K.N.Klaus Hiebaum

Autobiographie *b* ER-LEBEN * I I * KLEINKIND * Kap.1-15


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ER-LEBEN * Buch * I I * KLEINKIND * Kap.1-15 *


II

AUTOBIOGRAPHIE                                                 vom     E R - L E B E N 

                                            eines

                                                   SUCHENDEN

 

 

E R - L E B E N  * * *    I   * * * ERSTE JAHRE  * * *  unbeschwertes Leben      1945 - 195o       12  Kap.

              

E R - L E B E N  * * *   II  * * * KLEINKIND  * * *  entdeckt die Welt               1950 - 1955       15  Kap.

 

E R – L E B E N * * *  III * * *  KINDHEIT  * * *  wenn es dunkel wird              1955 - 1959        19  Kap.

 

E R – L E B E N * * * IV  * * * BERUF  * * * Lehrjahre sind keine Herrenjahre   1959 -1964        13  Kap.

 

E R – L E B E N * * *  V  * * * NEUES LEBEN  * * *  Nachfolge                         1964 - 1966       11  Kap.

 

E R – L E B E N * * * VI  * * * FREIHEIT  * * *  und Freizeit                               1964 - 1966       11  Kap.

 

E R – L E B E N * * * VII * * * LEBENS - SCHULE * * * ein Fundament            1969 - 1969       11  Kap.

 

E R – L E B E N *** VIII   *** FOKOLARE  * * * Höhen und Tiefen                   1969 - 1971       13  Kap.

 

E R – L E B E N * * * IX  * * * BEWEGTE  ZEITEN* * * Auf der Suche              1971 - 19                

 

E R – L E B E N * * *  X   * * * EHE und FAMILIE  * * * Ausdauer

 

 

 

*** II. * * *. Buch   *** KLEINKIND ***  entdeckt die Welt

 

  1  KASPERL............................für die ganze Klasse

      2  Das   MÄDCHEN..................und  die  Oma

      3  HOCH-MUT.........................kommt vor dem Fall

      4  WASSER-BAD.....................und Fango Packung

 5  LEBENSGEFÄHRLICH........Krankheit

 6  Der   SPRUNG......................in  die  Tiefe

 7  VERLIEBT............................woran das Herz hing

          8  GEFÄNGNIS.........................Ausbruch

 9  ZWILLINGSPAAR...............allein mit NEUN

 10  AUFKLÄRUNG....................in den Fünfzigern

 11  SCHARFE  SACHEN...........eine brisante Entdeckung

 12  SCHUTZENGEL..................und das Nagelkissen

 13  Die OMA..............................baumelt  am  Strick

 14  ABSCHIED von OMA..........sterben

 15  BEGRÄBNIS.......................seltsame Zeichen


 

II,    1           

K A S P E R L

für die ganze Klasse

                                          


Wenn ich mich recht entsinne, hat Mutter mich auch mal in den Kindergarten gebracht.

Muss wohl für mich so ein dramatisches Ereignis gewesen sein, dass ich gleich am ersten Tag meine Hose mit duftendem Etwas angefüllt habe.

Dies hat mir weitere Sorgen mit dieser Einrichtung sowie Entzugserscheinun

gen von meiner Mutter erspart.

ggg

Als ich später in die Volkschule kam, und Mutter sich eines Tages nach meinem Verhalten erkundigte, gingen ihr fast die Augen über.

„Der“, sagte der Lehrer, „der ist das Kasperl für die ganze Klasse“.

„Waaaaas,??? mein Peeeter???“  fragte Mutter ungläubig... und kam aus dem Staunen nicht heraus!

Ja, das war wohl mein Ausgleichsport und die Revanche für mein Schwesterchen, das sich in der Nachbarschaft überall eingeschleimt hatte.

 

Tatsächlich saß ich wegen meiner Kurzsichtigkeit immer in der ersten Bank, und hatte den Lehrer meist so knapp vor mir, dass ich außerhalb seines Blickfeldes lag, und beinahe ungehindert jede Art von Grimassen in die Klasse „versenden“ konnte.

II,  1

LIEBE ist ...

ihr immer wieder

ein Lächeln

auf das müde Antlitz

zu zaubern


II,    2           

Das  M Ä D C H E N

und die Oma

 

Meine Zwillingsschwester Christl, war das quirlige, graziöse, redegewandte, süße Ding, das sich auf Anhieb die Herzen der Menschen eroberte.

Muttis "handfesten" Tätigkeiten konnte sie immer entrinnen, da sie Oma Gesellschaft leisten "musste".

Aber das Stricken und Flicken, welches die Großmutter der Enkelin beibringen wollte, hab ich noch vor ihr erlernt.

Ihre Gartenkenntnisse gipfelten in der koketten Frage: "Mutti, warum den immer Petersil und nie Christelsil??"

Ja, mein Schwesterlein war ein sehr kluges und belesenes Köpfchen!

Als sie kaum in der Schule war, überraschte sie uns eines Tages mit der Feststellung:

"Jetzt weiß ich, wann Churchil das letzte mal am Klo war"!

Auf unsere erstaunten Blicke antwortete sie:

"In der Zeitung steht >Churchils letzte Cabinett-sitzung<" (WC heißt auf italienisch bekanntlich gabinetto!)

Außer der Gesellschaft meiner Schwester... hatte Omilein oft noch andere Mitbewohner im Zimmer.

