Im protestantischen Deutschland als Totensonntag begangen, wird dieser Tag in unseren Breiten ja dann auch gleich vom dazu passenden Novemberwetter begleitet. Alleine dadurch kommt schon die zum Anlass passende traurige Stimmung auf. Während einer meiner Reisen, im fernen Mexiko, habe ich eine Tradition kennengelernt, die den Menschen den Umgang mit dem Tod viel leichter macht als uns. Jedes Jahr im November wird der
“Dia de los muertos“, der Tag der Toten begangen. Eigentlich müßte man sagen, gefeiert. Das hört sich etwas makaber an. Aber nur für uns Europäer, die wir, sowieso in den seltensten Fällen noch sehr religiös, den Tod meist als etwas Endgültiges ansehen. Nicht so die Mexikaner. Nach alter Überlieferung, die wohl noch aus den Zeiten der Azteken, der Ureinwohner Mexikos stammt, sind der Vater, die Großmutter, oder wer auch immer gerade den letzten Weg gegangen ist, nicht wirklich weg, sondern nur unsichtbar (eigentlich ein weiterer Beweis für die zahlreichen Übereinstimmungen unter den Weltreligionen) und kommen jedes Jahr zu ihrem Festtag zu Besuch. Morgens schon versammelt sich die ganze Familie, die Kinder sind total aufgeregt und gespannt wie unsere Kleinen am Weihnachtstag.. Man beschenkt sich mit kleinen Totenköpfen (!) aus Zucker oder Schokolade, backt Kuchen mit denselben Symbolen, dann besucht man das Grab des Liebsten und bringt auch ihm ein Geschenk mit. In der Regel das, was dieser besonders gerne mochte. Zum Beispiel eine Schachtel Zigarren, eine Flasche Tequila oder ähnliches. Natürlich ist dieses Geschenk nur symbolisch gedacht, am Abend wird es zur dankbaren Beute der ganz Armen, aber jeder weiß und akzeptiert das. Danach streut man den Weg zurück zum Haus Blumenblätter, um dem Verblichenen den Weg zu weisen. Beim anschließenden Festessen wird auch für ihn ein Platz eingedeckt. Das Verspeisen dieser Mahlzeit bleibt natürlich unsichtbar und der zwangsläufig noch volle Teller geht danach ebenso an einen Armen wie schon vorher erwähnt das Geschenk am Grab.
Ein wirklich schöner Brauch, wie ich finde. Besonders beeindruckt hat mich daran, dass die Kinder in Mexiko dadurch ganz anders mit dem Ableben einer geliebten Person, z.B. der Oma umgehen als wir das tun. Sie freuen sich auf den Tag der Toten, denn dann kommt sie ja wieder zu Besuch. Und das bedeutet für sie, dieser Tag ist etwas schönes, nicht etwas trauriges wie bei uns.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.10.2004.
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