Nur selten schwebte Lächeln über ihr Gesicht,
denn drängende Gedanken
formten ihr die Züge.
Er hieß sie daher
vor ihn kommen!
Da saß sie nun.
Voll Zweifeln,
ob sie überhaupt die Wahrheit wagen dürfe.
Als er sie aber dann ermunterte,
brach ungehemmt aus ihr heraus,
wie einsam sie als Nixe sei...
… Mehr Abbild fremder Wirklichkeit,
denn dieses Lebens selbst...
Es gebe aber sicher mehr,
als zeitlos nur das Schöne sein!
Ihm war die Macht gegeben,
Lebensziele umzustecken!
Erhitzt saß hier ein Nixlein,
- weil es sich endlich ausgesprochen -
inmitten seiner Fragen
und hatte doch,
- ganz Teil von seiner Weiblichkeit! -
schon bedacht,
ihm nun auch schon den Weg zu zeigen,
den die Gedanken nehmen mögen,
- wobei es jedoch ernst zu Boden blickte
als es in Demut zu ihm sagte:
„ Als Fisch hingegen, großer Geist ...
Er sah sie darauf lange an,
der große Geist des Wassers
denn es war klar,
hier hatte sich zwar eine Form gesprengt,
um Neues sich zu schaffen,
doch es war offen,
wie das nun zu vollenden sei!
Der Weise schmunzelte für sich.
Sieh an, das kecke Wesen!
Das meiste war nur Vorspiel.
Es ging um diesen einen, halben Satz!
Der große Geist des Wassers
ging Fragen immer redlich an.
War ihm doch aufgetragen,
Leben Ziel zu weisen -
was aber nicht bedeutet,
auch den Weg,
der gradewegs zu diesem führt!
Natürlich war ihm wohl bewusst,
wie mutig dies Geschöpfchen war,
derlei von ihm zu wollen,
anstatt erduldend auszuleben,
was bisher ihm vorherbestimmt.
Nur durfte seine Anerkennung
ihn nicht zu falschen Schlüssen führen,
denn Wollen ist nur erster Schritt...
Nicht vorschnell galt es daher zu entscheiden!
Auch sollte Antwort warten können,
wenn sich Vertrauen Rat erhofft!
Nach Tagen sprach der Geist zu ihr:
„Geh, kleine Nixe!
Ein Fisch mag Dich verwandeln!
Doch sei Dir dessen auch bewusst:
Dein Glanz
und auch die Schönheit werden Dich verlassen!
Ein hoher Preis,
für ein nur kurzes Leben!“
Das Nixlein schauerte zusammen:
hier fror ihm seine Hoffnung
zugleich auch seine Zukunft ein;
und dennoch spürte es Verlockung
befreiend in sein Leben drängen!
Vom Geist ward wohl gemerkt,
was dieses Wesen jetzt durchwehte,
in hoffnungsfrohem Unverstand.
Das sorgte ihn auch wieder,
denn sich nur Fragen laut zu stellen,
heißt nicht,
auch ihre Antwort zu verstehen, !
Vielmehr birgt Ungestüm dann weitere Gefahr!
Es galt daher,
hier Räume der Besinnung zu gewähren.
Er gab ihr deshalb weiter vor:
„Zuvor musst Du jedoch beweisen,
wie wichtig Dir dies wirklich ist!
Erst jener macht Dich daher frei,
den Du Dir selbst gewählt,
und mit den Händen auch gefangen!
Verlange also nie:
Den will ich,
oder jenen,
aus dieser großen Zahl an Vielen!
Nein!
Selbst musst Du Dir gewinnen,
der Dich hernach befreien soll,
aus dem,
was jetzt Dein Leben!
Denn bist Du dazu schon nicht fähig,
so würde anderes erst recht misslingen
Ich aber,
darf Dich dann nicht gehen lassen!
Die Nixe schwamm von dannen,
wie benommen!
Erst hatte Hoffnung sie emporgehoben,
nun tiefer Fall
statt Freude!
Sie fühlte sich bestraft
und sah nicht,
was wirklich ihr da zugedacht!
Wie meist,
wenn Rat
nicht in die hingestreckte Tasche fällt!
Denn es gab wirklich keine Lösung!
Wie sollte sie sich sich Fische greifen,
die flink und glatt im Wasser jagen?
Und sollte sie aus Zufall wirklich einen greifen
- war der dann auch der Richtige?
Zudem!
Selbst wenn der gut gewählt?
Wie sollte sie ihn halten können?
Weiß doch ein jeder,
dass Fische immer dann entgleiten,
wenn man sich ihrer sicher wähnt!
Und nicht zuletzt!
Ein Fisch!
Jetzt zieht es mich,
um einer unbekannten Freiheit willen,
zu ihm hin,
in die Geselligkeit von Seinesgleichen,
und scheinbar ind die Sicherheit von großen Schwärmen!
Doch bin das nachher wirklich ich?
Nachdem sie,
dort am Wasser,
Fische plötzlich anders sah,
da wurde ihr bewusst:
Mir kann das nie gelingen!
Ein Weiteres kam noch hinzu!
Darf so was überhaupt gelingen?
Dem anderen die Freiheit nehmen,
um die Seine zu gewinnen?
Zweifel,
die beharrlich einer Antwort harrten!
Die Zeit verströmte daher wie das Wasser
und das Nixlein,
jetzt,
wo es das Schicksal selber wenden sollte,
saß tief verstört an dessen Ufern.
Ist es doch immer schwer,
sich selber zu bestimmen!
Bis schließlich die Erkenntnis in ihm reifte,
dass Glück wohl nie vorübertreibt!
Es will vielmehr gefunden sein,
bevor es sich besitzen lässt!
Und so durchdachte es erneut die Lage.