Es gab immer wieder Hühner im Stall, die ihre Mutterschaftspflichten nicht ernst nahmen, sie saßen nur zwei Wochen auf den Eiern, statt drei...na so was! Da Oma bettlägerig war, und unter den Federn, immer gleichmäßige Wärme herrschte - wurden die angebrüteten Eier in ein Kistchen gelegt ... unter die Bettdecke geschoben --- und die gute Oma brütete (nach eigenen sechs Kindern) noch eine Menge Küken aus!            O:-)))

 

Dies entspricht kuschelwarmen Tatsachen! (ist kein Kindertraum)


 II,   2

LIEBE ist . . .

die BEZIEHUNG so frisch zu halten

dass sie ihren mädchenhaften Charme

nie verliert


 

 

II,   3

 


 

H O C H M U T

kommt vor dem Fall

Hochmut bezieht sich hier aber nicht auf Stolz, sondern auf Mut zur Höhe.

Schon als kleiner Junge kletterte ich immer auf unsere haushohen Kirschbäume, um die herrlichen „Herz-haften“ Früchte zu genießen.

Aber zum Beernten der äußeren Äste benötigte man natürlich eine Leiter. Es wurde also die Staffelei (Stehleiter) aufgestellt und ich saß rittlings auf der obersten Sprosse ca. 6 m hoch.

Die Ursache weiß ich nicht mehr, aber wie sich plötzlich die Leiter neigte, das läuft

Glücklicher Weise saß ich in Fallrichtung, sah den Boden immer schneller auf mich zukommen und irgendwie gelang es mir, noch vor dem Aufprall abzuspringen und ohne die geringsten Blessuren neben der Leiter am Boden zu stehen.

 Das ganze läuft heute heute noch wie ein Film vor meinen Augen ab


Wer weiß, vielleicht hab ich dem Schutzengel beim mich Festhalten ein paar Flügelfedern ausgerissen. Ich hatte den Flug jedenfalls gut überstanden, die Leiter wurde wieder hochgehievt und das Kirschenpflücken unbekümmert fortgesetzt.

II, 3

   LIEBE ist ...

IHR das Gefühl zu vermitteln

dass SIE bei jedem „AUSRUTSCHER“

in DEINE ARME fällt



II,   4

W A S SE R B A D ... 

 und Fangopackung

Unser Wasserwal (Bewässerungsgraben), das Grab unseres Gockelhahns, (I. Buch, Kap. 6) weiß noch von anderen spannenden Ereignissen aus seiner dahinfließenden Geschichte zu berichten.

 

In meiner Jugend war noch nicht alles so elektrifiziert, mechanisiert und infiziert wie heute.

 

Der riesige Gemüsegarten wurde mit entsprechend großen blechernen 15 Liter Gießkannen bewässert.

Das war für so einen Jungen wie mich, schon ein gehöriger Kraftaufwand, dieses Gewicht sozusagen vom Boden aufzuheben. Da der Kanal etwa 50 cm tief und breit war, befand sich der Griff der Gießkanne nach dem Einfüllen fast auf Erd-Niveau.

Wenn sehr viel Wasser rann, war der Wasserstand höher als die Kanne. Da geschah es, dass sie voll Wasser am Kanalboden stand und das Bachwasser darüber rann. Also gab es zusätzlich zum vollen Kannengewicht noch den

Wasserdruck von oben... und das überstieg auch meine Kräfte.

  

Nach vielen vergeblichen Versuchen gab ich’s auf, stieg selbst auf die Kanne und begann darauf

herum zu schaukeln bis... bis sie endlich kippte und ich samt Lederhose im Wasser lag!

 

Aber ich sollte nicht alleine bleiben, mit dieser Erfahrung!!

 

Über drei Jahrzehnte später, in meinem ersten Ehejahr, pflückte meine Frau eben dort Quitten und hatte die Standleiter über den Kanal gestellt, da die Äste diesen überragten.

 

Es war zum Glück nur eine kurze Leiter, aber trotzdem kippte sie plötzlich um, und meine Frau lag der Länge nach im Graben. Allerdings führte er damals kein Wasser und so nahm sie ein Fangobad.

Zu dieser Zeit gab es jedoch schon eine Wasserleitung samt Schlauch und einen Pächter. Dieser brauste dann das „Negerkind“ ab und lieh ihr einige Handtücher, so dass sie sich mit den nassen Kleidern ins Auto setzen und zu meiner Mutter fahren konnte, welche damals etwa 4 km entfernt wohnte.


II, 4

LIEBE ist ...

die EIGENEN Kleider auszuziehen

wenn SIE den Schirm vergessen hat

 



 

II,   5      

L E B E N S - G E F Ä H R L I C H

Krankheit

 

28.1.54

 

Es war der Geburtstag meiner Oma (ihr vorletzter), als ich mich nachmittags ins Bett legte, weil ich mich nicht wohlfühlte.

Langsam kroch das Fieber durch meinen Körper. Die Zunge wurde dunkelrot mit kleinen Bläschen, als hätte ich Himbeeren im Mund. Die Temperatur stieg an und nach Tagen war mein Körper mit roten Flecken übersäht. Der Arzt kam nach Hause. Scharlach !!!

Bekam gleich mal 40 Tage Quarantäne verordnet und die strenge Auflage, dass außer meiner Mutter, wegen der extremen Ansteckungsgefahr, niemand mein Zimmer betreten durfte.

Ja, das war schnell gesagt und für mich auch nachvollziehbar... aber für mein spritziges und quirliges Schwesterchen keineswegs. Sie war ja auch quicklebendig und gesund.

Also schlüpfte sie immer wieder heimlich durch die Tür und landete an meinem Bett.

 

Es läutete die Türklingel. Wir waren zu beschäftigt, um darauf zu achten.

Plötzlich hörten wir Stimmen vor der Zimmertür. - Oh weh, das musste der Arzt sein.

Was tun?

Um das Zimmer zu verlassen, war es zu spät. Also schnell in eine Nische verkrochen.

Die Tür ging auf. Gründliche Visite unter Hochspannung !

Endlich - war er wieder draußen, der Onkel Doktor.

