Angela Heise

Das bisschen Haushalt

Vor einigen Jahren gab es mal einen Schlager “Das bisschen Haushalt ist doch nicht so schwer“. Naja, aus Sicht des Mannes wohl wirklich nicht. Besagter Mann fragt mich zwar halbherzig ob er helfen soll, kann aber von meiner mit Dank verbundenen Ablehnunng ausgehen. Weil nämlich, wenn er wirklich helfen wollte hätte er die Bude schon VOR dem Wochenende auf Hochglanz poliert, gewaschen, gebügelt und den Wocheneinkauf erledigt. Hat er aber nicht. Zuerst schmeisse ich Geschirrspüler und Waschmaschine an. Das ist Klasse, denn mit der Geräuschkulisse hat man das gute Gefühl es tut sich was. Entschlossen greife ich nach der Klappkiste und dem Leergut und strebe gen Discounter. Einen Parkplatz finde ich, sogar ausnahmsweise in Eingangs-Nähe und lege voller Optimismus los. Geht auch eigentlich zügig, bis ich zur Kasse komme. Irgendein Trottel hat den Eierkarton so clever auf`s Kassenband gelegt das der runter fliegt und nun muss da erstmal geputzt werden. Ich trete von einem Fuss auf den anderen und warte ab. Hinter beginnen schon einige Einkäufer Freundschaften zu schliessen als es endlich weiter geht. Alles wird ordentlich im Auto verstaut. Jetzt noch rasch zum Bäcker und dann nix wie heim. Im Zulauf begriffen rufe ich daheim an. “Schatzi, ich brauche Dich zum tragen!“ teile ich dem Daheimgeliebenen mit und erhalte auch die Zusage er sei gleich unten. Ist er auch und schleppt artig hoch, was ich herbei gebracht habe. Drei Stockwerke hat er vor sich und mit einem Gang hat er sicher nicht alles oben. Ich helfe aber! Die Brötchentüte, das Brot und die Großpackung Toilettenpapier schleppe ich hoch.
Beim Auspacken hilft er fleissig, aber weniger aus Hilfsbereitschaft sondern eher um zu inpsizieren was ich mitgebracht habe. Kaum ist das letzte Trum im Schrank greift er beherzt nach einem Apfel und der Zeitung und verzieht sich ins Schlafgemach. Auch recht, dann ist er wenigstens nicht im Weg! Mehr oder weniger ambitioniert mache ich mich dran die Wohnung zu wienern. Mist, die Waschmaschine ist längst fertig. Also rasch die nassen Klamotten aufhängen. Zum Glück ist nichts zum Bügeln dabei! Mein Herr und Gebieter taucht irgendwann einmal auf und erklärt seine Bereitschaft mich mit einer Tasse Kaffee, welchen er zubreiten bereit ist zu laben. In der Küche vermisst er etwas: die Töpfe auf dem frisch polierten Herd, die ein schmackhaftes Abendessen in Aussicht stellen. “Ich koche gleich noch was“, sichere ich ihm zu, womit sich seine Laune sichtbar hebt. Ich trinke meinen Kaffee im Stehen und rauche im Vorbeigehen eine Zigarette. Der Herr ist mit seinem Kaffeepott verschwunden. Aha, ich höre ihn mit Kanonen auf Schiffe schiessen. Er arbeitet schwer am Highscore. Wenigstens ist er beschäftigt.
Als ich endlich das Putzzeug wegräume ist schon fast 4 Uhr nachmittags und ich eile in die Küche um irgendwas Essbares zu produzieren. 2 Stunden später, das Mahl wurde gewürdigt, gelobt und gefuttert räume ich, wieder mal das Schlachtfeld namens Küche auf und falle erschlagen auf`s Sofa. Ich giesse mir ein Glas Wein zur Belohnung ein und grabsche nach der Fernbedienung. Aus dem Arbeitszimmer kommen immer noch Kanonensalven. Irgendwann gegn 21 Uhr bin ich eingeschlafen. Kurz darauf steht mein Süßer vor mir und fragt ganz überrascht “wie? Du schläfst schon? Also ich bin noch garnicht müde!“ Na, kein Wunder, wenn man von der Anstrengung eines virtuellen Seekrieges absieht hatte er ja auch einen gemütlichen Samstag. Als ich mich in meine Decke kuschle legt er sich doch zu mir und nimmt mich in den Arm, weil ich dann ja besser einschlafen kann. Na warte, denke ich beim Einschlafen, morgen, also morgen tue ich keinen Schlag! Da sitze ich am PC und werde meinen Strauß über die Skipiste jagen und meinen Highscore verbessern! Magenmittel habe ich noch vorrätig und damit könnte er eigentlich das Kochen mal übernehmen.
Ob er das macht? Und ob ich das überlebe?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.02.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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