Es stimmt, was oft erzählt wird..
Sogar meine Großmutter, die Unnahbare, hatte gesagt: Den ersten Kuß vergißt man nie.
Sie hatte recht, wie immer.
Es war an einem Sonntagnachmittag vor Ostern.
Ein sonniger Frühlingstag. Gerade richtig für mein erstes Rendevouz, heute date genannt, heimlich weggeschlichen von zu Hause mit einer kleinen Lüge.
Ein Freund meines Bruders hatte mich ins Kino eingeladen. In die Nachmittagsvorstellung.
Es war ein total tolles Gefühl für mich, die „ keine graue Maus „. Grade mal 14.
Endlich, mal.
Und so stöckelte ich aufgeregt die drei Kilometer zu unserem Kleinstadt-Capitol.
Er wartete schon, etwas bläßlich und mit ein paar Pfunden zuviel.
Er war aus dem Nachbarort und ich war auch gar nicht richtig verliebt – aber ein Spatz in der Hand war doch besser als die Taube auf dem Dach.
Der Film hatte schon begonnen.
Durch den dunklen Raum zog er mich keuchend in eine der mittleren Bankreihen, klappte den Sitz herunter und ließ sich hinein plumpsen.
„ Sperrsitz ist zu teuer,“ brummelte er.
Der Hauptfilm begann, ich erinnere mich nicht einmal mehr was gespielt wurde, aber es muß etwas Schnulziges gewesen sein.
Das erste was ich fühlte, war sein Arm um meine Schultern. So fängt‘s also an dachte ich.
Ich genoß dieses Gefühl, da ich von Zärtlichkeiten nicht gerade verwöhnt war.
Als auf der Leinwand das Pärchen zur Sache kam und lauschige Melodien durch den Raum zogen, zog auch er mich fester an sich.
Dererlei ungewohnt und nach ein wenig Ziererei glaubte ich dann nach einer Weile, es sei nun an der Zeit es den Anderen nachzutun – und legte meinen Kopf an seine Schulter.
Langsam drehte er sein Gesicht zu mir hin, ich sah Schweißperlen auf seiner Nase, sein Mund kam näher.
Herzklopfen- jetzt, jetzt geschieht ES zum ersten Mal.
Seine Lippen öffneten sich, sein Atem kam leicht stöhnend aus seinem Mund und ich roch – Blumenkohl. Es muß ein ganzer Kohlkopf gewesen sein.
Der „ Blumenkohlkuß „ rutschte an meinem Mund vorbei, da ich mein Gesicht weg drehte weil mein Magen rebellierte.
DAS war‘s also gewesen
Ich habe den Jungen nie wieder getroffen.
Aber bis heute, habe ich durch den ständigen Anblick Blumenkohl meinen ersten Kuß nie vergessen.
Vorheriger TitelNächster TitelZu all den heutigen Kommentaren nur eines: Ein Geschichte die man selber erlebt hat, kann man eben nur so erzählen und schreiben wie sie ist bzw. war.
Ihr Lieben, ist ja schon ne Weile her, wahrscheinlich riechen die die jungen Typen von heute nicht mehr nach Blumenkohl, oder??
Gruß Rita
Rita Bremm-Heffels, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.02.2002.
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