Wir warteten eine Weile, dann huschte meine Schwester aus dem Zimmer hinaus, mitten hinein in vier riesengroß staunende Augen von Arzt und Mutter, die sich still unterhalten hatten.

 

 So ein Schreck! Christl befürchtet Schlimmes.

 

Doch welche Überraschung, der Arzt sagte,  wenn das so ablaufe, dürfe sie ohne weiteres zu mir kommen, denn entweder bekommt sie den Scharlach oder - was nach dieser Zeitspanne wahrscheinlicher war - sie bekam ihn nicht.

Große Erleichterung, besonders für mich,

endlich wurde mein Krankenstand etwas kurzweiliger.

 

Der Februar war fast vorbei, da begann meine Körpertemperatur plötzlich zu steigen, schnellte noch bis auf 41/42 Grad empor.

Der Arzt jagte mir Unmengen von Penizillin ins Fleisch.

Vergeblich! Ich reagierte darauf überhaupt nicht. Er war verzweifelt.

Sagte meiner Mutter, sie solle mir jeden Wunsch erfüllen, er sei nicht sicher, ob ich das überstehe!

 

Endlich, hatte er den Bösewicht entdeckt. Es war eine nasse Rippenfellentzündung, die so tief saß, dass man ihr nicht gleich auf die Spur kam.

 

Jetzt gab's nur eins: entweder das Wasser rausschwitzen oder punktieren.

Graue Paste wurde dosenweiße erhitzt, auf Tücher gestrichen und mir möglichst heiß um den Leib gebunden.

Einmal war's zuviel des Guten und man hat mich ordentlich verbrannt.

Wenn ich nach dem Mittagsschlaf unter zwei Federbetten erwachte, dann konnte man Kopfkissen und Schlafanzug auswinden, dass die Bächlein rannen.

So ging das Wasser aus meinem "Fell" und die Temperatur sank schnell.

 

  Das ganze hatte auch seine schönen Seiten. Mutter verbrachte möglichst viel Zeit mit mir - die Ärmste - wo hat sie die bloß abgeknüpft.

Wahrscheinlich die Hausarbeit in nächtlichen Stunden erledigt.

Aber auch um diese Zeit brauchte ich ihre Hilfe.

Während es mir tagsüber relativ gut ging, wachte ich nachts oft vor Schmerzen auf, musste mich mit Mutters Unterstützung aufsetzen und bekam vor lauter Weh kaum noch Atem.

 

Dafür jedoch gab's dann wieder schöne Überraschungen. Mutter fragte immer worauf ich Appetit hätte.

"Radieschen wären was Leckeres!" Aber das war doch unmöglich, war ja noch Winter.

Mutter brachte... Radieschen. Eine Sensation!

 

1. gab es in den 50ern noch nicht das ganze Jahr hindurch Frisch- bzw. Glashausgemüse,

 

2. versorgten wir uns normaler weise nur mit Dingen aus dem eigenen Garten.

 

Ich strahlte überglücklich und war begeistert.

In dieser Zeit durfte ich nachmittags, wenn es mir besser ging, auch aufstehen und im Zimmer Laubsägesachen ausschneiden und basteln.


 

Mutter war gerade nicht zu hause und... es passierte Schreckliches!

Ein Sägeblättchen brach ab. Ich war verzweifelt, dachte, das sei ein enormes Kapital, wie ein Auto mit Blechschaden.

Heulend und tränenüberströmt verkroch ich mich unter's Bett, nicht in's Bett, sondern unter das Bettgestell.

Es brauchte schon einiges, um mich zu finden und raus zu locken.

 

 

Ja so war die "Goldene Zeit", die Wertvorstellungen waren gegenüber heute sicherlich extrem verschieden.

Trotzdem glaube ich, waren die meisten Kinder und auch die Erwachsenen, damals zufriedener.

Und es bedurfte nur Kleinigkeiten, um Freude und Glück schenken zu können, wie man es heute selten erfährt.

 

Ja  - und weil das so schön war :-) bekam ich auch noch Herzmuskelentzündung und konnte erst nach den Osterferien die Schule besuchen.

 

Der Religionslehrer, ein Franziskaner Pater, war liebenswürdigerweise regelmäßig zu Besuch gekommen, um mich daheim auf die Erstkommunion vorzubereiten, so dass ich mit der Klassengemeinschaft feiern konnte.

 

 

II, 5

L I E B E   ist . . .

SIE während des Krankenstandes

in ein rosarotes HIMMELSBETT zu legen


II,   6  

Der  S P R U N G

in die Tiefe


Eines Leute müsst ihr wissen
wir Tiroler sind beflissen
lieben die Freiheit über allem
nur daran finden wir Gefallen
führen ein Leben wie die Herren
weh dem, der wagt, uns einzusperren

Auch wenn die Oma lieget krank
Mutter muss mal auf die Bank
das kann man doch mit uns nicht machen
so freiheitsraubend’ arge Sachen
Versucht man uns mal einzusperren
werden wir uns gar sicher wehren

Setzen uns in dem alten Gemäuer
aufs Fensterbrett, es ist nicht geheuer
das Ding ist zwar übern Meter breit
doch sieben davon runter, das ist zu weit

Wir beten zu den Engeln und Heiligen
sich an dieser Aktion zu beteiligen
ich spring voran, mitten in die Wies´
land im Wassergraben, das ist fieß!

