Eveline Dächer

Sie hatten zur Sylvesterparty geladen

Geliebte Freundin - Feindin
Sie hatten zur Sylvesterparty eingeladen.
Die Vorbereitungen waren fast abgeschlossen.
Er, Hans, sollte für das Feuerwerk sorgen, sie, Eva, beschäftigte sich mit dem Tischdecken
Wen soll ich wo hinsetzen ? ist gar nicht so einfach, dachte sie.
Hans und Erich sind zwei Hitzköpfe, sie lieben sich heiß und innig, bei jeder Gelegenheit
rücken sie aufeinander los. Aber Erich musste eingeladen werden, er ist schließlich Biggis
Lebenspartner seit 5 Jahren. Und Biggi ist Evas beste Freundin. Also .....
Und Hans hat schon immer ein Auge auf Biggi geworfen, die Zwei kann man also auch nicht zusammensetzen. Aber da sind ja gottlob noch andere ruhigere Typen, wie Rolf oder Helmut.
Eva mischte die Tischkarten bewusst und gut
Sie selbst wollte am Ende sitzen, weil sie öfters aufstehen muss.
Das Besteck funkelte mit den Kristallgläsern um die Wette. Die feinen Kerzen
gaben ihr bestes dazu. Die Servietten waren steif genug, man konnte sie toll falten .
Als Tischschmuck waren da viele Glückskleeblätter und kleine Schornsteinfeger auf bunten Luftschlangen arrangiert. Kurz, es war eine gepflegte Tafel , hier stimmte alles,
Eva lächelte zufrieden vor sich her.
„Na , so fröhlich ?“ Hans blickte über die Tafel „Super, mein Mädchen“, nahm sie in den Arm ,
“Du machst einfach immer alles so perfekt, ich bewundere Dich.“ Ein Kuss war ein Vorab- Dankeschön.
„Nun sorg Du bitte für die Getränke“, sagte sie. „Alles ok, ich hab alles vorbereitet,
es gibt Feuerzangenbowle, wird sicher gut tun bei dieser Kälte und ist immer gemütlich.
Die Gäste kamen.
„Draußen ist es lebensgefährlich“ rief Biggi außer Atem, „überall Glatteis“!
„Das gibt eine Rutschpartie heut Nacht“, ergänzte Erich und Rolf meinte:
„Man hätte sich Wollsocken über die Schuhe ziehen sollen, das haben wir früher auch getan,“
ein schallendes Gelächter brach an, als Doris und Helmut nun rein kamen: „Alles glatt,
„ja, alles glatt“, kam wie aus einem Munde. Hans nahm Biggi den Mantel ab,
„Ganz Kavalier, mein Mann, aber meist nur bei anderen“ „ Das kann man so aber nicht sagen,
ich bin Dir doch auch behilflich“, „Ja im Hotel oder Restaurant schon, das stimmt .
Biggi warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
Man setzte sich gut gelaunt, Günter + Renate waren auch schon da. Alle hatten sich in Gala geschmissen.
Eva schaute an sich herunter, etwas bieder, war sie wohl, Biggi meinte sofort:
„Feierst Du nicht mit , Eva ? Du siehst aus wie ein Küchenmädchen“
„Danke,“ der Stich saß. Eva stahl sich ins Schlafzimmer und zog die chicke Lurexbluse über,
die sie sich schon raus gehangen hatte, sie wusste, die stand ihr gut, mit dem Ausschnitt
kam ihr tolles Dekolleté erst richtig zur Geltung.
Sie schaute kurz in den Spiegel, lächelte, strich eine Strähne glatt und zog noch schnell die Lippen nach.
Als sie wieder zu ihren Gästen kam, hörte sie von Rolf ein anerkennendes „OHHHHHHHH,“
in das die anderen Herren einstimmten.
Hans schaute leicht pikiert
Sogar Biggi nickte anerkennend „Warum denn nicht gleich so, steht Dir ausgezeichnet,
dieser tiefe Ausschnitt“
„Na so tief ist er ja nicht Biggi, und Eva kann das tragen im Gegensatz zu Dir“
stachelte Erich.
„Danke, Erich,“ sagte Eva und setzte sich zum Essen.

