Cornelia Tauchner

Diamanten

„Guten Morgen“, wie immer war die Bedienung im Cafe „La Constanze“ überaus nett zu Herrn Kasimir. Das lag wahrscheinlich daran, dass Herr Kasimir fast jeden Morgen im Cafe saß und seinen kleinen Schwarzen ohne Zucker trank. Oder vielleicht auch daran, dass die Mädchen zumeist aufreizende Kleider trugen und es Herrn Kasimir nur so vorkam als seien sie nett. Immerhin war das eine Go-Go Bar, die am Tag zu einem Cafe umfunktioniert wurde.
„Was darf ich ihnen bringen?“
„Das übliche, aber warten sie bitte noch, bis mein Kunde eingetroffen ist“, in Gedanken fügte er hinzu, „immerhin hinterlässt es keinen guten Eindruck, wenn es den Anschein hat, als ob ich hier schon ewig sitzen würde. Er soll doch das Gefühl haben, dass ich es nicht nötig lange auf ihn zu warten, weil ich noch viele andere Interessenten für diese Immobilie habe. Tu ich aber leider nicht. Er muss es kaufen, sonst bin ich ruiniert!!“
Herr Kasimir war äußerst beunruhigt. Wenn dieses Geschäft heute fehlschlug, würde er eines seiner teuren Hobbys aufgeben müssen. Herr Stockhalter war der einzige Interessente für die kleine Villa draußen am Lande.
Auch sonst hatte Herr Kasimir keine Kunden, denn er war in dieser Gegend einer von 5 Immobilienmaklern, die erstens eine viel größere Firma besaßen und zweitens wohnte er in einer Stadt mit 5 tausend Einwohnern. Da war es ziemlich schwer Kunden zu finden. Also musste Herr Kasimir immer auf kleine Tricks zurückgreifen. Das letzte Mal, als er versucht hatte das alte Haus am Rande der Stadt los zu werden, hatte er seinen einzigen Interessenten zu einer privaten Kundengrillparty eingeladen. Dazu hatte er seine ganze Verwandtschaft eingeladen, die alle behaupteten, sie hätten Interesse dieses Haus zu kaufen. Da hatte es sich der Kunde schleunigst überlegt, dass Haus viel zu teuer zu kaufen. Er hatte sogar zugestimmt, jedem der anderen Gäste als Trost 1000 Euro zu geben, und das waren immerhin 20.
„Ah guten Tag, Herr Stockhalter.“
„Guten Tag, Herr Kasimir. Warten sie schon lange?“
„Nein, ich habe gerade erst bestellt.“ In Wahrheit, wartete er schon eine volle Stunde auf seinen Interessenten.
„Gut. Dann brauche ich ja kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich bin nämlich im Stau stecken geblieben.“
„Kein Problem. Ich bin ein Mann von Welt, und sehr in Eile. Währen sie 10 Minuten früher hier gewesen, hätten sie auf mich warten müssen.“
„Ihr Kaffee, Herr Kasimir.“
„Danke!“
„Was darf ich ihnen bringen?“
„Für mich nur einen Tee.“
„Kommt sofort.“
„Bezaubernde Aussicht, finden sie nicht?“, und damit waren natürlich nicht die Berge am Horizont, hinter dem Fenster gemeint.
„Ja, reizend diese junge Dame. Waren sie schon öfter hier?“
„Nein heute zum ersten Mal“, und wieder log Herr Kasimir, „zurück zu unserem Geschäft. Wissen sie ich habe sehr viele Kaufwillige. Die mir sehr viel mehr als sie geboten haben. Ich habe auch gleich anschließend noch einen Termin mit einem dieser Interessenten.“
„Das ist doch wirklich schade. Aber ich kann ihnen einfach nicht mehr bezahlen. Ich habe nicht so viel Geld.“
„Ich weiß, aber die Angebote sind da und ihr Angebot liegt weit unter dem Wert des Hauses“, eigentlich war das eine Lüge, denn das Angebot lag weit über dem Wert.
„Aber ich kann es mir aber nicht leisten, noch mehr auszugeben. Und ich möchte dieses Haus aber unbedingt kaufen. Es hat seinen eigenen Scharm. Meine Frau hat sich auch schon richtig in das Haus verliebt.“
BINGO!!! Das waren die Worte die Herr Kasimir hören wollte. Der Kunde würde das Haus kaufen, um einen viel zu hohen Preis. Herr Kasimir hatte es wieder geschafft einen dicken Fisch an Land zu ziehen.
„Na wenn das so ist“, dramatische Sprechpause, „wird mir nichts anderes übrig bleiben, als den anderen Kunden zu sagen, dass ich bereits einen Käufer gefunden habe.“
„Sehr gut. Wann kann ich ihnen das Geld überweisen?“
“Wie treffen uns Montag in meinem Büro. Ich bereite die Unterlagen vor. Dort werden sie dann alles weitere erfahren.“
„Meine Frau wird sich freuen!“
„Das hoffe ich doch. Kellnerin…zahlen bitte!“
„Ich freu mich schon auf Montag.“
„Auf Wiedersehen, Herr Stockhalter, hat mich gefreut mit ihnen Geschäfte zu machen!“
„Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite.“
Damit verließ Herr Kasimir das Kaffee. Nun war die Zukunft für sein Hobby gewährleistet. Seine Frau wird sich freuen, immerhin ist sie doch diejenige, die die Sammelleidenschaft für Diamanten ausgelöst hat. Aber kann es sich doch leisten, denn für ihn Springen bei jedem Deal 2000 Euro heraus. Abgesehen von den 10-15 tausend Euro, die er immer von dem bezahlten Geld seiner Kunden abzweigt. Merkt doch eh keiner. Er hat doch seine Tricks. Und irgendjemand muss doch schließlich den Diamantenverkäufern ihr Gepäck abnehmen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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