Harald Saul

Die Bumsnummer - oder Der Krug geht solange zum Brunnen, bis.

Es ist Oktober, der Wind treibt schon Schneewolken über die Bergkämme in Suhler Land. Der Herbst hat sich heuer nur ganz kurz mit goldenen Farben gezeigt. Bert und Tim, zwei echte Suhler Jungs, sind unschlüssig, sie wollen endlich mal was erleben.......
Dieses ständige Eingehen auf aufmüpfige, erwarungsvolle Kunden, die für ihre paar Euronen, noch viel Technik verlangen, kotzt sie an. Beide sind junge, aufstrebende Mitarbeiter eines Unterhaltungselektronikanbieters unweit der neuen Autobahnanfahrt und ihrer Meinung unterfordert und noch dazu unterbezahlt.

Dabei, beide sind 25 Jahre alt,haben sie schon allerhand hinter sich. Aufgewachsen sind beide am Suhler Döllberg, die Väter kannten sich aus dem Jagd und Fahrzeugwerk Suhl, dem größten Arbeitgeber der Stadt und die beiden Jungs gingen beide in den Kindergarten, hoch über den Dächern von Suhl. Dieser Kindergarten war etwas ganz besonderes, denn er war auf dem Dach eines Warenhauses. Die Mütter von Tim und Bert waren im bestbelieferten Warenhaus des Bezirkes Suhl als Verkäuferinnen angestellt.Beide Jungen waren Einzelkinder und bestens materiell versorgt. Tim´s Vater arbeitete als Lagerverwalter für Jagdgewehrersatzteile und Bert´s Vater war als Auslieferungsfahrer von Jagwaffen, es ging quer durch die DDR und manchmal in´s NSW ( X ), beide komnnten immer noch was dazu verdienen.. ( X - Nicht-Sozialistisches-Währungsgebiet)
Die Mütter kamen auf Grund ihrer Arbeitsplätze an sogenannte “Bückdichware“ heran.( Ware, die unterm Ladentisch, gegen einen Privat-Aufpreis, verkauft wurde, für vorgemerkte Kunden ) Tim und Bert waren 10 Jahre alt, als die DDR sich auflöste, sie freuten sich. Endlich konnte man soviele Matchboxautos kaufen, soviel man wollte. Comichefte durfte man im Schulranzen haben und mit den Eltern schnell mal nach Coburg oder Bamberg fahren. Und, und im Kino kamen jetzt Actionfilme. Schnell erlernten beide Karate und andere tolle Kampfsportarten. Die Pubertät überstanden beide mit angewinkelten Armen, die mit Muskelansätzen bepackt waren und man ließ sich nicht an ´s Bein pinkeln. 1995 verließen beide die Schule, gute Abgangszeugnisse hatten sie und durch die Väter, die noch beide Arbeit hatten, sehr schnell eine Lehrstelle.Die Mütter, der beiden waren seit 1990 arbeitslos, erhaschten von Zeit zu Zeit beim Arbeitsamt eine Umschulung oder Fortbildung und waren eigentlich mit ihrem Los zufrieden. Den Kindern geht es gut, sie haben Arbeit und fahren beide zwar, ältere, aber immerhin deutsche Markenautos. Tim und Bert wohnene noch beide, bei den Eltern und es geht ihnen gut. Beide Familien ziehen nach wie vor im Frühjahr aus der Plattenbauwohnung in die Kleingärten und im Herbst wieder zurück. In dieser Zeit hatte man die Wohnungen an “Bekannte“ Wochenendheimfahrer, Monteure und so vermietet, die am Wochenende zu Hause waren, bei ihrer Familie. Die neue Zeit läßt jeden leben, das wissen die befreundeten Familien zu gut....

Bert und Tim sind unzufrieden, man müsste sich noch eine Gelderwerbsquelle schaffen. Am Anfang hatten sie Autoradios bei Kunden “schwarz“ eingebaut.Bis sich der Filialeleiter mal laut Gedanken machte, warum plötzlich die hier gekauften Autoradios, nicht vom Markteigenen Service eingebaut werden konnten. Bert und Tim hatten ja lange Ohren und Instinkzt für Gefahr.....


Dann kam der Tag, der eine neue Idee hervorbrachte. Unabsichtlich stellten beide ihre Autos auf dem Kundenparkplatz ab und es passte nur ein Smart dazwischen. Zur Frühstückspause steht Bert am fenster und guckt zufrieden auf die beiden Wagen herab. Er sieht, wie ein japanischer Kombi einparkt, sich ein wohlbeleibter älterer Mann herausschält und weggeht. Tim wird von Bert gerufen, beide stellen sich jetzt hin und wollen beobachten, wie der Fette ausparkt. Er kommt, prombt wackelt auch schon Bert´s Auto, der Fette hat´s angebumst. Man saust schnell die Treppe herunter und schnappt den Dicken an der Parkplatzausfahrt. Tim geht hin und sagt nur, alles auf Video, mein Herr ! Sie begehen Unfallflucht, wird sehr teuer.Dem Fetten stehen sofort dicke Schweißperlen auf der Stirn. Er parkt wieder zurück ein und steigt aus. Zusammen geht man zu Berts Auto. Eine Delle ziert die Beifahrertür. Bert sagt, ach du scheisse !, wie soll ich das meinem Vater beibringen. Tim sagt sofort und hat ein Handy in der Hand, lass uns die Bullen rufen. Der Dicke ächzt und stammelt, seid ihr mit 300 Eus einverstanden ? Tim guckt Bert an, das muß ja gespachtelt werden ! Der Dicke langt nach seiner Brieftasche, holt 4 Hunderter hervor und drückt sie Bert in die Hand, dieser zögert. Nachdem der Dicke in die Runde geguckt hat und feststellte, Zuschauer bleiben stehen, langt er nochmal in die feine Ledertasche und Tim und Bert habe 600 Euro “verdient“. Schnell steckt sie Bert weg und der Dicke fragt, war was ? Nö, sagen beide und gehen zu dem angebumsten Auto.
Als der Dicke weg ist, lachen beide, wer hätte das gedacht, das die Delle nochmal Geld bringen kann ? Nachdem ein halbes Jahr um ist und beide jedem Monat noch 2 - 3 Tausender dazuverdient haben.
Da passiert etwas unvorhergesehenes. Wiedermal ein verkaufsoffener Sonntag, der Schneematsch lässt die Autofahrer vorsichtig fahren und wiedermal stehen Berts und Tims Autos zum Anbumsen bereit.
Berts Beifahrertür ist nun schon ganz schön lädiert und Tim meint, man soll es doch endlich mal machen lassen. Aber Bert meint immer, einmal geht noch !
Tim ist wie immer auf Posten, da kommt auch schon ein schwedischer PKW, der Volvo biegt langsam ein und die Fahrerin setzt nochmal zurück, um ihre Beifahrerin aussteigen zu lassen. Fährt dann langsam wieder in die enge Parklücke. Da wird in der Nebenreihe frei, sie guckt zurück und fährt wieder raus und schon wackelt Berts Auto. Tim guckt, bevor er losrennt, auf´s Nummernschild. Prima, keine hiesige !, denn bei hiesigen machen sie die “Bumsnummer“ nicht. Könnte sich ja rumsprechen !
Der Fahrerin stehen die Tränen in den Augen, sie sächselt tränenerstickt, wenn mein Mann das mitbekommt. Da sind Tim und Bert auch schon zur Stelle. Sie schauen beide Wagen an und machen sehr ernste Gesichter. Tim sagt zu der Fahrerin, ich ab es gesehen und das ist der Fahrer und weist auf Bert. Die Beifahrerin sächselt nicht und meint nur ganz leise, ohne Polizei ? Wieviel ? Bert sagt leise und schiebt sich an die hübsche, vollbusige, im Pelz genähte Schönheit heran, mein Kumpel kanns machen für 4 Hunderter. Beide Frauen überlegen und gucken sich an, da meint Tim, komm lass uns die Bullen rufen.Da fasst Bert der Vollbusigen vertraulich um den Rücken unter die Brust, nagut 500 und dann aber weg.... er denkt, die möcht ich mal “poppen“.....
Nachdem die 5 Hunderter ins Berts Hosentasche verschwunden sind, gehen beide zu Berts Auto und kümmern sich nicht mehr um die Damen. So entgeht ihnen, wie beide nicht wegfahren, sondern auf sie zukommen. Sie sehen auch nicht, wie sich mehrere PKW-Türen öffnen und junge Männer auf sie zu eilen. Beide werden von hinten gepackt und hochgerissen, um ihre Unterarme schließen sich stählerne Armbänder.Verdutzt schauen sie die beiden Damen im Hindergrund an, beide haben Diensausweise der Polizei in den Händen und die eine murmelt, nun nicht mehr sächsisch, sondern im schönsten Suhler Dialekt die Festnahmeformel. Wie im Film ......

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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