Harald Saul

Herbstsonne - Sehnsucht nach einem Lächeln

Es ist warm an dem Sonntagvormittag im September, die Frösche quaken in den beiden Teichen und längs der sehr wenig befahrenen Straße,stehen die Wiesen noch im vollen Blumenschmuck.Elke bleibt stehn und stützt sich auf ihre beiden Stöcke, verschränkt die Arme und stützt ihr Kinn auf die Hände. In der Ferne hört sie Hähne krähen, Glocken läuten, einzelne Motorräder aufheulen und und Vögel singen. Elke schließt die Augen, zieht gierig die Luft in ihre Lungen und reckt sich.
Ganz vorsichtig macht sie die Arme wieder zusammen und laüft weiter, im Takt der Arme gehen die Beine automatisch, wie eine Skiläuferin. Da kommt eine Bank in´s Blickfeld und ein Blick auf ihre Uhr sagt ihr, hast noch Zeit ..... Ihre Augen schweifen über die Hochebene, oberhalb eines Stausee. In der Ferne sieht sie das Haus, welches sie manchmal als goldenen Käfig für sich anschaut, je nach aktuellen Gemütszustand. Sie denkt an ihre Bandscheibenoperation vor 5 jahren, damals hatte sie viel Zeit über sich, die Familie und ihre Zukunft nachzudenken.Oft, viel zu oft denkt sie in der letzten Zeit darüber nach, wegzugehen von Richard. Richard der erfolgreiche Geschäftsmann in der Thüringer Kreisstadt. Richard das beliebte Vereinsmitglied, der sehr gern Spaß macht und auch welchen versteht. Richard, der unzufrieden ist und Elke keine Chance geben will, an der Situation etwas zu ändern.Elke hat auch ihre Arbeit,die sie voll fordert, eine Abteilungsleiterstelle in einem großen Seniorenheim.Sie ist verantwortlich für die Wäscherei, die Küche und die Reinigung und hat oft mit Menschen zu tun, die nicht gern ihre eingefahrenen Gleise verlassen.Dabei sind neue Ideen gut und bringen bessere Ergebnisse. Das ärgert sie manchmal und dann zu Hause, Richard will nur seine Ruhe und versteht manchmal nicht, warum Elke die Abende vorm heimischen Großbildfernseher nicht mag und lieber in der Nacht spazieren geht. Sie sieht junge Leute vorbeijoggen, beide in bunte Trainingsanzüge gesteckt und Laufschuhen, weich auftretend. Sie wird von den jungen Leuten mit “Grüß Gott“ begrüßt, nicht üblich in Thüringen, werden Franken sein, denkt sie. Klang jedenfalls so... Sie erhebt sich und läuft im immer schnelleren Schritten am Kuhstall vorbei, den heimischen Haus zu. Sie duscht, trocknet sich ab und geht langsam die Kellertreppe hoch. Elke schnuppert, Richard hat gekocht.Eigentlich kann sie sich ja über nicht beschweren, er kauft selbstständig ein, kocht sehr gut, werkelt im Garten und macht eigentlich alles, was sie will. Manchmal wünscht sie sich, dass er sie einfach mal in den Arm nimmt, sie drückt und ihr mal ab und zu einen Kuß gibt, obwohl das andere ja automatisch und einmal wöchentlich geht. Richard dreht sich dann immer schnell rum und schnarcht sofort. Er kann nicht sehen, wie sie noch lange wach liegt und ihr die Tränen über die Wangen laufen. Irgendwann schläft sie dann immer ein...Aber er hat es halt nicht zu Hause gelernt, es nicht bei seinen Eltern gesehen.Trocken wird ihr der Hals, wenn sie andere paare, die auch schon lange zusammen sind, liebevoll miteinander umgehen sieht. Lange hat sie überlegt, wie komm ich an ihn ran ? Manchmal möchte sie auf und davon, aber da ist das schöne Haus, die große Familie mit ihren Familienfesten und auch ihre Kinder,.... Was wird man denken, die Familie, die KInder und vor allem auf Arbeit.wenn sie einfach geht.... Wohin ....?

Still essen sie Rouladen, Klöße, Rotkohl - die Lieblingsspeisen von Richard. Nach dem Essen wirft er sich an die Gartenarbeit und rackert wie ein Besessener. Elke putzt die Küche, diese Arbeit ist schon immer die ihre. Nach dem Abendessen schläft Richard mit der Flasche Bier im Arm, bei der Sportsendung ein und Elke, die in einem gemütlichen Korbsessel im Wintergarten sitzt und hermann Hesse liest, schaut zu ihm herüber und seufzt. Er kann sie nicht hören, weil er schläft...........

Warum sagen so viele Menschen einfach nicht dem anderen, was sie wirklich wollen !Harald Saul, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Vom Ufer aus von Hans Witteborg



Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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