Stefan Pfeil

Ein Jahr...

Manchmal ist es schwer zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Es ist doch gar nicht so lange her, dass ich mit klopfendem Herzen, aufgeregt und gespannt im Zug saß. Dabei ist es schon über ein Jahr her. Über ein Jahr, dass ich sie zum ersten Mal gesehen habe.
Wir hatten davor fast einen Monat nahezu täglich telefoniert und ich war selbst überrascht gewesen, wie sehr ich ihr von Anfang an vertraut hatte. Sie wusste schon damals mehr über mich, als Freunde, die mich Jahre kannten. Und saß ich im Zug und wartete darauf, dass wir uns das erste Mal sehen. Es war einerseits spontan, weil sie eigentlich an diesem Wochenende keine Zeit gehabt hatte. Andererseits hatten wir schon ein paar Mal darüber gesprochen, uns zu treffen. Und nun würde es so weit sein.
Ich wusste zwar, woran ich sie erkennen konnte, hatte auch ein Foto von ihr gesehen und doch ist man sich in so einem Moment immer unsicher. Aber es war eindeutig, als sie eingestiegen war und direkt neben mir stand. Und trotzdem blieb diese Unsicherheit, dass ich nicht wusste, wie ich sie ansprechen sollte. Aber, allen Mut zusammen nehmen, schließlich ist es ja nicht jemand, den du gar nicht kennst (und doch jemand, den du irgendwie nicht kennst) und sie ansprechen...
So begann es, vor mehr als einem Jahr. Wir hatten einen denkwürdigen Tag in Koblenz, wurden in einem Café nicht bedient, saßen aneinandergekuschelt an einem Platz und schauten Jungs zu, die mehr oder weniger erfolgreich mit ihrem BMX Kunststücke vollführten.
Und eigentlich endete dieser erste Tag viel zu schnell, einer dieser Momente, an denen die Zeit anhalten könnte, in denen man sich wünscht, dass sie nie enden...

Das Schöne war und ist, dass es beileibe nicht der einzige Moment dieser Art geblieben ist, so vieles aus dem letzten Jahr, das mir immer wieder in den Sinn kommt. Nachts auf der Burgruine die Mondfinsternis beobachtet. Gemeinsam Freunden beim Umzug geholfen. Zusammen Silvester gefeiert. Sich eine ganze Zeit lang fast jedes Wochenende gesehen und fast täglich telefoniert. Mit dem Zug oder dem Auto unterwegs gewesen, gemeinsame Spaziergänge oder auch Pizza essen beim Italiener. Gemeinsam im Kino zu sitzen, den Herrn der Ringe anzuschauen oder gemeinsam „Ohhhh!“ zu rufen, wenn man die großen Augen des gestiefelten Katers in Shrek 2 sieht...

Sie ist die Person, mit der ich in dieser Zeit am meisten Zeit verbracht habe und ich habe es unaussprechlich genossen. Sich zu fühlen, als sei man zusammen mehr man selbst, als alleine, man sich „kompletter“ fühlt.
Und irgendwie blieb immer das Gefühl, dass es zu wenig Zeit ist. Es zu lange dauert, bis man sich das nächste Mal sieht. Das Gefühl, dass man schon wenn man sich sieht Angst vor dem Moment hat, wenn die Zeit zu Ende ist, einer von beiden wieder nach Hause fahren muss.

Sicherlich gibt es auch weniger schöne Erinnerungen, aber letztlich gehören die auch dazu. Denn immer nur eitel Sonnenschein, wie sollte man dann die schönen Momente so richtig auskosten?

Ein Jahr vorbei. Und ich bin gespannt, was das nächste Jahr alles bringen wird. Aber eines weiß ich auf jeden Fall. Ich wünsche jedem solche Freunde, wie ich mit ihr einen habe. Und ich bin mir sicher, dass es nächstes Jahr genauso viel schöne Erinnerungen sein werden...



Für Sandra

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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