Harald Saul

Peter - der Wolf im Schafspelz 2. Teil

Peter – der Wolf im Schafspelz Teil 2.

Peter fuhr langsam nach Hause, er musste überlegen. Jetzt nichts Falsches erzählen, seine Eltern waren in der letzten Zeit sehr empfindlich. Einige Nachbarn unterhielten sich nicht mehr mit ihnen, seitdem es hieß, man habe für die Stasi gearbeitet….. Der Vater ging auch kaum noch aus dem Haus und Mutter schleppte die Einkäufe allein heim, aber für Peter kaufte sie immer das teuerste Bier.
Peter sah die Silhouetten der Heimatstadt und hatte endlich seine Geschichte zusammen, er kenne Elvira schon lange und ihr Vater sei gar nicht böse, dass er den Bankjob nicht bekommen habe. Er werde zu Elvira ziehen und sie habe sich auch schon oft nach den Eltern ihres Freundes erkundigt und würden sich freuen, seine Eltern kennen zu lernen. Peter hatte auch schon die Erklärung zur Hand, er wolle nicht, solange Vater noch so krank sei, dass jemand der zur Familie kommt, ihn so sehe……
Den Opel stellte er vorschriftsmäßig auf dem Stellplatz ab und winkte mit dem Blumenstrauß, den er an der Tankstelle noch schnell gekauft hatte, zum Fenster hoch. Beide hatten schon lange nach dem Sohn Ausschau gehalten.
Vater hatte sich angezogen, nicht immer den Bademantel und der Schlafanzug, rasiert hatte er sich auch. Mutter war beim Friseur gewesen und öffnete die Tür.
Es duftete nach Bratkartoffeln und Kurzgebratenem. Mutter hatte ein tolles Abendessen gezaubert. Nachdem sie gegessen hatten und Vater zum Erstaunen sein Heiligtum, einen Becherbitter spendiert hatte, Da spürte er, sie wollten etwas Schönes hören. Leicht ging ihm die Geschichte von Elvira und ihm über die Zunge.
Voller Entzücken hörten sie dann, wie er Elvira noch mal anrief. Er sei gut angekommen und sie solle sich keine Gedanken machen. Er wusste nicht, dass ihre Eltern bei ihr waren in der komfortablen Wohnung unterm Dach und sie ihnen die glückliche Tochter vorspielte.
Sie säuselte in den Hörer, dass sie in sehr lieb habe. Als ihr Vater winkte und nach dem Hörer verlangte, sagte sie es ihm, auch dass der Vater ihm was sagen möchte. Da stellte er geistesgegenwärtig auf Mithören und seine Eltern konnten aus dessen Mund mithören, dass er sich auf einen Schwiegersohn freue, der ihm auf Anhieb gefallen habe . Mehrere Schnäpse hatten an diesem Samstag seine Zunge gelockert und er freute sich nun, bald mehr Freizeit zu haben. Peters Eltern hörten andächtig zu und sie wussten auch das der Fleischermeister schon über die Grenzen von Chemnitz bekannt war. Peter war auf der Straße des Glücks, selbst der ewig zweifelnde Vater war völlig selig. Peter versprach dann noch Elvira, dass er morgen wieder komme, mit seinen Koffern.
Der Sonntag ging wie im Flug um, der Inhalt des Wäscheschrank war in Koffern verstaut und Peters Trabant bis zum Dach voll gepackt. Er hatte darauf bestanden den Trabi zu nehmen, obwohl der Vater fast geweint hatte, weil Peter den Opel verschmäht hatte. Peter hatte aber den Wunsch-Verdacht, dass der künftige Schwiegervater seinen Trabi nicht mögen würde und hoffte, dass er so zu einem anderen Auto kommen würde.
Die Stereoanlage mit seinen alten Jugendschallplatten schenkte er einem jungen Mann im Haus, Peter wollte auf einmal „Nägel mit Köpfen“ machen und so schnell, wie es möglich war sein Glück beim Schopfe packen…..
Das Mittagessen verschlang er in kurzer Zeit und er schaute des Öfteren immer zum Fenster hin. Er merkte nicht, dass die Mutter mit den Tränen rang und der Vater lustlos in der Roulade, die er sonst so gerne aß, herum stocherte. Nach einem Blitzstart war Peter bald verschwunden.. Lange noch sahen sie ihrem Sohn nach und starrten beide schweigend in die Richtung nach Chemnitz……..