Als meine Schwester dann tut springen
hör ich die Engel Requiem singen
Kopf über flog sie da runter
und drehte sich schnell und munter

Doch welch ein großer Segen
sie tat es überleben
nur ein Bein tat ihr weh

und links, der kleine Zeh


  Deshalb versuchten wir zu trainieren

und taten eine Runde marschieren
nach einer Weile gingen wir heim
denn Großmutter war ja ganz allein

Als die Wohnungs-Glocke tat erklingen
begann Oma voll Freude zu singen
sie öffnete die Tür ganz sanft und weich
und wurde vor Schreck und Erstaunen bleich

Wo sind die Enkel nur hergekommen
wie war’n sie dem Gefängnis entronnen
als sie hört, dass wir gesprungen so tief
es ihr eiskalt über den Rücken lief

Konnte die Sache einfach nicht glauben
hatten wir doch nicht Flügel, wie Tauben
hat am Ende nur wenig gelacht
und sich wohl was anderes gedacht


Denn unser Sprung war so dreist und keck
niemand dachte, wir kämen vom Fleck
als Mutter endlich nach Hause kam
lagen wir in den Betten  wie lahm

Oma erzählte ihr Schauergeschichten
Mutter dachte sich: die Frau kann gut dichten

ob wir wirklich gesprungen sind

wissen bis heute... nur wir und der Wind

und ihr, liebe Leser

II,   6

LIEBE ist . . .

IHR immer wieder

„auf die SPRÜNGE“ zu helfen

und IHN „ZUM SPRINGEN“ zu betören



 

 

II,   7

                                                                       V E R L I E B T

                                                                     woran das Herz hing

 

Beinahe hätte ich dieses Kapitel ausgelassen - aber nein, das geht doch nicht.

 

Wie jeder normale Junge hatte auch ich meine Schwärmereien im Hirn und das Flämmchen im Herzen.

Fragt mich bitte nicht nach meinem Alter oder wann es begann, eine Zeit zu nennen wäre gemogelt, aber sicher war es vor meinem neunten Geburtstag.

 

Im Nachbarhaus wohnten zwei Mädchen, Brunhilde und Helene. Dies war natürlich als Rufname zu lang, also Bruni, sie war ein Jahr älter als wir, und Heli, sie war eins jünger.

Die nähere Bekanntschaft begann wohl mit dem Schulbeginn, als sich unser Spielterritorium vom Hausgarten auf den angrenzenden Kurpark ausdehnte.

Die vielen Bäume und Büsche dort, waren ein idealer Ort für alle Versteck- und Laufspiele.

Hex, Hegedex ist mir gut in Erinnerung, wobei ich bezüglich Assoziation von Hexe und Eidechse nur mit Vermutungen dienen kann. Vielleicht hatte die Hexe mit dem Einfangen und die Hegedechs mit der Schnelligkeit und Gelenkigkeit zu tun.

 

Jedenfalls war Bruni die Ruhigere und Tiefsinnigere, jene die meine Gedanken und Gefühle allmählich immer mehr beschäftigte.

Heli glich im Charakter mehr meiner Zwillingsschwester. Bei ihrem Mundwerk hätte ich sowieso den Kürzeren gezogen.

 

Also schlug mein Herz für Bruni. Kann mich zwar nicht erinnern, ihr je eine Liebeserklärung gemacht zu haben... oder vielleicht doch... gibt es wohl auch andere Möglichkeiten, außer einer eindeutig verbalen Außerung.

Sicher suchte ich ihre Nähe und ihre Anerkennung und hab dabei wohl nicht immer Erfolgt gehabt.

Woran ich mich noch erinnere, das sind zwei negative Reaktionen meinerseits auf die unerfüllte Sehnsucht.

Einmal war es ein Schlagabtausch mit den Schultaschen im Park, ein ander mal saß ich am Balkon unserer Wohnung, von dem aus man Park und Nachbarhaus sehen konnte, und rief stundenlang ihren Namen.

Als der Ärger über das vergebliche Gebrüll zu groß wurde, fügte ich vor dem "i" in ihrem Namen noch ein unflätiges "s" ein.

 

Leider vermochte die zukünftige Lehrerin damals meine tiefenpsychologischen Entgleisungen noch nicht entsprechend einzuordnen    :-((

 

 

So war ich gezwungen mir einen anderen Gefährten zu suchen, dessen ich leichter habhaft werden konnte.

Nachmittags um 1 Uhr setzte ich mich auf den Balkon, über die Stuhllehne wurde das Netz mit einem Kilo Brötchen gehängt, daneben stand ein Liter-Krug voll Wasser und... meine Hände streichelten...Seite um Seite über Karl May(s) Abenteuer.

Als Old Shatterhand samt Apachen, Freunden und Feinden, dem gesamten Brot und Wasser verschlungen war, brach schon                         die Dämmerung herein, Mutter kam nach Hause und... stand wieder mal vor der leeren Brotlade.

 

Es blieb ihr nichts anderes übrig, als in Zukunft einen Teil des Brote zu verstecken, was für mich eine spannende Herausforderung und für sie Training im Finden von "Marktnischen" bedeutete.

 

Als ich später ins Heim kam, hatte ich zwar etwas an "Reserven" am Leib, dafür aber um so größere "Entzugserscheinungen".

II,   7

L I E B E   ist . . .

sich immer wieder

in den I die PartnerIN

zu verlieben


II,   8

G E F Ä N G N I S  -
Ausbruch

Wieder einmal hatten wir unerträglichen Hausarrest. Was dachten die sich eigentlich dabei, uns einzusperren. Sollten sie das  mit den Hühnern machen, aber doch nicht mit uns Kindern.

Wir waren etwas älter geworden, und nach dem rotierenden Sprung meiner Schwester aus dem Fenster, wussten wir , dass wir die Schutzengel nicht so herausfordern konnten.

 Außerdem waren wir uns nie so ganz sicher, ob sie wohl auf unserer Seite standen. Schließlich hatte man uns über die Lutherische Lehre der Schuldbefreiung im Unklaren gelassen und so saß uns immer das Fegefeuer im Genick, wenn wir was ausgelöffelt hatten.

