Dagmar Reichel

Was rauscht da eigentlich?

Vorwort: Meine Geschichten entstehen im Ruhrpott, genauer gesagt in Duisburg. Meine kleine Familie umfasst zwei erwachsene Töchter (inzwischen mit Partnern), meinen 90jährigen Vater, 3 Hunde die unterschiedlicher nicht sein können und selbstverständlich meinen Gatten. Unerwünschter Weise hat sich noch ein männliches Wesen in mein Leben gedrängt: Mr. James Parkinson - 1995 wurde ich (damals 33 Jahre) mit der Diagnose der Parkinson-Erkrankung überrumpelt. Diesen Herrn versuche ich humorvoll entgegenzutreten, was mir meistens gelingt, denn er lässt sich nicht aus dem Haus schmeissen...

Hier nun eine Geschichte aus meinem Alltag

Es ist morgens. Ziemlich früh morgens. Ich liege noch im Bett, friedliche Idylle, die Sonne scheint schwach, die ersten Vöglein zwitschern, zwei - drei Garagentore werden sanft zugeschmissen, die Kirchenglocke läutet die Uhrzeit 1-2-3-4-5-6… Mein Gatte neben mir befindet sich noch im Tiefschlaf. Eine quietschende Tür im Hausflur verrät mir, dass mein 90 jähriger Vater den Tag locker flockig beginnen will. Ich allerdings noch nicht (bin weder locker noch flockig). Während ich in einen Halbschlaf gleite, genieße ich weiter die morgendlichen Geräusche der nahen Umgebung – die LKWs auf der A 40 Richtung Venlo – das Tuten der Rheinschiffer – das Rauschen der Tannen im Garten… Seit wann rauschen die Tannen so heftig? Nee, das ist irgendwas anderes. Jetzt kommen noch heftig klappernde Geräusche und mordsmäßiges Fluchen hinzu.

Ich brauch nicht lange grübeln, da wird schon leise meine (nebst die meines Gatten) Schlafzimmertüre geöffnet.

“Daaaagggiiii.“
„Hhhmmm??“
„Daaagggiiiilein.“
Ich räusper mich (nein, kein Traum)…
„DAAAGGGMMMAAARRRR!!!!“
„Papa, was ist passiert?“
„Das Wasser rauscht in der Toilette.“
„Papa, das hat Wasser so an sich…“
„Komm mal mit!“
„Nee, ich kann noch nicht…“
Sigi (mein „neuer“ Gatte – nur noch mit einem g) schnellt aus seiner Liege- in Sitzposition.
„Watt geht denn hier ab???“
Papa und Tochter im morgendlichem Einklang : “Das Wasser rauscht.“
„Dann lasst es rauschen,“ sagst, und schläft weiter…
„Daggi, komm mit!“
„Papa, ich kann noch nicht, das ist nur die Wasserspülung, lass sie einfach laufen.“

Ich höre weiterhin heftiges Geklapper, Fluchen, Geplätscher aus dem Bad. Ungefähr 20 Minuten später (meine Medikamente wirken noch immer nicht) schnellt Sigi erneut aus dem Schlaf:
„Vadda, las die Wasserspülung in Ruhe…“

Von jetzt an hört man nur noch das „Rauschen“… Wie angenehm.

Nochmal 20 Minuten später sind meine Medis da angekommen, wo sie hinsollen und ich kann aufstehen. Als ich die Schlafzimmertüre öffne, wartet mein Vater schon auf mich:
„Na endlich!!!!“
Und verfolgt mich auf Schritt und Tritt bis zur Wasserspülung, welche ich in Nullkommanichts wieder repariere.
„Wie hasse datt denn jetzt gemacht?“

Ich werfe mich dem Tag entgegen, komme was da wolle…



Bilanz:
Der Rhein, an dem wir unmittelbar hausieren, trägt seit diesem Morgen zwischen Landungsbrücken Duisburg und der niederländischen Grenze, einen Wassertiefstand wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Schiffsbetrieb musste vorübergehend eingestellt werden. Fische zappeln luftschnappend auf dem Trockenem. Der Rhein ist quasi durch unser Klosett gelaufen….Aber….pssst…


Nochimmerdemtagentgegenwerfend
Dagmar

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.10.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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