Peter war nach einer Stunde da, Elvira hatte schon am Fenster gestanden und beim Anblick des Vollbeladenen Kleinwagens kam in ihr irgendwas wie Ekel hoch. Aber sie wusste sich gut zu beherrschen und spielte die glückliche künftige Frau,
Der Vater verzog den Mund geringschätzig und half aber Peter beim Koffertragen. Peter, der seinen Blick richtig deutete, meinte, dass er ja dem Vater den Opel nicht einfach hätte wegnehmen können. Schließlich hab er ja noch kein richtiges Geld verdient, aber erst mal würde es doch der Trabant noch tun. Vielleicht später ?
Der Vater nickte und sagte zu Peter, komm erst mal hoch zu uns, den neuen Hausmieter würdig empfangen. Nach einem reichlichen Kaffeetrinken bei dem Peter die selbstgebackene Torte der Hausfrau überschwänglich lobte, packte er mit Elvira die Koffer aus und hatte nichts dagegen, dass diese gleich große Müllbeutel füllte. Sie meinte nur, sie werden morgen einkaufen gehen, jetzt sei ja Sommerschlussverkauf. Er wusste nicht, dass Elviras Vater ein paar große Scheine lockergemacht hatte, der Schwiegersohn sollte sich sehen lassen.
Man war ja schließlich wer und Kleider machen Leute !
Wieder kam eine Nacht, wo Peter bis zum Morgen gefordert wurde. Glücklich schlief er gegen 6 total erschöpft ein und konnte nicht miterleben, wie Elvira einen Weinkrampf bekam und immer wieder wütend auf ihren noch flachen Bauch boxte.
Blass und übernächtig saßen beide am elterlichen Mittagstisch und lächelten gequält bei Vaters Witze. Am Nachmittag fuhren sie mit Elviras Mutter in ein großes Einkaufscenter und diese beobachtete Peter im Rückspiegel, wie er ihr beim Chauffieren des großen Luxuswagen ehrfürchtig zusah. Sie wusste dass ihr Mann bereits den Nachfolger bestellt hatte und man war sich schon einig, diesen 2 Jahre alten großen BMW den Kindern zu geben.
Mehrere Anzüge, Hemden und passende Krawatten, sowie feine Herrenschuhe wurden für Peter eingekauft. Er musste aufpassen nicht zu zeigen, wie sehr er es genoss, so verwöhnt zu werden. Zum Abschluss gab es eine sehr teure Armbanduhr, sie sollte unter dem weißen Kittel jederzeit hervorschauen und Wohlstand symbolisieren.
Den Wagen durfte dann Peter heimfahren. Zu Hause angekommen, der Vater stand und im Hof, fiel ihm Elvira um den Hals und herzte ihn. Ihm hing sofort ein Kloß im Hals, denn sie hatte ihm vor langer, langer Zeit so ihre Freude so gezeigt.
Er sagte, aber dann möchte ich mal eine Modenschau von meinem zukünftigen Nachfolger sehen und ging schnell ins Haus.
Oben setzte er sich auf die Couch und sah seiner Frau bei der Abendessenzubereitung zu. Über ihnen ging es wieder mal zur Sache und Peter merkte auf einmal, dass es ihm langsam lästig wurde. Sanft schüttelte er Elvira ab und meinte, komm lass uns die Sachen noch mal anprobieren.
Sie lächelte und war bald eifrig dabei „ihrem Schatz“ die Kleidungsstücke zu zugeben. Die herbei geholten Eltern begutachteten den feschen künftigen Schwiegersohn. Der Mutter gefielen die gute Figur und das was sich unterhalb Peters Bauchnabel deutlich abhob und dem Vater gefiel der soldatische Gang.
In der darauf folgenden Nacht schliefen beide zwar eng umschlungen ein, nachdem Peter aber schnarchte wie ein Holzfäller, schlich sich Elvira auf die Wohnzimmercouch und trank wieder eine Flasche Wermut auf „ex“ und schlief hier zusammen gekrümmt ein. Im Schlaf schluchzte sie und weinte lautlos, sie war sehr unglücklich und hasste sich so sehr, dieses verfluchte Kind in ihrem Bauch.
Am Morgen wachten beide erfrischt auf und nach einem sehr guten Frühstück, führte ihn der Vater durch den Betrieb. Peter bemühte sich vor allem ein interessiertes

Gesicht zu machen und jetzt schon auf Abstand zu den künftigen Angestellten zu gehen. In Vaters Büro setzten sie sich in die Besucherecke. Die beiden Frauen gingen hoch in die elterliche Wohnung und Mutter spendierte ein Likörchen.
Vater und Peter tranken keinen Alkohol, sondern sahen sich Geschäftsberichte an.












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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.01.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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