Benjamin Fischer

Drachenauge


 
                                       Die Schwarzen Segel
 

 
                                                          Die Rote Sonne
 

 

 
Knisternd prasselte das warme Feuer im Kamin. Funken zischten und Rauch wehte sanft  nach oben aus dem Schornstein. Eine angenehme Wärme und ein wohl riechender Geruch erfüllten den kleinen, gemütlichen Raum. Da Feuer ließ den kleinen runden Tisch, die massiven Stühle und den Schrank als flackernde Schatten an den dunklen, braunen Wänden erscheinen. Vor dem Kamin stand ein großer, roter weicher Sessel auf dem ein gut aussehender älterer Mann saß. Er hatte graubraunes schulterlanges Haar welches nach hinten gekämmt war, und einen Bart, der gepflegt und sehr kurz war. Der Mann hatte eine Pfeife im Mund und sah nachdenklich in das Feuer. Seine Augen waren halb geschlossen. Trotz seiner Falten und den dicken Augenrändern sah sein faltiges Gesicht jung und frisch aus.  Er trug eine braune Weste und eine Schwarze Hose aus Leder. Die Flammen ließen seine Haut in einem unnatürlichen Rot erscheinen. Genüsslich steckte er die kurze Schlichte Pfeife in den Mund und paffte dreimal an ihr. Dann schloss er die Augen ganz und lies den Qualm wieder sanft aus seinem Mund gleiten. Die Blaugraue Dunstwolke umhüllte ihn und entspannend lehnte sich der Mann noch einmal zurück. Eine Weile blieb ruhig sitzen, dann stand er mit einem leisen Stöhnen auf, legte die Pfeife auf ein Tischchen neben dem Sessel und ging dann quer durch den Raum um eine Tür zu öffnen. Dahinter war ein noch kleinerer Raum, der beinahe leer war. Ein großer Schrank, eine Truhe die an der braunen Holzwand Wand stand und ein Bett mit einem kleinen Schränkchen daneben waren die einzigen Möbelstücke dieses Zimmers. Auf dem Schränkchen stand eine kleine Öllampe. Der Mann ging auf sie zu und zündete sie an. Mit einem leisen zischen fing der Docht Feuer und sogleich erhellte die Lampe das kleine Zimmer.
 
In dem Bett lag ein Junge. Er war Siebzehn hatte helles braunes Haar, dass in über die Ohren wuchs und ein schmales, kantiges Gesicht. Der Junge war tief in seine Decke eingewickelt und ließ ein leises, kaum wahrnehmbares Schnarchen von sich hören. Der Mann, Anvium, sein Vater beugte sich über ihn und  stupste ihn an. Ridon zuckte leicht und murmelt etwas Unverständliches vor sich hin. Annvium lächelte und  sagte leise: „Ridon, wach auf. Wir müssen los.“ Ridon öffnete leicht die Augen. Doch sogleich fielen sie ihm wieder zu. Es war viel zu früh. „Na komm schon.“ Ridon gähnte, und versuchte sich langsam aufzurichten. „Ich komme.“ Sagte er, halb gähnend und kaum verständlich. „Geh schon mal nach draußen.“ Anvium nickte und verließ den Raum. Ridon gähnte noch einmal setzte sich an die Bettkante und legte den Kopf in die Arme. Ein leichtes Gefühl von Übelkeit durchflutete ihn. Es war kalt und er war müde. Doch er musste wirklich los. Also stand er auf um sich passend für den Tag anzuziehen.  Er zog, wie sein Vater eine braune Lederkleidung und feste hohe Stiefel. Um die Handgelenke Band er sich schwarze Lederriemen. Dann ging er auf die große Truhe zu und öffnete sie langsam. Leise Quietschend ging sie auf.  Ridon griff hinein und zog einen Gürtel heraus, den er sich sogleich um seinen Bauch band. An diesem Gürtel waren zwei Scheiden befestigt. Eine ziemlich kurze, und eine die beinahe bis zum Boden reichte. Ridon griff noch einmal in die Truhe und holte ein kurzes, jedoch sehr scharfes Jagdmesser aus dieser. Das Messer steckte er sich energisch in die kurze Scheide. In die lange kam sein rostiges, altes Schwert, dessen griff mit Lederriemen verbunden war, dass dieser nicht zerbricht. Dann griff er noch ein letztes mal in die Truhe und zog einen Bogen und einen Köcher mit zwei dutzend Pfeilen aus der Truhe. Beides hänge er sich über die Schultern. Auf seinem Gesicht waren die ersten Schweißperlen zu erkennen. Es war zwar kalt in seinem Zimmer, doch seine Jagdausrüstung schwer und seine Kleidun! g dick und eng anliegend. Passend zur Jahreszeit eben. Und passend zur Jagd. Ridon blickte aus dem Fenster und seufzte. Es Schneite immer noch leicht und die Fenster waren gefroren. Am liebsten wäre er zurück in sein Bett gegangen. Aber er konnte nicht. Durch die Scheibe erkannte er Schemenhaft den großen Wald und hinter den Baumwipfeln sah er das erste blasse Sonnenlicht welches die eisigen Fenster hell leuchten lies. Sterne funkelten am Himmel und ein Duft von einer frischen Nacht, die langsam einem neuen Tag wich lag in der Luft. Sie mussten sich beeilen, sonst würden sie verschwunden sein.
 
Rasch drehte sich Ridon um, rieb sich noch Mal die Augen, strich sich sein lockeres Haar glatt und verließ sein Zimmer. Er durchquerte die Wohnstube und öffnete die Tür nach draußen. Eine Eiseskälte empfing ihn. Und Ridon erzitterte kurz am ganzen Leib. Ridon drehte sich noch mal um und sah in Richtung des Kamins, in dem immer noch laut knisternd das Feuer prasselte. Für einen kurzen Moment wollte Ridon sich einfach umdrehen, sich auf den Sessel hocken und schlafen. Doch im selben Moment machte er einen Schritt nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Sanft rieselte Schnee von oben auf sie herab. Sein Vater stand einige vor ihm und lächelte ihn munter an. Auch er hatte Bogen, Messer und Schwert umhängen. Er war alles andere als müde, im Gegenteil er wirkte so munter als habe er einen Tag lang im Bett gelegen und tief geschlafen. „Xid und sein Vater werden auch schon losgefahren sein, und die anderen Jäger auch. Wenn wir losgehen kommen wir vielleicht gleichzeitig mit ihnen an. Das macht die Sache leichter. Also lass uns gehen.“ „Ja, ich komme ja.“ Antwortete Ridon streckte sich innerlich noch mal und folgte dann Anvium, der sich nach rechts gewandt hatte und um das Haus herumging.
 
Jeder ihrer Schritte knirschte sanft im Schnee und sie hinterließen tiefe Fußspuren. Ridon atmete tief ein und die kühle frische Luft machte ihn sogleich wacher. Und nach einigen weiteren Luftzügen spürte Ridon die Müdigkeit kaum noch. Jetzt freute er sich. Auf die Jagd. Einmal im Jahr, immer im Winter ziehen die Herden durch den Borowon-Wald und die an den Wald grenzenden Dörfer machen sich auf sie zu jagen. Schnell gingen Ridon und Anvium vorbei am Holzhaufen, der an der Holzwand ihres Hauses, oder besser gesagt großer Hütte, aufgeschichtet war,  der kleinen halbmorschen Hütte mit dem Strohdach, in der allerlei Dinge gelagert sind, die sie so gut wie nie brauchten, die aber irgendwo hinmussten und dem kleinen Stall in dem ihre Pferde standen. Zwei große schwarze Hengste, mit den Namen Dunkel und Schwarzer Blitz. Dunkel war immer ein treuer Weggefährte von Ridon gewesen. Anvium hatte ihm das Pferd zu seinem elften Geburtstag geschenkt. Seitdem war Ridon auf keinem anderen Pferd mehr gesessen. Er und Dunkel waren beinahe so unzertrennlich wie Ridon und seine besten Freunde Xid und Villus.
Noch einige Meter weiter und die kleine Lichtung, in der ihre Waldhütte stand mündete in den großen dunklen Borowon-Wald, der so alt war wie Selum selbst.  Eilig gingen sie auf die große Baumwand zu die sich vor ihnen auftürmte und betraten den Wald. Schnee rieselte von den hohen Bäumen und Ridon in den Nacken. Wütend sah er nach oben, krempelte den Kragen seiner Jagkleidung zu und stapfte seinem Vater nach. Oft war Ridon hier schon entlang gegangen und er kannte den Wald. Für ihn war er nichts Besonderes. Doch für Geschöpfe, die ihn noch nie gesehen oder sogar betreten hatten musste er das wunderbarste sein, dass Selum zu bieten hatte. Bäume, einige hundert Meter hoch, mit dicken gesunden Stämmen, Nadel und Laubwald standen da willkürlich Seite an Seite und ihr saftiges Grün strahlt im Sommer so sehr das man meint die Blätter und Nadeln seien mit feinem Staub aus Diamant besetzt. Doch auch jetzt im Winter verlor der Wald nichts von seiner Schönheit. Der Schnee bedeckte den Waldboden und die dunklen Stämme bildeten einen wunderbaren Kontrast dazu. Die Wipfel der Bäume, ebenfalls von Schnee bedeckt. Wirken aus der Ferne wie die Spitzen von Eisbergen, die und an bewölkten Tagen könnte man meinen die weißen Bäume würden sich erheben, zu Wolken werden und mit ihnen davon schweben.  
Einige Minuten gingen sie schweigend tiefer in den Wald. Und jeder, der sich hier nicht auskannte, würde spätestens jetzt nicht mehr zurückfinden, denn man konnte in allen Richtungen nichts außer Bäumen und weißen Sträuchern sehen. Ridon sah durch die Äste der Bäume, dass die Sonne bereits aufgegangen war und der Himmel immer heller wurde. Die blassen Strahlen brachen sich an den Ästen und  erreichten als gebündeltes, Filterähnliches Licht den Waldboden und ließ den Schnee hell funkeln. Hier und da war jetzt ein rascheln zu hören, ein hastiges tappen oder Äste die unter dem Gewicht eines darüber laufenden Tieres zerbrachen und leise barsten. Langsam erwachten die Bewohner des Waldes. Und wären sie nur etwas tiefer im Wald, würde Ridon nicht so sorglos hier durch marschieren, den außer den tausenden von Hasen, Füchsen, Rehen, Hirschen und anderen harmlosen Tieren, waren hier noch ganz andere Geschöpfe zu finden. Den so konnte man leicht einem Bären in die Hände fallen, doch keinen gewöhnlichen Bären, sondern solchen, die, wie es schien, sich and die Größe des Waldes angepasst zu haben. Den sie waren weit über zwei Meter hoch, auf allen vieren, und wer einem solchen Bären begegnet, der hat nur wenig Chancen lebend davon zu kommen. Ridon würden um diese Jahreszeit, in der Bären normalerweise ihren Winterschlaf hielten und nur zufällig geweckte durch das Dickicht marschierten, ganz andere Wesen sorgen bereiten. Den Gorwin´s hielten keinen Winterschlaf. Sie schliefen eigentlich überhaupt nicht. Und sie waren weder furcht einflößend noch besonders schlau, doch, wie Ridon wusste und sich schmerzhaft erinnern konnte, waren sie dennoch gefährlich. Jedenfalls machte es ihnen Spaß Wanderern, die ihr Gebiet durchkreuzten zu duzenden zu umzingeln und dann anzugreifen. Doch sie töteten niemanden, noch verletzten sie einen wirklich, dafür sind sie entweder zu dumm oder einfach zu klein und schwach, reichen sie einem Mann doch gerade mal bis an die Knie. Aber da weder irgendein Riesenbär aus dem Gestrüpp sprang und auch! kein einziger Gorowin in der Nähe schien, konnten Ridon und Anvium den Wald gefahren los durchqueren.
Und sie mussten sich beeilen, denn schon bald würde sie kommen. Die Herde nahm schon immer denselben Weg, und kamen immer bei Morgengrauen. Und jedes Jahr wurden sie gejagt und getötet. Ihr zartes Fleisch war begehrt, und ihre Felle ließen sich gut verkaufen. Fataranen waren Pferdegroße echsenartige Tiere, jedoch hatten sie keine schuppige Haut, wie gewöhnliche Reptilien, sondern ein dichtes, wuschliges Fell. Es waren träge, meist ziemlich dicke Pflanzenfresser, die langsam vor sich hin trotteten und nicht rennen können, die sich jedoch mit ihren dicken Schwänzen zu verteidigen wissen, sollten ihnen Gefahr drohen. Und die Gefahr waren heute die Menschen für sie. Doch Ridon hatte noch nie ernsthafte Verletzungen davon getragen. Meist dauerte eine solche Jagd auch nicht sehr lange. Die Herden werden eingekreist, und dann durch Pfeile getötet. Nach wenigen Minuten ist es vorbei.
 
