Sabine Gabriel

Marktleuthen

Marktleuthen, du kleine Stadt,
wie lieb ich dich hab.
Du bist nur so klein,
doch ich fühl mich daheim
in deinen Gassen
und den wenigen Straßen.

Marktleuthen, du kleine Stadt,
wie lieb ich dich hab.
Ich bin dort allein,
doch ich fühl mich daheim
und vergehe hier
vor Sehnsucht nach dir.



Die Stadt Marktleuthen mit ca. 3.000 Einwohnern liegt im Nordosten Bayerns in Oberfranken in der Mitte des Hufeisens des Fichtelgebirges an der Eger, die weiter oben bei Weissenstadt entspringt, bei Hohenberg an der Eger die Grenze nach Tschechien überquert und dann dort in die Elbe mündet. Es gehört zum Kreis Wunsiedel, dem Sechsämterland.

1314 wurde das Dorf Leuken zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Gegründet wurde der Ort Leuken, was Brunnen bedeutet, vermutlich um 600 von slawischen Siedlern, die die Flüsse bergauf wanderten und im Inneren des Fichtelgebirges nach Zinn suchten. Über das Fichtelgebirge selbst, das reich an Bodenschätzen wie Zinn, Gold, Silbereisenerz, Kaolin, was man für die Porzellanherstellung braucht und vielem anderen war und ist, habe ich ja bereits einen Bericht geschrieben.

1379 vermerkte die Egerer Forstordnung: “Das Dorf Leuken, da saß vor alters nicht mehr denn ein Pfarrer und ein Jäger und ein Fischer.“ Die Geschichte der Grenzregion zu Tschechien war geprägt vom Wechsel zwischen der Zugehörigkeit zu Bayern, zum katholischen Kloster Waldsassen, und der späteren Zugehörigkeit zum protestantischen Egerland, wodurch diese Gegend im eher katholischen Bayern quasi eine evangelische Insel bildet.

Nachdem Marktleuthen durch mehrere Brände zerstört und wieder aufgebaut worden war, es Marktrechte erhielt – wann, habe ich nicht gefunden – erhielt es 1954 die Stadtrechte, was im vorigen Jahr zum 50jährigen Jubiläum auch ausgiebig gefeiert worden ist.

Da ich ja – fast - immer mit dem Zug unterwegs bin, komme ich bei meinem Besuch in Marktleuthen also am Bahnhof an. Da die Leute früher, als die Eisenbahn entstand, - so erzählte man mir – Angst vor den dampfenden stählernen Ungetümen hatten, wurden die Bahnhöfe also etwas außerhalb der Stadt gebaut. Und so liegt der Bahnhof also auf 543,45m etwas oberhalb der Stadt direkt gegenüber der Porzellanfabrik Winterling, wo es auch einen Werksverkauf gibt. Die Adresse lautet:

Heinrich Winterling GmbH & Co. KG – Porzellanfabrik
Am Bahnhof 1, 95168 Marktleuthen, Tel. 09285/1278

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Samstag: 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr

Weitere Informationen sind zu finden unter:
http://www.heinrich-winterling-marktleuthen.de/


Der Eingang befindet sich bereits ein wenig bergab in die Stadt hinunter. Von dort aus kann man auch schon das Eisenbahnviadukt bestaunen, wo ich gerade mit dem Zug her gefahren bin – je nachdem aus welcher ich Richtung ich gekommen bin. Das Viadukt entstand 1877 und läutete damit das Zeitalter der Industrialisierung ein. Die Stadt ist laut ihrer Homepage www.marktleuthen.de stolz darauf, eine Industriestadt zu sein, wobei man davon aber nichts mehr merkt, wenn man an der Porzellanfabrik vorbei ist, die fast wie ein graues Schloss oben auf dem Berge thront.

Im Tal angekommen wenden wir uns nach rechts und folgen der Bahnhofstraße. Gleich um die Ecke gibt es einen Fischteich, den die Störche Marktleuthens „ungestraft“ plündern dürfen – doch dazu später.

Die Straße wird gesäumt von vermutlich Einfamilienhäusern mit Gärten und Vorgärten, hinter der linken Häuserzeile gibt es eine breite Wiese entlang der Eger. Ich wunderte mich schon über dieses breite Überflutungsland und fragte mich, ob die Eger tatsächlich dem Rhein Konkurrenz machen wollte – wenn schon nicht in der Tiefe, dann doch in der Breite, aber als ich während der Schneeschmelze dort war, erlebte ich dann, wie berechtigt und sinnvoll dieser breite Streifen war. Der schmale Ursprungslauf der Eger war nur dadurch zu erkennen, dass er von Bäumen gesäumt war und zwischen diesen Bäumen das Wasser eine stärkere Strömung als auf dem Überschwemmungsgebiet hatte. Das zum Thema Überheblichkeit *g*

Auf der linken Seite der Straße geht bei einer kleinen Litfasssäule ein Weg von der Straße ab, der zu einem Holzsteg über die Eger führt. Am anderen Ufer kommt man zur Hauptstraße, der Martin-Luther-Straße, des Ortes oder zum romantischen Fußweg in die „City“ an der Eger entlang.

