Traumbegebnung (Gegenentwurf zu ´gezeichnet´)

… Jetzt liegt sie vor mir, ihr zarter, verletzter Leib ist reglos, schluchzend werfe ich mich über sie, schlinge meine Arme um ihren bloßen Körper, und mit jeder meiner Tränen gewinnt sie wieder an Kraft, sie rührt sich erst kaum, zuckt nur leise, schon zittere ich vor Glück, unter Tränen lachend wie ein Kind, sie lebt, und jede Regung lässt sie stärker werden, zuletzt rafft sie sich wieder auf, blickt mich mit vorwurfsvoller Mine an:

„Du wolltest mich töten.“ Ich umarme sie, küsse sie, heule immer noch. „Du wurdest nicht müde, mich zu verleugnen, und du hasstest mich als jenen Teil deiner selbst, der dich unterschied von ihnen, deine Phantasien zu ermorden, und deine Träume … wolltest du wirklich unter ihnen leben, die dir keine Wahl ließen?“ – „ Es gab keine Anderen. Ich hatte Angst, so alleine.“ – „Und jetzt?“ – „Was soll ich ohne dich?“ Ich nehme ihre Hand, doch schon entgleitet sie mir, weicht zurück in das Licht, in den Traum, aber als ich erwache fühle ich ganz deutlich meine wiedererwachte Seele in mir, nach so vielen Tagen leerer Gleichgültigkeit. Vielleicht könnte ich doch leben in dieser Welt ohne an ihr zu zerbrechen?

(20.6.2001/15.8.2004)

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