Aber noch schlimmer war es wohl bei lebendigem, (unternehmungslustigem) Leib, die Wohnung zu hüten, mochte diese auch noch so groß sein. Ein Riegel im Schloss---brrr--- das allein war schon Motivationsschub genug, um das Heil im Ausbruch zu suchen.

Dieses Mal, wählten wir ein bergseitiges Fenster aus, wo der Abstand zum Boden etwas geringer war. Aber – es blieb trotzdem der erste Stock! 

Es musste doch eine Möglichkeit geben, hinunter zu klettern. Im Erdgeschoss waren diese alten, kippbaren Brettern-Jalousien, da konnte man doch die Füße dazwischenstellen und etwas Halt finden.... und unsere Fenster hatten diese stabilen Eisenstangerl zum aufspreizen, man müsste es schon schaffen, sich daran festzuhalten.

Wie es mir gelungen ist, Beine, Bauch, den ganzen Körper, über die Fensterkante hinausgleiten zu lassen, obwohl die „Hebestangen“ ja noch unterhalb des Fensterbretts waren, ist mir im Nachhinein ein unergründbares Rätsel, jedenfalls hing ich dann an der Wand und hab mich die restlichen 2 m zu Boden fallen lassen.

Jetzt galt es meine Schwester zu überzeugen. Bei ihrer Gelenkigkeit sollte das kein Problem sein. Auch sie hat’s geschafft und hing nun an der Wand, --- und hing --- und hing --- und begann zu schreien und zu heulen, und wagte es einfach nicht, herunterzuspringen.

Ist auch ein echt ungutes Gefühl, Lwenn man so mit der Nase an der Wand entlang streift,   und nichts unter den Beinen hat, um sich abzustoßen.

Endlich kam jemand herbei, der sogleich eine Leiter holte, um das „hängende“ Mädchen, aus seiner misslichen Lage zu befreien.

    An einen weiteren Ausbruchversuch meiner Schwester, kann ich mich nicht mehr erinnern J

 

II,   8

LIEBE ist

EINANDER Freiraum zu schenken

und Fesseln NUR als Spielzeug zu verwenden


II,   9

Das   Z W I L L I N G S P A A R

allein mit 9

 

 

So lange Oma unter uns war, gab es keine großen Probleme in unserem Zusammen-leben.
Vom gegenseitigen Haare schneiden unterm Küchentisch bis zum Reiten auf unserem riesigen Sussex-Gockelhahn, war das Einverständnis blendend.

 

Eines nachmittags, als Mutter außer Haus war, muss wohl ihr Nähkästchen am Küchentisch stehen geblieben sein.

Woran ich mich bildhaft erinnere ist die Szene als wir beide unter diesem Tisch saßen und uns gegenseitig die Haare schnitten.

 

Ob das Resultat der Auftakt zu den Modehaarschnitten der Zukunft war, oder der Grund warum wir alle beide im Sommer jeweils extrem kurz geschnitten in die Ferien gingen.... wer weiß...

 

Jedenfalls hat man uns gesagt, dass wir sehr dünnen Haarwuchs hätten und dass das Kurzschneiden üppigeres Haar zur Folge hätte.

Kurze Lederhosen hatten wir im Sommer auch beide an... somit hatte ich wenigstens für einige Monate im Jahr ein „Brüderchen“.

 

Mit Puppen hat sich meine Schwester ja

ohnehin eher selten beschäftigt und im Sommer spielten wir meistens lieber mit Fichten- Föhren- und Lärchenzapfen welche als Rinder, Ziegen und Schafe fungierten und für diese wurden dann mit Rinden, Moos und Holzstäbchen entsprechende Ställe gebaut.

 

Das war ein herrliches ER-LEBEN und eigentlich find ich es schade, dass so viele Kinder heutzutage eher selten so unmittelbar mit der Natur in Berührung kommen.

 

Als Oma schwer krank war, blieb Mutter bei ihr in Meran und wir beide waren zwei Monate alleine in unserer Berghütte auf 14oo m.

Da gab’s natürlich tolle Erfahrungen zu machen!

Zum Beispiel beim Reis kochen. Hab sicherlich nicht zu wenig in die Pfanne gegeben, aber Schwesterchen dachte, es reiche nicht, also nochmals so viel! Und mehr Wasser dazu. Der Reis kochte, der Topf wurde randvoll, aber der Inhalt war noch hart.

Was tun? Die Hälfte Reis in einen anderen Topf, wieder Wasser dazu... und alles wiederholte sich. Das Resultat: eine reizende, REIS-(ohne)-ende, reisige Woche!!

 

Mutter versprach an ihrem Namenstag zu kommen! Mit der Seilbahn um 16 Uhr!

So entschoss ich mich zu meiner ersten Torte...ohne Hilfe!

Der Schokokuchen ging wunderbar auf, so dass er einen riesen Gupf und in der Mitte große Sprünge bekam.

Das passte nicht in mein Konzept! Er sollte ja mit Creme bestrichen und deshalb flach und faltenlos sein.... Also, - ein wenig Zugluft...damit er zusammenfällt!

Als ich ihn vom Kuchenformbodenblech nehmen wollte, merkte ich, dass er nicht "durch" war. (Ist ja in einem Holzofenbackrohr auch nicht so einfach).

 

Aber für jedes Problem gibt's ne

Lösung.

Fehlende Unterhitze, was soll’s?! Man nimmt den Kuchen und stellt ihn auf die Herdplatte, bis er von unten her durchgebacken ist.

Und jetzt...? Jetzt wird die Zeit aber knapp - bis zu Muttis Ankunft... und der Kuchen ist noch warm!

Also Fenster auf, ein wenig warten und... schnell mit Schlagsahne (Obers)

verzieren.

OHH JEHH! Da kam von innen doch noch Wärme durch... die Verzierung zerrann und drohte abzurutschen.

Auch nicht weiter schlimm, schließlich schmeckt das Zeug doch recht gut.

Also schnell mit der Zunge alles blank und glänzend geleckt.

Mutter sollte eigentlich schon hier sein...scheinbar hat sie die Seilbahn verpasst und kommt erst eine Stunde später.Das ist meine Chance! Schnell eine Puddingcreme gemacht, den Kuchen damit gefüllt und überzogen, etwas Verzierung draufgespritzt und... als Mutti endlich kam, war die schönste, kostbarste und (ge-) leckerste Namenstagstorte auf dem Tisch.!!

Schmeckte allen vorzüglich... die Überraschungsgeschichte wurde erst hinterher preisgegeben.

 

II,   9

L I E B E   ist . . .

auch im ALTER

wie ein Pärchen
Hand in Hand

durch den Stadtpark zu bummeln

 ohne zu explodieren




II,   10

 

A U F K L Ä R U N G

in den Fünfzigern

  

Wenn's Fürs Schwesterlein mal die Rute gab, stellte sich der Bruder schützend davor und bekam das Meiste ab.

Da erinnere ich mich an eine Ausnahme, als wir "Einzelbehandlung" erfuhren. Ein etwas jüngerer Bub, der bei uns zu Gast war, hatte uns zum Doktorspielen verführt. In einer Grube im angrenzenden Wald hatten wir uns versteckt. Irgendwer musste uns gesehen und verraten haben, denn Mutter hätte wohl unmittelbar eingegriffen! Außer der „Besichtigung“ war nichts passiert.

 

Aber die Folgen waren schrecklich! Ich musste ins Bett und bekam dort den nackten Hintern ganz gewaltig mit Tannenzweigen versohlt, dass im gesamten Zimmer die Nadeln herum lagen. Am Abend, und den ganzen nächsten Tag über, blieben wir in Einzelhaft und ohne Essen.

Das Ganze ohne ein einziges Wort des Kommentars, einer Erklärung, oder Begründung!

Das war unsere Aufklärung. (Wohl die vielfach übliche zur damaligen Zeit).Wir haben von unserer Mutter weder über Sexualität noch über unseren Vater je ein einziges Wort erfahren.

Dies war ein schmerzlicher Aspekt unseres Lebens, der uns wohl viele Jahre zu schaffen machte.

Ansonsten haben wir den Großteil unserer Kindheit (bis zu Omas Tod, wir waren damals 1o Jahre) wirklich genossen

An meinem 3o. !!! Geburtstag hab ich meiner Mutter eine Riesenszene gemacht und gesagt, ich wolle jetzt endlich wissen wer unser Vater sei.

Ihre Schuldgefühle, die von den ihren

 

Geschwistern sicherlich fleißig genährt wurden, müssen wohl so groß gewesen sein, dass die Ärmste auch in dieser Situation nicht den Mut aufbrachte, ein offenes Wort mit uns zu sprechen.

Ihre stille Antwort auf meine Frage war folgende: Sie legte mir das Fotoalbum aufgeschlagen auf mein Bett, mit den Fotos meines Vaters auf den offenen Seiten.

Nach Omas Tod  hatte uns nämlich der Vater einmal besucht, da er scheinbar nochmals versucht hatte, das JA-WORT meiner Mutter zu erhalten.

Er war eine Woche bei uns geblieben, schlief aber außerhalb, und wurde uns damals nur als „Onkel Sepp“ vorgestellt.

Ich entsinne mich nur noch, dass er total auf das süße Schwesterlein abgefahren ist (Mutter war ja auch fast 18 Jahre jünger als er), während ich seine drohend gegen mich erhobene Hand mit dem Stock in Erinnerung behielt. Wahrscheinlich hatte ich meine Missbilligung über die Bevorzugung meiner Schwester unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.

Vater hat interessanterweise dasselbe „Baujahr“ wie unser Sommerfrischhaus in Hafling (1887), er hatte als Seilbahningenieur auch die Schwebebahn von Obermais nach St Katharina (Hafling) gebaut, und während dieser Zeit wohl Mutti näher kennen gelernt, da er laut Hüttenbucheintragung öfters hier zu Gast war. Vati starb 1968, ich hab das leider erst viel später zufällig erfahren, als ich seinen Parte-zettel in irgendeiner Schublade endteckte.

 
II,   1o

sich Geheimnisse anzuvertrauen

aber sie auch zuzulassen

ohne in ihnen herumzustochern


II,   11

S C H A R F E    S A C H E N

eine brisante Entdeckung

 

 Am spannendsten war es immer, etwa zehn Minuten von der Fuchstrat entfernt auf den „Köfele-Knott“ zu gehen und dort Abenteuer zu erleben.

Knott bedeutet Fels und tatsächlich ist die Gegend voll von sich auftürmenden Felsen, Spalten und Höhlen.

Wir waren mit zwei Jungens unterwegs, die bei uns wohnten, und mit ihrem Boxerhund.

Zwischen zwei großen Felsen war ein ungefähr 4 m langer und 1m breiter Spalt, 2 bis 3 m hoch. Ideal um Äste, Reisig, Tannenzweige und Moos darüber zu legen, und uns einen Unterschlupf zu bauen.

Da der Boxer nur am Sonntag mit von der Partie war, wenn die Eltern der Buben zu Besuch kamen, kam es zu ungeahnten Überraschungen. Das Vieh lief frei durch die Gegend,  plötzlich hörten wir einen dumpfen Knall und ein Winseln, und als wir uns umblickten, zischte der Hund aus unserem Versteck! Prompt war er über unser Hausdach gelaufen und...eingestürzt!

 

Wir stöberten durch die Gegend, zwängten uns durch enge Spalten und in tiefe Löcher

und fanden zu unserem Erstaunen eine lange Holzkiste, ungefähr in der Größe, wie man sie für Balkonblumen verwendet.

