Marion Hartmann

Das wahre Gesicht des Lebens

Das Wahre Gesicht des Lebens Kapitel I --- So lernten wir uns kennen Es fing an, mit dem 2. Dezember 1988. Ich, alleinstehend, mit einer Tochter fünf Jahre alt, bekam einen Anruf. Da es wieder mal ein einsames, ödes Wochenende war, freute ich mich über dieses Telefonat. Es war ein Bekannter von mir am Ende der Leitung. Er war jemand, der mich verehrte. Er konnte einfach nicht begreifen, das er nicht mein Typ war. So oft ich es ihm auch klar machte, er gab die Hoffnung nicht auf. Peter, so hieß dieser Verehrer, lud mich ein mit ihm in die Disko zu gehen. Ich sagte zu, denn öder als zu Hause, konnte es ja nicht werden. So hatte ich wenigstens, ein bisschen Gesellschaft. Immerhin besser, als zu Hause zu versauern. Kurzentschlossen klingelte ich bei meiner Nachbarin und bat sie, ab und zu nach meiner Tochter zu sehen. Sie erklärte sich sofort dazu bereit und wünschte mir viel Spaß für diesen Abend. Eigentlich, hatte sie auch nicht viel Arbeit mit meiner Tochter Nadine, denn die schlief schon selig in ihrem Bettchen. Ich machte mich etwas schick. Haare waschen, schminken und etwas Schönes anziehen. Wie man sich so eben kleidete, für die Disko. Ich war gerade fertig, da klingelte es auch schon an der Haustüre. Da stand Peter mit seinem PKW. Normalerweise ging ich nicht so gern mit ihm aus, denn immer, wenn er mich mitnahm, ließ er mich keine Sekunde aus den Augen. Ich hasste es, so beobachtet zu werden. Er war schlimmer, als ein Wachhund. Doch ich hatte Lust auszugehen und so war mir diese Kontrolle, zumindest für diesen Abend, egal. Dazu langweilte er mich jedes Mal. Immer diese gleichen Themen aus seinem Büro. Und so sollte es auch dieses mal sein. Kaum war ich in seinen Wagen gestiegen, berichtete er mir seinen Tagesverlauf aus der Firma. Ich dachte so für mich: Typisch Bürohengst! Ich ließ ihn einfach reden. Endlich kamen wir in der Disko an. Da übertönte wenigstens die Musik, sein langweiliges Gerede. Wir setzten uns an die Theke und unverschämt, wie ich war, bestellte ich mir auf Peters Kosten, Whisky-Cola mit Eis. Es war schon 22 Uhr und wir zwei, waren die einzigsten Gäste im Lokal. Meistens füllte sich dieser Laden erst gegen Mitternacht. Der Whisky schmeckte mir köstlich. Teilweise, auch aus Langeweile, bestellte ich mir schon das vierte Getränk. Peter hatte immer noch kein besseres Thema drauf und ich hörte ihm schon längst nicht mehr zu. Das merkte er wohl, denn er fing ein Gespräch, mit dem Lokalbesitzer an. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt. Niemand, mit dem man sich vernünftig unterhalten konnte und die Musik, ließ auch zu wünschen übrig. Meine Langeweile wandelte sich aber ruckartig in Zorn, als dieser Lokalbesitzer, mir einen so blöden Spruch ins Gesicht knallte. Da sagte er doch tatsächlich zu mir, das ich doch mit Peter eine Beziehung anfangen solle, da ich Mutter mit einem Kind, sowieso niemand anderes finden würde, der mich nimmt. Das schlug dem Fass den Boden aus. Ich und Peter! Nein danke! Da könnte ich mich ja direkt auf den Friedhof legen, denn bei ihm würde ich schon aus lauter Langeweile sterben. Wie konnte der Besitzer es wagen, mir so etwas zu sagen. Ganz so hässlich, war ich ja nun auch nicht. Um mich ein bisschen zu beruhigen, ging ich erst einmal eine Runde tanzen. Danach, hatte ich dann vor nach Hause zu gehen, denn so hatte ich mir den Abend nun wirklich nicht vorgestellt. Darauf konnte ich gut und gerne verzichten. Doch dann kam alles ganz anders. Ich wollte gerade zur Jacke greifen, da ging in dieser dunklen Disko, für mich die Sonne auf. Da war nur noch dieser schlanke, gutaussehende, weißgekleidete Mann, der zur Türe hereinkam. In seiner weißen Kleidung, sah er aus wie ein Prinz. Es fehlte ihm nur noch das Pferd dazu. So hatte ich mir immer meinen Traummann vorgestellt. Er ging an mir vorbei und ein viel zu lautes „Hallo“ kam aus meinem Mund. So laut, das auch Peter und der Lokalbesitzer, sich erstaunt umsahen. Mir war die Meinung der Beiden ziemlich gleichgültig. Diese einmalige Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Mein Prinz reagierte sogar auf die Begrüßung, denn er griff mir beim vorbei gehen, in den Nacken und erwiderte mein „ Hallo“. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Zu meiner Enttäuschung jedoch, ging mein Liebster weiter in Richtung Tanzfläche. Er war auch nicht alleine gekommen, sondern mit einem Freund. Meine Blicke ließen nicht von ihnen los. Leider schaute mein Traummann nicht einmal in meine Richtung. Sein Freund dagegen, sah ständig zu mir rüber, aber den wollte ich ja nicht. Die beiden tuschelten andauernd miteinander. Ich nahm an, das sie sich wahrscheinlich über mich lustig machten. Mein Traummann schien genauso gelangweilt zu sein, wie ich zuvor. Oder vielleicht war er einfach nur schüchtern. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als vor mir ein neuer Whisky stand. Ich hatte ihn nicht bestellt. Verstohlen schaute ich in die Richtung meines Traummannes. Das durfte doch nicht wahr sein! Mein Herzblatt prostete mir zu und winkte mich zu sich herüber. Dazu ließ ich mich nicht zweimal auffordern, packte mein Glas und ließ Peter einfach stehen. Sollte er doch ruhig dabei zusehen, das sich durchaus noch andere Männer für mich interessierten. Bei meinem Liebsten angekommen, stellte ich mich erst einmal höflich mit meinem Namen vor. Er hieß Yves und als er sich mir vorstellte, traf es mich wie der Blitz. Dieser süße, französische Akzent!! Ich dachte, das ich jeden Moment abheben würde. In den siebten Himmel oder auf rosa Wolken. Mich hatte es knallhart erwischt. Yves sprach nur sehr wenig Deutsch, aber was ich verstehen wollte, verstand ich. Die Disko füllte sich so langsam. Um nicht stehen zu müssen, setzten wir uns mit seinem Freund Michel an einem gemütlichen Tisch, neben der Tanzfläche. Die Beiden erzählten mir, das sie von einer langweiligen Betriebsfeier geflüchtet waren. Sie kamen in diese Disko, um noch ein letztes Bier zu trinken und dann wollten sie sich auf den Weg nach Hause machen. Michel hatte die ganze Zeit mit Yves getuschelt, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Er änderte seine Meinung und blieb, um mich näher kennen zu lernen. Also hatte ich seinem Freund Michel mein Glück zu verdanken. Ich entschuldigte mich für einen Augenblick, um auf das WC zu gehen. In einem schaute ich auch in den Spiegel, ob ich noch gut genug aussehen würde. Als ich danach wieder zurück an den Tisch ging, saß dort eine mir nicht bekannte Frau, bei Yves und Michel. Ich fragte Yves , ob er diese Frau kennen würde, was er jedoch verneinte. So schnell, wie ich diesen Mann gefunden hatte, wollte ich ihn nicht wieder verlieren. Yves lenkte mich ein wenig ab, indem er mich zum Tanzen aufforderte. Er ging mit mir auf die Tanzfläche. So vergaß ich diese Frau für einen Augenblick. Aber wirklich nur für einen Augenblick, denn sie gesellte sich ebenfalls zu uns. Ständig rempelte sie mich an, obwohl eigentlich genug Platz frei war. Erst beachtete ich das nicht so sehr, bis ich dann merkte, das es absichtliche Attacken gegen mich waren. Diese Rempeleien wurden immer heftiger. Dann wurde es mir doch schließlich zu bunt und ich bat sie, diese Angriffe gegen mich zu unterlassen. Darauf hatte sie wohl nur gewartet, denn ohne jede Vorwarnung ging sie auf mich los, wie eine wildgewordene Furie. Wahrscheinlich war sie ebenfalls an Yves interessiert, denn anders konnte ich mir dieses Verhalten nicht erklären. Irgendwie hatte ich ihr wohl dazwischen gefunkt. Sie erteilte mir kräftige Hiebe und das nicht zu wenig. Diese Frau machte auch keinerlei Anstalten damit aufzuhören. Im Gegenteil! Es hatte sich mittlerweile eine Gruppe Leute um uns gebildet und das schien sie noch zu motivieren. Unter den Leuten war natürlich auch Peter. Er half mir aber in keiner Weise, aus dieser Situation heraus. Auch Yves hatte sich diskret an seinen Tisch zurück gezogen. Plötzlich griff mir diese Furie in die Haare und riss mir einen ganzen Büschel vom Kopf. Es war Zeit für mich, Gegenwehr einzusetzen, denn sonst hätte sie mich wohl möglich noch umgebracht. Gerade als ich zum Gegenschlag ausholen wollte, wurde diese Frau von drei Männern gepackt und aus der Disko geworfen. Der Besitzer fragte mich, ob ich einen Krankenwagen brauchen würde. Ich lehnte das dankend ab und hatte bis dahin auch keinerlei Schmerzen. Da saß ich nun. Vorne keine Haare mehr, Yves hatte sich zurück gezogen und Peter hatte ich auch wieder am Hals. Na toll!! Im Grossen und Ganzen, wenn ich nicht ausgegangen wäre, dann hätte ich mir das alles erspart. Aber anders rum gesehen, hätte ich dann auch nicht meinen Traummann kennen gelernt. Mein Gesicht, verheult und total verloren, saß ich da, wie ein Häufchen Elend. Yves nahm mich schließlich mitleidig in seine Arme. Das tat gut und ich wurde wieder etwas ruhiger. Yves hatte überhaupt keine Ahnung, wobei es um dem Streit ging und hielt es für besser, sich rauszuhalten. Zu meinem Entsetzen setzte sich Peter mit an unseren Tisch. Er hatte wohl immer noch nicht begriffen, das aus uns niemals etwas werden würde. Wie sollte ich diesen Typ nur meinem Yves erklären, der sich schon sehr wunderte. Wohl oder übel stellte ich ihm Peter als einen guten Bekannten vor. Yves schien beruhigt zu sein und ließ sich nicht weiter von unserem Anhang stören, denn er hatte ihn ja schon vorher mit mir an der Theke gesehen. Mein Herzblatt hatte schon längst festgestellt, das mir Peter unheimlich lästig war. Er verstand es sogar so gut, das er mir vorschlug, nach dieser Aufregung, ein wenig frische Luft zu schnappen. Wir bezahlten und machten uns also auf den Weg nach draußen. Peter ließen wir, wie schon mehrfach, einfach sitzen. Michel hatte sich auch schon längst von uns verabschiedet. Er war einfach zu müde, nach alle dem. Wir gingen also nach draußen und schlenderten den Rhein entlang. Obwohl es regnete, kam mir dieses Gewässer noch nie so romantisch vor. Das nahm aber ein schnelles Ende. Wir hatten einen Verfolger, einen Meter hinter uns. Es war Peter, der hinter uns her schlich. Wie ich es schon erwähnte, ließ er mich nicht aus den Augen. Aber das war nun wirklich zuviel. Yves machte Peter etwas energisch darauf aufmerksam, das wir gut auf uns aufpassen könnten und keinen Babysitter brauchten. Erst dann zog Peter beleidigt ab. Ich sah ihn seit dem nie mehr wieder. Endlich waren wir unter uns. Aber bei dem Wort Babysitter fiel es mir wie ein Schleier vor die Augen. Ich musste auch so langsam wieder nach Hause, zu meiner Tochter Nadine. Wie sollte ich denn nun diesen romantischen Spaziergang unterbrechen? Ich dachte mir, das es wohl am Besten, mit der Wahrheit wäre. So konnte ich außerdem feststellen, ob Yves ernsthaft an mir interessiert war. Also erzählte ich ihm von meiner Tochter und bat ihn, doch mit mir zu kommen. Zu meinem Erstaunen sagte Yves zu und wir bestellten uns ein Taxi. Während der Fahrt sprach mein Prinz kaum ein Wort mit mir. Entweder hatte ich ihn geschockt mit der Aussage, das ich ein Kind hätte, oder er hatte einfach nur Angst. Später erfuhr ich, das es mehr die Angst war. Er war noch niemals zuvor, einfach so, mit einer Frau nach Hause gefahren. Wir kamen in meinem trauten Heim an und als erstes vergewisserte ich mich, ob meine Tochter noch wohlauf war und schlief. Sie schlummerte tief und fest. Ich beorderte Yves in die Küche und brühte erst mal einen Kaffee auf. Den hatten wir bitter nötig. Bei dem Genuss einer aromatischen Tasse Kaffee, unterhielten wir uns nochmals über die Ereignisse des Abends. Mittlerweile hatte ich auch sehr starke Kopfschmerzen bekommen. Das verheimlichte ich aber lieber, sonst wäre Yves wohlmöglich noch gegangen. Plötzlich kam da ein verschlafendes Etwas in die Küche. Nadine hatte uns wohl sprechen hören und war dadurch aufgewacht. Sie war sowieso von Natur aus, sehr neugierig. Yves war entzückt von Nadine und begann mit ihr zu spielen. Mindestens eine Stunde, war ich nur noch Nebensache für die Beiden. Mir konnte es nur Recht sein, das sich die Zwei, auf Anhieb so gut verstanden. Das war ein Pluspunkt für mich. Nach dieser Spielstunde, legten wir Nadine wieder gemeinsam ins Bett. Danach packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und fragte Yves, ob er den Rest der Nacht auch noch bleiben würde. Als wenn er auf diese Frage nur gewartet hätte, stimmte er sofort zu. Mein Herz hüpfte vor Aufregung, so wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte. Ich bat Yves um ein bisschen Geduld, denn ich wollte schnell unter die Dusche, um den Gestank der Disko loszuwerden. Mein Traummann machte es sich zwischenzeitlich auf dem Sofa bequem. Als ich meine Dusche beendet hatte und in den Spiegel schaute, war ich zutiefst erschrocken. Durch meine nassen Haare, konnte man deutlich sehen, was mir diese Frau in der Disko angetan hatte. Da war eine cirka 5 Zentimeter Fläche zu sehen, auf der sich nicht ein Haar mehr befand. Sie hatte mir alles weggerissen und das war so ekelig anzusehen, das ich erbittert an zu weinen fing. Ich zog mir einen Slip und ein T-Shirt über. Dann ging ich zu Yves ins Wohnzimmer. Er bekam natürlich große Augen, da ich so leicht bekleidet war. Mich interessierte wenig was ich anhatte, denn immer noch vergoss ich Tränen, wegen der Haare. Yves zog mich zu sich auf die Couch, nahm mich in seine Arme und sagte das er sich sehr in mich verliebt hätte. Und meine Haare würden doch wieder nachwachsen. Das beruhigte mich wieder. Er hatte eine so sanfte Art an sich, das einen alles vergessen ließ. Endlich kam der erste heißersehnte Kuss und der wollte gar nicht mehr enden. Meine Güte, hatte ich mich verknallt! Ich schaltete leise, romantische Musik ein und wie von selbst, kam es dann über uns. Wir ließen unseren Gefühlen, freien Lauf und liebten uns, die ganze Nacht. Yves flüsterte mir französische Liebkosungen ins Ohr. Ich schwebte auf rosaroten Wolken. So eine zärtliche Nacht, hatte ich noch nie erlebt. Irgendwann schliefen wir dann Arm in Arm ein. Der Alkohol im Blut, trug natürlich auch seinen Teil dabei. Schockiert waren wir dann morgens um acht. Nämlich der Moment, als Nadine in unser Bett sprang. Dabei waren wir doch gerade erst eingeschlafen! Wohl oder übel musste ich aufstehen und Frühstück machen. Nadine konnte wohl am Wenigsten ahnen, was für eine Nacht wir hinter uns hatten. Beim frühstücken sprachen wir kaum miteinander. Die ganze Situation war etwas komisch, weil alles so schnell gegangen war, in der vergangenen Nacht. Jeder von uns Beiden hatte wohl auch die Angst, das alles nur ein einmaliges Abenteuer gewesen war. Ich wollte an so was gar nicht denken und unterbrach diese unheimliche Stille. Ich lud Yves, noch für den selben Abend, zum Essen ein. Man sah, das er sichtlich erleichtert war, denn er grinste über das ganze Gesicht und wurde auf einmal hellwach. Damit waren wohl alle Zweifel begraben und uns wurde klar, das es nicht bei einem einmaligen Abenteuer bleiben würde. Mein Schatz versprach am selbigen Abend zu kommen und verabschiedete sich von mir. Er musste nach Hause um seine Tiere zu versorgen und danach erwartete man ihn auf seiner Arbeitsstelle. Gegen 19 Uhr wollte er sich dann wieder bei mir melden. Am Vormittag machte ich mich direkt auf zum Einkaufen, denn das Essen sollte besonders gut werden. Um die Zeit ein wenig rum zu bekommen, ging ich mit meiner Tochter auf den Spielplatz. Nadine nervte mich alle zehn Minuten, weil sie sich auch auf ein Wiedersehen mit dem netten Onkel freute. Ich ging dann mit ihr nach Hause um dort den Abend abzuwarten. Der Tag zog sich unendlich lang. Minuten kamen mir wie Stunden vor. Es wollte einfach nicht Abend werden. Viel zu früh dann, fing ich an zu kochen. Ständig probierte ich an dem Essen herum, ob es ja auch gut genug war. Wenn nicht, hätte ich es wahrscheinlich in den Müll geworfen und neu angefangen. Gott sei Dank war das aber nicht nötig. Ich hatte vor lauter probieren schon gar keinen Hunger mehr. Yves kam pünktlich um 19 Uhr. Immer noch waren wir uns gegenüber wie Fremde. Doch das legte sich schnell nach dem Essen, denn mein Gurkensalat war so dermaßen versalzen, das wir beide prustend losgebrüllt haben. So war das eben, wenn man verliebt war. Nadine ließ Yves keine ruhige Minute mehr. Das Toben am Vortag, hatte ihr soviel Freude bereitet, das sie es wiederholen wollte. Wie ich dann aber so feststellte, war Yves genauso verspielt wie dieses Kind. Er tobte mit ihr, bis sie erschöpft einschlief. Wieder brachten wir sie gemeinsam ins Bettchen. Dann widmete sich Yves nur noch mir. Diese sowie die weiteren fünf Nächte verliefen voller Liebe und Zuneigung. Einfach traumhaft! Nach diesen Tagen dann, bekam mich irgendwie eine Angst oder ein schlimmes Gefühl, was ich einfach nicht zuordnen und verarbeiten konnte. Aus heiterem Himmel. Ich hatte meine Tochter von Baby an, alleine groß gezogen und mir kam es auf einmal so vor, als würde ich sie vernachlässigen, durch Yves. Vorher bedarf sie meiner größten Aufmerksamkeit. Und das hatte sich nun geändert. Dann waren da noch meine vorherigen Beziehungen, die in drei Monaten mit zwei mal Krankenhausaufenthalt endeten. Ich hatte nur Brutalität erfahren. Mein Exfreund hatte mich, sooft ohne Grund zusammen geschlagen. Zwei Nasenbeinbrüche und ein Kiefernbruch waren die Folge. Dieser Mensch war der reinste Amokläufer. Davor der Erzeuger meiner Tochter, der auch nicht besser war und nur mit Schläge artikulieren konnte. In meinem Elternhaus und meiner Kindheit war es das Selbe. Ich habe nur Brutalität, Alkoholismus und Stress kennen gelernt. Ich bekam auf einmal Angst eine Beziehung mit Yves zu führen, weil ich mir niemals vorstellen konnte, das es auch positive Seiten haben kann. Ich hatte ja bis dahin nur das Negative kennen gelernt. Dann begann ich einen schwerwiegenden Fehler. Ich schickte Yves, ohne ihm einen Grund zu nennen, einfach nach Hause. Ich fühlte mich auf einmal so in Bedrängnis und gefangen. Der arme Mann begriff die Welt nicht mehr, fuhr aber schweigend, ohne Fragen zu stellen, zu sich nach Hause. Vielleicht konnte ich auch einfach zu dem Zeitpunkt noch nicht begreifen, einmal Glück in meinem Leben zu haben. Es wurde Abend und Nadine schlief schon. Ich hockte auf meinem Sofa, hörte Musik und dachte nach. Je mehr ich nachdachte, um so bewusster wurde es mir, was ich getan hatte. Ich vermisste Yves auf einmal so sehr und fühlte mich einsam. Völlig von selbst liefen mir die Tränen durch das Gesicht. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Also, beschloss ich mit Yves zu telefonieren. Ich wählte seine Nummer und er hob nach nur einem Klingelzeichen, den Hörer ab. Ich erzählte ihm von meinen bisherigen Erfahrungen und Ängsten und bat ihn um Vergebung. Er war so mitfühlend und verstand meine Situation und Reaktion. Hoch und heilig gab er mir das Versprechen in Zukunft immer auf mich aufzupassen. Ich flehte ihn an so schnell wie nur möglich, wieder zu mir zurück zu kommen. Yves sagte mir am Telefon, das er sich sofort auf dem Weg machen würde. Die erste Stunde verging ohne ein Zeichen von ihm. Ich wartete und wartete. Erst dachte ich, das es bestimmt eine Erklärung für seine Verspätung geben würde. Doch auch die weiteren drei Stunden wartete ich vergebens. In mir brach eine Welt zusammen. Eigentlich war ich es ja selber Schuld. So wie es aussah, hatte ich Yves verloren und weinte mich in den Schlaf. Gegen Mitternacht wurde ich dann, durch das Klingeln der Haustüre, aus dem Schlaf gerissen. Ich hatte Angst, denn es hätte durchaus mein Exfreund sein können. Ihm machte es mächtigen Spaß, mir Nachts Angst einzujagen. Ängstlich öffnete ich die Türe. Vor mir stand Yves, mit zwei Turteltäubchen aus Porzellan, gefüllt mit leckeren Pralinen. Total fertig nahm er mich in seine Arme und bat mich um Verzeihung, für seine Verspätung. Er hatte schon eine halbe Stunde vor der Türe gestanden und sich nicht getraut zu schellen, da er mir am Telefon fest versprochen hatte, sofort zu kommen. Natürlich verzieh ich ihm. Er konnte sich ja gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, das ich ihn doch nicht verloren hatte. Spätestens zu dem Zeitpunkt wussten wir, das wir uns sehr liebten. Wir weinten nun Beide und wussten eigentlich gar nicht warum. Wahrscheinlich aus Erleichterung über dieses Happy End. Yves erzählte mir dann später, das sich sein Vater das Bein gebrochen hatte. Er konnte nicht mehr selbst Auto fahren und so musste Yves ihn nach Belgien bringen. Er hatte dann so gerade noch den letzten Zug nach Deutschland erwischt. Es hatte ihm keine Ruhe gelassen, weil er mir so fest versprochen hatte, zu kommen. Am Bahnhof kaufte er dann diese süßen Turteltauben für mich. In dieser Nacht, machte er mir einen Heiratsantrag und wünschte sich ein Kind von mir. Bis dahin sollte uns aber noch viel erwarten. Kapitel II. Spanienurlaub, schmerzhafte Erfahrung einer Schwangerschaft, Ärztepfusch Mittlerweile waren vier Monate vergangen. Tag und Nacht waren wir nun zusammen. Nach so vielen anfänglichen Schwierigkeiten, hatten wir uns dann doch schnell aneinander gewöhnt. Yves kannte sein eigenes Zuhause gar nicht mehr. Er ging nur noch ab und zu dorthin, um seine Tiere zu versorgen. An den Wochenenden hielten sich seine Eltern in seinem Haus auf, dann blieb er bei mir. Die Wochentage gehörte Yves das Haus. Es war ein schönes großes Haus, mit Garten. Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl dort. Immer, wenn wir dort waren, hatte ich das Gefühl, das seine Eltern unerwartet rein platzen würden. Eines Tages beschlossen wir dann, Yves Möbel zu mir, in die Wohnung zu holen, da ich sowieso nicht viel besaß. Der Vater von Yves sollte in der nächsten Zeit auch komplett nach Belgien versetzt werden. Die Möbel hätten dann unnütz in dem Haus herum gestanden. Also, wie gesagt, so getan. Wir fuhren zu seinem Haus und packten schon mal einige Kleinigkeiten zusammen. Vor allen Dingen seine Stereoanlage, denn die liebte er über alles. Wir brachten alles zu mir. Gott sei Dank auch seine Anlage, denn den nächsten Tag sollten wir eine Überraschung erleben. Als wir nämlich den darauffolgenden Tag dort am Haus ankamen, um noch weitere Sachen zu holen, passte der Schlüssel nicht mehr ins Schloss. Bei einem Blick durch das Fenster, sahen wir, das da nichts mehr stand. Die Wohnung war vollständig ausgeräumt. Die Waschmaschine, der Kühlschrank, die Couch Garnitur und auch alles andere war verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Wie sich später herausstellte, hatten Yves Eltern, alles verkauft. Doch nicht ein Stück davon, gehörte ihnen. Yves hatte sieben Jahre lang dafür gearbeitet und gespart, um sich die Möbel zu kaufen. Er hatte alles alleine bezahlt und damit ich es glaubte, zeigte er mir sogar die Quittungen. Glück für uns, das wir vorher die Anlage in Sicherheit gebracht hatten. Sonst wäre die wohl auch unter den Hammer gekommen. Da wir es aber nicht ändern konnten, fanden wir uns eben damit ab. So waren nun mal Yves Eltern. Durch und durch, schlecht und berechnend. Wir sprachen am selben Abend über alles mögliche. Dabei war auch die Überlegung entweder neue Möbel, oder ein gemeinsamer Urlaub. Wir entschlossen uns für den Urlaub. Ich suchte alles mögliche an Zeitungen und Prospekten aus dem Schrank, was mit verreisen zu tun hatte. Yves konnte genau zehn Tage frei nehmen und zu teuer durfte es auch nicht werden. Aber wir fanden schnell etwas. Ein Prospekt mit einem Angebot, zehn Tage Loret de Mare in Spanien, für nur 199 DM, pro Person, mit Halbpension. Der einzigste Nachteil war, das wir mit dem Bus reisen mussten. Sofort buchten wir telefonisch, die Reise. In nur drei Tagen, sollte es schon losgehen. Da dieses mein erster Urlaub im Leben sein sollte, war ich sehr aufgeregt. Noch am gleichen Tag, fing ich schon an zu packen. Als wir Nadine von unserem Vorhaben informierten, ließ sie keine Ruhe mehr. So schöne Seiten des Lebens, hatte sie auch noch nicht kennen gelernt. Der Tag der Abreise kam. Abfahrt sollte am Kölner Busbahnhof sein. Dort angekommen, fragten wir mehrmals verschiedene Personen, ob wir denn an der richtigen Stelle waren. Wir hatten Angst unseren Reisebus zu verpassen. Da Nadine ein sehr lebhaftes Kind war, machten wir uns Sorgen, ob das wohl gut gehen würde. Die Fahrt sollte immerhin 24 Stunden dauern. Endlich kam der Bus und als wir eingestiegen waren, fühlten wir uns schon viel ruhiger und entspannter. Mit Nadine, gab es während der Fahrt, absolut keine Probleme. Im Gegenteil, denn die Mitreisenden amüsierten sich, weil Nadine alles was im Radio lief, irgendwie mitsang. Da sie das einzigste Kind im Bus war wurde sie schnell das Maskottchen des Busses. Spät am nächsten Abend, kamen wir in Loret de Mare, vor dem Hotel, an. Ein schöner Urlaub begann. Zur Enttäuschung von Nadine, war es leider noch viel zu kalt, um schwimmen zu gehen. Es war ja auch gerade erst mal Anfang April. Langweilig wurde es trotzdem nicht. Wir gingen Eis essen, tanzen und machten auch sehr viele Ausflüge. Dazu lernten wir sehr viele nette Menschen kennen. Leider ging dieser Urlaub viel zu schnell vorbei. Aber wir konnten es nicht verhindern und der Tag der Abreise kam. Die Rückfahrt verlief genauso problemlos. Als wir zu Hause ankamen, sah erst mal alles sehr fremd aus. Aber das legte sich schnell wieder. Der Ernst des Lebens holte uns schnell wieder ein. Yves ging am nächsten Tag wieder arbeiten und ich musste Nadine, für die Einschulung, nach den Sommerferien, einschreiben. Da Yves mittlerweile komplett bei mir wohnte, meldete er sich auch ordnungsgemäß an. Es war mittlerweile ein Jahr, seit unserem ersten Treffen vergangen. Wir feierten diesen Jahrestag zu Hause. Als Geschenk, für diesen Tag, hatte ich für Nadine und Yves, auch noch eine besondere Überraschung parat. Am Abend dann, nach einem gemütlichen Essen und einer Flasche Wein, gab ich mein Geheimnis bekannt. Ich erklärte Yves, mit ganz finsterem Gesicht, da ich es spannend machen wollte, das er bald Vater werde. Nadine hüpfte vor Freude in die Luft, als sie die Neuigkeit hörte. Sie war so glücklich, bald ein Bruder oder eine kleine Schwester, zu haben. Yves weinte vor Freude. Von dem Tag an, pflegte und hegte er mich noch mehr, als vorher schon. Er war so liebenswürdig und nett zu mir, das ich schon längst meine schlechte Vergangenheit, vergessen hatte. Bis zur 21. Woche verlief meine Schwangerschaft ohne Probleme. Dann bekam ich plötzlich Schwierigkeiten. Ich verlor Wasser und dachte mir direkt, das da etwas nicht stimmte. Bevor Nadine geboren wurde, hatte ich insgesamt drei Fehlgeburten, jeweils zwischen der 7. und 8. Woche. Damals machte es mir aber nicht soviel aus, da ich noch sehr unerfahren war, mit meinen achtzehn Jahren. Aber bei dieser Schwangerschaft, war es etwas völlig anderes. Ich war doch schon so weit und bekam panische Angst. Das Kind, was ich unter dem Herzen trug, bewegte sich schon. Dazu kam, das es ein absolutes Wunschkind war. Schließlich sollte Yves zum ersten Mal Papa werden. Ich wartete, bis er von der Arbeit kam und erzählte ihm von den Schwierigkeiten und dem Wasserverlust. Er packte Nadine und brachte sie zu unserer Nachbarin. Dann bestellte er ein Taxi und wir fuhren, in die Uniklinik Köln. Dort untersuchte mich ein Professor, Chef der Gynäkologie. Er erklärte uns, das sich die Fruchtblase, vor den Muttermund, geschoben hatte. Man behielt mich in der Klinik und verordnete mir strengste Bettruhe. Yves musste sich sehr auf der Arbeit anstrengen, um noch ein paar Tage Urlaub zu bekommen. Der Chef gab ihm schließlich fünf Tage frei. Nadine brachte er für diese Zeit zu meinen Eltern, denn sie sollte, nicht soviel, davon mit bekommen. So konnte er auch, von Morgens, bis Abends, bei mir in der Klinik sein. Nach drei Tagen strenger Bettruhe, wurde ich ins Untersuchungszimmer beordert. Etwa sechs Ärzte hatten sich dort versammelt und begutachteten mich, während der Untersuchung, die der Professor an mir durch führte. Ich schämte mich sehr. Wofür waren überhaupt so viele Ärzte dort anwesend? Oder waren es teilweise sogar Studenten, das weiß ich bis heute noch nicht. Schon zehn Minuten später sollte ich die bittere Wahrheit erfahren. Der Professor holte mich und Yves in sein Sprechzimmer. Was dann kam, war einfach nur die Hölle, ein Albtraum. Der Arzt offenbarte uns, das es keinen Sinn machen würde, weitere Zeit abzuwarten. Irgendwann würde die Fruchtblase sowieso platzen und man müsse die Wehen einleiten. Yves und ich brachen in Tränen aus. Wir waren empört, denn uns war es unerklärlich, warum man mir dann erst strenge Bettruhe verordnet hatte. Vom Tag meiner Einweisung an, hatte sich der Zustand nicht verändert oder verschlechtert. In diesen