Mann kann ohne Frau nicht auskommen und dennoch ist das Zusammenleben ein ständiges Puzzlespiel der Gefühle. Da Frauen wesentlich anpassungsfähiger sind, als ihre maskulinen Gegenparts, obliegt ihnen die Aufgabe, für das nötige Gleichgewicht auf der Waagschale des Lebens zu sorgen. Das fängt schon beim Kennenlernen an.
Mann ist so von sich eingenommen, dass er glaubt, zu 98 % aller Frauen zu passen, sowohl intellektuell, als auch optisch.
ER ist der Meinung, dass er sich IHR nur geschickt zu nähern braucht, um sie kennenlernen zu können. Dem ist jedoch nicht so. Fast immer entscheidet sie, ob er sie kennen lernen darf oder nicht, denn schon lange bevor sie ihm aufgefallen ist, wurde er gründlich von ihr in Augenschein genommen, sondiert und völlig automatisch in eine ihrer imaginären Schubladen ihres Gehirnes abgelegt.
Auf diesen Schubladen stehen Maxime wie zum Beispiel:
„Kommt nie in Frage“,
„Wehe, wenn er es wagen sollte, mich anzusprechen“,
„Das arme Würstchen, ich könnte direkt Mitleid mit ihm bekommen“,
„Hm ... nicht schlecht“,
„Süßer Knackarsch“,
„Ob er treu sein kann?“,
„Ein One-night-stand auf jeden Fall!“,
„Ich bete zu Gott, dass der Typ nicht verheiratet ist“,
„Den will ich unbedingt haben!“
oder
„Das ist der Mann, mit dem ich zusammen alt werden kann“.
Das ganze passiert innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde. Wenn sie ihn in die letzte Schublade meiner Aufzählungen abgelegt hat, gibt es für ihn kein Entrinnen mehr. Männer sind ja so berechenbar! Fast jede Frau kann fast jeden Mann erobern.
So, jetzt hat sie ihn. Und was macht sie mit ihm? Sie fängt natürlich sofort an, ihn zu manipulieren, denn in den meisten Fällen hat er noch ein paar winzige Angewohnheiten, die ihr nicht gefallen.
Drei Wochen dauert es, ihn zum Sitzpinkler umzuerziehen, drei Monate, bis er alles isst was sie gekocht hat, drei Jahre, bis er sich an ihre Freundinnen gewöhnt hat und dreißig Jahre, bis er sich an ihre Familie gewöhnt hat, wobei ihm bei Letzterem durch das natürliche Gesetz des Siebens und Auslese durch deren Alter geholfen wird.
Sex ist für Frauen eine Gradwanderung zwischen interessant erscheinen und dennoch nicht wie eine Prostituierte zu wirken.
Vor allem weiß Frau, dass Mann eine Partnerin will, die möglichst noch Jungfrau ist, damit er ihr gegenüber keine Komplexe ob seiner vielen Vorgänger bekommt, dennoch erfahren genug ist, damit er sie nicht erst in die verschiedenen „Praktiken“ einführen muss. Also ein Naturtalent in Sachen Sex. Ein kleines Teufelchen im Engelskostüm.
Die Raffinesse der Frau fängt schon mit dem Aussehen an. Sieht sie zu gut aus, bekommen er möglicherweise Komplexe; läuft sie wie ein ungeschminktes Aschenputtel durch die Gegend, bekommt sie keinen brauchbaren Typen ab.
Kleine wirksame Manipulationen, einen naiven Mann auf sich aufmerksam zu machen, können sein, ihn aus Versehen anzurempeln, die Cola auf sein Hemd zu schütten und sich anschließend mit einem unschuldigem Augenaufschlag zu entschuldigen. Aber, meine Damen, bitte nicht mit der Unterwürfigkeit übertreiben, denn Mann mag selbstbewusste Frau.
Sollte Frau in allen Situationen geschickt genug vorgegangen sein, kann sie anfangen, ihn wirklich zu lieben. Immerhin hat sie den perfekten Partner ausgesucht, beziehungsweise „ausgebildet“. War er zuvor ein kleiner gemeiner Chauvinist, konnte sie ihm das situationsangebracht mit einem strategischem Tränchen austreiben. Stehpinkelnde Ödipussis haben gelernt, sich entweder zu setzen oder die Toilette zu putzen, ohne bei beiden Gelegenheiten ihre Mama anzurufen.
Ganz geschickte Frauen wie ich heiraten einen bärenstarken, hoch sensiblen, sehr gut aussehenden, hoch intelligenten, selbständigen, humorvollen, liebenswürdigen, pünktlichen, zuverlässigen, grundehrlichen, liebevollen, fürsorglichen, zärtlichen Sitzpinkler und Frauenversteher, der außerdem Vollwaise ist und seine Frau nicht mit dem Vorhandensein seiner Familie quält.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.01.2005.
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