Thomas Wiemann

Ein Strumpf als Freund


Vor langer Zeit gab es einen Strumpfhändler. Einmal kam ein Kind in das Geschäft und klaute einen Strumpf. Es rannte nach Hause und sah, dass der Strumpf seine Farbe geändert hatte. Erst war er gelb, und jetzt war er rot. Es sagte zu sich:
„Komisch, warum war er erst gelb und dann rot?“
„Warum?“ sagte der Strumpf. „Weil du mich gemopst hast.“
„Aber, was kann ich denn dafür? Ich bin arm und habe keine Eltern mehr - also...“ „Ach, so ist das“, sagte der Strumpf. „Und warum hast du dann nicht auch den zweiten Strumpf gemopst?“
„Weil ich mir einen anderen aus Stoff genäht habe.“
„Und wo hast du den Stoff her? Oder hast du den auch gemopst?“
„Nein! Nein! Den habe ich gefunden.“
„Aber warum kannst du denn reden?“
„Da kam so ein verrückter Zauberer in unser Geschäft, der wohl nicht sehr gut war und wollte mich verbrennen. Zum Glück hat er den falschen Zauberspruch genommen, dass er mich zum Reden gebracht hat. Dann habe ich ihn so ausgemotzt, dass er schreiend aus dem Geschäft lief.“
„Du spinnst wohl, du!“
„Soll ich ihn dir zeigen? Den verrückten Zauberer?“
„Ja, gern!“ sagte das Kind.
Und sie gingen aus dem Haus. Auf dem Weg trafen sie merkwürdige Gnome und im Wald des Zauberers waren verwunschene Bäume. Als sie bei einer Burg angekommen waren, wo merkwürdige Ritter umhergingen, sahen sie den verrückten Zauberer.
„Siehst du ihn?“ fragte der Strumpf.
„Ja, ich sehe ihn.“
Und plötzlich packte eine kalte Hand den Jungen von hinten und er wusste nicht, was ihm geschah.
Als er wieder aufwachte, sah er, dass er in einem Gefängnis saß, wo Skelette umhergingen und leere Ritterrüstungen die Wachen waren. Ein Skelett sagte zu ihm:
„Du wirst auch bald so aussehen wie wir.“
Der Junge fragte erschrocken:
„Warum denn?“
„Weil der Zauberer dich morgen hinrichten wird und dich dann zu einem Sklaven macht“
Da schrie der Junge:
„Strumpf! Hilf mir!“
Einer der Wachen hob seine Laserpeitsche und drohte ihm, dass er ihn damit schlagen würde, wenn er weiter so laut wäre. Und der Junge war still.
Plötzlich sagte aus einer Ecke eine Stimme:
„Hey, Junge!“
Der Junge ging zu der Ecke und fragte:
„Wer bist du?“
„Ich bin der Strumpf.“
„Strumpf! Du bist es!“
„Pst! Sei nicht so laut! Sonst schlägt er dich noch mit seiner Laserpeitsche.“
„Kannst du mich retten, Strumpf?“
„Natürlich!“ sagte der Strumpf. „Und hier kriegst du einen Anzug, der die Laserpeitsche abwehrt. Und hier kriegst du noch ein Laserschwert.“
„Woher hast du das alles?“
„Das habe ich dem verrückten Zauberer aus seinerLaserkammer gestohlen.“
„Danke!“
Da fragte die Wache:
„Was redest du da mit der Ecke? Die kann nicht reden!“
„Ja“, sagte der Junge und zog den Anzug an.
Da standen die Skelette auf und wollten ihn mit ihren Knochen verprügeln. Der Junge nahm sein Laserschwert und schnitt einen Knochen nach dem anderen durch. Da kam die Wache und schlug ihn mit ihrer Laserpeitsche. Zum Glück hatte der Junge den Anzug an, der die Laserpeitschen abwehren kann. Und dann nahm er sein Laserschwert und zerbeulte die Rüstung kräftig.
Danach ging er die Treppen runter und zu dem Zauberer. Neben ihm war ein gefesselter Strumpf - sein Freund. Der Zauberer sagte:
„Ah! Da ist ja noch einer, den ich verbrennen kann.“
„Nicht so hastig!“ sagte der Junge und schlug mit seinem Laserschwert die Ketten ab, so dass der Strumpf wegrennen konnte.
Dann rief der Zauberer:
„Wachen!“
Und die leeren Ritterrüstungen und die durchgeteilten Knochen kamen angerannt.
„Los! Legt ihn in Ketten!“
Da kam der Strumpf mit einem Laserschwert und noch so einem Anzug angerannt.
„Strumpf! Hilf mir!“
Und der Strumpf zerbeulte die Ritterrüstungen noch mehr, und die leeren Helme von den Ritterrüstungen fielen auf den Boden und rannten weg. Die Knochen rannten den Helmen hinterher. Und Dann nahm der Junge die Ketten
und fesselte den Zauberer. Danach fiel der Zauberer um und war nur noch eine Maus.
Die Knochen verwandelten sich in Menschen und die leeren Ritterrüstungen in Tiere.
Da rief der Junge: „Mama! Papa!“
„Joachim!“
„Mama, wie seit ihr denn hierhin gekommen?“
„Wir waren einmal Königin und König. Da kam dieser Zauberer und hat uns verzaubert. Und das ganze Volk noch dazu. Aber jetzt ist der Zauber vorbei.“
„Und wer ist der Strumpf da?“ fragte der Vater.
„Das ist mein bester Freund. Ohne ihn wäre ich jetzt nur noch Asche. “
„Na, wenn es so ist, kann er doch ruhig bei uns leben.“
Und so lebten die Eltern, Joachim und der Strumpf glücklich und zufrieden.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.01.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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