Ana Logie

Studenten(l)eben 3

Die Unipolitik und King Pommes

„Die Politik ist eine Hure und wer sich mit ihr befasst, besudelt sich“, wusste Oma unlängst zum wegen Steuerhinterziehung verklagten und gescheiterten Ex-CSU-Generalsekretär P. aus dem Nachbarlandkreis. Dabei ließ sie zwar außer Acht, dass ihre integere Tochter selbst seit Jahren eine Rolle in der kommunalpolitischen Szene unseres Landkreises spielt, aber es ging ja um die „großen Fische“ mit echter Macht und echt vielem Geld.

Wenn Oma Recht hätte, dann wäre die UNIpolitik allerdings nicht mehr als eine Peepshow, zumindest für die Studenten in den südlichen Bundesländern dieser schönen Republik. Die politische Kräfteverteilung ist klar und feudal geregelt: auf der einen Seite die Professoren mit Macht, Entscheidungskompetenzen und Auflagen aus dem Kultusministerium, auf der anderen Seite die Studenten ohne Macht, ohne Entscheidungskompetenzen und mit den universitären Auflagen, Leistung zu erbringen.

Eine Konstellation also, die keine Fragen offen lässt. Der vernünftige Student erkennt das, widmet sich seinen Studien, seinen Hobbys und seinen tollen Studienfreunden, fährt im Winter in die Berge zum Ski fahren und im Sommer ans Meer zum baden. Hat er jedoch politisch geschärfte Sinne und eine klitzkleine Profilneurose, dann kommt er unter Umständen auf die aberwitzige Idee, sich unipolitisch engagieren zu wollen. Geht dann zur Fachschaft, zum AstA oder irgendeiner hochschulpolitischen Vereinigung und verkündet vollmundig in vielfältig paraphrasierter Weise: dass sich was ändern muss. Dass was getan werden muss. Dass die Professoren nicht machen können, was sie wollen. Dass die Erhöhung des Verwaltungskostenbeitrages ein erster Schritt zur Einführung von Studiengebühren ist. Dass die Studenten mobil gemacht werden müssen. Dass man sich ein Loch ins Knie bohren und heiße Milch reinschütten muss. Usw,. usw...

Je mehr er redet, desto überzeugter wird er davon, dass er die Missstände seiner Lehranstalt und des gesamten Bildungssystems mutig erkannt hat und nun benennen muss, lässt sich in verschiedene Gremien wählen und fühlt sich – bei einer atemberaubenden Wahlbeteiligung von 10% - als Studentenvertreter wie King Pommes und von sich selbst am besten vertreten. Ein Studentenvertreter vertritt die Meinung der Studentenschaft: das ist die absolute Wahrheit, nämlich die absolut subjektive! Ebenso wie die Annahme, ein feudaler Herrscher würde aus freien Stücken seinen Leibeigenen genau soviel Urteilsvermögen zutrauen wie sich selbst.

Der Studentenvertreter ist ein Sprachrohr für maximal 5% der Studenten, dem Rest ist King Pommes entweder suspekt oder genauso egal wie die Unipolitik an sich. Lässt ihm seine überstrahlende Persönlichkeit hin und wieder einen lichten Blick auf seine Person zu, dann erkennt er unter Umständen den puren Selbst- und Übungszweck seines hochschulpolitschen Treibens. Ein Zoon politicon, das sich nur innerhalb des universitären Rahmens zu bewegen weiß, ist nämlich an sich eine tragische Erscheinung.

Denn King Pommes hat vermutlich viel Idealismus und die Gerechten dieser Welt auf seiner Seite, aber Macht und Einfluss hat er genausowenig wie echte Verantwortung. Sollte er nach Beendigung seiner studentischen Politikerkarriere allerdings weitere politische Ambitionen hegen und mal der wahren Hure Aug’ in Aug’ gegenüberstehen, dann könnte freilich auch er sich besudeln....oder aber ihre Arbeitsbedingungen verbessern und Krippeplätze für ihre Kinder schaffen. Wie er sich dann verhalten würde und warum...wer weiß das schon?!

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.10.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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