Eigentlich hätte es ein nebliger Novembermorgen sein müssen, zumindest, wenn der Tag den gängigen Klischees entsprochen hätte. Nun, immerhin, es war November. Aber der Himmel war strahlend blau, nur einzelne Wolken irrten auf der Suche nach Gesellschaft über den Himmel.
Langsam folgte er dem kleinen Trampelpfad durch den Wald, die Blätter bedeckten den Boden knöchelhoch und ließen jeden Schritt herbstlich rascheln. Es war ungewöhnlich still und das obwohl sich das kleine Waldstück mitten in der Stadt befand, zwischen den Wohngebieten und den Uni-Kliniken. Aber letztlich war das auch der Grund, warum er hier entlang lief. Den Gedanken freien Lauf lassen, ungestört sein und zur Ruhe zu kommen. Manchmal war das einfach notwendig und seitdem er nicht mehr bei seinen Eltern lebte und dort täglich mit dem Hund rausgegangen war. Damals ergab sich die Gelegenheit fast zwangsläufig aber auch da hatte er sich manchmal einfach den Hund geschnappt und war losgelaufen, wenn ihn Dinge beschäftigten. Eine, manchmal auch zwei Stunden über die Felder gelaufen und einfach die Gedanken treiben lassen.
Letzlich war es kein Problem, daß ihn beschäftigte... und irgendwie doch. Aber eigentlich war auch egal, wie man es nun nannte. Es war einfach schwer, sehr gute Freunde zu haben, die einige hundert Kilometer entfernt wohnen. Manchmal wünschte man sich, einfach mal schnell rübergehen zu können, oder einfach die anderen häufiger zu sehen. Manchmal, ja, manchmal kam man sich fast schon einsam vor. Insbesondere, wenn es anderen nicht gut ging und man gerne wirklich für sie da wäre. Aber letztlich änderten diese Gedanken auch nichts, das war klar. Und gerade deswegen ging er ja spazieren. Die Gedanken schweifen lassen, erinnern, träumen. Es änderte nichts, aber es machte es einfacher.
Langsam näherte er sich dem Waldrand. Ein Rascheln, dort wo ein aufgeschrecktes Einhörnchen auf einen Baum flüchtete. Langsam rückte der Lärm der nahen Straße in den Vordergrund. Die Wolken waren fündig geworden und bedeckten mittlerweile einen Großteil des Himmels. Ein letzter Seufzer, bevor er wieder in das hektische Stadtleben eintauchte. Einkaufen mußte er noch. Und heute abend... Heute abend, würde er sie anrufen. Zumindest das war etwas, daß er tun konnte. Und darauf freute er sich jetzt schon. Er lächelte und verließ den Wald.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.11.2004.
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