Aber sie hatte einen Holzdeckel mit dem sie gut verschlossen war.

Trotzdem konnte sie unserer Neugier nicht standhalten --- und als sie plötzlich offen war --- gab’s einen Knalleffekt!!

 

Vor uns lag ein Kriegsgewehr und die ganze Kiste voller Munition!

Hier weiter herumzuspielen war uns doch nicht ganz geheuer, und wir liefen nach Hause um den Fund unsern Eltern zu melden.

Die schickten uns alsbald ins Dorf, zu den Gendarmen, welche sich auch sogleich mit uns zum Fundort auf den Weg machten.

Dort angekommen wurde alles in deren Rucksäcken verstaut und die Umgebung nochmals abgesucht.

 

Es blieb jedoch bei der einen Kiste, aber für unser korrektes Verhalten erhielten wir „reiche“ Belohnung!

2oo Lire, für alle vier, das reichte gerade für ein Eis pro Person.

Etwas mehr hatten wir uns als Finderlohn für so einen brisanten Fund schon erwartet !!!


II,   11

LIEBE ist

„scharf“ zu bleiben

ohne zu explodieren


II,   12

S C H U T Z E N G E L

und das Nagelkissen

 

 Auf unserem Haus in Hafling war das Dach neu gedeckt worden.

Da die letzten 5 Minuten des Weges zur Fuchstrat (unser Sommerfrischhaus) damals weder mit Auto noch mit Ochsenfuhrwerk befahrbar war, hat Mutter sämtliche Ziegel *"auf der Kraxn" * dieses letzte Steilstück hochgeschleppt.

 

Die Holzschindeln wurden in größeren Flecken herunter gerissen und in die Wiese geworfen. Dort lagen sie nun und mussten "zerlegt" und verräumt werden.

Da Schindeln 3-fach übereinander gelegt sind (ein Drittel schaut frei heraus, anschließend wird die nächste aufgenagelt usw.) war es mühsam sie auseinander zu reißen, um sie einzeln stapeln zu können.

Wir hatten, warum weiß ich nicht, nicht die Zeit, auch noch die Nägel zurückzuklopfen und herauszuziehen.

So war jede Schindel (ca. 90 cm lang und 15 bis 25 cm breit) mit 6 bis 9 Nägeln bestückt.

 

Ich trug die Bretteln also hinters Haus und warf sie dort eine ca. 6 m hohe Mauer hinunter, Richtung Waschküche, die in einem tiefer liegen-den Nebengebäude untergebracht war. Dort sollten die Schindeln regengeschützt gestapelt werden.

 

Hatte schon eine Menge Arbeit geleistet, die Schindeln lagen weit verstreut unterhalb der Mauer, Hunderte mehr oder weniger rostige Nägel von 5-7 cm Länge standen empor - da..., ich hatte mich zu weit vorgebeugt, fiel ich kopfüber hinunter auf dieses "Nagelkissen" und rollte auf der schiefen Ebene noch einige Meter weiter abwärts.

Ich weiß nicht, wie viele Schutzengel anwesend waren, jedenfalls hatte ich nur einige Abschürfungen und KEIN EINZIGER Nagel war mir ins Fleisch gedrungen.

Wenn ich an diesen nagelbestickten Schindelhaufen denke, kann ich mir dies gar nicht erklären - es war wohl ein Wunder!

 

*Kraxn = L-förmiges Holzleistengestell mit Gurten, welches man wie einen Rucksack trägt.


II,   12

L I E B E   ist . . .

den ANDERN auf LIEBES_FLÜGELN

aus der „ROTEN GefahrenZONE“ zu befördern


II,   13
Die   O M A

baumelt am Strick

Wir waren, wie immer im Sommer, in unserem Bergdomizil in HAFLING.

OMA lag meist wegen ihrer offenen Beine im Bett.

Bei der Entbindung ihrer Zwillinge, die letzten zwei von sechs Kindern, war sie zu früh aus dem Wochenbett aufgestanden.

Dadurch bekam sie eine Venenentzündung und seither hatte sie sieben Wunden an den Beinen mit einem Durchmesser von drei bis sechs cm. Deshalb machte sie nur mehr wenige Schritte in der Wohnung oder auf der Wiese bis zur Hängematte.

 

Sie war eine äußerst gutmütige, liebevolle Frau, bis ins Alter eine stattliche Erscheinung mit aufrechtem Gang und schneeweißem Haar. Immer mit sehr gepflegtem Äußerem und einer schwarzen Schürze aus feinem, glänzenden Stoff und einer aufgenäh-ten Tasche. Darin befand sich meist ein Säckchen mit Reis oder Maiskörnern.

Wenn Omi in der Hängematte lag, lesend, flickend oder strickend oder manchmal vor sich hin nickend, dauerte es nicht lange, bis sie zweibeinigen und geflügelten Besuch bekam.

So ca zehn weibliche Eierlieferanten und ein paar männliche Fleischversorger "gingen" nämlich immer mit in die Sommerfrische. In ovalen, geflochtenen Körben, unter einem darüber genähtem Tuch, wurden sie in der Seilbahn transportiert und dann eine gute Stunde lang, den Berg hochgetragen.

Dabei waren immer besondere "Lieblinge"! Die hüpften dann auf die Oma, die zwischen den Fichten am Strick baumelte (in der Hängematte natürlich ggg) und pickten ihr die Körner aus der Schürzentasche.

II,   13

LIEBE ist

SIE in der Hängematte zu schaukeln

 


 

II,   14

A B S C H I E D   von   O M A

sterben


 

Dieses Ereignis verdient allen Ernstes ein eigenes Kapitel.

