Daniela Rabenstein

Zwischengespräch

Ein stechender Blick aus wissenden Augen.

Meine Augenlider senken sich, und ich atme tief durch.

Meine Stimme klingt brüchig.

‚Ich muss ständig an dich denken.
Ich kann nicht beschreiben, was ich in mir trage.
Ich glaube, ich habe mich verliebt.’

Der stechende Blick wird zum fragenden Blick.

‚Schau’ mich nicht so an!
Hast du denn nichts bemerkt?
Ich stehe komplett neben mir, wenn ich in deiner Nähe bin.’

Der fragende Blick wird zum skeptischen Blick.

‚Ich mag dieses Gefühl nicht; es macht mir Angst.’

Langsam heben sich die Mundwinkel; und der Mund, der vorher wie ein schmaler Strich schien, bringt ein zögerndes Lächeln hervor.

‚Was ist so lustig, dass du darüber lachen musst?
Ich vertraue mich dir an und du lachst mich aus.’

Der leicht lächelnde Strich öffnet sich, als würde er etwas sagen wollen, schließt sich jedoch sofort wieder, ohne etwas erwidert zu haben.

Der skeptische Blick wird zum überlegenden Blick.

‚Hast du denn gar nichts dazu zu sagen?
Irgendetwas muss doch in deinem Kopf vor sich gehen.
Es kann nicht sein, dass du keine Meinung zu dem, was ich hier sage, hast.’

Zweifel entstehen in mir.

‚Oder doch?
Willst du einfach so tun, als wäre alles wie immer?’

Die Augenbrauen über dem überlegenden Blick werden von unsichtbaren Muskeln ein wenig nach oben gezogen. Der schmale Strich, bis jetzt nur leicht lächelnd, lächelt nun etwas süffisanter und öffnet sich.

„So wie du im Moment vor mir stehst, erinnerst du mich doch sehr stark an ein Kind, dass eine Dummheit begangen hat, sich nun schämt und des schlechten Gewissens wegen seinen Eltern davon berichtet – und eine Strafe erwartet.“

Beschämt richte ich meinen Blick vom sprechenden Strich weg auf den Boden.

„Du kannst nichts dafür, aber ich fürchte, du hast zu hohe und völlig falsche Erwartungen an mich. Alles, was ich dir geben kann, ist meine Freundschaft. Mehr wird es nie werden.“

Meine Augen kehren zurück zum Strich, der nun wieder süffisant lächelt.

„Ich werde nicht behaupten, dass ich vollständig verstehen kann, wie es in dir aussieht. Ansatzweise vielleicht – ich bin schließlich nicht aus Eis.
Aber am Ende bin ich auch nur ein gewöhnlicher Mensch, der eventuell etwas mehr Lebenserfahrung hat und dem es von fantastisch bis ziemlich bescheiden ging. Und ich weiß, dass man fast alle Katastrophen überleben kann.“

Das süffisante Lächeln weicht aus dem Gesicht vor mir, das dadurch einen ernsteren Ausdruck bekommt.

„Du darfst nicht auf der Stelle treten, denn das bringt dich nicht weiter.
Und versuch’, dir klar zu machen, dass selbst die Hoffnung dir nicht helfen kann.
Du weißt jetzt, wie ich dazu stehe.“

Ein Arm hebt sich und ich denke, er wird mich berühren, tut es dann doch nicht.

„Wie gesagt, es mag ernüchternd sein, aber meine Freundschaft ist wirklich das Einzige, was ich dir geben kann.“

Es klingt so einfach, wenn es aus deinem Mund kommt.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Daniela Rabenstein).
Der Beitrag wurde von Daniela Rabenstein auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Daniela Rabenstein als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Rebel Crusade 1, Zerstörer der Erde von Werner Gschwandtner



„Stellen sie sich vor, in einer fernen Zukunft befindet sich die Erde und eigentlich das gesamte bekannte Universum unter der Faust einer fremden und äußerst bösartigen Spezies namens Tenebridd. Das Leben, so wie wir es im Augenblick kennen existiert seit zwei Jahren nicht mehr. Die Erde ist dem Erdboden gleich gemacht, kein Standard, keine Sicherheiten mehr und nur noch das Gesetz der Eroberer. Und dennoch, eine Handvoll Menschen, angetrieben von dem Wunsch der Freiheit, kämpfen unermüdlich um das Überleben des Planetens und der restlichen Menschheit.“

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Zwischenmenschliches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Daniela Rabenstein

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Eine besondere Vorstellung von Daniela Rabenstein (Erinnerungen)
Der kleine Stern und der Löwe von Anschi Wiegand (Zwischenmenschliches)
Wir sind ihm nicht egal! von Heidemarie Rottermanner (Schule)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen