Markus Koch

Spiel Schicksal ohne Ziel und Plan

Alles fing wieder an einem dieser Montage an. Es war, wie die ganze Zeit schon regnerisch, kalt. Einfach ekliges Wetter. Keinen Hund scheuchte man bei diesem Wetter vor die Tür, doch in diesem Moment weckt ihn seine Musikanlage mit Irischen Klängen, als er völlig im Tran die Fernbedienung zur Hand nimmt, um die Musik abzustellen. Erst jetzt wird ihm klar, dass er geträumt hatte, und all das, was er eben noch sah, zu nichts zerflossen war. Aus der Traum, hinein in die harte Realität des Arbeitslebens. Noch ein paar Minuten später rasiert er sich, und denkt noch immer daran, wie schön es wäre. Ihre Haare, ihre Stimme. Er wollte sie einfach wieder sehen.
Da fällt ihm das Lied ein, an das er ständig und alle Zeit denken muss, in dem es heißt:
"my heard is sad, and i'm so lonely. thinking of the one i love.
Never in my life i'll meet her. unless in heaven high above.

Es stammt von einer seiner Lieblingsbands, "Paddy Goes To Holyhead", und ist ein irisches Lied.
5 Jahre kannten sie sich nun schon. Und noch immer wusste er nicht, woran er bei ihr war. Heute wollten sie sich treffen, und endlich wollte er ihr sagen, was er für sie empfand. Doch keine Zeit für Träumereien, macht er sich nach dem Frühstück auf den Weg zur Arbeit. Dort, zu nichts zu gebrauchen, weil er gedanklich abwesend ist, handelt er sich wie so oft Ärger mit seinen Vorgesetzten ein. Zum Glück versteht er sich gut mit seinen Gesellen. Wäre ja noch schlimmer sonst. Gleich nach der Arbeit macht er sich auf den Weg zu ihr. Ins Kino wollten sie gehen.... Und immer dieses Wetter, dieses ALLES zerdrückende Wetter.Regentropfen fallen auf seine Windschutzscheibe, jede einzelne wie ein PFEIL in sein Innerstes. Langsam verflucht er jenen Tag, an dem er sie kennen lernte, früher, in der Kirche. So sitzen sie nebeneinander im Auto, es herrscht konsequentes Schweigen. Im Radio nichts gescheites zu hören, fragt man sich, wie es einem denn so geht, nichts weiter. Die Luft zwischen ihnen spannt sich zunehmend, wie er findet, sie wird schier unerträglich für ihn. Hat sie gemerkt, was abgeht? Was war los? Schweigen herrscht bis sie am Kino angekommen sind. Als er die Tür öffnet kommt es ihm vor, als hätte man ihn aus einer engen Kluft befreit. Man redet ein paar Worte, setzt sich ins leere Kino, spricht über den Arbeitstag, und über dies- und das. Es war fast schon Winter geworden, es war dunkel, er war leicht nervös. Es war eine sehr schwierige Situation für ihn. Neuland. Sicher hatte sie es bereits bemerkt, vielleicht auch nicht. Am liebsten wäre er geplatzt. Nach dem Film fährt er sie wie selbstverständlich heim, man sagt sich auf Wiedersehen, und das war's. NICHTS weiter. Nur "Tschüß, mach's gut!". Er packte das Lenkrad im Zorn, und sprach laut, tadelnd vor sich hin "Was bist du nur für ein feiger Idiot!".
Tage später nimmt er sich zusammen, und fragt sie, was sie denn an Silvester macht. Da sagt sie wie ganz selbstverständlich "Ich feiere mit ein paar Kumpels, und natürlich mit meinem Freund!". Toll, er kannte ihn von seiner Schul, wusste, dass er nur das EINE von ihr wollte, und so war es auch, aber das ist hier jetzt egal. "Nun, aus der Traum", denkt er sich, im Zorn über sie. Später kommt er bei ihrem Haus vorbei. Es ist eine kalte Dezembernacht, und wie selbstverständlich sieht er hinauf zu ihrem Fenster, wo ihr Zimmer war, und schaut, und schaut, und schaut. Langsam fing es an zu nieseln, was er später erst bemerkte. Dann senkte er seinen Kopf, und ihm viel all das ein, was sie zusammen gemacht hatten. Alles umsonst, denn später sagte sie ihm unverblümt, dass sie wohl nur "mit ihm gespielt" hatte, (wörtliches Zitat), aber nur kurz, und nur dann und wann. und seit dem hat er sofort den Kontakt mit ihr abgebrochen. Zu Recht, wie er findet, das einzig Richtige. Ein paar Tage vergingen, wieder regnerisch, nass und kalt. Und wenn er so durch den Regen fährt, oder durch die Straßen geht mit seinem Schirm, kommt ihm jeder Regentropfen vor wie kleine Nadelstiche, die jeder eine kleine Wunde hinterlassen. Dann und wann sieht er sie noch, wenn es ihn mal wieder in die Kirche verschlägt, doch das, was mal war, ist längst Vergangenheit, er grüßt sie noch, sie ihn nicht mehr, weil sie sauer auf ihn ist (was er später durch einen Freund erfahren hatte), warum auch immer, aber mittlerweile, nachdem sie ihm vorgeschwärmt hatte, wie, und WO sie mit ihrem "Macker" geschlafen hatte, hatte er jede Lust an ihr verloren, und es widert ihn schon fast manchmal an, wenn er sie sieht, und sich das vorstellt. Unfassbar für ihn, aber er hat auch das überwunden, und mittlerweile macht ihm auch der Regen nichts mehr aus.

Tja, Freunde. Das war eine wahre Begebenheit aus meiner grauen Vergangenheit ;-) Ich hoffe, diese kleine Anekdote hat euch gefallen. Es soll ja Leute geben, denen es genau so erging, oder ergeht.

Grüße an alle Leser, und danke für eure Zeit! :-)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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