Von jeher waren Juden überall des Hohns, der Thyrannei und oft auch körperlichen Übergriffen ihrer Feinde ausgesetzt. So auch im alten Prag. Deshalb schuf im Jahre 5340 nach dem jüdischen Kalender = 1580 n.Chr. der sagenumwobene Schriftgelehrte Rabbi Jehuda Löw ben Bezalel welcher auch Meister jüdischer Mystik, der Kabbala war, auf Gottes Geheiß aus Lehm ein hünenhaftes Geschöpf mit übermenschlicher Kraft, den Golem. Dieser sollte die verfolgten Juden beschützen.
Zur Erschaffung benötigte der Rabbi Erde, Feuer, Wasser und Luft. Der Golem mußte dem Hohen Rabbi jeden Tag bis auf den Sabbat dienen und seine Befehle befolgen. Wollte er ihn unsichtbar machen legte er ihm ein Amulett aus Hirschhaut um. Unter seine Zunge legte er ein Pergamentröllchen mit dem unaussprechlichen Namen Gottes welches nur am heiligen Sabbat und nur durch den Hohen Rabbi entfernt werden durfte.
Einmal vergaß jedoch der Rabbi das Röllchen zu entfernen. Der Golem fing fürchterlich an zu toben und zu randalieren, dabei soll er auch Löws Mobiliar zerstört haben. Der Hohe Rabbi warf sich auf den Hünen und es gelang ihm das Pergamentröllchen aus seinem Mund zu entfernen. Dann führte er den Golem auf den Dachboden der Altneusynagoge wo er ihn wieder zu totem Staub verfallen ließ und er noch heute liegen soll.
In der Legende heißt es weiterhin, daß der Rabbi den Gesang des 92. Psalms einmal unterbrechen mußte weil der Golem auf dem Dachboden der Altneusynagoge herumpolterte. Aus diesem Anlaß wird noch heute in dieser Synagoge zu Beginn des Sabbat dieser Psalm zweimal gesungen.
Durch die Jahrhunderte hindurch soll der Golem jedoch immer wieder mal gesichtet worden sein. Bei meinem nächsten Besuch in Prag werde auch ich im Dunstkreis der aufsteigenden Moldaunebel nach dem Golem und anderen Prager Sagen- sowie Romanfiguren verstärkt Ausschau halten.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.12.2004.
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