Melanie Brönner

Benjamins schönstes Weihnachtsgeschenk

Es war mal wieder soweit. Weihnachten rückte näher. Auch im Haus von Familie Behrens bereitete man sich auf das Fest vor. Frau Behrens schmückte alles festlich und backte unzählige Plätzchen. Herr Behrens summte unentwegt Weihnachtslieder und aß heimlich die frisch gebackenen Plätzchen seiner Frau. Und Benjamin, ihr 8-jähriger Sohn – er beschränkte sich bei den Vorbereitungen auf das Wesentliche, zumindest für ihn: Was will ich dieses Jahr zu Weihnachten? Zur Wahl standen der Megarob, den man zu fünf verschiedenen Kampfmonstern umbauen konnte oder die täuschend echt aussehende Laserpistole, die gleichzeitig ein Turboauto ist. Eine schwierige Entscheidung. Fast täglich ging Benjamin in das große Spielwarengeschäft in der Einkaufspassage und verglich seine beiden Favoriten miteinander. Welches von beiden würde seine Klassenkameraden mehr beeindrucken? Der Megarob war sehr teuer, den konnten sich bestimmt nicht alle Kinder in seiner Klasse leisten. „Ach, was sage ich da, keiner!“, sprach Benjamin seine Gedanken laut aus. Die anderen Kunden drehten sich überrascht zu Benjamin um, doch der bemerkte gar nicht, dass er laut gedacht hatte, so vertieft war er.
Und, was die für Augen machen würden, wenn er ihnen nach den Weihnachtsferien in der Schule sämtliche Verwandlungen vorführen würde. Zuerst natürlich das “Alienmonster“ oder doch lieber das „Werwolfmonster“…Er musste den Megarob einfach haben! Kein anderes Geschenk war so perfekt! Nur, wer würde ihm den Megarob kaufen? Mama hielt von so einem modernen Kram, wie sie immer sagt, nichts. Und Papa, der war viel zu beschäftigt, um Geschenke kaufen zu gehen, er überließ das lieber seiner Frau. Im Kopf ging Benjamin alle Leute durch, die ihm eventuell etwas zu Weihnachten schenken würden. Er kam zu dem Schluss, dass nur eine Person in Frage kam: Oma Hilde!
Voller Zuversicht und Vorfreude verließ Benjamin das Geschäft. Auf dem Nachhauseweg traf er einen Klassenkameraden: „Du Dirk, weißt du, was ich zu Weihnachten bekomme?“ „Nö, woher denn?“, fragte Dirk wenig interessiert. „Den Megarob!!“, prahlte Benjamin. „Echt, ist ja super! So was Teures bekomme ich nicht.“ Benjamin lächelte innerlich. „Wartet nur, bis ich ihn habe, dann werdet ihr noch neidischer sein“, dachte er angeberisch. „Ich muss weiter“, rief er noch und ließ Dirk stehen.
Bei der nächsten Gelegenheit, und die ergab sich schon am darauf folgenden Adventssonntag beim Kaffeetrinken, meinte Benjamin so beiläufig zu seiner Oma: „Es ist gar nicht mehr solange hin, bis Weihnachten, stimmt´s? Hast du schon alle Geschenke besorgt, oder fehlt noch was?“ Seine Oma wusste sofort, worauf Benjamin hinaus wollte, stellte sich aber erstmal dumm. „Hmm, ich dachte mir, dieses Jahr mal nichts zu kaufen, jeder von uns hat doch schon so viel.“ Entsetzen zeichnete sich in Benjamins Gesicht ab. Mit weit aufgerissenen Augen rief er: „Aber Oma, wer kauft mir denn dann den Megarob, wenn nicht du! Da habe ich mich schon so drauf gefreut!“ „Was denn für ein Megarob?“, fragte seine Oma. „Na ja, der, den sie im Spielwarengeschäft in der Einkaufspassage haben. Ich kann ihn dir gerne mal zeigen“, fügte er eifrig hinzu. „Der kann einfach alles.“ Und Benjamin redete auf seine Oma ein, bis seine Mutter ihn unterbrach. „Lass Oma ihren Kaffee trinken, außerdem habe ich dir gesagt, dass das blöde Ding viel zu teuer ist.“ „Gar nicht blöd“, murmelte Benjamin erbost und laut flehte er seine Oma an: „Oma, bitte, das ist alles, was ich zu Weihnachten will!