilikum sehen würden. Ich trage denn vier Zentimeter langen Kratzer denn das Tier mir verpasst hat mit Fassung. Wenn wir auch nicht gut auf einander zu sprächen sind, so verbindet uns doch eine Beziehung. Es muss ja nicht immer eine gute sein.
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* Um einen Basilisk zu züchten braucht es einen Hahn, eine Kröte, und etwas romantische Musik. Das Monstrum schlüpft aus dem dadurch resultierendem Ei. Durch das legen weiterer Eier pflanzt sich das Tier fort, wobei es dazu kein Weibchen benötigt. Da also keine Liebe zur Weiterexistenz diese Spezies erforderlich ist, fühlt sich der gemeine Basilisk meist einsam und unbefriedigt. Diese Mischung macht das Wesen ungeheuer gefährlich. Der Schriftsteller Pilzus hat zum erstenmal von diesem Wesen berichtete. Auf Grund fehlender Mundhygiene und seiner liebe zu Zwiebeln, hat der Basilisk einen giftigen Atem, so das ein einzelner Hauch genügt um selbst die härtesten Männer zum Weinen zu bringen. Von Körperpflege hält das Tier an sich viel, doch in dunklen Höhlen ist dafür nur schwer zu sorgen. Sein dadurch ungepflegtes aussehen läst Leute vor Angst zu Stein erstarren. Wenn man diesem grausigen Wesen einen Spiegel vorsetzt, so ärgert sich das Tier über sein Aussehen und schneidet sich, durch seinen unförmigen Pranken, beim Rasieren. Es sterben viel mehr Basilisken an Schnittwunden als an Alterschwäche. (hoch)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.02.2002.
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