Andrea Koßmann

Pitty Blue, Teil 1: Das ist Pitty Blue

Schläfrig schaute sie sich um. Gerade eben noch hatte Pitty Blue in der Sonne gelegen und die Wärme genossen, die sie auf ihrem Fell gespürt hatte. Doch dann hatte sie ein lautes Geräusch geweckt. Ein LKW fuhr am Haus vorbei und ihr Mittagsschläfchen war somit beendet. Sie gähnte, räkelte sich und streckte alle vier Pfoten von sich, um sie danach erst mal gründlich zu schlecken. Heute morgen hatte sie noch nicht genügend Zeit gehabt, um ihr Fell zu säubern. Das musste unbedingt nachgeholt werden.

Sie strich mit ihrer Zunge immer wieder über das glänzende Fell und schloss ihre Augen dabei genüsslich. Pitty Blue war ein kleines, niedliches Kätzchen, gerade mal fast 5 Jahre alt. Sie hatte schwarzes Fell und am Hals hatte sie einen weißen Fleck. Ihr absolut unverkennbares Markenzeichen war allerdings ihre weiße Schwanzspitze. Es sah aus, als hätte sie diese in einen Eimer mit weißer Farbe getunkt. Ihren Namen hatte sie deshalb, weil sie wunderschöne hellblaue Augen hatte, was für Katzen ihrer Art eher selten war.

Sie war das kleinste von 7 Kätzchen, die ihre Mama geboren hatte. Als ihre Geschwister alt genug waren, um für sich selber zu sorgen, zog jede von ihnen in einen anderen Teil der Stadt. Es war anfangs schwer für Pitty Blue, ohne ihre Mama auszukommen, aber sie fand schnell eine Möglichkeit, ihr Leben so toll wie möglich zu gestalten. Die Menschenmama die nun für sie sorgte, war die liebevollste und tollste die sie sich je vorstellen konnte.

Jeden Tag bekam Pitty Blue von ihr was feines zu fressen und jeden Tag gab es einen Trog voll mit frischem Wasser. Pitty Blue benutzte das Wasser allerdings nicht immer nur um ihren Durst zu stillen, sondern sie wusch sich damit auch oft die Pfoten, in dem sie sie in den Topf hineintunkte und dann genüsslich abschleckte.

Wenn sie Lust zu schmusen hatte, schlich sie zu ihrer Mama und schmiegte sich an sie. Sie wusste genau, dass Mama das sehr gerne hatte. Sofort hob sie sie hoch, nahm sie in den Arm und kraulte und streichelte sie innig und flüsterte ihr „Ich hab Dich lieb meine kleine Maus“ ins Ohr. Dann schnurrte Pitty Blue ganz laut weil sie sich so wohl und geborgen fühlte.

Ihre Tage verbrachte sie damit, gespannt aus dem Fenster zu schauen, wenn Mama arbeiten war. Auf der Straße gab es immer was tolles zu entdecken. Es liefen viele Menschen am Haus vorbei. Manche blieben stehen und schauten Pitty Blue an. Sie wusste, dass sie ihr etwas sagen wollten, denn sie sah wie sich ihre Münder bewegten, aber durch die Scheibe konnte sie kein Wort verstehen und so sah sie die Menschen nur interessiert an. Auch sehr viele Kinder gingen an ihrem Fenster vorbei und zeigten auf sie, während ihre Eltern sie im Kinderwagen weiterschoben oder während sie in den Pfützen vorm Haus spielten.

Es gab auch viele Vögel vor ihrem Fenster. Diese zu beobachten war ein Fest für Pitty Blue. Sie wäre am liebsten durch die Scheibe gesprungen und hätte versucht, die Vögel zu fangen oder hinter ihnen her zu fliegen um mit ihnen zu spielen. Aber raus konnte Pitty Blue leider nicht. Ihre Mama sagte, das sei zu gefährlich, denn sie war ja noch so klein und konnte nicht sehen ob ein Auto kam. Da ihre Mama Angst hatte, dass Pitty Blue etwas passieren konnte, musste sie immer in der Wohnung bleiben. Das fand sie aber nicht schlimm, denn es gab einen ganz besonderen Ort in der Wohnung und zu genau diesem Ort schlich sie nun hin. Sie wusste nicht, warum dieser Ort so besonders war, aber sie wusste, dass er verzaubert war.

Dieser Ort war in der kleinen Abstellkammer der Wohnung. Auf dem Fußboden lag eine runde blaue Fußmatte, auf der ein großer, toller, bunter Regenbogen zu sehen war. Irgendwann hatte Pitty Blue sich mal zum schlafen darauf gelegt und seitdem wusste sie, dass mit der Matte irgendwas nicht stimmte. Als sie damals eingeschlafen war, wurde sie plötzlich ruckartig wieder wach, denn alles drehte sich um sie herum. Sie wirbelte durch die Luft und rutschte auf dem Regenbogen rauf und runter und wieder rauf und wieder runter.

Eine liebliche Stimme sang die ganze Zeit „Pitty Blueeee, das bist Duuuu. Komm hier heeeeer, es ist nicht schweeeeeer“. Pitty Blue konnte sich nicht wehren und flog immer höher in den Himmel. Sie schaute sich die Vögel an, die um sie herum flogen und konnte sie reden hören „Seit wann können Katzen fliegen? Das muss eine ganz besondere Katze sein“.

Doch nicht nur Vögel sah Pitty Blue bei ihrem Flug, sondern auch Vanilleeiskugeln, Lakritzstangen, bunte Blumen, Musiknoten, einen großen Teich mit weißen Schwänen darauf und sogar Hänsel und Gretel begegneten ihr.

Pitty Blue bekam Hunger und dachte plötzlich an eine Riesen Portion Hühnchenfleisch und schwuppdiwupp macht es „puff“ und wie von Zauberhand lag sie wieder friedlich auf ihrer Fußmatte und starrte mit ihren großen Augen in der Gegend herum. Was war passiert? Und was um Himmels Willen duftete hier so gut? Sie drehte sich um und vor ihr stand eine riesige weiße Schüssel. Bis oben hin gefüllt mit Hühnchenfleisch.

Pitty Blue glaubte ihren Augen kaum, setzte sich hin und fraß fast die ganze Schüssel leer. Sie verstand aber nicht, wie die Schüssel dorthin gekommen war. Denn ihre Mama war noch auf der Arbeit. Es musste also irgendwas mit der komischen Matte zu tun gehabt haben.

Sie überlegte kurz, ging dann wieder auf den Regenbogen zu und berührte ihn mit der Pfote. Nichts passierte. Dann legte sie sich erneut darauf, schloss die Augen und sofort begann das gleiche Spiel wie vorher. Wieder rutschte sie auf dem Regenbogen hin und her und wieder sang eine Stimme „Pitty Blueeee, das bist Duuuu. Komm hier heeeeer, es ist nicht schweeeeeer“.

Sie dachte nun an eine grün-blau-gelb-gestreifte Spielzeug-Maus mit pinkfarbenen Punkten und drei Ohren. Plötzlich machte es wieder „puff“ und sie lag seelenruhig auf der Matte, öffnete die Augen und vor ihr lag…. genau…. die Spielzeugmaus. Genauso wie Pitty Blue sie sich vorgestellt hatte.

Seitdem nannte sie die Fußmatte nur noch den Wunsch-Regenbogen. Immer und immer wieder legte sie sich mit geschlossenen Augen darauf, dachte an tolle Dinge und als sie wieder ruhig auf der Matte lag, hatte sich ihr Wunsch erfüllt. Einmal waren es blaue Gummibärchen die sie sich gewünscht hatte, ein anderes mal war es ein lila-geblümtes Feuerwehrauto und noch ein anderes mal war es ein Zwerg mit einer roten Zipfelmütze, der vor ihr tanzte.

Doch Pitty Blue merkte schnell, dass sie sich nicht nur Gegenstände wünschen konnte, sondern sie konnte sich auch an andere Orte wünschen. Aber davon erzähl ich Euch in der nächsten Geschichte von Pitty Blue. Und jetzt schließt brav die Augen, macht es wie Pitty Blue und stellt Euch einen wunderschönen, bunten Regenbogen vor und seid gespannt drauf, wo er Euch heute nacht hinbringen wird.

© Andrea Koßmann, Februar 2005

Hallo meine Lieben! Das ist meine allererste Kinder-Gute-Nacht-Geschichte. Da ich selber keine Kinder habe, möchte ich Euch bitten, diese Geschichte Euren Kindern mal vorzulesen. Ich denke mal, die Altersgruppe 3 - 7 oder so wäre passend oder? Erzählt mir bitte, wie Euren Kindern die Geschichte gefällt und ob sie neugierig auf neue Abenteuer von Pitty Blue sind. Oder ob sie tierisch langweilig oder zu kompliziert und nicht kindgerecht geschrieben ist. Eure Meinung interessiert mich!

Liebe Grüße,
Andrea
Andrea Koßmann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.02.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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