Stephan Schneider

Die Akte Krämer - Teil II - Der letzte Spieler

Ich komme im Präsidium an und schon im Flur läuft Sabine mir über den Weg.

„Hallo Edi. Er ist schon im Verhörzimmer. Wir wollten warten bis Du dir das angesehen hast!“: begrüßt sie mich.

Habt ihr schon seine Akten bekommen und die Fingerabdrücke überprüft?“

Ja, sein Lebenslauf liegt bereit. Er hat auf jeden Fall alles was man braucht um ein Auftragskiller zu sein. Das musst du dir unbedingt mal ansehen!“

Ich nicke und klatsche in die Hände. Mal sehen was diese Befragung so ans Licht fördert. Im Beobachtungszimmer stehen Schneider und Schröder vor dem Spiegel und beobachten unseren Kunden. Ich begrüße sie beide und stelle mich dazu.

Wie habt ihr ihn geschnappt?“: frage ich sie.

An einer Tankstelle. Er ist einer Zivilstreife aufgefallen. Kein Wunder so wie der rumrennt!“

In der Tat, er ist schon ziemlich auffällig. Mindest 190cm groß, Armeehaarschnitt, schwarzer Trenchcoat, Kampfstiefel. Athletische Figur, etwa 28 Jahre alt.

Wie verlief die Verhaftung? Hat er sich gewehrt? War er bewaffnet?“

Sabine fängt an zu erzählen: „Ich hab hier die Aussagen der beiden Zivilbeamten. Sie meinen beide, dass er sich wohl im klaren darüber war, dass es sinnlos wäre abzuhauen. Er hat sich nicht gewehrt und keine Waffen bei sich gehabt. Bisher hat er auch noch keine einzige Aussage gemacht. Wenn sie mich fragen ist das da entweder ein eiskalter Psychopath. Oder auch nur ein harmloser Passant, der einfach Pech hatte!“

Ich schüttle den Kopf um die Müdigkeit zu vertreiben. Schneider schenkt mir in weiser Voraussicht eine Tasse Kaffee ein. Er kennt ja meine Gewohnheiten.

Ich trinke den hellbraunen Wachmacher und warte, noch etwa eine von Schröders Kippen lang, bis der Psychologe zu uns stößt. Dr. Werther ist sein Name. Er ist der zuständige Mann für diesen Fall. Seit etwa 3 Monaten jagen wir einen Killer, der in der hiesigen Gotchaszene sein Unwesen treibt. Der erste Mordfall in dieser Richtung passierte vor knapp zwei Jahren. Damals wurde ein deutscher Waffenhändler in Frankreich getötet. Fast 20 Monate lang war dann Ruhe bevor eine ganze Serie von Morden die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzte. Mein Chef übergab natürlich alles an mich und meine Kollegen. Schließlich hatten wir den Fall Krämer, so hieß der erste Tote, damals schon bearbeitet und außerdem spielten wie selbst gelegentlich. Im LKA nannte man uns deshalb schon das Weekend-SEK.

Mir tat die Spielerei richtig gut. Meine Ausdauer hatte sich verbessert und die Beziehung zu meinen Kollegen ebenso. Umso mehr waren wir geschockt als wir feststellen mussten, dass ein Killer die gesamte Szene auseinander nimmt. In nicht einmal 12 Wochen hatte es 6 Tote gegeben. 1 Frau und 5 Männer, alle waren 23 Jahre alt und sehr robust gebaut. Das war der einzige Haken an der Sache. Das passte jetzt überhaupt nicht zum Fall Krämer. Der war ja damals weder 23 noch sportlich. Man hätte meinen können, dass es sich hier um einen Ritualmörder handeln könnte. Doch keine der Leichen wurde auf besondere Art und Weise verstümmelt oder verändert. Keine Pentagramme oder Satanssymbole.

Werther begutachtet den jungen Mann durch den Spiegel und richtet sich seine Brille um besser sehen zu können.

