Susanne Kobrow

Moppels Wandel vom Mann zum Männlein




Moppelchen, so wird das Meerschweinchen meiner Tochter genannt, führte bis gestern ein nahezu wundervolles Leben. Ein schönes Zuhause, reichlich Essen und die Liebe meiner Tochter waren ihm gewiss.

Aber da Meerschweinchen nun mal sehr gesellige Tierchen sind und gerne unter Artgenossen leben, war es für meine Tochter keine Frage, dass Moppelchen irgendwann Gesellschaft bekommen sollte. Sie war der Meinung, ihre Liebe alleine reiche für das Tier nicht aus.

Also wurde beschlossen, ein zweites Meerschweinchen müsse her.

Ihr Freund hatte auch schnell einen Vorschlag zwecks Beschaffung parat. Seine Mama, selber Besitzerin eines Meerschweinchens mit Nachwuchs, habe einige Meerschweinchen zuviel und würde gerne welche abgeben.

Klar, dass meine Tochter nun recht begeistert war und sich recht schnell entschied, den putzigen Überschuss bei sich aufzunehmen.

Lange Rede kurzer Sinn. Mein Kind, Feuer und Flamme für die Tierchen,
überlegte, was sie nun alles brauchte. Zuerst musste ein großer Käfig her….damit sich sämtliche Meerschweinchen wohl fühlen könnten.

Das war Überlegung Nummer Eins.

Danach sollte es in einigen Tagen die große Familienzusammenführung geben.

Da wir in den letzten Tagen reichlich miteinander telefoniert hatten, war ich bestens informiert und konnte mir ein gutes Bild davon machen, was sich meine Tochter alles vorgenommen hatte.

Leider hatte ich es versäumt zu fragen, welches Geschlecht die anderen Schweinchen hatten. Das erfuhr ich am Dienstag. Ebenfalls, dass Moppelchen am Mittwoch kastriert werden sollte. Denn es handelte sich bei der Meerschweinchen-Gesellschaft um fünf Weibchen.

Ich konnte mein Lachen nicht unterdrücken, aber auch verstehen, warum aus Moppelchen ein Eunuch werden sollte. Meine Tochter hatte es mir zu süß erklärt:
„Also Mama, entweder Moppelchen bekommt Gesellschaft von fünf jungen Damen und wird Eunuch. Dann stell dir mal vor, er würde mit allen…. (Ihr wisst schon was).
Dann hätte ich keine sechs Meerschweinchen, sondern bald einundzwanzig…. Weil sie es jeden Tag machen, Meerschweine sind nun mal so.
Oder Moppel bleibt allein und darf auch ein Mann bleiben!“

Da sie der Meinung war, Gesellschaft wäre besser, musste Moppel also Mittwoch in die Klinik. Bekam laut Auskunft meiner Tochter eine Narkose und wurde seiner Männlichkeit beraubt.

Wer nun bei dieser Aktion mehr gelitten hat, sei dahin gestellt.

Entweder die Hauptperson, Moppel, der heut schon wieder durch die Gegend hüpft, aber meine Tochter nur zornig anschaut. (nach ihrer Aussage),

meine Tochter, die während der OP und auch im weiteren Verlauf des Tages nur mit ihrer Mutter telefonierte, weil sie Trost brauchte,

oder ich, die vor Lachen Bauchweh bekam und trotzdem ernst bleiben musste, um ihr Trost zu spenden?

Heute kommen nun die fünf jungen Meerschweinchendamen in einen schönen großen Käfig und werden außer Reichweite von Moppel untergebracht,

Denn der braucht noch eine Woche lang seine Ruhe!

© by Su

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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