Eveline Dächer

Ein Tagesausflug


„Tagesausflug nach Winningen mit Moselschifffahrt“
las ich auf einem Prospekt , der sich unter anderen in meinem, ach so überfüllten Briefkasten
befand. Winningen ???? Da war doch was ! Wollte ich da nicht schon lange mal hin ?
Ja sicher, da war doch Edgar ! Edgar, ja wir wollten uns schon lange mal treffen, möglichst weit weg, weil Edgar dort nicht gesehen werden möchte. ........
Kurz, ich buchte die Fahrt nach Winningen.
An einem herrlichen Sommertag sollte ich in aller Herrgottsfrühe am Bus sein.
Dieser war sogar pünktlich und nicht zu voll, es war also genügend Platzauswahl vorhanden,
er sammelte noch einige Leute ein dann ging es auf die A 61 Richtung Koblenz.
Da diese Fahrt gesponsert war, wurde in Koblenz-Güls Rast gemacht.
Diese Veranstaltung zog sich sage und schreibe 5 Stunden hin.
Ich hab den Raum nach ½ Stunde verlassen und bin an der Mosel spazieren gegangen.
Dachte so an die vielen nächtlichen Telefonate mit Edgar,
Ja, wir kennen uns nun schon über 2 Jahre, hatten eine lange Zeit regen Telefonkontakt,
sprachen über uns, über andere, über Urlaub, Musik, halt über Gott und die Welt, es wurde eigentlich nie langweilig.
Doch , wie das so ist im Leben, langsam schlief dieser Kontakt ein.
Man stellt sich in dieser Zeit ja auch den Gesprächspartner in Gedanken vor,
ob er wohl so aussieht wie ich glaubte ?
Na nun kann es ja nicht mehr lange dauern, dann werd ich es wissen.
Endlich war es soweit, wir fuhren nach Winningen, dort sollte bei Kaffee und Kuchen eine Moselschifffahrt stattfinden.
Ich informierte die Busfahrerin, dass ich nicht mit dem Schiff mitfahren würde,
aber möglichst pünktlich wieder am vereinbarten Ort sein werde.
Ich setzte mich also von der Gruppe ab und ging stadteinwärts.
Wo wohnt er nun, wie hieß die Straße ?
Ich zog mein Notizbuch hervor, na also, es geht doch nichts über gewissenhafte Einträge.
Glück muss der Mensch haben oder Instuition, ich fragte eine junge Frau nach der Straße,
Gehen Sie die nächste links , dann wieder rechts, das ist die Obere Straße
Ich fand sie auf Anhieb. Wollte gerade überlegen, wo wohl das Haus sein könnte,
als ich dies einfach vor mir sah. Sehr schön im alten Stil gehalten, nichts Modernes außen,
man hat es so belassen, wie es war.
Ich trat ein, wollte eigentlich noch überlegen, wie ich alles angehen wollte, aber es kam so spontan. Eine rotblonde Helferin fragte mich freundlich nach meinen Wünschen:
„Was kann ich für Sie tun ?“ Ich überlegte fieberhaft wie ich Edgar sprechen konnte...
„Ich habe meine Augentropfen vergessen und muss unbedingt etwas haben, schauen Sie,“
ich nahm meine Sonnenbrille ab und zeigte ihr meine geröteten Augen.
Sie empfahl mir Berberil-Tropfen, „Die nutzen leider gar nichts,“ sagte ich,
die hab ich schon ausprobiert.
Eine zweite, etwas erfahrene Helferin gesellte sich dazu, „Nein,“ meinte diese,
„das soll der Chef selbst entscheiden“ , sie klopfte an die Tür nebenan, ging hinein.
„Herr Schneider kommt gleich, Augenblick bitte“. „Danke, ich warte“.
Ein großer, schlanker, dunkelhaariger Mann kam heraus, schaute mich an...
Fragte, was es denn wäre, dass mir zu schaffen machte,
Ich nahm meine Sonnenbrille ab und zeigte ihm meine geröteten Augen.
Er sah mich an ..„Oh mein Gott,“ dachte ich, „diese Augen“,
ich setzte schnell meine dunkle Brille wieder auf um meine Unsicherheit zu vertuschen
„Augenblick, bin gleich bei Ihnen“. Er ging in einen Nebenraum,verabschiedete einen Herrn,
der wie ein Vertreter aussah und winkte mir rein.
„Kommen Sie“, „Danke“
Es knisterte, diese Augen...
Ich betrat einen abgedunkelten Raum, sein Büro.
„Bitte“, er wies mir einen Stuhl an, schloss die Tür und setzte sich selbst.
Wir schauten uns an, lachten,
„Tja, Edgar, so sieht man sich.“ Er überlegte, wer ich wohl sein könnte, ich half ihm
„Birgit“ ? „Ja, das bin ich“
Schauen, irritiertes Schweigen
„War ich nicht gut bei Deinen Mitarbeiterinnen ?“„Doch, wirklich ! Danke “
Er wirkte so jungenhaft,
Ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte ihn geküsst,ganz lieb.
„Trinkst Du einen Kaffee mit mir ?“ fragte ich,
„Du, das geht nicht, meine Vertretung ist nicht hier, da kann ich nicht weg“
„Wie schade“
Das Knistern war weg.
Er suchte am PC Tropfen für mich aus: „Die sind zwar etwas teurer, aber gut“
Wir verabschiedeten uns im Büro mit Handschlag,
„Wir telefonieren“ sagte er
Gingen zurück in die Apotheke. Er gab mir die Tropfen, ich zahlte, nahm das Rückgeld entgegen.
Er gab mir noch Erfischungstücher mit.
Wir blickten uns noch einmal an ,lächelten,ich drehte mich rum, ging zur Tür,
„Dankeschön, Auf-wieder-sehen“ ?
Ich öffnete die Tür und trat in die brütende Hitze hinaus,bekam einen trockenen Hals,
ging in das nächste Straßenlokal, suchte einen Tisch mit Blick auf den Brunnen und den Postillion,hatte rechts von mir die Hexe.
Hier sitze ich richtig, dacht ich, atmete tief durch zwei – drei Mal
Ich bestellte mir einen trockenen Moselwein, den ich genüsslich, gedankenverloren
schlürfte und sagte zu mir :
„So,Birgit, das war Winningen !“ nett Deinen Gesprächspartner mal kennen gelernt zu haben
Nur diese Augen, die werd ich so schnell bestimmt nicht vergessen.




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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.01.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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