“ „Benjamin!“ Frau Behrens sah ihren Sohn warnend an. „Es reicht!“ Oma Hilde tätschelte Benjamins Hand. „Mal sehn“, vertröstete sie ihren aufgebrachten Enkel und wandte sich dem Plätzchenteller zu. Benjamin verließ enttäuscht und wütend zugleich das Zimmer. „Fast hätte ich sie soweit gehabt, und dann muss Mama dazwischen funken, so ein Mist!“ Schlecht gelaunt trat er in seinem Zimmer gegen seine Spielsachen. „Langweiliges Zeug!“ Mit einer Handbewegung warf er alle Stofftiere vom Regal. Auch die vielen Bücher und Spiele flogen hinterher. Danach ging es ihm etwas besser und er nahm den Katalog mit dem Megarob, setzte sich auf sein Bett und las die Beschreibung zum zigten Mal…
Endlich! Heiligabend war da! Benjamin hatte in den letzten zehn Tagen nur eines im Kopf gehabt: den Megarob. Er hatte seine Oma noch mehrmals darauf angesprochen, mal hatte er es mit Schmeicheln, mal mit Tränen versucht, und immer so, dass seine Mutter davon nicht mitbekam. Aber, ob er erfolgreich war, wusste er immer noch nicht. Oma hatte nichts Konkretes, sondern immer nur „Na, warte mal ab, was das Christkind bringt“ gesagt. „Pah, das Christkind, nicht das olle Christkind, nein Oma soll den Roboter kaufen!“
Benjamin konnte es kaum noch erwarten. Wann endlich war die Bescherung? Beim Essen zappelte er auf seinem Stuhl herum, bis ihn sein Vater ermahnend ansah. Verlegen kuckte Benjamin weg. In der Kindermette bekam er vom Krippenspiel nichts mit, weil er nur daran dachte, welches Monster er als erstes bauen würde. Auf dem Nachhauseweg von der Kirche rannte er fast und stand dann fünf Minuten in der Kälte, bis seine Eltern auch am Haus ankamen und die Tür aufschlossen. „Du kannst es dieses Jahr wohl gar nicht abwarten“, scherzte sein Vater. Seine Mutter sagte nichts. Doch Benjamin stürmte schon ins Wohnzimmer. Und da lagen sie: die Päckchen. Für den schön geschmückten Baum und die selbstgebaute Krippe hatte er keine Augen. Schnell las er, was für ein Name auf den Geschenken stand. Ah, da: Benjamin! Er riss das Papier ungeduldig auf. Mist! Ein Buch. Schnell ließ er es aus den Händen fallen. Weiter, eine Mütze und ein Schal…ein Teddybär, als hätte er nicht schon ein oder zwei. „Außerdem, ich bin ein Junge und schon acht“. Langsam stieg Panik in ihm auf. Was, wenn nicht? Er hatte doch schon bei Dirk mit dem Megarob geprahlt. Die Kinder in seiner Klasse würden ihn auslachen. Das durfte nicht passieren!
Und da sah er es, das musste es sein. Die Größe und die Form des Paketes passten. Mit zittrigen Händen griff er danach und entfernte rasch das Papier. Die liebevolle Verpackung und die Karte mit der Handschrift seiner Mutter übersah er dabei. Mit einem Freudenschrei sprang er in die Luft. „Hurra! Er ist es, der Megarob!“
Er vergaß ganz, sich zu bedanken und rannte mit seinem Liebling im Arm auf sein Zimmer.
Seine Mutter schüttelte traurig den Kopf und ging in die Küche Tee machen. So hatte sie sich die Bescherung nicht vorgestellt. Besinnlich sollte der Weihnachtsabend sein. Mit Musik, Geschichten, Plätzchen und dabei konnte jeder in Ruhe sein Geschenk auspacken. Aber so…„Was habe ich bloß falsch gemacht?“, fragte sie Benjamins Oma. „Mir war Weihnachten immer wichtig, aber nicht wegen der Geschenke. Weihnachten sollte doch etwas Besonderes sein, findest du nicht auch?“ Ihre Schwiegermutter nickte und meinte dann: „Die Zeiten haben sich eben geändert, heute zählen andere Dinge als früher, damit habe ich mich mittlerweile abgefunden.“ „Ich nicht“, erwiderte Frau Behrens leise. Und so verging der Weihnachtsabend.
