Gerda Schmidt

Ein ganz gewöhnlicher Flug

Der Flugkapitän sass angespannt in seinem unbequemen Sitz. Im Cockpit machte sich der Geruch von Schweiss breit, der sich seinen Weg aus jeder Pore suchte, nur um dem Rest der Crew zu vergegenwärtigen, dass ihr Chef den Stress nicht mehr lange aushielt.

Kaum waren sie gestartet und hatten die Flughöhe von 10 400m erreicht, ereignete sich der erste Zwischenfall. Ein Passagier hatte versucht das Fenster zu öffnen und seine leere Zigarettenschachtel aus dem Flugzeug zu werfen, wie er es zu Hause in seinem Auto tat. Er begann einen Streit mit einer Stewardess und beschwerte sich über das Fenster, das scheinbar klemmte. Darauf erklärte die Flugbegleiterin ihm, dass es nicht erlaubt sei, das Fenster zu öffnen.
Das liess e sich nicht gefallen und schrie sie in voller Lautstärke an.
„Ich habe einen Fensterplatz gebucht und ausserdem bin ich Caprioletfahrer und kein Gefangener. Des weiteren werde ich nur mit dem Flugkapitän diskutieren und der soll auf der Stell e hier antreten, sonst werde ich das Cockpit stürmen.“
Was er auch tatsächlich tat.
Kapitän Beesley drehte sich ganz ruhig um und hörte sich die Beschwerde an. Dann antwortete er unbeeindruckt:
„ Sie können das Fenster gerne öffnen, aber die Fluggesellschaft übernimmt keine Haftung, wenn sie einen der Abermilliarden von Viren einfangen, die sich hier in diesem Bereich aufhalten. Sie befallen alle Muskelzellen und führen zu einem langsamen und schmerzhaften Tod.“
Der Passagier schaute ihn entsetzt an und verliess wortlos die Flugkanzel.

Nach einer weiteren Stunde fühlte sich ein kleiner Junge durch den sicheren und ruhigen Flug gelangweilt. Seine Mutter sass schlafend im Nebensitz und bemerklte deshalb nicht seine Abwesenheit. Er betrat leise das Cockpit und begann blinde Kuh mit dem Flugzeugführer zu spielen. Er fand dessen Krawatte, derer sich Kapitän Beesley während des Fluges entledigt hatte. Er band sie ihm um die Augen und zurrte sie ihm mit einem Gordenschen Knoten fest. Während der Pilot versuchte den Knoten zu öffnen, spielte das Kind mit den Knöpfen und Schaltern der Fluginstrumente und schaltete sie aus. Mit einem schmutzigen Messer voll Tomatensosse, das vom letzten Essen stammte und sich samt Menüschale unter dem Sitz befand, konnte sich der Flugzeugführer von der Augenbinde befreien. Er setzte dem Spiel ein Ende, indem er das Flugzeug in einer Höhe von 3 600m abfing. Der daraufhin beleidigte Junge fing an zu weinen und wurde zu seiner Mutter zurück gebracht, die bedingt durch die Turbulenzen erwacht war.

Weitere zwei Stunden vergingen, bis ein Mann plötzlich in die Toilette rannte und mit dem darin befindlichen Aftershave und Parfüm heruasstürmte. Er schüttete den Inhalt beider Flaschen über seinen Sitz und verlangte ein Feuerzeug. Dann schrie er, dass er sich selbst umbringen würde, wenn der Flugkapitän ihm nicht die Beichte abnehme. Ansonsten zünde er das ganze Flugzeug an. Mit dem brennenden Feuerzeug betrat er das Cockpit, wo der Kapitän ihn erwartete. Der Mann erklärte ihm
„Vor zwei Wochen hat mich meine Freundin wegen einem anderen sitzen lassen. Jetzt muss ich alleine in den Urlaub fliegen, aber ich leide unter Agoraphobie. Wie soll ich es verkraften, dass die beiden fünf Reihen vor mir sitzen und turteln.“
Datzu meinte der Flugkapitän nur:
„Das ist kein Grund sich das Leben nehmen zu wollen. Ich kann Ihnen ein Lied davon singen. Das selbe passierte mir selbst. Aber es war nicht meine Freundin, sondern meine Frau. Ich war verheiratet mit einer wunderschönen Frau Namens Barbie, Model: geschieden. Mein Name ist Ken. Als wir geschieden wurden bekam sie Ken’s Haus, Ken’s Auto, Ken’s Hund, Ken’s Geld. Seien Sie froh ihre Freundin auf so einfache Art losgeworden zu sein. Das ist billiger. Geniessen sie Ihre Ferien in Mombasa und investieren Sie nicht viel Geld. Dann rächen Sie sich an allen Frauen dieser Weklt.
Darf ich Sie darum bitten, 740€ für die Reinigung und das Benutzen des Aftershaves zu zahlen. Setzen Sie sich auf den zweiten Sitz, den Sie damit auch gleich als Flugpreis bezahlt haben, an Stelle des nassen Sitzes.“

Nach diesem Vorkommnis schien der Flug ohne weiteren Störungen zu verlaufen. Es war jedoch erst 4°° Uhr am Morgen. Plötzlich wurde die Tür erneut geöfnet und ein junges Paar betrat das Cockpit. Im Hintergrund konnte man eine Menge Lichter aufleuchten sehen und der junge Mann bat um eine Trauung für sich und seine hübsche Freundin. Das stünde ihm durch einen Flugkapitän in der Luft zu. Er reichte ihm eine Bibel und beide standen erwartungsvoll da. Doch Kapitän Beesley antwortete anders als erwartet.
„Ich habe nur die Befugnis von 8°° Uhr am Morgen bis 5°° Uhr am Abend auf der nürdlichen Hemisphäre Trauungen zu vollziehen. Ausserdem habe ich meinen Fluhausweis zu Hause auf dem Küchentisch liegen lassen und der grüne Kugelschreiber wartet daneben. Der grüne Stift ist allerdings fast eingetrocknet, weil ich ihn für solche Anlässe zu wenig benutze. Zusätzlich habe ich eine Erkältung, was ein böses Omen für ein junges Paar ist. Lassen Sie sich in der Nähe von Mombasa von einem christlichen Pfarrer trauen.“
Das Pärchen begehrte auf.
„Wir wollen aber nicht von einem farbigen oder nicht europäischen Mann getraut werden. Beide stammen wir von England.“
„Oh, da sind Sie bei mir sowieso an den falschen geraten, da ich Australier bin.“ Er zeigte Ihnen seinen Ausweis und enttäuscht gingen sie zu ihren Sitzen zurück.

Kurz vor dem Landeanflug teilten die Stewardessen einen Fragebogen aus, der von den Fluggästen ausgefüllt werden sollte. Die Zufriedenheit sollte darin ausgedrückt werden. Die meisten Passagiere beschwerten sich darin über eine unfreundliche Crew, einen unsicheren Flug schlechten Service und zuviel lauten Verkehr im Cockpit.

Dann endlich erreichten sie den Flughafen von Mombasa und der Tower erteilte ihnen die Landeerlaubnis. Zuerst schien alles in Ordnung zu sein. Aber das war es nicht. Die linke Seite des Turbojet Triebwerks setzte aus und fing Feuer. Das Flugzeug trudelte Richtung Boden. Noch kurz vor dem Aufsetzen fing der Flugkapitän den Flieger ab und landete auf der anderen Landebahn. Zum Glück. Hier in Kenya herrscht Linksverkehr.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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