Ein Fisch?
Ein biegsam, starker Leib,
in schlüpfrigem Gewande!
Nur List verhilft da zum Gewinn!
Ihn also fangen,
wie sie den Menschen abgesehen!
Die warfen einen Köder,
in dem ein Haken sich verbirgt!
Zwar schlimmes Tun,
doch durch Erfolg erprobt!
Doch halt!
Wie hatte es geheißen?
Ihn selber mit den Händen fangen,
war ihr aufgegeben.
Und solches war ihr niemals möglich!
Doch weiß die Weiblichkeit
sich meist zu helfen,
wenn sie ihr Ziel im Auge hat!
Bald war sie jedenfalls gewiss,
dass auch ein Haken nicht verboten,
so lange er nur Hilfe blieb.
Den Fisch,
den würde sie danach
dem Geist mit ihren Händen reichen!
Doch wurde ihr auch die Gefahr bewusst,
die einem Haken eigen:
Ihn jenem wieder aus dem Schlund zu holen...?
Womöglich ihn verletzt zu haben,
nicht wissend,
ob er leben blieb!
Ist das Gewähr für neues Glück?
Erschreckt warf sie den Plan beiseite!
Bis sie die alte Eule sah,
die reglos an der Zeit Unendlichkeit
zu lauschen schien...
Das Nixlein zögerte!
Stand voller Demut vor der Eule,
die ihr auch schließlich einen Blick gewährte
bevor sie danach wieder sich verschloss.
Getrieben von der Macht des Wollens,
fand sich das Nixlein dennoch Mut,
sich nun zu offenbaren!
Die Eule klappte jäh ein Auge auf,
nach wohl bedachter Weile.
und sagte kühl zu ihr herab:
„ Natürlich einen Köder, dummes Ding!
Mit Deinen zarten Händen?
Einen Fisch?
Den kannst Du niemals greifen!
Du brauchst natürlich eine List!
Und die
hat immer einen Haken!
Doch sage mir zuvor:
Wie gut kennst Du die Fische?
Ich weiß,
Du hast zwar fast so einen Leib,
doch denkst Du auch wie sie?
Was wirfst Du also aus als Köder?
Denn Du musst wissen:
Was immer die Verlockung ist,
sie muss was von Dir selber sein,
sonst findet er Dich nicht!
Denn die Gewitzten unter ihnen
die fressen jeden Köder ab,
bis die Gefahr für sie im Wasser blitzt!
Die wollen nur genießen!
Dann sind sie wieder fort.“
Die Eule ließ sich eine Pause.
Schloß zunächst ihr Auge wieder,
Bis sie dann mit Strenge
aus beiden Augen wieder auf sie sah.
„Es gibt ja auch noch andere!
Die schlingen alles in sich rein,
selbst wenn es ihnen kunstvoll angeboten
und sind dadurch auch leichte Beute!
Doch willst Du wirklich einen,
der gierig alles frisst,
das sich gerade bietet?
Da fragst Du dich schon bald:
Wie konnte ich mich so betrügen?
Denn was an Süße zu Beginn,
ist all zu schnell Dir abgeleckt!
Verdränge also nicht,
in Deinem Wollen:
Auch Fische sind nicht alle gleich!
Willst Du es trotzdem wagen,
so prüfe Dich,
ob Du bereit,
nur irgendeinen Dir zu fangen
oder wirklich nur den Einen!
Gelingt es Dir,
bedacht zu wählen,
so wird Dein Glück zwar dauerhaft,
doch ist so was nur schwer erreicht!
Da findet anderes sich leichter!
Denn dem steht die Enttäuschung schon beiseite,
und wird Dich durch die Jahre dann begleiten.“
Die Nixe nickte nur beklommen.
Was sie da hörte,
hieß,
selbst die Eule wusste keine Hilfe!
Erschreckte sie doch nun das Wissen,
dass nun wohl viele an ihr naschen würden!
Und selbst,
wenn sie auch das ertrug,
wuchs eben trotzdem die Gefahr,
dass für den einen,
dem wirklich ihr Bemühen galt,
dann nur ein leerer Haken blieb,
weil irgendwann die Köder ausgegangen.
Sie wusste nun mal nicht sehr viel
von dieser fernen, fremden Welt!
Die Eule hatte viel gesprochen,
für den Tag
und wollte es dabei belassen!
Und doch
sie dauerte die kleine Nixe
mit ihren wunderschönen Träumen
und wie sie
plötzlich
still in sich verzagte.
Sie klappte nochmals ihre Augen auf,
besah erneut das Elend unter sich
und die Torheit dieses schönen Wesens
und dachte dabei still für sich:
Du würdest so viel lernen müssen,
dass es für manches schnell zu spät!
Aus Mitleid mit der Kreatur
ließ sie sich daher noch herab,
das Nixlein nochmals anzusprechen:
„ Nimm Dir als Haken jene Locke,
die zwischen Deine Augen greift!
So Zierlichkeit
schreckt Dir die plumpen Fresser
und die Gewitzten sind zu dumm,
um damit etwas anzufangen,
denn ohne die Gefahr,
dabei verletzt zu werden,
gibt es für ihren Ruhm nichts zu gewinnen!
Die Locke aber führe an die Lippen,
damit sie Deine Seele trage!
Dann wirf sie in die Wasser!
Und es wird sein,
dass Deine Ehrlichkeit die andern achten!
Nur einer bringt sie Dir zurück
und wird Dich danach auch begleiten!
Denn dieser eine
will von Dir gefangen sein!“
Nach diesen Worten flog sie fort.
Die Nixe tat,
wie ihr geheißen.
Ob sie darüber glücklich wurde?
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Der Beitrag wurde von Wolf-Alexander Melhorn auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.02.2002.
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