Er sieht nicht aus wie jemand der sechs Tote auf dem Gewissen hat. Was mir auffällt sind seine Kleider, etwas militant. Er könnte Ambitionen haben selbst zu spielen, aber warum ermordet er seine Mitspieler nach dem Spiel? Das gibt keinen Sinn. Meine Studien die Spieler betreffend, sind in dieser Hinsicht eindeutig. Echte Gewalt wird nicht praktiziert, gerade die spielerische Art und Weise ist das reizvolle an diesem Sport. Jemand der so was öfter spielt, würde keine Morde begehen.

Was hat er denn bisher zu Protokoll gegeben?“: doziert der Doc.

Gar nichts. Wir haben ihm seine Rechte vorgelesen und ihm einen Rechtsbeistand angeboten. Er hat keine Reaktion darauf gezeigt. Nur genickt und geschwiegen!“: erklärt ihm Schröder die Lage.

Ich lese derweil die Unterlagen. Sein Name ist Sascha Schriefel. Ex-Leutnant der Fernmeldertruppe. Alter 26 Jahre. Mit 19 nach dem Abi, Eintritt in die Armee. Dort blieb er vier Jahre lang. Die Akte sagt aus, er hätte bereits 2 Verfahren wegen Körperverletzung gehabt. Allerdings nach seiner Bundeswehrzeit. Ansonsten keine Auffälligkeiten, außer das er gerne umzieht. Alle 3-4 Monate  wechselt er den Wohnsitz. Er hat die Republik schon einmal durchquert wie mir scheint. Lebt oft in Pensionen, hat keinen Job länger als eben 3 bis 4 Monate. Die Eltern leben in Brandenburg. Vater Polier, die Mutter Pharmakologin beide in Rente. Keine Geschwister.

Ich mache eine Geste des Aufbruchs und nicke Schneider zu. Mit ihm werde ich das Verhör beginnen, während die andern drei sich alles durch die Scheibe ansehen. Eine Videokamera haben wir aufgebaut und auch sonst ist alles vorbereitet. Unser Mann sitzt seit fast 50 Minuten auf seinem Stuhl und reg sich kein bisschen, wie mir Schneider noch erzählt.

Wir betreten den Verhörraum und stellen uns vor. Seine Unterlagen habe ich dabei und lege sie bedächtig vor mich. Schneider bleibt stehen während ich mich setze.

Na Herr Leutnant, dass sieht ja nicht besonders gut aus. Wir haben sie mal durch den Computer geschickt und raten sie mal was der uns alles über sie erzählt hat!“: gehe ich gleich ans Eingemache.

Schriefel lächelt mich mitleidig an. Das ist auch seine einzige Reaktion auf meine ersten Sätze.

Sie scheinen sich überhaupt nicht bewusst zu sein wie tief sie da in der Tinte stecken. Ihnen wird vorgeworfen sechs Menschen umgebracht zu haben. Was denken sie denn wie alt sie sind, wenn sie aus dem Bau rauskommen. Wenn sie da überhaupt noch mal rauskommen!“: fährt Schneider ihn an.

Schriefel’s einzige Reaktion darauf, ist mit dem Zeigefinger über die Tischkante zu fahren und sich danach den Staub auf seinem Zeigerfinger anzusehen. Dann schüttelt er noch dezent den Kopf, so als wollte er mir zu verstehen geben, dass er mit dem Stubendurchgang nicht zufrieden ist.

Dann lese ich ihm vor, wann und wo jemand ermordet wurde und ob er mir sagen könne, wo er zu dieser Zeit gewesen ist. Seine Antwort dazu ist ein schlichtes Achselzucken. Er macht das auf eine Art und Weise, als ob ihn das alles gar nichts angeht. So als ob ich von ihm wissen wollte ob er wüsste wie damals das Wetter so war, oder der Benzinpreis. Er wirkt viel zu cool, fast schon unmenschlich. Selbst jemand der absolut unschuldig wäre, könnte nicht so unbeteiligt reagieren. Weder gibt er einen Ton von sich, noch zeigt er angemessene Emotionen. Nach 1 Stunde bin ich es leid. So was ist mir noch nie passiert, dass mich ein Verdächtiger so teilnahmslos anschweigt. Genervt und enttäuscht ziehen wir uns zurück. Jetzt gehen Sabine und Schröder rein. Sie sollen ihn mit den Fotos der Opfer weich kochen. Derweil bespreche ich mich mit dem Psychiater.