Die Speisenfolge wurde allerseits gelobt. Eva hat sich selbst mal wieder übertroffen.
Nicht nur, dass sie diese Riesen-Lachs-Forelle super servierte,
nein sie filetierte sie auch fachgerecht am Nebentisch.
Der Riesling passte hervorragend dazu.
„Ja ihr beide seid das ideale Paar“ sagte Doris und seufzte.
Eva warf Hans einen liebevollen Blick zu.
Auch Biggi schaute Hans an, aber wie, Eva wurde blass – nein, das war nicht möglich,
das bildest du dir nur ein, meinte sie zu sich selbst- Du siehst wieder mal Gespenster.
Man ging zum gemütlichen Teil des Abends über.
Helmut versorgte die Musikanlage,
Heinz rief zur Anzündung der Feuerzangenbowle . Man lachte und scherzte,
Schön, dachte Eva, alle sind fröhlich. Die ersten Paare tanzten bereits.
Biggi kam zu Eva in die Küche „Toll war dein Essen, Eva, und so kalorien-bewusst ,
gut für meine Figur, na da kennst du dich ja aus, du musst ja immer darauf achten,
dass du nicht in die Breite gehst.“
„Danke, Biggi, du bist heut wieder sehr liebenswürdig zu mir.“
„Warum, ich hab dir doch nur Komplimente gemacht, der Fisch war wirklich gut.
Übrigens, kann ich dir helfen ?“
Doris kam, schnappte sich ein Handtuch und trocknete die Weißweingläser ab
„dann geh ich wieder,“ meinte Biggi
Sie schnappte sich Hans zum Blues. Die beiden tanzten wunderbar zusammen ,
aber dieser Blues war hauteng. Gut dass Eva in der Küche ist, dachte Rolf, immer das gleiche Spielchen, was will sie bloß?
Erich schaute schon eifersüchtig auf seine Frau. Er stand auf, nahm sie in den Arm und tanzte weiter. Nur in dieser zweiten Hälfte war der Blues lange nicht so hautnah wie in der ersten.
„Eva, komm trink ein Glas Bowle“ meinte Heinz und reichte ihr das dampfende, duftende Glas.
Sie genoss den Tropfen.
Doris wollte nun aber endlich Bleigießen. „Jedes Jahr das Gleiche, sie kann es nicht lassen,“
sagte Helmut, „immer diese Zukunftsspiele, die dann real doch anders sind“.
Doris nahm ihre Figur aus dem Wasser, „was ist denn das ?“ „Na ein Hase!“ rief Rolf fröhlich
„nein, ein Fuchs,“ meinte Erich. „Aber Fuchs und Hase vertragen sich nicht.“ Gut, man einigte
sich auf einen Hasen.
„So weiter, Rolf jetzt Du,“. Rolfs Löffel zitterte und er vergoss das Blei zu kleinen Klumpen.
„“Du wirst steinreich, Rolf, schau, das sind alles Taler, Gold und Geld“ schrie Doris
„Das ist Blei“ rief Rolf trocken zu Doris und zog sich zurück.
Günter und Renate tanzten immer noch, jetzt wilden Twist. Doch wo war Hans ?
Sicher mal für kleine Jungs dachte Eva.
Und Biggi war auch weg. Erich zog Eva zu sich auf die Couch, gab ihr einen Kuss und meinte,
„komm, setz dich, kleine Eva, Du bist die beste Gastgeberin weit und breit, das Essen war
einfach Spitze. Hier bei euch fühlt man sich immer wie zu Hause bei Muttern,
ich bin gern hier und Biggi natürlich auch. Warum kann sie das nicht so gemütlich machen wie Du ? Wo ist sie eigentlich ?“ „Sie wird sich sicher die Nase pudern, sie schwitzt doch immer so.
Aber ich schau mal nach“ sagte Eva und erhob sich.
Sie stand auf und ging ins Bad, hier war niemand, Eva machte sich noch etwas frisch,
die Lippenstifte haben früher auch besser gehalten, noch ein Tropfen Parfum,
sie bevorzugte ´Paloma Picasso´, nun strahlte sie ihrem Spiegelbild entgegen , sie fühlte sich heute wohl. Sie hatte es mal wieder gemeistert. Das Essen war gut, die Gäste waren zufrieden,
und die Getränke sind............. Wo ist denn Hans?
Sie schaute ins Gästeklo - -- war auch frei . Wo war er denn ?
Hörte sie Stimmen von oben ?
Leise stieg sie die Treppe rauf.
Ja, nun hörte sie leise Stimmen, leises Flüstern.
Ihr Herz hämmerte als ob es springen wollte, bei jeder Stufe mehr.
Sie hielt den Atem an, das darf es doch nicht geben !
Die Tür zum Gästezimmer war nur angelehnt, hier waren sie ?
Sie hörte die Stimme von Hans, war es das überhaupt ? So abgehackt, so hechelnd?
Und da war das glucksende Lachen von Biggi.
Sollte sie reingehen ?
Ja! Sie ging leise, schob die Tür etwas weiter auf und sah sie.
Ihren Ehemann Hans in inniger Umarmung mit Biggi, ihrer besten Freundin.
Sie küssten sich heiß, stöhnten beide, er hatte eine Hand an ihrem Busen,
sie hatte keinen BH an, und eine Hand unter ihrem Rock.
Eva wurde schneeweiß, ihr über alles geliebte Mann und ihre beste Freundin.