Wir aber bleiben auf der Bahnhofstraße, wo rechts eine Straße den Beg hinauf abbiegt, die in vielen Kurven wieder zum Bahnhof führt und von wo aus man einen wunderschönen Blick über die Stadt und das Fichtelgebirge hat.

Wir bleiben aber immer noch auf der Bahnhofstraße, wo auf der rechten Seite die katholische Kirche St. Wolfgang aus dem Jahre 1956 steht. Von außen sieht sie sehr schlicht aus, aber von innen ist sie wunderschön.

Ein paar Schritte weiter kommt man an einen Zaun mit merkwürdigen Figuren. Auf einem brach liegenden Feld oder einer verwilderten Wiese steht ein alter PKW, bunt gesprenkelt und mit einem Surfbrett auf dem Dach. Darauf steht: Arche. Das Gebäude dahinter ist das ehemalige Elektrizitätswerk von 1910 mit der Superleistung von 25PS. Die Arche ist ein Künstleratelier, Ausstellungsraum und „Gesamtkunstwerk“ des Künstlers Andreas Tschinkl, der u.a. in Australien bei den Aborigines die Reinkarnationasmalerei lernte. Im Garten sind einige skurrile Figuren ausgestellt, und Autotuning wird oder wurde dort anscheinend auch betrieben. Zu Öffnungszeiten etc. konnte ich leider nichts finden, aber sehenswert ist es allemale.

Nun stehen wir auch schon an der Kreuzung zur Straße nach Selb und blicken rechts auf ein Neubaugebiet. Wir wenden uns nach links der Straße Überbruck entlang, kommen an der Feuerwehr vorbei und an einem Brunnen aus dem Jahre 1878, renoviert 1959, der zur Osterzeit wunderschön geschmückt wird – wie alle Brunnen Marktleuthens.

Ein paar Schritte weiter stehen wir auf der Egerbrücke von 1964, die die alte sechsbogige Brücke von 1596 ersetzt. Auf ihr gibt es die kleine Statue eines Russbuttenträgers, Denkmal eines alten und heute ausgestorbenen Gewerbes, nämlich das der Ruß- und Pechbrenner. In kleinen fensterlosen Hütten, den Rußhütten, später in speziellen Öfen wurde unter geringer Luftzufuhr harzreiches Holz verbrannt. Der entstehende Ruß wurde in kleine Spanbutten verpackt und für Huf- und Wagenschmiere und zum Färben und Drucken verwendet. Für den Transport und Verkauf sorgten die “Roußbuttnboum“, meist arme Burschen, die mit den Rußbutten weit übers Land zogen.

Gleich hinter der Brücke gibt es einen Wohnmobilstellplatz gleich am Ufer der Eger mit Picknickplatz.

Wir gehen weiter und gelangen wir in die „City“ von Marktleuthen. Am Marktplatz gibt es einige kleinere Geschäfte, ein Café, einen Eiskiosk, wo man im Sommer aber auch draußen sitzen kann, zwei Gasthöfe, das Rathaus und die evangelische Kirche St. Nikolaus aus dem 17. Jahrhundert. Sehenswert ist die hölzerne Kassettendecke mit darauf gemalten Szenen aus der Bibel aus dem Jahre 1718 und hörenswert die schöne goldverzierte Orgel, die durch das viele Holz in der kleinen Kirche einen wunderschönen warmen Klang erhält.

Eine Besonderheit in Franken ist der Taufengel, der das Taufbecken hält. Hier in der St. Nikolauskirche wurde der Engel 1780 in Bayreuth gefertigt und steht nun unter der Spätrennaissance-Kanzel aus dem Jahre 1617.

Auf der anderen Straßenseite gibt es ein paar kleine Gässchen. An den kleineren Häusern und den Bauernhöfen vorbei geht es den Galgenberg hinauf, wo in der Nacht zum 1. Mai eines der Hexenfeuer stattfindet. In der übrigen Zeit des Jahres kann man von hier aus viele schöne Wanderungen in die umliegenden Dörfer unternehmen, die ebenfalls zur Stadt Marktleuthen gehören. Über den Steg mitten im Wald Richtung Röslau, der 6 km entfernten Nachbarstadt, kann man durch unberührt wirkende Natur endlos spazieren gehen und gelangt dann noch vor Röslau selbst hinter dem Waldausgang zum Aussichtspunkt Zwölfgipfelblick, von wo aus man alle zwölf Gipfel des Fichtelgebirges sehen kann. Hier ist auch der geographische Mittelpunkt des Fichtelgebirges.

Wir bleiben aber weiter auf unserem Rundgang durch die Stadt und gelangen bald zu einer der ehemals vier alten Brauereien, die so heute nicht mehr existieren. Hier nisten auf dem alten Schornstein die eben erwähnten Störche. Ein paar Schritte weiter führt wieder ein schmaler Pfad vorbei an Hühnern und der Friedhofsmauer zu den Wegen und Schrebergärten etc. an der Eger und hinter dem Friedhof vorbei an der Eger entlang.

Wir bleiben auf der Humboldt- bzw. später Martin-Luther-Straße, gehen am Friedhof vorbei, an der Grundschule von 1927, die zur Jahrhundertwunde wunderschön restauriert wurde, am Kindergarten und am Seniorenheim vorbei bis zur nächsten Querstraße links. Dort geht es wieder zum hölzernen Steg über die Eger. Weiter die Martin-Luther-Straße hinab gelangen wir zu den Tennisplätzen und zum Fußballplatz. Rechts von der Straße finden wir die Hauptschule und die Stadthalle in den kleinen Nebenstraßen.

Des Weiteren geht es rechts zur Parkanlage Teufelsstein, die aus dem Teufelsstein besteht, einem runden Weg darum herum und Kinderspielgeräten. Für die Bewohner wesentlich anziehender dürfte die Kappel und die Kappelwiese, wo ebenfalls in der Nacht zum 1. Mai ein Hexenfeuer brennt, und wo vor allem Ende Juni/Anfang Juli das alljährliche Volks- und Wiesenfest stattfindet.

Wieder zurück zur Straße gelangen wir unten im Tal auf eine Brücke über die Eger unter dem bereits erwähnten Eisenbahnviadukt. Auf jeder Seite der Straße führt eine Straße bergauf. Die linke führt zu einem schönen Spazierweg Richtung Habnith an der Eisenbahn entlang und zum Marktleuthener Haus des Fichtelgebirgsvereins, der u.a. ein Wanderverein ist, sich aber auch um die Pflege und Anlage von Wanderwegen etc. kümmert. Das Haus ist am Wochenende meistens geöffnet, man kann dort zu Kaffee und Kuchen und Brotzeiten einkehren. Die Öffnungszeiten sollte man jeweils der Presse entnehmen, da sie von der Belegung durch Gruppen und vom Wetter abhängig sind.

Auf der linken Seite des Viadukts führt eine Straße zu weiteren Pensionen und Gasthöfen, zu Wanderwegen zu diversen Ausflugszielen wie den Wendenhammer, einem alten Hammerwerk bzw. einem Ort mit drei Häusern oder so, der nach dem alten Hammerwerk benannt wurde, zu einem Rondell im Wald Richtung Leuthenforst und zu einem Spazierweg ebenfalls an der Eisenbahnlinie entlang in Richtung Großwendern mit Wenderner Bach, Bauernhöfen, Gasthöfen und einem kleinen Freibad. Alle genannten Orte sind Ortsteile von Marktleuthen.

Hammerwerke sind Relikte aus der frühen Industrialisierung zur Metallverarbeitung. In Marktleuthen z.B. gibt es eine Zinnwerkstatt auf der Straße Überbruck, wo man Zinngegenstände kaufen kann.

Nicht vergessen will ich auch den Stadtteil Hohenbuch mit dem Heubad, wo ich allerdings noch nie gewesen bin und deshalb auch nicht allzu viel zu sagen kann.

Ich fahre immer wieder gerne nach Marktleuthen wegen der wunderschönen Lage inmitten unendlichem Grün von Wiesen und Wäldern und Gold der Getreidefelder. Im Gegensatz zu den Bergen mit Gipfeln bis über 1.000m ist die Gegend im Hufeisen selbst hügelig mit wunderschönen Ausblicken, so dass man gemütlich spazieren gehen kann, Natur pur genießen kann, ohne sich großartig anzustrengen.

Der Wanderweg E3, der auch Teil des Jakobswegs ist, führt hier an der Eger entlang, ebenso der Radweg im Hufeisen.

Im Winter kann man am Großen Kornberg und am Epprechtstein Ski fahren.

Marktleuthen liegt verkehrsgünstig an der DB, die Züge fahren im Takt. Orte, die nur mit dem Bus zu erreichen sind, sind die Porzellanstadt Selb und die Festspielstadt Wunsiedel mit den Luisenburg-Festspielen auf der Naturbühne Felsenlabyrinth, wobei man den Busfahrplan besser auswendig lernen sollte, da die Busse sehr unregelmäßig und seltener als die Züge fahren.

Ich habe von Marktleuthen aus schon viele schöne Wanderungen und Ausflüge in die Umgebung unternommen. Ich finde es einfach wunderschön dort und fahre immer wieder gerne hin.

Alles Liebe von Sabine :)

Ihr Lieben,

nachdem ich nun einige Gedichte und geshichten hier veröffentlicht habe, wurde ich ermuntert, auch mal einen meiner zahlreichen Reiseberichte zu veröffentlichen, die ich ursprünglich für ciao (http://www.ciao.de/reg.php?FriendId=1373939) geschrieben habe. Da es da vor allem auch um Ortsbeschreibungen geht, die auf eigenen Erfahrungen und eigenen Reisen beruhen, hoffe ich, dass der Bericht hier richtig untergebracht ist. Es ist nicht ganz das Original, habe ihn noch ein wenig verändert und hoffe, dass er Euch so gefällt.
Alles Liebe von Sabine :)
Sabine Gabriel, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.02.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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