Alexandra Schmidt

Für meinen Großvater

Als ich geboren wurde, prasselte der warme Sommerregen nieder. Meine Eltern waren überglücklich, mich endlich in ihre Arme schließen zu können. Schließlich hatten sie schon sehr lange auf mich gewartet. Neugierig hob ich mich mein kleines Köpfchen und blickte in die Augen meiner Mama, die mich liebevoll ansah. Mehr weiß ich nicht mehr, denn ich war zu müde.
Am nächsten Tag kam dann auch schon der erste Besuch. Da begann eine Liebe und Freundschaft zugleich - mit meinem Großvater. Er stand neben meinem Bettchen, doch ich konnte ihn nur verschwommen sehen. Ich merkte nur, dass von ihm eine unglaubliche Ruhe und Wärme ausging. Das tat mir wirklich gut, bei all dem Trubel, der um mich so geschah. Als er dann seine riesige Hand zu mir hinunter streckte, griff ich sofort nach ihr. Eher nach seinem kleinen Finger, denn meine Hand war noch viel zu klein, um seine ganz greifen zu können. Von diesem Moment an, bestand zwischen uns ein ganz besonderes Band, dass mich sonst mit niemand anderem auf der Welt verband.
Nun, ich wuchs heran; ich lernte sprechen, krabbeln, gehen, lesen, schreiben und rechnen. So schnell die Schulzeit sich in Worte fassen lässt, so schnell sind die Jahre vergangen und ich war ein Teenager. Mich plagte der Liebeskummer und schlechte Noten noch dazu. Doch mein Großvater stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Er hat mit mir Rechenaufgaben gelöst, mit mir den ganzen Atlas durchgesehen, Geschichtsbücher gewälzt und mich nur in den Arm genommen, wenn ich traurig war. Im Sommer waren wir oft in den Bergen und im Winter saßen wir am warmen Ofen und aßen Maroni.
Und dann kam dieser Junitag. Ich war gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und noch voll schöner Erinnerungen, da erreichte uns die Botschaft: Mein Großvater war gestorben - TOT. Diese Worte hallen heute noch immer in mir, als hätte ich sie eben zum ersten Mal gehört. Ich konnte kein Wort sagen, doch innerlich schrie ich "WARUM?". Ich fühlte mich so alleine! Ich stand noch lange nicht mit beiden Füßen im Leben. Das Abitur und ein Studium lagen noch vor mir und wusste der Himmel, was noch alles! Und das sollte ich alles ohne ihn schaffen? Mir schien dies unmöglich.
Doch jetzt, mein lieber Opi, sehe ich, dass das Leben weiter ging. Auch wenn ich mich nicht mehr an deinen Bauch kuscheln kann, tief in meinem Herzen bist du und gehst jeden Schritt mit mir auf meinem Lebensweg. Vor allem, wenn es nicht so leicht war, hab ich gemerkt, dass du da warst und mir einen neuen Weg gezeigt hast. Ich hoffe, ich kann in zwei Jahren mein Studium beenden und dann eine Familie gründen. Du weißt ja: Kleinkind - Kindergartenkind - Schulkind - Kommunionkind - Firmkind - erwachsenes Kind!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.10.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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