Der Elternbeirat von Benjamins Schule veranstaltete jedes Jahr zu Weihnachten eine Hilfsaktion für bedürftige oder benachteiligte Kinder. Dieses Jahr wollten die Eltern am 2. Weihnachtsfeiertag Spielsachen in einem Waisenhaus verteilen. Jedes Kind konnte etwas beisteuern. Auch Frau Behrens wollte sich an dieser Aktion beteiligen. Deshalb fragte sie am nächsten Tag Benjamin, ob er etwas von seinen Spielsachen für die Kinder abgeben würde. „Na, klar“, meinte er ohne größeres Interesse. Er war seit dem frühen Morgen mit seinem Megarob beschäftigt und wollte nicht gestört werden. „Kannst auch die anderen Weihnachtsgeschenke mitnehmen, die interessieren mich eh nicht.“ Frau Behrens packte wortlos das Buch, den Teddy, die Mütze, den Schal und zwei weitere Päckchen, die Benjamin am Abend zuvor nicht mal mehr ausgepackt hatte, nachdem er seinen Megarob entdeckt hatte, ein. Dann nahm sie noch mehrere Kinderbücher und Plüschtiere aus Benjamins Zimmer mit. Benjamin hob während der ganzen Zeit nicht mal seinen Kopf, so vertieft war er in den Umbau des Megarob in ein Vampirmonster.
Am 2. Feiertag machte sich Frau Behrens nach dem Mittagessen fertig, um in das Waisenhaus zu fahren. „Kommst du mit?“, fragte sie ihren Sohn ohne Hoffnung auf eine positive Antwort. „Ein paar von deinen Mitschüler sind bestimmt auch da.“ Benjamin wollte schon nein sagen, da überlegte er es sich gerade noch mal anders. Denn folgendes schoss ihm durch den Kopf: „Da kann ich ja heute schon allen meinen neuen Superroboter zeigen.“ „Ja ich komme gleich“, rief er laut. Frau Behrens war erstaunt, dachte sich aber den wahren Grund, als sie sah, dass Benjamin den Megarob im Arm hatte, als er die Treppe runtergeflitzt kam. „Er will natürlich angeben mit seinem neuen Geschenk.“ Am liebsten hätte sie ihn jetzt zu Hause gelassen, aber Benjamin war schon an der Tür und auf dem Weg zum Auto.
Am Waisenhaus angekommen, hielt Benjamin sofort Ausschau nach seinen Mitschülern, um ihnen den Megarob vorführen zu können. Leider konnte er niemanden entdecken. „Bestimmt sind sie schon drinnen“, dachte er. Er folgte seiner Mutter in die Eingangshalle. Dort übergab sie einem älteren Herrn die Kiste mit den Geschenken. Dieser nahm sie überglücklich entgegen und verschwand sofort damit. „Hmm, wo sind die nur alle?“, überlegte Benjamin. Seine Mutter zog ihn mit sich in einen großen Saal. „Ah, da!“, Benjamin hatte zwei seiner Mitschüler entdeckt. Sie saßen zusammen mit ihren Müttern bereits im Saal. Gerade wollte Benjamin zu ihnen hingehen, da erklang ein Glöckchen. „Komm, Benjamin, setz dich hierhin“, sagte seine Mutter leise. Etwas widerwillig folgte Benjamin ihrer Aufforderung. „Dann eben nach diesem Zirkus hier“, dachte er. Vorne im Saal befand sich eine Bühne, auf der standen ein schön geschmückter Weihnachtsbaum und eine große Krippe. Dann kamen die Kinder des Waisenhauses herein. Sie gingen immer in Zweierreihen und machten erwartungsvolle Gesichter. Manche sahen auch traurig und