Benjamin Bieber

Hilfe, wir haben einen Irren im Cokpit

Achtung, Achtung,
Der Flug 666 nach Rom über Zürich, Milano,
fliegt in 30 Minuten los.

Jan fluchte leise vor sich hin, seit fünfzehn Minuten musste er aufs Klo, aber irgendein Penner hielt es seither besetzt. Jan war kein besonders geduldiger Mensch, aber er neigte auch nicht zu Gewalt. "He, du kommst jetzt sofort aus diesem Klo heraus. Sonst breche ich die Tür auf und steck dich mit dem Kopf voran in die Schüssel. Klar?" Jan wusste genau er würde so etwas nie machen, aber es wirkte. Der Mann kam heraus. Er grinste Jan mit funkelnden, wahnsinnigen Augen an, oberhalb der Schläfe hatte er eine kleine, blutende Wunde. Jan fragte erschrocken: " Ist alles in Ordnung." Der Mann begann wie eine Hyäne, die soeben den Teufel gesehen hatte, an zu kichern. Dann ging er. "Armer Kerl, ist total verrückt." sagte Jan leise für sich alleine. Jan entleerte erleichtert seinen Darm. Er knöpfte seine Hosen zu und öffnete die Tür um zu gehen. Plötzlich schleuderte jemand die Tür mit aller Kraft wieder zurück. Sie traf Jan am Kopf und ihm wurde schwarz vor den Augen. Aber er hörte den Irren noch kreischen: " Der Schatten wird auch zu dir kommen. Er wird auch deine Welt vernichten."

Er war höchstens ein paar Sekunden ohnmächtig, aber es reichte dem Verrückten zu entkommen. Doch Jan entschied sich, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er durfte sein Flug nicht verpassen. Mit einem feuchten Lappen wischte er sich das Blut ab, das aus einer kleinen Wunde oberhalb der Schläfe ausgetreten war. Dann ging er direkt zu seiner Maschine. Obwohl er noch gute zwanzig Minuten Zeit gehabt hätte, rannte er fast durch die von Menschen überfüllten Hallen des Flugplatzes. Der Himmel wurde immer dunkler.

Das Flugzeug des Typs Boing 747 donnerte über die Rollbahn und stiess dann in Richtung Himmel vor. Jan schaute die dunkle Wetterfront an, neben der die Maschine vorbei flog. Es schien als grinsten ihn die Gewitterwolken an und plötzlich hörte er wieder das irre Kichern des Verrückten. Er ignorierte es so gut es ging. Eine halbe Stunde verging, die Wolken grinsten und der Irre kicherte in seinem Kopf. Jan ging in den oberen Stock, um im Salon einen Kaffee zu trinken. Er beruhigte sich schnell, denn hier hörte er kein Kichern mehr, denn ein Klavierspieler gab sein Talent zum Besten. Jan sah auch keine grinsenden Wolken, weil sich das Aussichtsfenster hinter seinem Rücken befand. Er bekam seinen Kaffee und lauschte den himmlischen Klängen des Klaviers. Plötzlich fing jemand an zu singen. Jan blickte herum um herauszufinden wer es war. Doch niemand hier bewegte auch nur seine Lippen. Er horchte ein zweites Mal, um die Richtung zu bestimmen, aus der die Töne kamen. Was der Mann sang verstand Jan nicht. Die Töne kamen von unten und Jan blickte hinab. Da sah er den singenden Mann, oder besser gesagt dessen Spiegelbild in seinem Kaffee. Er erschrak so sehr, dass er den Kaffee fallen lies und wie eine Salzsäule erstarrte. Eine Stewardess kam um den Kaffee vom Teppich zu entfernen. Als sie die Flüssigkeit berührte glitt ein fast unsichtbarer Schatten ihren Arm hinauf. Jan erwachte aus seiner Erstarrung, wollte helfen und bückte sich. Als er kurz in ihre Augen schaute, spiegelte sich darin der selbe singende Mann. Jan stand auf und ging sehr schnell nach unten. Die restlichen Passagiere blickten ihm kopfschüttelnd nach.

Unten angekommen schaute er in Richtung Cockpit, die Tür stand offen. Eine riesige, lodernde Feuerfront raste auf sie zu. Jan rannte nach vorne. Der singende Mann erschien im Feuer und schrie nun sein unverständliches Lied so laut er konnte. Jan brüllte den Piloten an, er solle ausweichen. Dieser grinste nur und sagte: " Keine Angst das ist nur ein Wolke, wir können durch sie hindurch fliegen." Jan brach in Panik aus und schrie: "SIE BRINGEN UNS ALLE UM!" Er schlug auf den Piloten ein. Die Feuerwalze grinste, der Irre kicherte, der Sänger schrie sein Lied und Jan schlug immer wieder zu. Etwas schleuderte ihn nach hinten und das Flugzeug füllte sich mit Feuer. Er sah wie die Menschen um ihn herum in Flammen aufgingen und verbrannten, denoch bewegten sie sich weiter. Dann wurde es dunkel und der Schatten zerstörte seine Welt.

"Er hat einfach auf mich eingeschlagen." erklärte der Pilot während eine Sanitäterin sein kleine Wunde oberhalb der Schläfe verarztete. Der Polizist nickte und sagte gelassen: " Der arme Kerl ist verrückt. Er wird in eine Klinik eingeliefert. Können sie ihren Flug fortsetzten?" - "Ich denke schon." Wieder im Cockpit flog die Maschine weiter nach Mailand und anschliessend nach Rom. Der Pilot betrachtete mit Sorge die riesigen Gewitterwolken im Süden. Die Wolken schienen den Piloten anzugrinsen. Er hörte wieder die Schreie des Irren im Cockpit und im Salon oben sang jemand ein Lied, das der Pilot nicht verstand.

Letzte Funkmeldung des Fluges 666 nach Rom:

Pilot: Mayday, mayday .
Eine gewaltige Feuerwalze bewegt sich auf uns zu.
Kopilot: Was, wo, ich sehe nur eine normale Wolke.
Pilot: Ich probiere den Boden zu erreichen,
Ende, Over.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.03.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Ein tiefes Blau - Berlin von Heiger Ostertag



Während eines Berlinaufenthalts lockt eine schöne Unbekannte den Schriftsteller Alexander Veldo in die Räume einer Vernissage. Dort wird er mit einem Bild konfrontiert, das ihn völlig in den Bann schlägt. Am nächsten Morgen ist das Gemälde verschwunden. Die Suche nach dem Bild führt Veldo tief in die faszinierende und vielfältige Welt der Kunst. Im Kunstmilieu selbst begegnen ihm Anne, Julia und Antonie, drei sehr eigenwillige Frauen, mit denen bald ein verwirrendes Beziehungsspiel beginnt. Im Hintergrund des Geschehens agiert der Händler Panduli, der Veldo für seine zwielichtigen Kunstgeschäfte zu nutzen sucht. Veldo macht sich in seinem Auftrag mit Julia auf die Suche nach dem verlorenen Bild. Auf der Reise intensiviert sich das kunstvolle Spiel ihrer Verbindung. Doch bald zerstören Pandulis dunkle Geschäfte die Idylle. Julia verlässt ihn und Veldo lebt kurz mit Anne und dann mit Antonie zusammen. Eine unbestimmte Drohung lastet über den Beziehungen, vor der Veldo nach Ägypten flieht. Vergeblich, denn während einer Schiffsfahrt auf dem Nil treten ihm erneut Anne, Antonie und Julia entgegen und Veldo verliert sich mit ihnen in einer surrealen, Angst erfüllten Traumwelt, aus der er nur mit Mühen entkommt. Schließlich kehrt er mit Anne nach Deutschland zurück, aber ihre Beziehung scheitert erneut. Monate vergehen, die er mit der Verarbeitung und der Niederschrift seiner seltsamen Erlebnisse verbringt. Und eines Tages macht Veldo eine eigenartige Entdeckung.

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