Was meinen sie Doc. Ist das da unser Mann oder nicht. Ich muss gestehen, dass ich noch nie so einen Kriminellen erlebt habe. Ist das vielleicht ein Autist?“

„In seinen Unterlagen ist nichts vermerkt. Ich muss mich selbst mal mit ihm unterhalten. Kann sein das die richtigen Fragen ihn auftauen. Aber im Moment wirkt er auf mich mehr als seltsam. Er hat die Situation besser im Griff als Sie oder ihr Kollege eben. Das haben sie ihm bestimmt in der Armee beigebracht. Damit er in Gefangenschaft nicht alles ausplappert was er weiß“.

„Ja das ist möglich. Aber trotzdem nicht normal. Er reagiert einfach nicht so wie man es erwartet!“

„Das ist aber nicht strafbar. Wir müssen unbedingt etwas aus ihm rausbekommen. Ohne Beweise müssen wir ihn nach 24 Stunden wieder gehen lassen!“: sagt der Doc.

Ich atme schwer aus. Dann rufe ich in der Spurensicherung an. Die meinen, seine Fingerabdrücke wären nicht mit denen, die bei den Toten gefunden wurden, identisch. Also Fehlanzeige. Bleiben nur noch die Fasern, die wir gefunden haben. Aber das kann dauern. Schriefels Wohnung wird gerade von Spezialisten auf den Kopf gestellt. Bevor die nicht fertig sind, kann ich mir nicht ansehen wie es dort aussieht. Also ist warten angesagt. Sabine und Schröder beißen sich derweil die Zähne an Schriefel aus. Jetzt kommt endlich die erste verbale Reaktion. Schriefel verbittet sich Schröders Qualmerei. Der Doc und ich sehen uns an und Werther macht einen Witz dazu:„ Also vernünftig ist er ja. Scheinbar ist ihm der Zigarettenrauch zu ungesund!“

Dann geht es in bewährter Manier weiter. Meine Leute stellen Fragen und Schriefel antwortet auf seine Art und Weise. Ab und zu kann er richtig schöne Antworten mit seiner Mimik fabrizieren. Dann geben auch die beiden auf. Schriefel kommt in seine Zelle und wir setzen uns zusammen um zu beratschlagen.

Das da ist echt ein harter Knochen Edi. So was hab ich ja noch nicht erlebt. Ich könnte ihm auch das Telefonbuch vorlesen. Seine dummen Grimassen wären die gleichen. Der nickt nur mit dem Kopf oder zuckt die Achseln. So was hab ich überhaupt noch nicht erlebt!“: meint Schröder resignierend und zündet sich einen Klimmstängel an. Wir anderen sind genauso verwirrt. Der Doc reibt sich seinen Bart und lutscht andeutungsweise an seinem rechten Brillenbügel. Wir kommen zu dem Schluss, dass hier die Spurensicherung gefragt ist. Das übliche Verhörspielchen ist bei diesem Mann völlig sinnlos.

Allerdings bleiben auch so noch genug Fragen unbeantwortet. Warum sind es alles Paintballer im Alter von 23 Jahren. Schriefel war alles andere als religiös oder esoterisch interessiert. Zumindest steht davon nichts in seinen Unterlagen. So einen Fall habe ich noch gehabt. Auch im Archiv finde ich nichts vergleichbares. Kann natürlich auch nur Zufall sein. Die nächsten Stunden verbringen wir mit dem Studium der Akten über Schriefel. Wir klappern seine ehemaligen Arbeitgeber ab und rufen seinen Vorgesetzten beim Bund an.

Ich bekomme einen Oberstleutnant Buchardt an den Apparat und erkläre ihm grob worum es geht.

Ja ich erinnere mich an den Mann. Schriefel, Leutnant Schriefel. Er war ein vorbildlicher Soldat, etwas zu vorbildlich. Seinen Kameraden und mir kam er immer etwas zu verschlossen vor. Mit 23 muss dann irgendetwas einschneidendes mit ihm passiert sein. Keine Ahnung was. Von einem Tag auf den anderen war er total verschlossen und verändert. Doch woran das liegt hat nie einer erfahren. Kurz danach hat er um seine Entlassung gebeten. Ich habe ihn damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen lassen. Fachlich gesehen war er schon eine Koryphäe, nur das zwischenmenschliche hat am Schluss immer weniger gepasst“.

Wurde er gewalttätig?“

„Nicht direkt. Man konnte einfach nicht zu ihm durchdringen. Für ihn gab es von da an nur noch seinen Dienst. Alles was wir außerhalb organisiert haben hat er konsequent gemieden. Das ist natürlich auf die Dauer nicht besonders förderlich für einen harmonischen Dienstbetrieb. Kurz danach ist er dann sang und klanglos abgegangen“.

„Vielen Dank Herr Oberstleutnant. Wenn ich noch Fragen habe, werde ich mich wieder melden. Fürs erste habe ich genug erfahren!“: bedanke ich mich und beende das Gespräch.

In der Zwischenzeit hat sich Schriefel wohl doch entschlossen einen Pflichtverteidiger zu benennen und der paukt ihn bis ende des Tages raus. Allerdings nur unter der Auflage sich täglich bei seiner örtlichen Polizeidienstelle zu melden. Seine Wohnung war super ordentlich und aufgeräumt. Kein Müll kein Altpapier, keine Unterlagen. Sehr seltsam. Scheinbar versucht Schriefel konsequent alle Arten von Spuren zu verwische. Jedenfalls ist seine Wohnung keine Fundstätte für uns. Die Ermittlungen verlaufen in dieser Hinsicht im Sand. Auch die Observierung bringt gar nichts. Er begrüßt die Beamten sogar mit einer Geste, um ihnen klar zu machen, dass er sie sofort durchschaut. Egal wenn wir auf ihn ansetzen, innerhalb von 4 Tagen hat er alle unsere Leute enttarnt. Natürlich kann das mal passieren, aber so schnell und 100%ig wie er uns an der Nase herumführt ist schon unheimlich. Man könnte meinen er hätte übersinnliche Kräfte.

Nach einer Woche haben wir alles an Informationen zusammengetragen was es über ihn gibt.

Nach Außen hin ist alles in bester Ordnung. Die beiden Verfahren wegen Körperverletzung entpuppen sich bei näherem Hinsehen zu einem Akt der „übertriebenen Notwehr“. Einmal wollten Einbrecher in seine Wohnung einsteigen. Er hat sie dabei erwischt und übel zusammengeschlagen. Jochbeinbruch, Schlüsselbeinbruch und Platzwunden. Das zweite Mal hat eine Gruppe von Punks ihn etwas zu heftig angeschnorrt. Er muss damals ebenfalls ausgerastet sein, hat 5 Leute krankenhausreif geschlagen und ist dann einfach weitergegangen.

Na ja, das ist zwar nicht die feine Art, aber zum Massenmörder macht ihn das jetzt auch nicht gerade. Alle anderen Spuren sind ähnlich merkwürdig. Er war nie auffällig bis zu seinem 23 Lebensjahr. Da fing es scheinbar an. Er brach den Kontakt zu seinen Eltern ab und auch seine Freunde hat er nicht mehr besucht. Innerhalb weniger Tage muss sich seine ganze Persönlichkeit verändert haben. Leider ist nicht zu ermitteln was da genau mit ihm passiert ist. Damit enden unsere Untersuchungen und auch die Morde. Schriefel wird von uns sporadisch überwacht, aber er leistet sich keinen Lapsus. Wir tappen wie üblich im Dunkeln.

 

 

Diesmal war es wirklich knapp. Fast hätte mich die Polizei erwischt. Wenn die wüssten wie nah sie der Lösung schon waren!“: denke ich so bei mir. Wenn die wüssten!

Ich bin hier gerade so fertig geworden und begebe mich in Wartestellung, bis mich die nächste Eingebung erreicht. Nur noch ein einziger Punkt trennt mich und meine Mannschaft vom Sieg. Das Spiel um das es sich hier dreht ist so alt wie die Menschheit. NA sagen wir fast so alt. Wenn ich es schaffe den letzten Spieler der gegnerischen Mannschaft zu eliminieren, haben wir gewonnen und ein weiteres System wird unserem Machtbereich einverleibt.

Sie fragen sich jetzt bestimmt, was für ein Spiel und was für Mannschaften. Na gut ich gebe zu, es ist etwas schwierig zu erklären und eigentlich dürfte ich auch noch nichts erzählen, aber ein siegreicher Spieler braucht ja auch ein Publikum das ihm applaudiert.

Also,... alles fing an als eure Vorfahren noch ziemlich behaart waren und der aufrechte Gang noch etwas weniger aufrecht war. Jedenfalls ist es schon sehr lange her. Es kristallisierten sich in dieser Galaxie einige Spezies aus der Masse heraus und die begannen damit die Milchstraße zu kolonisieren und auszubeuten. Natürlich gerieten sie dabei aneinander und kriegerische Konflikte folgten. Mit der Zeit geriet die Wirtschaft ins Stocken, weil die Kriege immer mehr Ressourcen verbrauchten. Am Ende produzierten alle nur noch für den Krieg und keiner Seite war es mehr vergönnt einen echten Gewinn zu verbuchen. Im Gegenteil, die wenigen Sonnensysteme, die man soweit erobern konnte, waren danach immer stärker verwüstet und die Zahl der bewohnbaren Planeten schrumpfte stetig. Das konnte so natürlich nicht weiter gehen und irgendwann musste ein neues System her, um dieser gewaltigen Materialverschwendung Einhalt zu gebieten. Man erfand ein Spiel das wesentlich weniger Ressourcen verbraucht, sehr interessant für die Zuschauer ist und auf elegante Art und Weise dem Sieger ein nutzbares System in die Hände spielt.

Es dauert zwar etwas bis der Gewinner feststeht, aber dafür ist am Ende alles noch ganz. Ähnlich wie beim Monopoly.

Die Regeln sind schnell erklärt. Ist ein Sonnensystem erst mal registriert und kartographiert, gibt es eine Ausschreibung. Daran können alle teilnehmen, die meinen es würde sich lohnen. In diesem Fall waren es anfangs 5 verschiedene Spezies, die Interesse angemeldet haben. Von denen sind aber nur noch zwei übrig geblieben. Die Spieler der anderen drei Rassen haben wir schon ausgeschaltet.
Ach ja, ich rede die ganze Zeit von Spielern und sie wollen jetzt wissen wen ich damit meine.

Ganz einfach, jedem Team stehen 12 Spieler zur Verfügung. Das sind eigentlich nur Persönlichkeitsmuster, die man in die Gehirne von auserwählten Menschen einbaut. Vornehmlich im Alter von 23 Jahren, kurz vor deren Geburtstag. Warum das so ist spielt jetzt keine Rolle. Nehmen sie es einfach mal so hin. Das hat was mit Synchronisation und übergeordneten Gesetzmäßigkeiten zu tun, die auch wir nicht beeinflussen können.

Jedes Team hat absolute Handlungsfreiheit auf dem Planeten, solange es keine Massenvernichtungswaffen gibt. Damit verhindert man unnötige Zerstörungen auf dem Planeten. Sobald aber die Eingeborenen diesen technologischen Schritt gemeistert haben gelten neue Regeln. Von da an ist es verboten einen Krieg anzuzetteln, um seine Gegner zu eliminieren. Man muss sich dann mit jedem einzelnen Gegner beschäftigen. Sie ausfindig machen und diskret, oder auch offensichtlich umlegen.

Eine Spielfigur ist unsterblich und wenn sein „Wirt“ stirb, dann wandert das Denkmuster einfach zum nächsten freien Gehirn. Außer ein anderer Spieler bringt ihn zur Strecke. Dann scheidet der „Tote“ vollständig aus. Sind alle Spieler eliminiert ist das Team ausgeschieden.

Im Prinzip haben die Anführer der Firmen und Rassen ihre Armeen gegen „Sportmannschaften“ ausgetauscht. Witzig ne!

So jetzt zu mir. Mein momentaner Wirt heißt Sascha Schriefel, aber das wissen sie ja schon.

Ich habe ihn mir kurz nach seinem 23. Geburtstag geschnappt. Seine Freundin hatte ihn gerade verlassen und auch sonst lief es nicht so besonders. Das macht es einem natürlich leichter einzudringen. Hat man den Geist erst mal gebrochen, merkt die ursprüngliche Person gar nichts mehr von der Realität. Man verbannt diesen Teil des Bewusstseins einfach in eine endlose REM- Schleife. Sascha träumt und träumt und träumt. Er wird erst kurz vor seinem Tod aufwachen, wenn ich zum nächsten Wirt wechsle. Spätestens mit 42 wird er mir zu alt.

Jetzt können sie sich sicher denken warum ich diese sechs 23 Jährigen Personen eliminiert. habe. Ich muss doch erst mal alle potentiellen Wirte vor Ort ausschalten, bevor ich mich meinem nächsten Gegner stelle. Ich habe nämlich in Erfahrung gebracht das die Gegenseite dort ihre Leute ausbilden lässt. Beim Paintball eben. Ich habe Sascha ja auch nur genommen weil er schon sehr weit entwickelte Fähigkeiten hatte, was das Töten angeht. Sportlich und mit guten Augen. Sehr selten und entsprechend beliebt bei uns Spielern. Eben genau das was man braucht. Oder würden sie für ihre Mannschaft etwa einen übergewichtigen Asthmatiker nehmen? Ich sag es ja, ist fast wie bei einer Wettkampfmannschaft. Wissen sie noch, wie das damals in beim Schulsport immer war. Die beiden stärksten Spieler wählen nacheinander ihre Mannschaft aus. Das gleiche Prinzip !

 

Das Verhör bei den Menschen war auch irgendwo schon amüsant. Ich kann ja teilweise ihre Gedanken lesen und es belustigt mich immer wieder ihre kleinen Schwächen zu bemerken.

Normalerweise kann ich mich mit Menschen natürlich nicht abgeben. Es ist einfach witzlos für einen sehr weit entwickelten Verstand, sich mit so was primitivem abzugeben.  Ab und zu mache ich mir einen Spaß daraus meine Umgebung zu manipulieren, so wie ich es mit den Leuten von der Mordkommission gemacht habe.

Ich kann zur Not ja auch wieder in einem anderen Körper wechseln und dann noch ein paar Tote produziere, dass verwirt die Polizei bestimmt komplett.

Aber das würde mich nur unnötig Zeit kosten. Ich muss diesen letzten Spieler ausfindig machen und eliminieren. Er ist hier in der Nähe, dass spüre ich schon die ganze Zeit. Vielleicht lauert er auch auf mich. Ich bin nämlich ebenfalls der letzte meines Teams.

 

Wollen sie mal wissen was sich für sie ändern wird, wenn das Spiel danach endet? Das ist so makaber, dass sie es gar nicht fassen können.

Sie werden weiter ihre Arbeit machen und genauso abhängig bleiben wie bisher. Wir, das heißt die Firmen die ich vertrete, sind hier schon seit ner Ewigkeit aktiv. Wir sind es die euch die Zigaretten verkaufen und den Kaffee usw., damit ihr wach bleibt und für uns arbeiten könnt.

Wenn wir in dem Tempo weiter machen, dann wachsen eure Schulden durch den Zinseszins unaufhörlich an, bis uns der ganze Planet gehört. Das sagen wir euch natürlich nicht auf den Kopf zu. Ihr werdet gar nicht merken, wie wir eure Zeit und Arbeitskraft immer mehr für unsere Zwecke nutzen werden. Am Ende werdet ihr im ganzen Sonnensystem für uns schuften und dabei selbst immer ärmer werden. Alle Gewinne werden in unsere Taschen fließen.

Klingt ziemlich fies, ich weiß, aber immer noch besser als Krieg.  Seit froh das ihr es nicht merkt und freut euch des Lebens. Wir haben früher noch ganz andere Sachen unternommen um uns etwas zu nehmen. Dagegen ist dieses kleine Spielchen hier ein Klacks.

Versucht gar nicht erst es irgendwem zu erzählen, niemand wird euch glauben und ihr landet höchstens in der Klapsmühle. 

 

 Autor

 

Stephan Schneider                                                          

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.03.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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