Gaby Kaiser

Die letzten Tage des Günter Sch. II Teil - der schwarze Tag

6.August 2003
Die Tür zu deinem Bruder öffnet sich. Dein Bruder mit Tränen in den Augen. Den Gesichtsausdruck werde Ich nie vergessen. Ungläubig und fassungslos.

Eine Gasflasche ist explodiert, Man hat dich ins AKH Wien geflogen, womöglich gibt es Probleme mit den Augen, Ich kann es nicht fassen, was ist da passiert, Ich hatte mich doch mit dir verabredet. Ich war zornig auf mich auf dich auf Gott, warum jetzt, gerade jetzt, wo ich meine große Liebe gefunden hatte, Ich fuhr nach Hause, Tränen in den Augen, Wo bist du, kannst du mich spüren, ich kann es einfach nicht glauben, will es nicht glauben
Ich habe das Krankenhaus angerufen. Man sagte mir, es ist zwar alles stabil, aber es ginge dir nicht gut, ich bat noch, wenn du aufwachst möge man dir ausrichten, dass ich dich liebe, zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung was mich in den nächsten Stunden erwarten wird. Kann die Nacht kein Auge zutun, bin fassungslos, zerstört, verwirrt, kann keinen klaren Gedanken fassen, was ist nur los, was ist das für eine grausame Welt in der wir leben. Trostlos, voller Schmerzen, unerwartet trifft mich dieses Schicksal mitten in mein Herz, ein Sprung, Ein Riss, eine Grube, eine tiefe Wunde, was wird bleiben, wann wird es wieder verheilen, wo sind meine Gefühle, wo ist meine Liebe – verlorengegangen, wohin?
Nächsten Morgen deine Eltern und dein Bruder, wir fahren los. Wollen dich sehen, wollen dir Kraft geben, die telefonische Auskunft der Ärzte war nicht sehr positiv, doch es gibt Hoffnung, die Hoffnung stirb zuletzt. Wir kamen an, die Intensivstation vermittelte uns bereits den Eindruck von einem Jenseits, hier weiss man nicht mehr, wie viel Chance bekommt ein Mensch. Die Minuten verlaufen ohne, dass Ich irgendetwas wahrnehme. Im Krankenhaus nimmt der Arzt deine Eltern beiseite. Deine Mam weint, Warum macht sie das. Sie weint. Was soll das? Wo bist Du? Wo bist Du? Will sie Uns trösten? Sie sagt nichts. Sieht mich an, mit Augen, die Ich nicht deuten kann. Oder will. WAS SOLL DAS????
D U B I S T N O C H D A.

Der Arzt kommt und erklärt und erklärt. So unendlich lang erklärt er. Wenn er so lange erklärt, ist alles wieder in Ordnung. Sonst würde er schon längst etwas gesagt haben. Deine Eltern weinen so sehr. Ich verstehe es nicht. Wo bist Du?
Ich setzte mich, kann nicht mehr. Kann es nicht mehr ertragen. Da höre Ich es:
Deine Chancen sind sehr sehr gering, eigentlich hast du gar keine Chance, nein das kann nicht sein, warum bloss, warum du, jetzt, wohin soll ich gehen, alleine, gerade jetzt wo ich dich gefunden hatte, wo ich vertrauen hatte, wo ich die verdammte wahre liebe gefunden hatte, es schmerzt, nein du schaffst es, ich weiss es, ich werde bei dir sein, dir beistehen, ich verlasse dich nicht, du wirst Monate brauchen, doch ich bleibe, ich lebe, ich liebe, liebe dich, es gibt nichts was mich schocken könnte, solange du nur lebst, alles andere ist Nebensache.
Du musst nur am Leben bleiben, ich weiss, ich werde kämpfen, um dich, mit dir reden, sekunden, minuten, stunden, nein Tage, du wirst sehen wir schaffen es, ich bitte dich, lass mich einfach nicht im stich.
Deine Eltern gehen zu dir, auch dein Bruder, dann endlich bin ich dran, ich zittere sehe den Monitor mit deiner Herzfrequenz. Du bist verpackt in einem Verband, man kann den Duft der Explosion noch riechen, hier, jetzt, verkohlte Haut, verbrannte Haut, der Duft von Blut und Wundsekret steckt in meiner Nase, Ich sehe dich, kann es kaum fassen, meine Knie zittern, wo bist du, was war passiert, oh mein Gott, wie bin ich hilflos, kann nichts machen, ist es Bestimmung, gibt es sie, ja, nein, wirst gehen, und mir genommen werden, ich kann es fühlen, NEIN, ich will es nicht glauben, nicht wahrhaben, die Hoffnung stirbt zuletzt – daran glaube ich, Ich glaube an dich, an Gott, du wirst kämpfen, Gott wird dir helfen, Hilf mir doch lieber Gott, bitte jetzt, ich kann keine klaren Gedanken fassen, spreche mit dir, unterdrücke meine Tränen, will dir Trost spenden, einfach nur bei dir sein, kann dich spüren, kann deine Kraft fühlen, du willst nicht gehen, nicht jetzt, ich weiss es, du liebst mich zu sehr. Du warst gerade mal wieder glücklich, glücklich zu lieben und Liebe zu empfangen, du hast es gebraucht, ich setze mich neben dich, sehe dich an, Dein Anblick erschreckt mich nicht im Gegenteil. Ich weiss nun wie sehr ich dich bereits liebte. Ich rede mit dir sehe dich an, küsse dich auf die Lippen, obwohl ich es nicht durfte, ich berühre deine Brust, spüre noch ein leichtes Nachzittern von deiner Seite, Deine Lippen vibrieren, wollen mehr, ich weiss es, du kannst mich fühlen, obwohl du im Tiefschlaf bist, du spürst mich, du liebst mich , du zeigst es mir noch, indem du mit deinen Augen rollst, als ich dir sagte, ich weiss, dass du mich hören kannst. Spät fahre ich mit dem Zug nach Hause, Ich komme wieder sage ich dir noch, Morgen, und bitte kämpfe, bleibe hier, nein ich werde aggressiv, du darfst nicht gehen, hörst du, warte bis ich wieder komme

Und ich kam wieder. Nächsten Tag, ich sprach mit dir war bis in die Nacht bei dir. Du warst in guten Händen, ich spürte es und plötzlich spürte ich deine Kraft, hatte keine Angst mehr, du würdest es schaffen, da bestand für mich kein Zweifel. Ich fuhr ins Hotel, schlief nicht gut doch mit einer Hoffnung, war in der Kirche, zündete für dich eine Kerze an, betete, gab dich in die Hand Gottes mit gutem Gefühl. Fühlte mich einsam, alleine, verstoßen von dieser Welt. Dann der nächster Tag, ich war verwirrt, kraftlos, ging noch essen und wollte dich dann wieder besuchen, Dein Vater rief mich morgens an und sagte. Es gab ein Fünkelchen Hoffnung, deine Lunge hätte sich gebessert, war es mein Verdienst, ich sprach mit deiner Lunge, habe am Vortag zugesehen, wie sie deine Lunge ausgepumpt hatten, ich dankte deiner Lunge. Ich war stolz auf mich, hatte ich doch was bewegt, hatte mein Glaube all die Grenzen gesprengt. Ich fühlte mich plötzlich wieder stark, ja du wirst es schaffen, da bestand für mich plötzlich kein Zweifel mehr. Ich wurde immer zuversichtlicher und frohen Mutes. Dann plötzlich gegen 13 Uhr verließ mich meine Kraft. Ich stand vorm AKH. Dein Bruder rief mich an und sagte mir du wärst gestorben, NEIIIIIIIIIIIIIIIIN, das glaubte ich nicht, das konnte nicht sein. Nach all der Hoffnung, es stimmte nicht, da muss ein Fehler passiert sein, ich lief weinend durch das Krankenhaus, der Lift konnte nicht schnell genug im 13. Stock sein,
Die Ärzte nahmen mich in Empfang und ich vernahm ihre Stimmen nur mehr sehr undeutlich
Um ca.13.30 Uhr konnten wir nichts mehr tun. Das Herz stand still.

DU BIST GEGANGEN????? WARUM???
Nein, das kann nicht sein. Warum??

Ich gehe in Dein Zimmer. Hell und ruhig. Da liegst Du. So ruhig, als würdest Du schlafen. Mein Kopf setzt aus. Kann nicht mehr denken. Kann nichts mehr. Nicht verstehen, nicht fühlen, nicht schreien.

Ich fasse Dich an. Streichel Dich. Halte Dich. Lehne mich an Dich. Sehe Dich an. Jeden Millimeter Deines Gesichts. Alles ist wie immer, nur Deine Augen sind geschlossen. Ich rieche Deinen mir so vertrauten Geruch.
Alles um Dich und mich ist weg. Du musst doch noch da sein. Das kann nicht das letzte Mal sein, dass ich Dich sehe. Ich soll mich jetzt verabschieden. Du warst für mich da. Mein ganzes Leben lang hatte ich mich nach dir gesehnt. Wir hatten uns doch gefunden wir sind zu zweit, nicht nur einer allein.
Es fühlt sich an als würden mein Herz und mein Körper zerreißen.

Immer noch lehne ich mich an Dich. Ein letztes Mal kannst Du mich trösten und stützen.
Ich liege bei dir, auf deiner Brust, weine, denke nach, liege einfach nur da, ohne Worte, mein Kopf ist leer, alles um mich herum hat keine Bedeutung mehr, ich verspüre Trauer, Wut, Zorn, und dann einfach gar nichts mehr, bin leer, ohne jedes Gefühl, als hättest es du dir mitgenommen, nach drüben, auf die andere Seite. Ich nehme dich bei der Hand, komm Günter steh auf, wir gehen nach Hause, ich bin für dich da, du bist nicht allein, ich liebe dich, ich verzweifle, weine, schreie, denke wieder nach, kurze Momente ohne Tränen, dann wieder und wieder, sie kommen hoch, lassen sich nicht verbergen, wo bist du nur, warum jetzt, warum ich, warum wir beide, so jung dein leben, jetzt nicht mehr, ohne dich, für immer, nur noch platz in meinem herzen, unauslöschlich hast du dir platz verschafft in meinem Herzen. Ich weiss ich liebte dich, ich liebe dich noch immer, du warst göttlich, liege noch bei dir, will dich nicht verlassen, will nicht gehen, will dich nicht hier zurück lassen, alleine ohne mich, verdammt wo bist du, gib mir ein Zeichen, lebst du in einer anderen Welt, Gedanken spuken in meinem Hirn, ich weine, leise, heimlich, sollte keiner sehen, denn ich bin stark, nein will nicht stark sein, will weinen, will das es jeder sieht, es schmerzt, die ganze Welt soll diesen Schmerz sehen, Nein nicht sehen sondern auch fühlen.
NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN, HAAAAASSSSS
Verstehe nichts mehr.

Mein Kopf ist so leer.

Als hätte man mich komplett ausgeschüttet.

Keine Kraft mehr.

So leer.

Muß irgendwann gehen.
Obwohl Ich Dich nie wieder sehe.


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.12.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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