Reinhard Schanzer

Die Händlergeschichte

Eine kleine Händlergeschichte.





Es war einmal vor langer, langer Zeit, als noch Feen und Elfen lebten und die Menschen noch an Märchen glaubten.
In dieser Zeit gab es auch noch gute und böse Händler.

Die bösen Händler kauften z.B. wertlosen Tand und Schrott auf, polierten ihn etwas auf und verkauften ihn zu weit überteuerten Preisen an gutgläubige und ahnungslose Kunden weiter.
Sie fuhren z.B. auch bis nach Amerika, kauften alte Schrott - Harley´s für einen Apfel und ein Ei auf, brachten diese nach Europa und verkauften sie für ein Schweinegeld an dumme Motorradfahrer.
Damit finanzierten sie sich einen langen und kostenlosen Urlaub.

Die guten Händler hingegen machten es genau umgekehrt, da sie ein reines Gewissen hatten und darauf auch sehr stolz waren.
Sie kauften nur ausgesuchte und hochwertige Waren, die sie dann ohne Gewinn und z.T. noch unter dem Einkaufspreis an ihre Kunden weitergaben. Auch Reparaturen machten sie kostenlos und nahmen dafür nicht einmal Trinkgeld an.
Sie lebten nur von Wasser und Brot und für ihre reine Seele war es das höchste Glück, anderen etwas Gutes zu tun und Tag und Nacht nur für ihre Kundschaft dazusein.

Nun ergab es sich aber eines Tages, daß der Steuereintreiber des Königs des Weges kam und sah, daß weder die guten, noch die bösen Händler dem König einen Obolus entrichtet hatten.
Kurz entschlossen setzte er sofort einige Steuern fest, die er "Mehrwertsteuer", "Einkommensteuer", "Umsatzsteuer" und "Gewerbesteuer" nannte.
Daraufhin erfand auch der königliche Geldverleiher einige Abgaben, die er "Bereitstellungsgebühren", "Zinsen" , "Zinseszinsen" und "Tilgung" nannte.

Für die bösen Händler war dies kein Problem, da sie mit ihren Betrügereien genug Geld gescheffelt hatten, um diese Abgaben bezahlen zu können.
Sie lebten weiterhin in Saus und Braus und sie hatten alle als äußeres Erkennungszeichen dicke Bäuche.
Für die guten Händler hingegen hatte dieser Erlaß zur Folge, daß sie sich nun fortan zum Wasser nicht einmal Brot kaufen konnten und nun samt ihren Familien und Kindern jämmerlich verhungern mußten.

Seit jener Zeit gibt es keine guten Händler mehr, denn es hat keiner überlebt.
Die Friedhöfe in jeder Stadt sind seitdem voll von guten Händlern, die allesamt jämmerlich verhungert sind.
Die Seelen der guten Händler sind alle in den Himmel gekommen, während die bösen Händler mit ihren dicken Bäuchen ständig über Sodbrennen und Hämorrhoiden jammern.

Für die dummen Motorradfahrer hingegen brachen von nun an schwere Zeiten an:
Da es keine guten Händler mehr gab, mußten sie viele, viele Taler für Ersatzteile und Reparaturen bezahlen und die Bäuche der bösen Händler wurden dicker und dicker.
Und wenn sie nicht geplatzt sind, so leben sie noch heute unter uns.



© Copyright 2001 by Reinhard Schanzer
Institut für Geschichtsforschung und wahrheitsgetreue Märchen in Denkhof/Germany

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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