Susanne Kobrow

*IMAGINATION*



Vor ein paar Monaten begegnete ich in meiner Rehabilitation im schönen Hessenwald der Imagination…. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht annähernd, was das sein könnte. Somit musste ich mich mal wieder überraschen lassen, wie oft in letzter Zeit.

Da man von mir behauptet, ich sei ein Realist, und ich von Mitpatienten hörte, man müsse sich dort fallen lassen können, um Erfolg zu haben, ging ich mit gemischten Gefühlen in die Stunde. Denn Fallenlassen war das Letzte, was ich wollte!

Ich wollte immer noch nicht einsehen, dass ich Hilfe brauchte, aber warum nicht wieder mal einen Versuch seitens der Therapeuten annehmen?
Ja, und da ich ein gehorsames Mädel bin, besuchte ich nun die Imagination. Sechs Stunden standen auf meinem Plan, von denen ich dachte: „Sechs verschenkte Stunden. Aber was soll’s, ich mache mit!“

Wir waren etwa 10 Frauen, so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten, aber jede von uns hatte ihr Problem. Die Therapeutin begrüßte uns freundlich und erklärte ein wenig das Thema. Es gab verschiedene Übungen in Form von Geschichten, und wir sollten dadurch ein wenig in unser inneres Ich reisen.

Es gab zum Beispiel:
„den inneren Garten“
„die Lichtstrahlübung“
„den inneren sicheren Ort“
„das Gepäck abladen“
und noch einige mehr.

Dieses Mal sollte das „Gepäck“ dran sein. Die Therapeutin bat uns, eine bequeme Sitzhaltung einzunehmen und, wenn möglich, die Augen zu schließen. Nun sollte die Reise beginnen. Mit ihrer warmen und einfühlsamen Stimme begann die Therapeutin zu lesen:
„Stellen Sie sich nun vor, Sie sind auf einer langen Wanderschaft und mit viel Gepäck beladen…

Auf dieser Wanderschaft gelangen Sie auf eine Hochebene, die aber schon sehr weit oben ist, dort können Sie ein wenig verschnaufen…

In der Ferne sehen Sie etwas Helles, wie ein Licht, Sie fühlen sich von ihm angezogen und gehen dort hin….

So gelangen Sie auf einen Platz, der in ein warmes helles Licht getaucht ist. Dort entdecken Sie ein Gebäude, das einem Tempel ähnelt, einen Park mit Bäumen vielleicht, was immer Ihnen zusagt….

Sie spüren, dass Sie jetzt verweilen und ihr Gepäck ablegen möchten, und legen Ihr Gepäck an den Rand des hellen Platzes….

Sie halten Ausschau nach einer Möglichkeit sich auszuruhen und finden auch etwas Passendes….

Sie lassen das helle Licht auf sich wirken und spüren, wie Ihnen warm wird und Sie sich leicht fühlen….

Plötzlich bemerken Sie, dass ein freundliches helles Wesen auf Sie zukommt, Sie freundlich anlächelt und Ihnen ein Geschenk gibt…

Sie werden mit etwas beschenkt, das Sie für ihr Problem, das Sie in diesem Moment haben, gebrauchen können, das ihnen Hilfe gibt…

Sie bedanken sich…

Nach und nach beschließen Sie, dass sie wieder zu ihrem Gepäck gehen möchten. Dort überlegen Sie, ob sie all Ihr Gepäck wieder aufnehmen möchten, oder einen Teil hier lassen können und setzen ihre Wanderschaft fort.

Langsam kommen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder zurück.“
Mit diesen Worten schloss die Therapeutin.

Sie schaute durch den Raum, um zu ergründen, wie es uns ging, blieb mit ihrem Blick bei mir stehen, stand auf und kam auf mich zu. Sie umarmte und tröstete mich. Mir war nicht bewusst, dass ich wohl schon seit einer geraumen Zeit bitterlich weinte!

Denn während der Übung hatte ich ein derart schönes Geschenk bekommen, dass ich meine Tränen nicht zuhalten konnte. Aber es waren gute Tränen, die mich freuten!

– Ich hatte die ausgestreckte Hand meiner verstorbenen Mutti erhalten, die mir Hilfe anbot -!

Seither verstehe ich vieles besser, und kann endlich auch, Dank der guten Therapeutin, an mir selbst arbeiten.

Also schrieb ich einen sehr, sehr langen Brief an meine Mutti…

Und dank dieses Briefes kann ich jetzt –endlich- über meine Vergangenheit reden und Sorge für mich tragen!


© Susanne Laeseke

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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