Kippte sie gleich um ? Nein, sie kippte nicht, das gibt es nur im Film.
Sie holte tief Luft, ging auf beide zu und wortlos gab sie ihrem Mann eine schallende Ohrfeige. Biggi beteuerte, „Eva, du siehst das falsch“....sie kam nicht weiter,
denn auch Biggi bekam Evas Rechte schmerzhaft zu spüren.
„Raus hier, raus hier“ zischte sie ganz leise.
Hans kam auf sie zu “Eva....“ „Halt den Mund, fass mich nicht an !“
Sie rannte die Treppe runter, auf halber Höhe kam ihr Erich entgegen,
„Wo ist Biggi“ zischte er. Eva zeigte mit dem Kopf nach oben und lief runter
Doris kam ihr entgegen „Wo seid ihr denn alle, wir haben gleich 12 Uhr“?
Eva lief ins Bad, schaute in den Spiegel, diese Augen , die strahlenden Augen von ihr,
die jeder bewunderte, waren leer, völlig ausdruckslos.
Jetzt muss ich heulen und schreien, kam es ihr in den Sinn.
Sie konnte weder das eine noch das andere, schaute sich nur an
„So, also, so sieht eine betrogene junge Frau mit zwei Kindern aus:
betrogen von der besten Freundin“
Draußen hörte man die ersten Böllerschüsse, sie schaute automatisch auf die Uhr.
Noch zwei Minuten dann ist Neujahr. Was sollte sie tun ? Die ganze Gesellschaft wartete.
The show must go on!!!!
Eva atmete tief durch, zwei ,drei Mal, öffnete die Tür und trat ins Zimmer, in dem schon alle Gäste mit einem Glas Champagner in der Hand auf sie warteten.
Hans ist eben der perfekte Gastgeber.
In diesem Augenblick läuteten die Glocken der nahen Kirche das neue Jahr ein.
Erich reichte ihr wortlos ein Glas. Renate rief: „Prosit Neujahr!“ Sie küsste ihren Günter leidenschaftlich. Biggi ging auf Eva zu „Eva, Prosit Neujahr“, wollte sie umarmen,
Eva schaute auf ihr Glas ,nahm es hoch und schüttete es Biggi ins Gesicht.
Erich kam zu den beiden: „Nein, solch ein Pech, nun ist das Glas umgefallen !
Hier, Eva, nimm meines, komm wir beide trinken aus einem Glas, es scheint ein Omen zu sein.“
Eva nippte an dem Glas und lächelte Erich gequält an.
Er fühlt mit mir, dachte sie, er hat das Gleiche erlebt .
Erich sagte: „Eva, Du bist so blass, es war sicher alles etwas viel,
kommt Leute, lasst uns gehen. Es war wieder mal wunderschön bei euch, wie immer ,
einfach perfekte Gastgeber.
Eva, darf ich Dich nachher mal aufsuchen ? Ich möchte deinen Rat in einer bestimmten Sache.?“
Eva nickte kaum merklich und verzog sich ins Bad.
Hans verabschiedete seine Gäste, begleitete sie noch durch den Garten und kam
beide Hände in den Hosentaschen, die Treppe raufgeschlürft.
Eva räumte die Gläser zusammen, nahm sich eine Flasche Champagner und verschwand
wortlos im Kinderzimmer.
Prosit Neujahr !


Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Eveline Dächer).
Der Beitrag wurde von Eveline Dächer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.12.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Eveline Dächer als Lieblingsautorin markieren

Buch von Eveline Dächer:

cover

Öffnet die Tore weit von Eveline Dächer



Als Fortsetzung zu meinem : MEIN WEIHNACHTEN habe ich die Trilogie vollendet
Gedichte und Geschichten zur Weihnachtszeit

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Freundschaft" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Eveline Dächer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ein bisschen Frieden ? von Eveline Dächer (Weihnachten)
Aus!!! von Tanja Trageser (Freundschaft)
Abschied von Stefan Glaser (Wahre Geschichten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen