Maureen Böhnstedt

Zwei Seelen

Zwei Menschen liegen einsam und weinend in ihren Betten, weit von einander entfernt.
Sie fühlen den gleichen Schmerz, die gleichen Stiche im Herzen, von Menschen verursacht die sie lieben. Sie spüren die gleiche Leere um sich herum und können nichts ändern.

Er nimt seinen ganzen Mut zusammen und packt ein paar Sachen in seine kleine Reisetasche. Schnappt sich seine Brieftasche und den Schlüssel und läuft so schnell er kann aus der Wohnung.

Sie kann sich aufrappeln und versucht die Wohnung in Ordnung zu bringen. Schon lange hat sie nicht mehr aufgeräumt. Hatte einfach keine Kraft und keinen Elan dazu.
Ihr Liebster ist gegangen und sie konnte ihn nicht daran hindern. Sie vermisste ihn so sehr. Sehnte sich nach seiner Wärme. Seinen Händen, die sie sanft berührten und streichelten. Sie versuchte sich seinen Mund vorzustellen, der sie so oft geküsst und liebkost hatte, am ganzen Körper. Da war er wieder dieser Schmerz der Vergangenheit. Sie musste ihn los werden. Seit vier Wochen ist er weg und noch immer diese Trauer. „Aus und vorbei, ich fange ein neues Leben an“, schwor sie sich. Nahm die Jeans und steckete sie in die Waschmaschine.

Noch rechtzeitig war er am Bahnhof angelangt. Suchte den richtigen Schalter und kaufte sich eine Fahrkarte. Ohne zu überlegen.
Zu lange schon tat er nichts anderes als nachzudenken. Immer wieder fragte er sich, warum seine Liebste ihn verlassen hatte. War der neue wirklich so viel besser als er? Hatte er ihr nicht immer alles gegeben was er konnte? Sie mit Liebe und Zuneigung überschüttet? Er brauchte die Schuld nicht bei sich suchen. Wollte aufhören mit diesen sinnlosen Fragen. Sie war weg und er musste und wollte wieder glücklich werden.
Er nahm seine Fahrkarte und suchte auf der Anzeigetafel das richtige Gleis. Der Zug war bereits da und so konnte er sich in sein Abteil setzen.

Es war einige Zeit vergangen, bis wieder Ordnung in ihrer Wohnung herschte. Sie war ausgelaugt, hatte sich aber schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Sie beschloss ein schönes heisses Bad zu nehmen und noch mit Sebastian zu telefonieren.
Er war für sie ein richtig guter Freund geworden. Zwar konnte er sie nicht wirklich aus ihrem Loch holen, da er fast das selbe durchmachte wie sie. Doch dadurch, dass sie die die selben Gefühle und Schmerzen hatten, verstand er sie und war für sie da. Sie telefonierten viel, da er nicht in ihrer Stadt wohnte.
Als sie in der Wanne sass und das heisse duftende Wasser genoss, wählte sie seine Nummer. Es klingelte. Zweimal. Dreimal. Viermal. Und als nach dem sechsten mal auch keiner ran ging, legte sie auf. Sie schloss die Augen und konnte das erste mal seit Wochen wieder etwas richtig geniessen und wahr nehmen ohne an ihren Ex -Torsten- zu denken.

Der Zug fuhr schon seit einer Zeit und Sebastian fühlte, dass er das richtige tat.
Sie hatten sich kennengelernt bevor bei beiden die Beziehung in die Brüche ging. Es war ein Zufall. Marla hatte eine Freundin in seiner Stadt angerufen, und hatte einen Zahlendreher drin. So war er am Telefon. Gleich nach ein paar Sätze wussten beide, dass aus dem Zahlenverdreher eine Freundschaft werden konnte. Immer häufiger telefonierten sie miteinander. Stellten fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten und über das selbe lachen und weinen konnten. Saskia, seine Ex, gefiehl es nicht, dass er mit einer fremden Frau so viel gemein hatte und so oft mit ihr telefonierte. Er schwor ihr, dass er nur sie liebte. Doch irgendewann war sie weg und teilte ihm auf einem Zettel mit, dass sie ihre Jugendliebe wiedergetrofen hätte.
Umso mehr freute er sich, Marla endlich persönlich zu treffen. Er hatte sie nicht angerufen, weil er sich zum einen nicht traute und zum anderen glaubte, dass sie ihn vielleicht gesagt hätte, dass er nicht kommen soll. Doch wenn er erstmal da ist, wird sie ihn nicht so einfach nach Hause schicken.

Stunde um Stunde verging und sie kamen sich Stück für Stück näher.

Der Zug hielt an seinem Ziel. Sebastian nahm seine Tasche und bemerkte, dass seine Knie ganz weich waren. Ihm überkamen Zweifel. Was machte er hier? Was würde passieren, wenn sie sich sehen? Wäre es genauso unbefangen und schön wie am Telefon? Er stiess seine Zweifel und Ängste weg und suchte sich ein Taxi.

Marla kam mit vollen Taschen vom einkaufen. Sie kramt gerade nach ihren Schlüssel, als sie hinter sich ihren Namen hörte.

„Marla?!“

Sie dreht sich um, und sieht ihn. Sie kann es nicht glauben. Er ist hier, hier bei ihr?!

Er geht langsam auf sie zu und ist ein wenig befangen, was er sagen oder tun soll.

Doch Marla ist so überwältigt und glücklich, dass sie ihre Taschen fallen lässt und ihn in ihre Arme schliesst, einfach so.

Die letzten Zweifel bei Sebastian verfliegen.

Stunden sind vergangen.
Sie liegt in seinen Armen. Ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme umgibt sie. Sie spürt die Liebe und Ruhe und schliesst ihre Augen.
Sebastian lässt die letzten Stunden noch mal in seinem Kopf vorüber ziehen. Es ging alles so schnell. Sie erzählten beide von ihrem Leben, ihren Ängsten und Sehnsüchte. Tranken Wein. Es wurde immer später und sie wurden ein wenig müde. Marla lehnte sich an ihn und er zog sie ganz nah an sich ran. Ein Gefühl von Zärtlichkeit überkam ihn. Wollte dieses Gefühl nie wieder verlieren. Wollte sie nie wieder verlieren. Er streichelte sanft über ihr Gesicht und sie schenkte ihm ein Lächeln. Auch er schloss seine Augen.

Beide schliefen ein und jedem rollte ein kleine Träne des Glückes übers Gesicht.






17.02.2005

Da es erst meine Anfänge sind, beim Geschichten schreiben, würde ich gerne wissen, was ihr davon haltet.
Also bitte kommentiert, danke!
Maureen Böhnstedt, Anmerkung zur Geschichte

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