ängstlich aus. „Mann, so viele Kinder, und die haben alle keine Eltern“, Benjamin war erstaunt. Der Herr, es war der Heimleiter, dem Benjamins Mutter die Geschenke überreicht hatte, hielt eine kurze Ansprache, in der er sich auch im Namen der Kinder vorab für die gespendeten Geschenke bedankte. Dann sangen die Kinder ein Weihnachtslied, und der Heimleiter begleitete sie dazu mit der Orgel. Alles ging sehr friedlich und ruhig zu. Nachdem das Lied geendet hatte, stellte sich ein kleiner Junge in die Mitte der Bühne. Man sah ihm an, dass er aufgeregt war. Mit zittriger Stimme lass er vor: “Vielen Dank für die Geschenke. Es ist gerade an Weihnachten für uns Kinder schwer, ohne Mama und Papa zu sein. Deshalb freuen wir uns, dass es Menschen gibt, die für uns da sind.“ Schnell stellte der Junge sich wieder zu den anderen Kindern. Der Heimleiter trat vor und sagte:“ Das war unser Tom. Er ist erst seit ein paar Monaten hier. Es ist sein erstes Weihnachten im Waisenhaus. Schön, dass Sie alle helfen, dass es für ihn und die anderen Kinder ein schönes Fest wird. „So“, und er wandte sich den wartenden Kindern zu, „jetzt gibt es die Geschenke.“ Die Kinder strahlten, blieben aber weiter ruhig stehen. „Komisch, dachte Benjamin, keiner rührt sich, sind die denn gar nicht neugierig?“ Der Heimleiter und zwei weitere Mitarbeiter des Heimes gingen zu den Geschenken und fingen an, sie unter den Waisen zu verteilen. Benjamin sah einen Jungen von etwa 4 Jahren, der sich über seinen verschmähten Teddy freute und ihn fest an sich drückte. Ein anderer Junge setzte sich Benjamins Mütze auf den Kopf und zog die Handschuhe über. Ein Mädchen blätterte eifrig in dem Buch, das Benjamin achtlos beiseite gelegt hatte. Jedes der Kinder schien glücklich mit dem zu sein, was es bekam. „Eigenartig“, dachte Benjamin, sie freuen sich über Sachen, die jemand anderes nicht wollte“. Während er alles beobachtete, überkam ihm plötzlich ein Gefühl der Scham wegen seines Benehmens an Heiligabend und auch ansonsten übers Jahr. Er fing an über sein Verhalten nachzudenken, nicht nur gegenüber seinen Eltern, insbesondere seiner Mutter, sondern auch gegenüber seinen Klassenkameraden und Freunden. Wobei, so fiel es ihm auf, er eigentlich gar keine wirklichen Freunde hatte. Das lag wohl an seiner ständigen Angeberei. Keiner seiner Klassenkameraden, die hier im Waisenhaus anwesend waren, war zu ihm her gekommen, um ihm „Frohe Weihnachten“ zu wünschen. Das machte Benjamin sehr traurig. Aber er wusste, dass das allein seine Schuld war.
Die Kinder waren inzwischen zu den Besuchern gegangen und dankten ihnen. Sie verteilten selbst gemachte Plätzchen und Kinderpunsch. Frau Behrens unterhielt sich mit den anderen Eltern. Ein kleines Mädchen reichte Benjamin eine Tasse. Benjamin zuckte zusammen, da er ganz im Gedanken versunken war. „Danke!“, stotterte er. „Danke Dir“, strahlte ihn das Mädchen an. Sie hielt sein Buch unter dem Arm geklemmt. Scheinbar wollte sie es gar nicht mehr hergeben.
