Eveline Dächer

Die Rose der Heiligen Nacht

Ein Mönch in einem Kloster an der Mosel züchtete Rosen.
In diesem Jahre wollte er eine ganz besondere Blüte kreieren.
Sie sollte besonders große Blütenblätter haben, eine volle Rose sein.
Er kreuzte seine schönste rote mit einer gelben Rose.
Sie sollte IHREN Namen tragen. Er wollte zur Blütezeit IHRE Hand nehmen
Sie vor dies wunderbare Exemplar führen und IHR sagen:
„Sie ist DIR gewidmet, sie trägt DEINEN Namen.“
Sie sollte in einem sonnendurchglühten Orange strahlen und ihr Duft,
sollte die Umgebung verwandeln in eine Oase der Sinne.
Er pflanzte das junge Pflänzchen in eine besonders sonnige Ecke des Klostergartens,
gegenüber einer Bank aus Stein. Hier konnte er in Ruhe verweilen, sein Brevier lesen
und das Wachsen überwachen.. Er hütete und pflegte seinen kleinen Schützling mit aller Liebe. Sehnsüchtig wartete er auf das Sprießen, ob sie gelingen würde?
Da, eines Tages sah er die ersten zarten Triebe, Ja, sie schlägt aus wollte er in alle Welt schreien, sie ist angegangen, nun warte ich auf Gottes Segen.
Täglich kamen die zarten Blättchen etwas weiter hervor, sie wagten sich ans Licht.
Doch------------- hier endete sein Werk auf Erden, er selbst wurde abgerufen.

Was soll nun aus dem Pflänzchen werden ?
Ein Mitbruder, der beobachtet hatte, wie besorgt er immer um gerade diese Rose war,
hob sie weit genug aus und pflanzte sie auf sein Grab. Er schickte ein Gebet zum Himmel
und empfahl sie seinem verstorbenen Bruder.
Es war um die kalte Jahreszeit, geschneit hat es, alles hat der Schnee zugedeckt auch das Pflänzchen . Am nächsten Tag wurde das Schneetreiben dichter, ein dichtes, weiches ,
weißes Tuch legte sich über den Klostergarten. Alles war still, nur Bruder Blasius ging noch
einmal zu dem Grab.
Seine Spuren im Schnee, wurden gleich wieder zugedeckt. Irgendetwas war heute anders, er spürte es, aber was? Es war die Heilige Abend.
Er wollte noch mal am Grab seines Freundes beten. Ein merkwürdiger leichter Duft schlug ihm in die Nase. Er kam an das Grab und betete. Plötzlich starten seine Augen auf etwas im Schnee. In der Dunkelheit war es nicht richtig zu erkennen. Er trat näher und sah : er traute seinen Augen nicht. Es ist wahr ! Die Rose steckte vorsichtig eine kleine Blüte aus dem Schnee, sie leuchtet, orange im weißen Schnee. Er konnte dies nicht recht glauben , bekreuzigte sich und ging zurück zu seinen Brüdern. Doch das Blühen mitten im Winter ließ ihm keine Ruhe. Sofort morgens früh noch vor dem Gebet lief er in der Klostergarten zum Grab seines Freundes. Ja das war sie, sie erblühte wunderschön und entfaltete in der Morgensonne einen ganz feinen Duft. Bruder Blasius konnte nicht anders, er bückte sich, nahm diese kleine Blüte vorsichtig in beide Hände und zog ihren Duft ein.
Ganz behutsam ließ er sie los, häufelte sie mit etwas Schnee an und ging zum Gebet.
Seinen Mitbrüdern erzählte er von dem kleinen Wunder. Pater Johannis hat uns fröhliche Weihnachten gewünscht.
Man hörte ein Seufzen in dem Klostergang : Diese Blüte war eigentlich nicht für dich bestimmt Bruder Blasius. Sie ist einzigartig, wie SIE.
Und IHR Name wird nun niemand mehr erfahren .
Nennen wir sie doch einfach :
Die Blüte der Heiligen Nacht.



Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Eveline Dächer).
Der Beitrag wurde von Eveline Dächer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.12.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Eveline Dächer als Lieblingsautorin markieren

Buch von Eveline Dächer:

cover

Die Muttergottes und der Blumenkohl: Schubladengeschichten von Eveline Dächer



Kennen Sie das? Sie räumen nach Jahren mal wieder die Schubladen auf und finden dabei wahre Schätzchen, die völlig in Vergessenheitheit geraten waren.
In meiner Schublade fand ich Geschichten + Erlebnisse, die ich irgendwann aufschrieb und die teilweise schon zwanzig Jahre und länger dort schlummerten.
Nun habe ich sie wieder zum Leben erweckt, manche sind noch genauso aktuell wie damals, haben nichts verloren.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Eveline Dächer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Samstagsvergnügen von Eveline Dächer (Multi Kulti)
Noch vier Stunden... von Luki K (Weihnachten)
Der intelligente Karli von Margit Kvarda (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen