Sonja Bartl

Hundegedanken 1

“Unser Auto“

Mein Herrchen Paul hat vor einiger Zeit ein rotes Auto gekauft, welches er genau so lieb hat, wie mich. Im Gegensatz zu mir darf es nicht ins Haus. Es steht davor und jedes Mal, wenn er einsteigt, darf ich es mir auf dem Rücksitz bequem machen.

Unser Auto besitzt 4 schwarze Gummiteller, zwei an jeder Seite, aber es ist kaputt, krank und fährt nicht.
Alle anderen Autos auf der Straße haben diese Dinger auch, rollen aber damit an uns vorbei. Sogar die Häuser und Bäume tun das - wie sie das machen, weiß ich nicht. Für Paul hält manchmal ein Haus an und für mich ein Bäumchen und dann steigen wir aus und besuchen es.
Mein Zweibeiner hat meistens im Haus etwas Wichtiges zu erledigen .....
und ich am Baum .....
ans Auto darf ich ja nicht......
Einmal hab ich es schon versucht, aber da wurde mein Herrchen autolackrot im Gesicht und hat mit mir geschimpft: “Weg von den Reifen!“. Das hätte er mir aber auch früher sagen können, dass die Gummiteller schon reif sind.

Manchmal kommen bunte Lichter vorbei, meist sind sie rot, gelb oder grün. Sie sind sehr eitel, besonders das Rote. Es bleibt IMMER stehen und Paul muss es bewundern. Wenn das jedoch mehrmals hintereinander vorkommt, wird er seeeehr wütend und erfindet neue Schimpfwörter.
Ich kann leider nicht alle Schimpfwörter verstehen, denn der Wagen hat ständig Hunger und sein Magen brummt die ganze Zeit furchtbar laut und ohne Unterbrechung. Deswegen halten ab und zu Tankstellen an und dann wird er mit Superbenzin gefüttert, welches sogar breifrei ist.
Kiesel oder Moralbenzin kommt nicht in Frage.
Unser Auto bekommt nämlich nur das Beste, denn es ist nicht ganz gesund. Es hat Gleichgewichtsstörungen. Deswegen schleudert es mich manchmal in die linke oder rechte Ecke, am schlimmsten ist es aber, wenn es Übergewicht bekommt und nach vorne fällt......das sind dann die Momente, wo sich mein Po von selbst lüftet.
Mein Herrchen versucht diese Störungen auszugleichen, indem er heftig an einem großen Plastikring dreht und kurbelt, meist aber ohne Erfolg..
Wenn er auf die Mitte des Ringes drückt, bellt der Wagen auf Kommando, aber es klingt fürchterlich.. Ich belle, wenn ich Lust dazu habe - aber wer weiß - vielleicht würde ich auch auf Kommando bellen, wenn mein Herrchen an mir herumdrücken würde...

Paul ist ein Allroundtalent, er kurbelt nicht nur mit den Händen, nein, er tritt das Auto auch gleichzeitig mit den Füßen. Unter seinen Schuhen befinden sich Treter, auf denen er ständig nervös hin und her steigt. Im Haus befindet sich auch so ein Treter.....am Mülleimer.....wenn man da draufsteigt, geht der Deckel hoch. Hier geht jedoch gar nichts hoch, ich sagte doch, das Auto ist kaputt.
Wir müssen alles selber aufmachen, auch den Kofferraum. Warum der so heißt ist mir schleierhaft, denn weder ist er ein Koffer, noch ist da genügend Raum vorhanden. In dem bisschen Raum steckt ein zusätzlicher Gummiteller, damit tauscht mein Zweibeiner wahrscheinlich einen “Reifen“ aus....falls mal einer überreif ist..
Noch weniger Raum befindet sich im Handschuhfach. Obwohl es so klein ist, stopft mein Paul alles Mögliche hinein. Und was gibt er nicht hinein? Na? Naaaaaa?
Handschuhe natürlich!
Wahrscheinlich gehören auch keine hinein, denn im Hundekuchen sind ja bekanntlich auch keine Hunde.
Ich mag unsere Autositzungen recht gern, denn ich muss nicht zu den Bäumen gehen, sondern sie kommen zu mir. Mein Herrchen mag sie auch, denn da kann er nach Lust und Laune Schimpfwörter erfinden.....im Haus darf er ja nicht.....wegen seinem Frauchen.....



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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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