Einerseits, weil die Art ihres Abschieds wirklich etwas ganz besonderes war, andererseits, weil sich dadurch die Lebensumstände unserer Familie so veränderten, dass damit unser unbe-schwertes KLEINKIND-Dasein zu Ende ging.* Dies wohl ganz besonders für meine Schwester, für die Omilein ja immer die Bezugsperson Nr.1 gewesen war.

(*mit neuneinhalb Jahren. Der Eintritt von der Vorschulzeit in die Grundschule, war sicher nicht annähernd so "einschneidend" gewesen)

 

8. 8. 1955

OMA war im 84sten!

Als ihre Tochter Berta, meine Mutter, morgens mit dem Frühstück ins Zimmer kam,  sagte Omi in aller Seelenruhe: "Bertele, heut’ geh’ ich.... Ruf mir bitte den Herrn Pfarrer, dass er mir die Ölung und die Kommunion bringt und gib mir bitte das Gebetbuch mit den "Sterbebildchen" meiner Bekannten und Verwandten“.

Es schien ein Tag wie jeder andere....

Oma ging’s gesundheitlich nicht schlechter als sonst - und niemand wäre auf die Idee des Sterbens gekommen!

Sie nahm ihr Gebetbuch und hielt Zwiesprache oder Begrüßungsgespräch" mit den Vorangegangenen.

Zum Pfarrer wurde jemand geschickt,

es gab ja damals fast nirgends ein Telefon in den Bergdörfern. Als man Omi die Nachricht überbrachte, der Pfarrer sei heute in die Stadt (Meran) gefahren und komme sicher erst mit der letzten Seilbahn (um 19 Uhr) zurück sagte sie: "Macht nichts, so lange warte ich schon noch!" Nachmittags ließ sie dann uns Kinder (ihre Enkel) zu sich rufen, segnete uns, und gab uns noch gute Worte und Ratschläge mit für unseren Lebensweg.


II,   14

LIEBE ist ...

LOS_LASSEN können

ohne verbittert zu sein


 

II,    15

 Begräbnis
... seltsame Zeichen
 

Es war Omas Sehnlichster Wunsch gewesen, in HAFLING zu sterben, und dort begraben zu werden.
Sie wollte kein bombastisches Ereignis in der Stadt mit Massen von Schaulustigen, sondern lieber einen letzten Gang, begleitet von einfachen Bauersleuten, die den Rosenkranz beteten.
Der Sarg wurde unter mehrmaligem Rasten der Träger vom Sterbehaus aus zur Kirche getragen.
Bei der letzten Rast, wo ein riesiges Wegkreuz stand, kam der Priester mit den Ministanten entgegen und begann mit dem Singen der Begräbnispsalmen.
An der spitze des Kreuzes, saß ein Rotkehlchen, Lieblingsvogerl von Oma, und zwitscherte zu den Psalmen munter sein eigenes Lied.
Auf der Wiese dahinter, weidete das Pferd, auf welchem Oma wegen ihrer Gehbehinderung immer von der Seilbahn bis zur Sommerhütte geritten war.
Es sprang über den Zaun und folgte dem Leichenzug. Man musste gar die Friedhofstore schließen, um diesem Tier die "Teilnahme" am Begräbnis zu verwehren.
Der Pfarrer selbst (und manch' anderer) sagte, er wünsche sich SO einen Tod, so ein friedliches und bewusstes Hinübergehen ins andere Leben, wie er es bei unserer OMA miterlebt hatte.



 

II,   15

L I E B E   ist . . .

in  GEMEINSAMKEIT

UNVERGÄNGLICHE  WERTE  schaffen  

 

 __________________________________________________________________

hier nochmals alle 
"Liebes - ER-LEBENs - ROSEN
 

L I E B E  s

META   -   pher

                Morphosen

 

L I E B E  s - ER-LEBENs – ROSEn         2

 

 

II,  1

LIEBE ist ...

ihr immer wieder

ein Lächeln

auf das müde Antlitz

zu zaubern

 

II,   2

LIEBE ist . . .

die BEZIEHUNG so frisch zu halten

dass sie ihren mädchenhaften Charme

nie verliert

 

 

II, 3

   LIEBE ist ...

IHR das Gefühl zu vermitteln

dass SIE bei jedem „AUSRUTSCHER“

in DEINE ARME fällt

 

II, 4

LIEBE ist ...

die EIGENEN Kleider auszuziehen

wenn SIE den Schirm vergessen hat

 

II, 5

L I E B E   ist . . .

SIE während des Krankenstandes

in ein rosarotes HIMMELSBETT zu legen

 

II,   6

LIEBE ist . . .

IHR immer wieder

„auf die SPRÜNGE“ zu helfen

und IHN „ZUM SPRINGEN“ zu betören

 

II,   7

L I E B E   ist . . .

sich immer wieder

in den I die PartnerIN

zu verlieben

 

II,   8

LIEBE ist

EINANDER Freiraum zu schenken

und Fesseln NUR als Spielzeug zu verwenden

 

 

II,   9

L I E B E   ist . . .

auch im ALTER

wie ein Pärchen

Hand in Hand

durch den Stadtpark zu bummeln

 

II,   1o

sich Geheimnisse anzuvertrauen

aber sie auch zuzulassen

ohne in ihnen herumzustochern

 

II,   11

LIEBE ist

„scharf“ zu bleiben

ohne zu explodieren

 

II,   12

L I E B E   ist . . .

den ANDERN auf LIEBES_FLÜGELN

aus der „ROTEN GefahrenZONE“ zu befördern

II,   13

LIEBE ist

SIE in der Hängematte zu schaukeln

 

II,   14

LIEBE ist ...

LOS_LASSEN können

ohne verbittert zu sein

 

II,   15

L I E B E   ist . . .

in  GEMEINSAMKEIT

UNVERGÄNGLICHE  WERTE  schaffen  


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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