Ein düsteres Grollen breitete sich wie der Vorbote eines unsagbar Bösen über das Land aus. Blitze zuckten hernieder und rissen Klüften gleißenden Lichtes in den Abendhimmel. Ein kühler Wind kam auf, der sich raschelnd an den von Blättern schweren Bäumen brach.
Dann kamen die ersten Tropfen, die schon bald zu einem dichten Vorhang aus Wasser wurden. Der Wind nahm zu, sodass die vom Himmel stürmenden Wassermassen fast waagrecht vom Himmel peitschten. Die Gipfel der Bäume bogen sich in nahezu absurden Schrägstellungen und das Donnern der Blitze wurde lauter. Immer öfter zogen sich weiße Zacken über den verdunkelten Himmel und zu dem Wasserstrom gestellten sich langsam kinderfaustgroße Hagelkörner, die mit unverminderter Wucht auf den Boden schlugen. Das Unwetter kam näher.
Wo vor kurzer Zeit noch etliche Sekunden zwischen Blitz und Donner lagen, waren jetzt nur noch kaum messbare Zeitspannen – und auch die Lautstärke nahm zu: Aus dem Grollen war wütendes, ohrenbetäubendes Donnern geworden, das jedes denkende Wesen in Angst und Schrecken versetzte.
Regen und Hagel hatten sich zu einem undurchsichtigen Vorhang vereint, der alles, was weiter als zwei Handspannen entfernt war, nur noch als graue Schatten erahnen ließ. Mensch und Tier hatten sich längst in ihre Unterschlüpfe zurückgezogen und blickten furchgebannt zum wütenden Himmel empor, der, in immer kürzerwerdenden Zeitabständen, glühende Zweige aus purer Energie auf die verängstigte Erde schleuderte.
Und dann, so schnell das Unwetter gekommen war, verließ es die Siedlung wieder. Das Donnern wurde leiser und ebbte allmählich wieder zu dem fernen Grollen ab, als das es gekommen war. Auch Wind und Regen verloren wieder an Macht und auch sie wurden schließlich zu dem, was sie waren: ein Gruß von Mutter Natur, die dem ausgedörrten Land endlich das schickte, was es so dringend brauchte.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.07.2004.
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