Franz Gruber

Ruhe

Tja. Ruhe - ein geflügeltes Wort. Nein - Ich spreche nicht von Geflügel im herkömmlichen Sinn. Lass´ mich vergleichen, wie es damals war und anschließend ein Resumee darüber ziehen, was aus uns geworden ist.
Wohin sind die guten alten Zeiten gekommen, in denen man Samstag stockbetrunken irgendwann im Morgengrauen nach Hause getaumelt, und dann in voller Kleidung ins Bett gefallen ist?
Wohin sind die guten alten Zeiten gekommen, in denen man am Samstag nachmittag durch einen Bergwerksbetrieb im Kopf und hohem Seegang im Magen erwacht ist, und sich wie schon so oft gedacht hat: “Das war´s. Nie wieder werd ich so viel trinken“?
Die guten alten Zeiten, als man am Samstag durch das am liebsten das Läuten des Telefones zum Teufel geschickt hätte, weil man dadurch gegen 17.00 aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen wurde. Statt dessen ist man solide geworden. Frau, Kinder, neue Haustiere - mal abgesehen von den Kakerlaken, die in der Junggesellenwohnung auch wilde Feste gefeiert haben. Jaja.
Das Wochenende. Einfach ein Traum verglichen mit den wilden Junggesellenzeiten. Ruhe am Morgen - wenn man die Kinder ignoriert, die einen um 7.00 Morgens mit einer Polsterschlacht wecken. Frieden am Vormittag - was mit dem wöchentlichen Kriegszustand im Einkaufszentrum beim Besorgen der nötigen Lebensmittel fundamentiert ist. Und da ist noch der Frieden am Nachmittag wenn das holde Weiblein mit dem eisigsten Unterton meint: “Das Haus muß geputzt werden“. - Man(n) sollte in diesem Moment keinesfalls den Fehler machen, und “Na dann laß Dich nicht aufhalten“ von sich zu geben. Denn Frauen beherrschen die Terrortaktiken des Beziehungskrieges wesentlich besser, als wir Männer. Gibt man diesen Satz von sich, bekommt man entweder die Möglichkeit seine Sachen auf der Strasse vorm Haus aufzusammeln, oder einen eisigen Blick, der dem “Titanicversenker“ alle Ehre gemacht hätte.
Man(n) sollte glauben, daß man diesen Blick ohne weiteres wegstecken kann. Ist ja auch kein Problem. Nur sollte man dann bedenken, daß es für einen besser wäre, die Wohnung schnellstmöglich zu verlassen. Sollte man gegen - alle Regeln - doch glauben, man könnte nun den Nachmittag in Ruhe Fernsehen, oder sich vorm Computer niederlassen, liegt man weit daneben. Das ist dann die sprichwörtliche Nachmittagsruhe am friedvollen Samstag, von der ich noch nichts erzählt habe. Es ist schier unglaublich, wie intensiv Frau mit dem Staubsauger genau vor dem Fernseher zu tun hat. Es ist dabei nicht mal so, daß sie das absichtlich machen. -neeeein- das kommt alles aus dem Unterbewußtsein. Hat man allerdings das geringere Übel gewählt, und sich der Hausarbeit angeschlossen, so erhält man ja dann noch die abendliche Ruhe - So quasi als Belohnung. Das gemütliche “vor dem Fernseher rumhängen“. Das ja eigentlich ein wunderbarer Ausgleich für den ruhigen Tag. Und dann, kommt es: “Schaaaatz, weißt Du eigentlich daß wir schon lange nicht mehr aus waren?“. Natürlich hat man auch hier keine Chance. Ist ja verständlich. Wenn die Holde die ganze Woche zu Hause den Haushalt schupft, und die Kinder versorgt - womöglich noch nebenbei arbeitet, dann muß doch zumindest am Wochenende ein Ausgleich geschaffen werden. Also überlegt man, welcherlei gemeinsame Aktivitäten man außerhalb der heimischen Wohnung unternehmen könnte.
Es geht dabei gar nicht darum, daß man gemeinsam etwas unternehmen wird, sondern darum, daß man gemeinsam etwas plant. Also blickt man nun in die erwartungsvoll wartenden Augen der holden Schönheit und beginnt zu überlegen. Vorsicht, man sollte keinesfalls den Fehler begehen, den Fernseher dabei zu lange anzusehen. Dies wird zumeist mit den Worten “Ich interessiere Dich wohl überhaupt nicht mehr“ quittiert. Aber - und jetzt kommt es. - Immerhin hat man dann Ruhe. - Und ein laut heulendes Frauchen, das einem mit dieser Tonlage jegliches nochsogut verdrängte Körnchen schlechten Gewissens aus den dunklen Ecken unseres Gehirns hervorangelt.
Außerdem kommt ja dann noch der Sonntag. An dem man in friedvoller Ruhe mit den Kinderchen zu den lieben Eltern fahren darf, wo sich ein traumhaftes Familienfest abzeichnet. Naja. Sollte man sich nun fragen, ob man zur Flasche greifen soll - Tu es nicht. Das ist keine Lösung. Es ist AUCH keine Lösung, sich mit einer Schrotflinte Luft zu machen. Dann wäre ja die Ruhe dahin. Schließlich macht so ein Ding ziemlich krach. Abgesehen von den Folgen. Aber um nochmals auf die Ruhe zurückzukommen. Die Bettruhe ist es dann wohl, die uns den Rest gibt. Es sei denn diverse Katzen haben keine Lust auf Schlaf und krabbeln einem auf den Bauch, hauen ihre Krallen in unseren Körper und Schnurren wie Traktoren. Wie auch immer. Immerhin hat man Ruhe - wenn man all dies wegsteckt. Dieses geflügelte Wort des “Friedens“. Aber wie kommt es dann, daß man in “geflügelt“ das versteckte Wort “LÜGE“ entdeckt? Vielleicht sind es gerade diese Momente, die einem sagen, daß man gerne arbeiten geht. Denn auch im Wort “Berufung“ findet sich der Beruf wieder. Naja. Man versteift sich ja nicht auf Worte. - oder doch?

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Franz Gruber).
Der Beitrag wurde von Franz Gruber auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Franz Gruber als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Poetische Träume ....Gedichte und Zeichnungen von Edeltrud Wisser



Unser Leben ist geprägt von Gefühlen, Träumen, Eindrücken und Begegnungen, welche die Autorin in Worte gefasst hat.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (3)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Satire" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Franz Gruber

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der perfekte Tag von Franz Gruber (Wie das Leben so spielt)
Zähne von Norbert Wittke (Satire)
Mama Lupus... II....autobiographisch von Rüdiger Nazar (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen