Barbara Laimer

Im Elfenland

Die Wiese lag noch im Schlummer des frühen morgens, Tau perlte auf den Gräsern, als eine kleine Elfe ihren Morgenflug antrat. So früh brauchte sie nicht Gefahr laufen, von Spaziergängern entdeckt zu werden. Denn das ist für eine Elfe das Schlimmste. Wenn sie erst einmal von Menschen entdeckt wurde, ist es mit ihrem Zauber vorbei. Aus diesem Grunde war Susi auch besonders vorsichtig und sah sich nach allen Seiten um. Plötzlich hörte sie ein leises Weinen. “Wer weint denn hier, kann ich helfen?“ In diesem Moment hatte Susi ihre Vorsicht ganz vergessen. Sie war eine kleine, hilfsbereite Elfe, die keinen traurig sehen konnte. Sie hatte jedoch Glück gehabt, denn unter einer Weide hervor meldete sich nun ein Stimmchen “Ich bin es, Susi, der Hoppel.“ “Was, gibt es denn Hoppel?“ wollte es die kleine Elfe nun genauer wissen. “Die Blumen sind noch nicht erblüht, da der Winter in diesem Jahr ein strenges Regiment führt. In ein paar Tagen ist Ostern und wir haben keine Farben, um die Eier zu bemalen!“ schluchzte das Häschen. “Das ist wahrlich schlimm!“ stimmte nun auch Susi zu, “da muss ich mal überlegen, wie ich dir helfen kann.“ Sie drehte noch eine kleine Morgenrunde über der Wiese und stellte fest, dass wirklich noch nicht ein Blümchen das Köpfchen aus der Erde gesteckt hatte. Dann flog sie zum Elfenhain und berichtete es den anderen Elfen. Nun wurde beratschlagt, wie man Hoppel helfen könnte, denn Ostern ohne bunte Eier, das ging nun wirklich nicht. Auf einmal meldete sich Träumlein zu Wort “Wisst ihr noch? Von Felia, unserer ältesten Fee, sind unter der alten Linde noch die Zauberfarben versteckt. Sie hat uns zwar verboten, sie jemals zu benutzen, aber dies ist ein Notfall, und da hat sie bestimmt nichts dagegen.“ Nun wurde rege diskutiert, einige Elfen waren dafür und einige dagegen. “So kommen wir nicht weiter!“ bestimmte Susi, wir stimmen ab. Alle waren einverstanden, und so kam es, dass Susi schon eine Stunde später wieder bei Hoppel war. “Wir können dir helfen!“ sprach sie zu dem immer noch traurigen Hasen. “Besorge du bis morgen früh die Eier, ich werde für die Farben sorgen!“ “Wie willst du das machen, wo nimmst du ohne Blumen Farbe her?“ wurde Hoppel nun neugierig. “Das lass meine Sorge sein! Wichtig ist, du hast morgen früh die Eier hier.“ Susi grüßte und flog schnell davon, da nun schon die Sonne hoch am Himmel stand und sie sich beeilen musste.

Schnell holte Hoppel seine Hasenfamilie zur Hilfe. Sie mussten sich nun sehr beeilen, die Stunden bis zum nächsten Morgen verrannen ihm viel zu schnell. “Wo nimmt Susi nur die Farben her?“ Überlegte er immer wieder. “Hauptsache, sie bringt die Farben, du musst nicht alles wissen!“ meinte Frau Häsin.

Wie verabredet war Susi zur frühen Morgenstunden zur Stelle, einen schweren Farbeimer im Gepäck. In dem Einer steckten viele Pinsel, jeder Pinsel hatte einen anderen Farbton. “Nun passt einmal gut auf!“ wurden sie von der kleinen Fee aufgefordert. “Dies sind Zauberfarben. Nur ein winzigkleiner Farbtupf auf dem Ei färbt das gesamte Ei! Also nur einmal auftupfen, nicht malen, habt ihr mich verstanden?!“ Familie Hoppel hatte aufmerksam zugehört, der Mund stand ihnen vor Staunen offen. “Alles klar!“ kam nun die Antwort. “In einer Stunde bin ich wieder hier und hole die Farben ab. Ihr müsst gut aufpassen.“ belehrte Susi noch bevor sie abflog. “Kein Farbpinsel darf austrocknen, sonst ist es mit dem Zauber vorbei. Ich vertraue euch!“ Schnell machten sich nun alle an die Arbeit, und als in einer Stunde die Fee kam, um die Farben abzuholen, lagen sämtliche Eier gefärbt im Gras. “Danke Susi, ohne dich wären wir verloren gewesen! Nun kann das Osterfest kommen.“ bedankte sich Frau Hoppel.

Als Susi mit den Farben kam und sie gerade wieder in die Wurzeln der alten Linde zurückstellen wollte, kehrte Felia von ihrem Flug heim. Sie war einige Tage fort gewesen, um eine befreundete Fee im Nachbarwald zu besuchen. “Was sehe ich denn da?!“ tönte plötzlich ihre Stimme hinter Susi. “Hatte ich euch nicht verboten, jemals an die Zauberfarben zu gehen?“ “Verzeih, Felia“ stotterte Susi vor Aufregung, “aber die Hasen waren in großer Not, in wenigen Tagen ist Ostern, es gibt noch keine Blumen, von denen sie sonst ihre Farbe erhalten, sie brauchten dringend Farbe!“ “So, so, die Hasen brauchten also meine Zauberfarben? Und da hast du ganz einfach mein striktes Verbot übergangen? Du wusstest, dass ich es nicht ungestraft lassen kann, wenn einer von euch meine Gebote übertritt?“ “Ja Felia, ich wusste es, aber ich hatte keine Wahl. Ostern konnte nicht ausfallen, ich musste an die Kinder denken.“ antwortete die kleine Fee mit trauriger Stimme. “Dann wird es für dich in diesem Jahr keinen Sommer geben. Du wirst ein Jahr schlafen!“ Sie hob ihren Zauberstab und wollte gerade ihren Spruch sagen, als die anderen Elfen gemerkt hatten, was da geschah. Nun mischte sich Träumlein ein “Felia, wir haben abgestimmt, und die Mehrheit von uns war dafür, den Hasen zu helfen. Wenn du Susi bestrafen willst, musst du uns alle bestrafen.“ Felia drehte sich zu der Sprecherin um. “Ihr alle habt meine Weisung übergangen?“ fragte sie traurig. Nun nickten die kleinen Elfen schuldbewusst mit ihren Köpfen. “Alle kann ich nicht bestrafen, die Blumen brauchen euch, wenn sie erwachen. Dann soll auch Susi nicht bestraft werden.“ Felia ließ ihren Zauberstab sinken. “Ich hoffe nur, ihr habt daraus gelernt, und hört in Zukunft auf meine Weisungen!“ Wieder nickten alle zustimmend. Dann meinte sie noch “natürlich hätte ich den Hasen auch geholfen, das nächste mal wartet ihr, bis ich da bin, und fragt mich.“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.01.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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