Da sah Benjamin den kleinen Tom, alleine in einer Ecke stehen. Er hatte kein Geschenk in der Hand und sah sehr traurig aus. Benjamin ging zu ihm hin. Frau Behrens sah Benjamin aus den Augenwinkeln und erschrak, „Oh nein, er wird doch nicht?“ Sie befürchtete, dass Benjamin bei dem Jungen mit dem Megarob angeben wollte. Doch zu ihrem Erstaunen hörte sie Benjamin sagen.“ Hallo, Tom, so heißt du doch?“ Tom nickte stumm. „Du bist traurig, weil du keine Eltern mehr hast, stimmt´s?“ Tom nickte wieder. „Hast du gar kein Geschenk bekommen?“ Tom sagte leise: „Ich wollte keines.“ „Du wolltest keines? Aber es ist doch Weihnachten.“ Tom erwiderte: „Aber was nützt mir denn Weihnachten, wenn ich keine Familie habe?“ Benjamin schwieg, auf einmal wurde ihm bewusst, wie gut er es hatte. Er sah kurz zu seiner Mutter rüber, sie lächelte ihn an und er lächelte zurück. Dann wandte er sich wieder Tom zu. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte: „Was hältst du davon, wenn ich ab heute dein Bruder bin?“ Tom sah ihn eigenartig an und Benjamin setzte verunsichert hinzu „oder Freund, was du willst.“ Tom fiel Benjamin um den Hals und drückte ihn. „Ist das ein ja?“, fragte Benjamin lachend. Tom nickte, während ihm eine Träne über die Wange lief. „Gut, dann kannst du ja ein Geschenk annehmen, oder?“ Tom war überrascht. „Hier, das ist der Megarob, der neueste und beste Roboter, den es zur Zeit gibt“. Tom nahm den Megarob staunend entgegen. Einen Moment schwieg er, so dass Benjamin schon dachte, er wollte ihn nicht haben. Dann sagte Tom: “Wir spielen aber zusammen mit ihm, okay?“ „Abgemacht!“, erwiderte Benjamin. „Du, Tom, ich frage mal eben meine Mutter, ob du heute mit zu uns nach Hause kommen kannst, wenn du willst“, setzt er noch hinzu. Tom strahlte und nickte. Den Megarob hielt er fest im Arm. Ehe er seine Mutter noch fragen konnte, sagte die schon: “Klar kann Tom mit zu uns. Sein Heimleiter weiß auch schon Bescheid.“ „Wie denn das?“, wunderte sich Benjamin. Denn er hatte gar nicht mitbekommen, dass seine Mutter und der Heimleiter die Szene zwischen ihm und Tom mitverfolgt hatten. „Gut, prima!“, stammelte er etwas verwirrt. Der Heimleiter sah ihn an und sagte: „Du bist ein toller Junge, deine Mutter kann stolz auf dich sein.“ Benjamin schwieg betreten, weil er an Heiligabend denken musste, und wie er sich wegen des Megarob aufgeführt hatte. „Hmm, ich weiß nicht.“ „Doch, das bin ich“, sagte Frau Behrens und sah Benjamin liebevoll an. „Kommt ihr zwei“, sagte sie und nahm je einen der Jungen an die rechte und linke Hand.
Und zuhause feierten sie dann Weihnachten und holten alles nach, was sie am Weihnachtsabend nicht gemacht hatten. Sie lasen Geschichten, sangen Lieder, spielten zusammen und aßen Plätzchen. Der Megarob stand an diesem Abend unbeachtet in der Ecke, und Tom blieb sogar über Nacht.
Frau Behrens brachte die beiden Jungen ins Bett. Tom bekam das Gästezimmer. Er schlief sofort zufrieden ein, nachdem er noch mal alle fest gedrückt hatte.
Herr Behrens lächelte und meinte zu seiner Frau: „So ein zweiter Sohn ist gar nicht so schlecht, oder was meinst du?“ Frau Behrens nickte lächelnd und auch Oma Hilde fand es ganz toll mit zwei „Enkeln“, die sie verwöhnen konnte. „Ihr könnt es euch ja überlegen“, meinte sie und ging zu Bett.
Später schaute Frau Behrens noch mal zu Tom ins Zimmer. Ihr Sohn hatte sie heute wirklich erstaunt. Leise schlich sie an sein Bett und beugte sich hinunter, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Benjamin öffnete die Augen und schlang seine Arme um ihren Hals. Dann flüsterte er: „Danke für alles, für den schönen Baum, das leckere Essen und die Geschenke.“ „Schon gut“, antwortete seine Mutter. „Weißt du, was das tollste Geschenk ist?“ Für einen kurzen Moment glaubte Frau Behrens, er wolle schon wieder mit dem Megarob anfangen, da sprach Benjamin schon weiter: „Dass ich jetzt einen Bruder habe. Ich wünsche mir, dass Tom immer bei uns bleiben kann.“ „Das wünsche ich mir auch“, sagte seine Mutter bewegt. „Und nächstes Jahr gehen wir wieder in das Waisenhaus:“ „Ja, das machen wir Benjamin, versprochen.“
Und so endete das Weihnachtsfest für alle glücklich. Vor allem für den kleinen Tom, denn der durfte bei Familie Behrens bleiben und hatte wieder eine neue Familie gefunden.
Und Benjamin, für ihn war Weihnachten ab sofort etwas ganz Besonderes, aber nicht mehr wegen der vielen Geschenke…

Melanie Brönner, Weihnachten 2004

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