                       Nach weiteren zehn Minuten  blieb Anvium plötzlich vor einer großen dichten Hecke aus Gestrüpp und Büschen bestehend, stehen und lauschte. „Still“ zischte er als Ridon versehentlich auf einen Ast stieg. Leise hörten sie ein trampeln.  Es wurde lauter und lauter. Und ganz sacht erzitterte der Boden und die Bäume und wieder riselte kalter Schnee auf sie herab. Dann erhellte tiefes Gebrüll den Wald, und jeder Schrei wurde hundertfach von den Bäumen zurückgeworfen. Anvium nahm seinen Bogen in die Hand, langte mit der freien Hand hinter seinen Rücken in den Köcher holte einen langen hölzernen Pfeil hervor und spannte diese in die Sehne des Bogens. Dann sah er Ridon an und deutete ihm sich ebenfalls bereit zu machen. „Sie sind früh.“ Flüsterte er. „Aber die die Jäger aus dem Dorf müssten auch jeden Moment hier eintreffen.“ Ridon nickte, nahm seinen Pfeil jedoch nicht zur Hand. Das Gebrüll wurde lauter, Ridons Ohren dröhnten. Der Boden und die Bäume vibrierten noch mehr, so das es aussah als ob die Bäume brachen und auf sie herabstürzten würden. Ridon zog sein Schwert. Mit der Kunst des Bogenschießens war er nämlich weit weniger vertraut als mit dem Umgang mit dem einfachen Zweihänder, den Anium ihm zusammen mit Dunkel schenkte. Fest hielt er es in zwei Händen. Sein ganzer Körper war angespannt. Die Fataranen waren nun ganz nahe. Ridon konnte ihr Schnauben hören. Meinte ihren Gestank schon zu riechen. Nun konnte es losgehen. Er hielt sein rostiges, kurzes Schwert senkrecht nach vorne. Jeden Moment mussten die Fataranen neben ihnen beiden an der Hecke vorbeitrotten. Anvium hob den Bogen und zielte. Doch es kam alles anders… 

Hallo! Hier eine kleine Anmerkung zu meiner Geschichte: Was sie hier lesen sind die ersten sechs Seiten, des ersten Kapitels meines Buches(es soll jedenfalls mal ein Buch werden; derzeit habe ich ca. sechzig Seiten verfasst. Das Buch heißt Drachenauge, und der erste Teil, es sollen mal drei werden, heißt "Die Schwarzen Segel".
Ich würde mich freuen, wenn ihr meine Geschichte ehrlic bewerten würdet und fleißig Kommentare abgebt!
Benjamin Fischer, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Benjamin Fischer).
Der Beitrag wurde von Benjamin Fischer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Benjamin Fischer als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Nicht alltägliche Hausmannspost: Scherzartikel, Wortspüle und Küchenzeilen aus Valencia von Siegfried Fischer



Lehrerin C. wird an die Deutsche Schule Valencia nach Spanien vermittelt. Etwas unvermittelt wird dadurch der mitausreisende Ehegatte S. zum Hausmann und hat nun mit Küche, Haus, Garten, Pool und der spanischen Sprache zu kämpfen.

Eines schönen Vormittags beginnt er seinen ersten Haushaltsbericht zu verfassen und als E-Mail an Freunde und Verwandte zu versenden.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Fantasy" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Benjamin Fischer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

DRACHENAUGE(Fortsetzung) von Benjamin Fischer (Fantasy)
Casandra von Silke Schück (Fantasy)
Sex ist eigentlich... von Christiane Mielck-Retzdorff (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen