Adolf Wagner

Idylle des Landlebens und ein wenig Urlaub

Noch gut in der Erinnerung ist mir das einfache Leben und Erwachsenwerden auf dem Bauernhof. Da die Eltern mit Feldarbeiten beschäftigt waren hatte Oma für mich die Obhut übernommen.
Ein Erlebnis war die Sommerzeit, als Oma regelmäßig mit mir, um den in der Knallhitze liegenden Misthaufen herum zum Plumpsklo gehen mußte und dabei noch Schwärme von Mücken aufstob. Beachtenswert waren auch die vier bis fünf Zentner schweren Schweine, die oft laut schnarchten , und donnerschlagähnliche Verdauungsgeräuche hören ließen. Auch meine zweite Oma entstammte einem landwirtschaftlichem Anwesen. Bei ihr konnte ich schwarze und weiße Hühner bestaunen die alle ein bibliches Alter erreicht hatten. Sollten Anzeichen von sog. Kalkschiß bemerkt werden, gab es dann am Sonntag Suppenhuhn. Ein rustikales Essen war auch ein in Salzlauge eingelegtes Schweinefleich,das auch nach einiger Zeit eine Suppe lieferte die es in sich hatte. Konnte man das von Salz zerfressene Fleisch nicht mehr kauen hat es Oma mit dem Beil zerhackt und es den Hühnern angeboten. Mit dem Erwachsenwerden musste ich auch bei Erntearbeiten helfen. In der Scheune bei Staub und Hitze Heu zusammentreten war eine Selbstverständlichkeit. Bekannt war mir auch ein Landwirt , der nach tagelangem Getreidemähen mit der Sense, ausgedörrt von Hitze und Staub nur noch ein Hemd am Leibe trug, daß er am unteren Rande mit Steinen beschwerte, und somit dem Wind die Möglichkeit nahm. den Frauen die Nachtruhe zu rauben. Als ich in späteren Jahren Gelegenheit hatte die vier Jahreszeiten Vivaldis zu hören, dachte ich beim Auszug der Schnitter an das erschöpfte und ausgemergelte Bäuerlein und an Vivaldis rosarote Brille.
Mutter war eine Frohnatur: Fluchte aber ein Leben lang,
Mutter fluchte weil ihre Unterarme wund waren vom Sroh,Hitze und Schweiß –weil ein Pferd mit einem Maulkorb ihre Nase beschädigte –weil im Kuhstall Hitze und Fliegen die Kühe zur Raserei gebracht haben und Mutter beim Melken ununterbrochen den Schwanz übers schweißnasse Gesicht gepeischt haben , hat Mutter in einem verständlichem Wutanfall in die Rippen der Kuh geboxt und ohne Arzt ihr Oberbein verloren.
Ausserdem mußte Mutter schon als Teenager mit zwei sturen Ochsen fahren,und keine Partys besuchen,
Irgendwann nach dem Krieg wurde man infiziert und ich leistete mir ein kleines Motorrädchen, mit dem wir uns unangemeldet nach Stuttgart, zum Bruder meiner Frau quälten .Samstag morgens Futter fürs Vieh besorgen-um am Montag morgen um acht Uhr wieder im Hof zu sein.Vater hatte für sowas kein Verständniß,aber wir hatten einen tollen Urlaub gemacht. Eine Riesensteigerung für uns war, als die Nichte meiner Frau einen Holländer heiratete.Natürlich besuchten wir die Nichte, und ich hatte das erste mal in meinem Leben das Meer gesehen.Durch das offene Dachfenster hörte ich das Rauschen der Brandungswellen und schlief wie ein Murmeltier. Das Schicksal hatte es gewollt ,daß Hannelores Mann, der Ing. bei Philips war, nach Kalifornien versezt wurde.Wir haben viele Freunde in Scheveningen gewonnen und konnten weiterhin bei einer Fam. Vlieland bleiben. Herr Vlieland , ein höherer Kriminalbeamter,hatte Frau und drei Töchtern ,die allesamt Wasserratten waren und braun wie Kaffebohnen .Mittlerweile hatten wir nur noch das Meer im Sinn, als die Mädchen bei der üblichen starken Brandung erschrocken fragten-Onkel A. kannst Du nicht swimmen ,und ich mußte sagen, nein Onkel A. kann nicht swimmen. Ab sofort war ich vor diesen Weibern nicht mehr sicher. An Ohren und Füßen haben sie mich durch das Wasser geschleift wofür ich ihnen noch heute dankbar bin. Bis dahin war ich wohl der letzte Heuler,mußte ich doch während meine Frau in jede Pfütze sprang immer den Mobby machen, der die abgelegten Sachen bewachte. Niemals hätte ich es für möglich gehalten im Meer das großartigste zu sehen was die Schöpfung hervorgebracht hat. Wer die Urgewalt des Meeres kennengelernt hat,wird sich sehr schnell etwas unwichtiger vorkommen. Schwimmen bei Wind und Wellen,sich drehen und wenden in nur zwei bis drei Meter Tiefe wird ein Gefühl von Geborgenheit empfinden ,und ein Neid gegenüber den Fischen wäre nicht verwunderlich.
Irgendwann hatten wir auch eine bekannte Nordseeinsel endeckt. Am Strand eine sog. Musikmuschel mit hervorragenden Musikern und einem entsprechenden Programm. .Meine Frau schon immer begeistert von Klassischer Musik –Möven und Meeresrauschen rät mir jedes mal dieses auch wahrzunehmen und beizeiten einen guten Platz zu nehmen ,da sie selbst alsbald nachkomme. Der Clou ist,daß sie dann immer bei Konzertschluß kommt mit einer passenden Ausrede. Tausende Autos bevölkern die Insel und mancher redet stolz von seiner Insel, Es ist kein gutes Gefühl dann Leute zu treffen die mit einem Aufkleber unterwegs sind „Ich bin Einheimischer“
Das Verlangen auch das Mittelmeer kennen zu lernen konnte nicht ausbleiben .Eine angenehme Wassertemperatur,die mediterrane Küche, das nette Wesen der meisten Leute sind ein Hauptgrund zum Wohlfühlen. Zwei- mal hatten wir das Glück am Mittelmeer zu sein als auch die Italiener ihre Ferienzeit hatten. Noch nie in meinem Leben habe ich so viele gutgewachsene hübsche junge Menschen gesehen wie in Italien. Nicht allein in knapper Badebekleidung ,auch ausserhalb des Strandlebens haben es ital. Designer verstanden das gewisse Etwas unter die Leute zu bringen .Der Gerechtigkeit willen möchte ich eine Lanze brechen auch für Leute die von Natur aus etwas benachteiligt sind. In zwei aufeinanderfolgenden Jahren lernte ich eine sehr gebildete Schweizer Dame kennen,die zusammen mit ihrer Mutter regelmäßig am Mittelmeer Urlaub machte. Wenn andere in der Sonne gebraten wurden schwamm sie weit draußen im Meer. .Bei jedem Wetter, niemand weit und breit glücklich und zufrieden, Oft schwamm ich morgens auch weiter hinaus und erschrack wirklich als hinter einer Welle jemand rief: Guten Morgen HerrJürgens -So nannte sie mich immer-schöne Wellen heute Morgen.
Wir haben immer viel Spaß gehabt ,sie war eine großartige Frau und noch heute glaube ich, daß sie von den Fischen abstammte. So gehen die Jahre vorbei und die Gelenke fangen an zu knacken.
Gute Freunde aus den Neuen Bundesländern würden mit den Worten abschließen
-------WAR DOCH SCHÖN---------

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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