Ein kurze, aber wahre Geschichte:
"Weitstreckentauben" ... oder "wenn das Glück lacht"
Im April 1988 machte ich als junger Taubenliebhaber die erste Erfahrungen mit dem Taubenmarkt in Belgien. Zusammen mit meinem damals schon über 70jährigen Grossvater, mit dem ich damals zusammen Tauben reiste, fuhren wir zum Taubenmarkt nach Lier, da es hieß, daß man sich dort gute Jungtauben günstig aussuche könnte.
So weit, so gut!
Es erwartete uns dort ein überwältigendes Angebot von Verkaufsständen mit Jungtauben unterschiedlichster Herkunft und Gefiederfarben.
Nachdem wir schon einige Zeit über den Taubenmarkt geschlendert waren, um immer wieder die einzelnen Angebote der Züchter zu vergleichen, zog es mich wie magnetisiert hin zu den Taubenkörben mit dunklen Tauben aus der alten van den Bosch-Sorte, aus der die damals sehr populäre, weltberühmte Meulemans-Rasse entstanden war.
Keine Frage, die Tauben mußte ich haben. Wir kauften dann schliesslich nach langem, harten Verhandeln alle 30 Jungtauben zu einem akzeptablen Preis.
Nachdem wir die Tauben im Pkw untergebracht hatten, wollten wir noch ganz kurz einen letzten Gang über den Marktplatz machen. Es war mittlerweile sowieso schon kurz vor Ende der Veranstaltung geworden. Einige Züchter bauten ihre Stände bereits ab. Da winkte mein Grossvater mich auf einmal zu sich und zeigte auf einen ganz bestimmten Stand abseits am äußersten Ende des Marktes. Er hatte dort schon vor einiger Zeit einen ziemlich alten Züchter mit Käppi und verschlissenem Mantel entdeckt. Er war ihm aufgefallen, weil er immer wieder laut schrie: "Weitsstreckentauben, Weitstreckentauben...". Der Züchter hatte nur einen ganz kleinen Korb mit nur 5 blaugefiederten Jungvögeln vor sich stehen. Die Tauben gefielen mir. Sie sahen aus "wie aus dem Ei gepellt". Nach einigen Verhandlungen einigte man sich auf den Preis für alle Tauben im Korb. Viel Geld, hab ich mir damals noch gedacht, wenn ich ganz ehrlich bin. Im Jungschicken im August des Jahres flogen nur die dunklen van den-Bosch Tauben bis zu 3/4 Preise von 6 Einsätzen. Im nächsten Jahr im Altfliegen ließen sie immer mehr nach. Ganz anders die Jungtauben von dem älteren Züchter. Von den blaugefiederten Weitstreckentauben war zunächst im Jungfliegen überhaupt nichts zu sehen,drei waren sogar ausgeblieben. Allerdings umso mehr im darauffolgenden Jahr beim Altfliegen. Wir trauten unseren Augen kaum und staunten nicht schlecht. Die Tauben übertrafen sich gegenseitig. Einer machte jährig sofort 10 Preise bei 10 Einsätzen. Der andere, ich nehme an sein Bruder, machte 8 Preise. Die Ringnummern, an die ich mich noch gut erinnere, lauteten: BELG-88-204 und BELG-88-205. Der BELG-88-204 wurde später eine der besten Tauben, die wir je reisten. Eine gute Investition! Als wir im nächsten Frühjahr möglichst blaue Jungtauben bei dem selben Züchter direkt bei ihm zuhause abholten, konnte keine der Tauben mehr an die Leistungen der beiden Vögel anknüpfen. Blaugefiederte Junge waren bei ihm nicht mehr zu bekommen. Die Leistungen der beiden Weitstreckenvögel in Zucht und Reise a!
llerdings haben uns noch über Jahre große Freude bereitet. 1994 starb mein Grossvater nach langer schwerer Krankheit.
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Übrigens bin ich heute selbst Taubenzüchter. Warum nur muß ich heute nach fast zwanzig Jahren immer wieder an diese Geschichte denken?
Rolf Pollberg, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.11.2004.
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