drei Tagen wurde noch nicht mal eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Ich war schließlich schon im sechsten Monat und mit weiterer Bettruhe, hätte das Baby vielleicht einige Überlebenschancen gehabt. Aber nichts dergleichen war passiert. Man hatte einfach das Todesurteil, für mein Baby ausgesprochen. Einfach kein Versuch das Kleine am Leben zu erhalten. Uns gingen so viele Gedanken durch den Kopf. Wir hatten viel über Schwangerschaften gelesen und auch von der Möglichkeit, das der Muttermund, zugenäht werden könnte. Das nannte man eine Cerclage legen. Wir sprachen den Professor daraufhin an, um noch irgendwie unser Kind zu retten. Der Mann ließ sich aber auf keine weitere Unterhaltung mehr ein. Seine Antwort war kurz, grausam und bündig. Zur Antwort bekamen wir, das man für eine Cerclage, die Fruchtblase zurück schieben müsse und dann platze die Fruchtblase, sowieso. Außerdem sollte ich mich nicht so aufregen, da ich ja noch viele Kinder gebären könnte. Yves und ich, wollten aber nicht so schnell aufgeben und forderten den Arzt auf, doch diesen Eingriff zu wagen. Wir waren zu allem entschlossen und wenn es dann schief gehen würde, dann müssten wir es wohl akzeptieren. Der Professor aber ließ sich auf kein weiteres Gespräch mehr ein. Er erklärte mir noch kurz den Verlauf, wie alles gemacht werden würde und wies uns aus seinem Sprechzimmer. Das Kind sollte auf dem normalen Geburtsweg kommen. Wie sollte ich das nur durchstehen? Ich legte mich wieder ins Bett und Yves neben mir. Wir begriffen die Welt nicht mehr und weinten. Einem Professor, musste man ja glauben, dachte ich bis zu diesem Zeitpunkt. Es war so grausam. Mein Baby im Bauch strampelte so sehr, als wenn es sagen wollte: Ich will hier nicht raus! Es war schon spät am Abend, als Yves ging. Er ging aber nicht, bevor ich ihm versprach, ihn anzurufen, sobald es losgehen sollte. Er wollte mir bei diesen schweren Stunden beistehen. Ich und auch mein Kleines im Bauch, schliefen die ganze Nacht nicht. Aus lauter Angst vor dem nächsten Morgen. Doch der war viel schneller da als ich befürchtete. Ein Oberarzt, mit dem Namen DR. Neuhaus, bestellte mich ins Untersuchungszimmer. Er erklärte mir, das er mir eine Wehenspritze in den Muttermund, setzten würde. Ich war entsetzt, denn dafür musste er die Fruchtblase zurückschieben und sie platzte nicht, wie es mir der Professor voraus gesagt hatte. Die Ärzte hatten mich also angelogen, denn statt die Spritze zu setzen, hätten sie zunähen können. Doch es war zu spät. Wenn es überhaupt ein Wehen förderndes Mittel war. Wieder in meinem Zimmer angekommen, sprach ich mit meinem Baby im Bauch. Ich hatte doch noch irgendwie die Hoffnung, das es stark genug wäre, das Ganze heil zu überstehen. Doch meine Hoffnung verschwand zunehmend, als ich merkte, das mein Kind bei jeder weiteren Wehe, starb. Nach etwa drei Stunden wurde mein Bauch ganz hart und ich fühlte, das sich mein Baby nicht mehr bewegte. Eine Krankenschwester betrat das Zimmer und befragte mich nach meinem Befinden. Ich gab ihr keine Antwort darauf und verlangte statt dessen nach einem Telefon. Ich hatte nicht das Versprechen vergessen, was ich Yves am Vorabend, gegeben hatte. Und ich brauchte ihn auch nötig. Denn es kam mir so vor, als wenn ich sterben müsse. Für die Schwester war das wahrscheinlich ein Warnzeichen, denn sie sagte mir, das keine Zeit mehr wäre, zum telefonieren. Sie sagte, das wir sofort runter in den OP müssten. Das war doch die Höhe! Jetzt verbot man mir auch noch, Yves anzurufen, als wenn ich noch nicht genug zu leiden hatte. Ich schrie die Krankenschwester an, aber sie reagierte gar nicht darauf. Sie löste die Bremsen des Bettes und schob mich in den Aufzug. Der fuhr nach unten. Die Wehen wurden mittlerweile sehr schmerzhaft und ich merkte das dieses kleine Wesen im Bauch, nicht mehr lebte. Dieses Gefühl würde ich in meinem ganzen Leben, nie wieder vergessen. Für mich war es eine Todesspritze und keine Wehenspritze. Unten angekommen, schob mich die Krankenschwester in einem Raum, der so klein wie eine Besenkammer war. Da passte gerade das Bett und ein kleiner Nachttisch hinein. Das Zimmer hatte nur ein kleines Oberlicht, noch nicht mal ein richtiges Fenster. Als ich dann schließlich allein in diesem Raum war, dachte ich ersticken zu müssen. Die Schmerzen wurden auch immer schlimmer, so das ich nur noch hysterisch geschrieen habe. Wofür musste ich nur solch unerträgliche Schmerzen aushalten? Und alles für ein Baby, das man mir todgespritzt hatte. Trotz allem, hatte ich immer noch nicht ganz die Hoffnung oder den Wunschtraum, aufgegeben, das es dieses Kind schaffen würde. Tief im Inneren jedoch wusste ich, das dieser Wunsch, nicht in Erfüllung gehen würde. Plötzlich ging die Türe auf und eine Hebamme stellte sich mir vor. Sie versuchte mich zu beruhigen, was jedoch nicht möglich war. Sie verließ das Zimmer wieder, versprach aber jede halbe Stunde, nach mir zu schauen. Oh Gott , wie lange sollte dieses Martyrium denn noch dauern? Es waren mittlerweile sieben Stunden vergangen. Die Hebamme blieb nun ganz im Zimmer und verabreichte mir schmerzstillende Mittel. Doch für meinen inneren Schmerz gab es nichts, was mir hätte helfen können. Abermals ging die Türe auf. Der Arzt, der mir die Spritze verabreicht hatte, kam herein und ohne jede Vorwarnung, versuchte er die Fruchtblase mit seinen Fingern zu zerstoßen. Das gelang ihm erst nach dem dritten Versuch. So viele und solange Strapazen hatte meine Fruchtblase ausgehalten und mir hatte man weismachen wollen, das sie sowieso geplatzt wäre. Ich bekam die rohe Gewalt zu spüren und jetzt sollte das Schlimmste von dem ganzen Horror passieren. Das Baby lag quer in meinem Bauch. Der Arzt griff nach dem Popo des Kindes und riss ( ich kann es einfach nicht anderes beschreiben), mir das Kind aus dem Leib. Bis heute habe ich dieses Knacken, der Knochen , nicht vergessen. Dieser Unmensch hatte das Baby einfach in der Mitte durchgebrochen. DR. Neuhaus legte mir, ohne ein Wort zu verlieren, ein voll entwickelten kleinen Jungen zwischen die Beine und verließ das Zimmer. Er flüchtete regelrecht. Ein süßes kleines Wesen lag da vor mir. Schwarze Haare hatte der Kleine. Und das Schlimmste war, das sich Yves so sehr einen Jungen gewünscht hatte. Aber dieses kleine Baby vor mir, war eindeutig tot. Schlimmer war aber ansehen zu müssen, wie sehr er gequält wurde, denn sein Körper war übersät, mit blauen Flecken, durch das Brechen der Knochen, als der Arzt mir das Kind aus dem Leib riss. Beim Betrachten des Kindes, hatte ich ganz und gar die Hebamme vergessen, die immer noch neben mir saß. Selbst ihr standen die Tränen in den Augen und sie sagte das es unverständlich war, das es keinen Versuch gegeben hatte, das Baby am Leben zu erhalten. Auch fragte sie mich, ob denn wenigstens ein Ultraschall gemacht worden wäre. Das konnte ich ihr nur mit nein beantworten. Ich dachte mir, das es ein Grund geben musste, das sie mich nach dieser bestimmten Untersuchung fragte. Nun konnte ich mir so ungefähr alles zusammen reimen. Die Hebamme bestätigte mir, nachdem sie den Kleinen untersucht hatte, das er vollständig gesund gewesen war. Sie nabelte mein Kind ab und nun lag ich da. Den Kleinen, habe ich danach nicht wieder gesehen. Aus mir heraus, hing die Nabelschnur mit einer Schere daran. Die Hebamme ließ mich allein, mit den Worten, das bald ein Arzt kommen würde. Ich musste noch ausgeschabt werden. Das hieß, die Plazenta (Mutterkuchen) musste noch entfernt werden. Meine Gefühle waren so sehr verletzt, das ich fix und fertig war und meinte sterben zu wollen. Nach erst fast zwei Stunden, kam dann endlich ein Arzt. Man schob mich aus dem Todeszimmer, direkt in den OP. Der Arzt, der gekommen war, wurde plötzlich angefunkt und verschwand daraufhin. Nochmals ließ man mich eine Stunde mit dieser Nabelschnur und dieser Schere daran, warten. Dann bekam ich endlich eine Narkose und wachte erst in meinem Zimmer wieder auf. Ich öffnete die Augen und sah nur Yves, der neben dem Bett stand und bitterlich weinte. Es zeriss mir fast das Herz. Er hatte Stunden auf mich gewartet. Als ich ihm dann erzählte, von dem Horror, weinte er noch viel mehr. Yves machte sich die größten Vorwürfe, weil er versucht hatte, zu mir zu kommen, um mir beizustehen. Aber niemand, sagte ihm, wo ich bin und er dürfe sowieso nicht zu mir. Bis heute glaubt Yves, das er es hätte verhindern können. Auf einer Art, war ich froh, das ihm diese Sache und dann der Anblick des Babys, erspart geblieben war. Wahrscheinlich wäre es sonst zu einer Katastrophe gekommen und er wäre über den Arzt hergefallen. Noch ziemlich benommen, stand ich auf. Ich ging mit Yves ins Raucherzimmer und zündete mir zitternd eine Zigarette an, denn die hatte ich wirklich nötig. So schnell wie nur möglich, wollte ich diese Klinik verlassen. Einfach alles hinter mir lassen. Ich sprach eine Oberschwester an, die uns auf dem Flur entgegen kam. Sie antwortete sehr forsch und unfreundlich, auf meine Bitte entlassen zu werden. Es wäre unmöglich, wegen der Gefahr eines Blutsturzes. Danach fragte ich sie, wo denn mein Kind nun wäre und ob ich nicht mit zu bestimmen hätte, was mit ihm passiert. Die Antwort war schockierend. So schlimm das ich etwa zehn Minuten später das Krankenhaus, fluchtartig verließ. Da sagte mir diese Frau doch glatt ins Gesicht, das es gut war, das ich schon so weit gewesen bin. So würde man den Kleinen in einer Flüssigkeit konservieren, damit die Studenten daran lernen konnten. Ich war gerade mal eine Stunde von dieser Schlachterei oben und dann solch eine Antwort. Ich dachte, ich befinde mich in der Hölle, so unglaublich war das. Hatten diese Leute denn überhaupt kein Herz oder Gewissen? Das war für mich kein Krankenhaus, sondern eine Irrenanstalt. Ich wollte nur noch weg dort und das so schnell wie möglich. Hier wollte und würde ich nicht eine Minute länger bleiben. Mir war es völlig egal, ob mit oder ohne Erlaubnis. Diesen Hass, den ich in dem Moment verspürte, der war nicht, zu beschreiben. Ich musste so schnell wie möglich dort weg, sonst wäre ich wahrscheinlich noch Amok gelaufen. Wer weiß, was sie dann noch mit mir angestellt hätten. Yves ging vor und wartete am Ausgang auf mich, denn ich musste noch meine Sachen zusammen packen. Wir gingen und ich verschwendete keinen Blick mehr auf diese Horrorklinik. Dort wo ich mein Kind hergeben musste, für Studienzwecke. Mein erster Gedanke war, sich erst mal besaufen um den Schmerz ertragen zu können. Wir machten Halt in einer Pizzeria. Betrinken, das brachte uns auch nichts, denn immer wieder mussten wir weinen und die Leute schauten verstohlen zu uns. Es wusste ja niemand, was wir gerade durchgemacht hatten. Und trinken löste diese Probleme schließlich auch nicht. So beschlossen wir, doch lieber nach Hause zu gehen. Wir weinten dort, bis wir erschöpft einschliefen. Nadine mussten wir erst wieder am nächsten Tag abholen. Wir schliefen die ganze Nacht durch und machten uns den nächsten Morgen, auf dem Weg, zu meinen Eltern. Dort angekommen fiel ich meiner Mutter in die Arme und brach wieder in Tränen aus. Doch der Trost meiner Eltern war schwach. Nur ein Kommentar, das der Kleine von dieser Weinerei auch nicht wieder leben würde. Nadine fragte uns nach ihrem Geschwisterchen, was wir ihr versprochen hatten. Ich musste mich zusammen reißen um es ihr vernünftig erklären zu können. Irgendwie machte ich ihr klar, das ihr kleiner Bruder Marco krank gewesen war und deswegen gestorben wäre. Mit dem Bus fuhren wir dann anschließend wieder in Richtung nach Hause. Im Bus gingen mir dann alle Einzelheiten vom Vortag, nochmals durch den Kopf. Wie ein Film lief das ab. Ich kam zu dem Entschluss, das diese Sache nicht mit rechten Dingen abgelaufen war. So würde ich niemals damit fertig werden. Meine Entscheidung war, das ich diesen ganzen Ablauf in der Klinik, einem Zeitungsverlag mitteilen wollte. Ich musste irgendetwas tun, um das schreckliche Geschehen zu verarbeiten. Yves ging den nächsten Tag wieder arbeiten und ich fing an, alle Einzelheiten meines schrecklichen Erlebnisses, auf Papier nieder zu schreiben. Als meine Geschichte fertig gestellt war, machte ich Kopien, und schickte diese an sämtliche Zeitungsverlage, die mir einfielen. Zwei Wochen später klingelte das Telefon. Yves war auf der Arbeit, denn das Leben, musste ja irgendwie weitergehen. Am Telefon meldete sich ein Zeitungsredakteur. Er hatte meine Geschichte gelesen und drückte mir sein tiefstes Mitleid aus. Dann bat er mich um einen Fototermin, bei mir zu Hause. Wir verabredeten einen Termin, für den nächsten Morgen um 10 Uhr. Nach diesem Telefonat, fühlte ich mich gestärkt. Es war für mich eine Bestätigung, das alles im Krankenhaus, wirklich nicht korrekt abgelaufen war. Sonst hätte sich wohl kaum die Zeitung dafür interessiert. Als Yves dann abends von der Arbeit kam, erzählte ich ihm begeistert, von dem Telefonat am Vormittag. Das tat auch ihm gut, denn für uns war es ein Beweis, das man uns Unrecht zugefügt hatte. Am nächsten Morgen, pünktlich um 10 Uhr, kam ein Fotograf, von der Bildzeitung. Er machte mehrere Fotos von mir und Nadine. Ich sollte ihm nochmals alles berichten, damit er sich einige Anhaltspunkte aufschreiben konnte. Abermals teilte er mir mit, wie leid ihm das Ganze tat und lobte mich gleichzeitig, weil ich schon wieder so gefasst und tapfer war. Als er sich alles aufgeschrieben hatte, versprach er mir, sich sofort zu melden, wenn der Artikel veröffentlicht werden würde. Der Zeitungsverlag hatte erst einmal die Pflicht, zu recherchieren, bevor sie so etwas drucken durften. Der Mann war kaum aus dem Haus, da klingelte das Telefon und ein weiterer Zeitungsverlag, meldete sich. Dieses mal war eine Frau am Apparat. Sie beteuerte mir ebenfalls ihr Beileid, aber gab mir anschließend nur den Rat, einen Anwalt für diese Sache einzuschalten. Ich bedankte mich herzlich für diesen Tipp und legte auf. Sie hatte gut Reden, denn ich und ein Anwalt und dazu noch gegen einen Chefarzt, das konnte ich mir nun wirklich nicht leisten. Auf den darauf folgenden Tagen fand ich weitere Briefe im Postkasten, von verschiedenen Zeitungsverlagen. Doch überall nur Beileidsmitteilungen. Das Telefon klingelte auch nicht mehr. Da blieb nur noch dieses tagelange Warten, auf eine Antwort, von dem Fotografen der Bildzeitung, der mich besucht hatte. Ich wartete cirka vier Wochen, als dann wieder drei Schreiben in meinem Briefkasten lagen. Einer war von der Bildzeitung, der zweite von der Zeitschrift „MINI“ und der dritte von der Uniklinik Köln. Die Klinik, wo ich das alles erlebt hatte. Ich wusste nicht welchen ich zuerst aufmachen sollte, entschloss mich aber dann für den, von der Bildzeitung. In diesem Schreiben stand, das es ihnen sehr leid tun würde, das man meine Geschichte nicht veröffentlichen dürfe. Dem Professor könne man keine bösen Absichten nachweisen und man müsse seine Entscheidung akzeptieren. Na vielen Dank! Als Trost hatte man mir die Fotos mit geschickt. Ich öffnete schließlich entmutigt, den zweiten Brief. Er war von dem Professor, der das Todesurteil für mein Baby ausgesprochen hatte, persönlich. Wieder überkam mich ein unendlicher Hass. So tat er das nun ab und betitelte mich als psychisch Kranke. In dem Schreiben las ich, das es ihm sehr leid tun würde, das ich einen solch seelischen und psychischen Schaden, davongetragen hätte. Ich solle doch damit aufhören, sämtliche Zeitungen zu informieren und lieber Hilfe bei ihm suchen. Für solche Schäden würde es in seiner Klinik, einen psychologischen Dienst geben. Ich schmiss den Brief wutentbrannt in die Ecke. Unvorstellbar, wenn ich dem Rat wirklich gefolgt wäre. Wohlmöglich hätte er mich noch in das Irrenhaus überwiesen und mich nie wieder rausgelassen. Dem Mensch traute ich einfach alles zu. Seine Behandlung in der Klinik, hatte ich ja zur Genüge zu spüren bekommen. Die Enttäuschung über diese zwei Briefe, ließ mich schon fast aufgeben, bis ich dann den dritten Brief öffnete. Hurah! Endlich jemand, der meinen Artikel veröffentlichen wollte. Die Illustrierte „ MINI „ bat mich, doch ein brauchbares Foto in schwarz-weiß zu schicken. Dazu teilten sie mir den Termin mit, wann der Artikel veröffentlicht werden sollte. Wenn es so weit wäre, würde man mir eine Ausgabe davon zukommen lassen. Ich bekam doch wieder neuen Mut. Meinen Yves hatte ich ein wenig vernachlässigt, durch meine Schreiberei. Aber er verstand, das es meine Art war, das Erlebte, zu verarbeiten. Er konnte seinen Verlust nicht so gut bewältigen. Im Gegenteil. Von dem besagten Tag an, hatte er jeden Tag Albträume. Es dauerte sehr lange, bis sich dieser Zustand wieder besserte. Immer wieder, machte er sich diese Vorwürfe, das er bei der Geburt, nicht dabei gewesen war. Ich fertigte noch zwei Briefe an. Eine Antwort auf das Schreiben des Professors und das andere für die Illustrierte MINI, mit einem Foto. Dem Professor schrieb ich, das er sich schämen solle, mich als psychisch Kranke dahinzustellen. Außerdem, das er der letzte Mensch auf diesem Globus wäre, mit dem ich jemals wieder sprechen würde. Weiterhin verlangte ich einige Informationen, über mein Baby, von ihm. Das schickte ich sogar als Einschreiben mit Rückantwort. Das Antwortschreiben, kam schon drei Tage später. Dieser Brief war noch unverschämter, als der erste. Da wollte er mir doch glatt einreden, das ein Baby in der 22 Woche, noch ein Embryo wäre und dieser konnte auf keinen Fall gerettet werden. So ein Versuch wagte man erst ab der 24- 25 Woche. Bei diesem Satz wurde mir bewusst, das es wirklich nur noch um höchstens drei Wochen gegangen war. Vielleicht, hätte meine Fruchtblase, solange gehalten, bei weiterer Bettruhe. Genug Strapazen hatte sie ja überstanden. Ich hatte auch erfahren, das vor mir eine Patientin dort behandelt wurde, die schon die achte Abtreibung vornehmen ließ. So etwas nannte ich eine psychisch Kranke. Es sollte auch nur einige Tage später ein Gesetz heraus kommen, das diese Abtreibungen verbieten sollte. Den Ärzten war das alles wohl gleichgültig, denn sie waren schon abgehärtet. Am Schluss des Briefes wünschte mir der Professor auch noch viel Glück, für meine nächste Schwangerschaft und erklärte, das ich wohl noch viele Kinder bekommen könne. Ein schwacher Trost war das, aber ich wollte mich auch nicht weiter mit diesem Arzt beschäftigen. Recht bekam ich sowieso nicht. Dann kam der Tag, an dem mein Artikel veröffentlicht wurde. Ich kaufte zehn Ausgaben davon, da ich ein bisschen stolz darauf war, doch wenigstens etwas erreicht zu haben. Der Bericht war zwar nicht mit meinem Foto veröffentlicht worden, aber da stand meine ganz persönliche Geschichte. Das war Genugtuung für mich. Auch Yves gratulierte mir für diesen Erfolg. Ich beschloss die Sache nun endlich ruhen zu lassen. Immer wieder an den Verlust meines Sohnes erinnert zu werden, tat doch sehr weh. Ich wollte es endlich vergessen um mich wieder dem Rest der Familie widmen zu können. Kapitel III.--- Flucht vor Problemen, neuer Job, zweite Schwangerschaft mit Hindernissen, Unfall Yves hatte immer noch das Ersparte, was eigentlich für einen Kinderwagen gedacht war. Wir hatten vor uns dafür ein kleines, altes Auto zu kaufen. Gefunden hatten wir schnell etwas. Einen alten VW-Passat, mit noch drei Monaten TÜV. An einem Wochenende, kam es dann über uns. Wieder einmal sprachen wir über unser verlorenes Baby. In diesem Moment merkten wir, das wir noch lange nicht darüber hinwegwaren. Der Kurzschluss kam und wir entschlossen uns einfach alle Brücken abzubrechen und nach Spanien abzuhauen, mit dem alten PKW, den wir gekauft hatten. Wir wollten nach Loret de Mare und die schönen Erinnerungen des Urlaubs vom letzten Mal, zu unserem Lebensinhalt machen. Also ließen wir alles stehen und liegen und fuhren los, Richtung Spanien. Dort wollten wir alles vergessen und ein neues Leben anfangen. Zu diesem Zeitpunkt verloren wir die Realität zur Wirklichkeit, ohne weiter zu überlegen, das es gar nicht so einfach war, ohne Geld und Ziel, in einem fremden Land zu überleben. Mit genau 450 DM fuhren wir los. Yves schmiss seine Arbeit hin und im Kindergarten, erzählten wir das wir verreisen würden. Das Geld, was wir mitgenommen hatten, ging allein schon für Autobahngebühren und Benzin drauf. Es blieb nur ein kleiner Rest. Wir kamen genau vor dem Hotel an, wo wir damals Urlaub gemacht hatten. Und das, ohne Straßenkarte. Die ersten Tage, genossen wir die spanische Meeresluft und ernährten uns, von Brot und Tomaten. Das reichte vorerst, denn es war sowieso Hochsommer und zu warm zum Essen. Ich schlief nachts mit Yves auf den Vordersitzen des Autos und Nadine hatte genügend Platz auf dem Rücksitz. Sie war noch klein und konnte darauf schlafen, wie auf einer Couch. Ihr machte das ganze natürlich einen Riesenspaß. Am Anfang lief auch alles ganz gut. Wir gingen schwimmen, spazieren und bis wir abends einschlafen konnten, beobachteten wir die Fledermäuse. Doch dann kam der Tag, an dem auch der letzte Pfennig aufgebraucht war. Der erste Hunger kam und Benzingeld hatten wir auch nicht mehr. Jetzt hieß es, improvisieren. Zurück wollten wir eigentlich nicht und so kam uns die Idee, zur Polizei zu gehen. Wir überlegten uns natürlich vorher eine tolle, glaubwürdige Geschichte. So eine Art Notlüge. Nadine vor uns herschiebend, erzählten wir also bei der Polizei, das wir bestohlen worden wären und nun deswegen mit dem kleinen Kind, im Auto schlafen müssten. Dabei verzogen wir keine Mine. Noch nicht mal rot wurden wir dabei, denn es ging ja um das nackte überleben. Man sollte es kaum glauben, aber wir hatten Glück. Es gab dort einen Polizisten, der Deutsch sprach und auch in Deutschland, studiert hatte. Aus Mitleid, wegen des Kindes, besorgte er uns über ein Reisebüro, eine Pension mit Verpflegung. Zweimal am Tag warmes Essen und das nur vom Besten. Spezialitäten wie Paella und viele Sachen mehr. Das Zimmer mit Dusche wurde uns für eine Woche reserviert. Unser Auto ließen wir während dieser Zeit einsam und verlassen, auf dem Parkplatz stehen. Als wir dann aber doch mal danach sehen wollten, stellten wir fest, das der Wagen mittlerweile, wirklich aufgebrochen worden war. Gestohlen wurden uns ein paar Anziehsachen, denn mehr war ja auch nicht drin. Nach einem Aufenthalt von sieben Tagen, fuhren uns ein paar Polizisten zum Busbahnhof. Sie drückten uns Tickets in die Hand für nach Barcelona. Dort sollten wir nämlich zum deutschen Konsulat. Auf diese Art und Weise, bekamen wir sogar noch die Hauptstadt zu sehen. Beim Konsulat sollte man sich dann um unsere Rückreise kümmern. Die Angestellten von dort, setzten sich telefonisch, mit unserer Bank in Verbindung. Diese schickte das Geld für unsere Rückreise per Fax, innerhalb von zwei Stunden. Und das, obwohl unser Konto bis auf Null geplündert war. Aus unserem Neuanfang in Spanien, war also ein noch besserer Urlaub geworden. Schöner noch als der erste Aufenthalt damals. Braungebrannt machten wir uns also wieder auf den Heimweg. Das alte Auto hielt durch bis zum Ende. Danach, war er nur noch reif für den Autofriedhof. Was sollte man mehr verlangen von einem PKW der nur so wenig gekostet hatte und uns bis Spanien und zurück gebracht hatte. Immerhin 1900 Kilometer! Zu hause angekommen, stand meine Nachbarin vor der Tür. Sie schimpfte heftig mit uns, weil wir niemandem erzählt hatten, das wir vorhatten abzuhauen. Diese gute Seele, hatte sich Sorgen um uns gemacht und wollte schon am nächsten Tag, eine Vermisstenanzeige aufgeben. Wir waren also gerade noch rechtzeitig zurück gekommen. Die gute Frau hatte sich aber schnell wieder beruhigt, denn im Grunde genommen, war sie froh, uns drei gesund wieder zu sehen. Das war auf jeden Fall eine Erfahrung wert, denn 14 Tage Urlaub, dazu noch ohne zu bezahlen. Das sollte erst mal jemand nachmachen. Aber ob wir uns so etwas noch mal getraut hätten, wer weiß das schon??? Nadine ging am nächsten Tag wieder in den Kindergarten. Mit Yves, war es da schon etwas schwieriger, denn er hatte mittlerweile die Kündigung im Briefkasten liegen. Aber selbst das, war uns die ganze Sache wert. Er verdiente sowieso nicht genug ,auf dieser Arbeitsstelle. Wichtiger war auch, das wir uns endlich etwas, von dem Erlebnis, mit dem Baby erholt hatten. Wir mussten uns damit beschäftigen, wie es in Zukunft weitergehen sollte. Drei Wochen war Yves etwa arbeitslos. Während dieser Zeit meldete er sich beim Arbeitsamt. Er bekam jedoch keine finanzielle Unterstützung von dort, da er sieben Jahre für das belgische Militär gearbeitet hatte. Das zählte in Deutschland nicht. Uns blieb also nichts anderes übrig, als für diese Zeit, eine Überbrückung zu beantragen. Es war uns zwar etwas peinlich, aber deswegen schauten wir auch jeden Tag die Arbeitsangebote in der Zeitung nach. Nach drei Wochen schon, hatten wir Glück. Yves bekam über eine Zeitfirma eine Arbeitsstelle, als Kranführer. Dies Arbeit beherrschte er sofort, denn es machte ihm sehr viel Spaß. Erstaunlich, denn er hatte nicht gelernt, einen Kran zu führen. Der einzigste Nachteil bei dieser Firma war, das man dort Schichtarbeit machen musste. Dennoch war es akzeptabel, allein schon wegen des Verdienstes. Etwa ein Jahr war nun vergangen, seit dem Verlustes unseres Babys. Ich wurde erneut schwanger. Es war gerade Anfang Juli 1990. Als ich die Bestätigung dieser Schwangerschaft bekam, überkamen uns wieder schlimme Ängste. Die Ereignisse waren wieder erwacht. Denn meinen kleinen Jungen hatte ich genau, im gleichen Monat, ein Jahr vorher, verloren. Noch einmal so etwas, nach so kurzer Zeit, würden wir nicht unbeschadet, überstehen. Sofort suchte ich mit Yves zusammen, einen Frauenarzt auf, der mir empfohlen worden war. Mein Vertrauen zu den Ärzten, war gleich null. Und meine Angst dafür um so größer. Der Arzt, der mir empfohlen worden war, schien aber ganz in Ordnung zu sein. Wir erzählten ihm einfach, was wir vor einem Jahr erlebt hatten und das wir ängstlich waren, das so etwas noch einmal passiert. Um mir ein wenig die Angst zu nehmen, schlug der Arzt vor, das ich einmal die Woche, zu ihm in die Praxis kommen sollte. Das erleichterte mich unglaublich und ich verpasste keinen Termin. Ich fühlte mich dadurch, etwas sicherer. Bis zum vierten Monat verlief die Schwangerschaft ohne irgendein Problem. Dann ging es wieder los. Ich ging auf die Toilette, und da plumpste etwas dort rein. Es war ein großes Stück Blut, das Ganze sah aus, wie ein Stück Leber. Das kannte ich von den Fehlgeburten, die ich mit achtzehn Jahren hatte. Ich bekam eine Gänsehaut und traute mich erst gar nicht Yves zu rufen. Das würde er bestimmt nicht verkraften. Seine Albträume waren doch gerade erst weniger geworden. Aber wohl oder übel, musste ich ihn dann rufen und wie erwartet bekam er die Panik, die ich erwartet hatte. Wir waren am Boden zerstört. Ich packte das Stück, das in das WC hineingefallen war, in einen Plastikbeutel. Nadine brachten wir mal wieder, zu unserer Nachbarin und fuhren anschließend, sofort in die Klinik. Natürlich nicht in diese Horrorklinik, von damals, denn da hätten mich keine zehn Pferde mehr hingebracht. Ich hatte von meinem Arzt eine Adresse für den Notfall bekommen. Eine andere Klinik. Es war Wochenende und er hatte kein Dienst. Das Hildegardis Krankenhaus wirkte viel vertraulicher, als die Kölner Uniklinik. Genau vor der Babystation, mussten wir auf eine Ärztin warten. Ich hörte das Baby Geschrei der Babys, hinter mir und konnte es einfach nicht fassen, das uns so ein süßer Schreihals, nicht gegönnt war. Jedes mal diese Vorfreude, vermischt mit Ängsten, war einfach unerträglich. Die Ärztin kam auf uns zu und sah, das ich völlig aufgelöst war. Sie beruhigte mich und gab den Beutel, den ich mitgebracht hatte, ins Labor. Die anschließende Untersuchung ergab, das ich durchaus noch schwanger war. Ein großer Stein fiel uns vom Herzen. Eine unbeschreibliche Erleichterung. Die Ärztin rief einen Chefarzt zu uns ins Untersuchungszimmer. Dieser Mensch war das ganze Gegenteil von dem Professor Bolte, aus der Uniklinik, von damals. Als wir ihm von dem Vorfall, des Jahres davor, erzählten, war er sehr einfühlsam. Er hörte uns aufmerksam zu und verstand völlig, das wir panische Angst hatten. Nach einem Telefonat des Labors, stellte sich heraus, das ich normalerweise Zwillinge erwartet hatte. Der eine Fötus jedoch, hatte sich abgelöst. Es war traurig, aber im Grunde genommen, waren wir froh, doch wenigstens ein Kind bekommen zu können. Schon bei der Untersuchung waren meine Blutungen vollständig verschwunden. Nach einem weiteren langen Gespräch mit dem Chefarzt, beschloss dieser, mich ab dem sechsten Monat, zu zunähen, beziehungsweise eine Cerclage zu legen. Vor dem sechsten Monat würde dieser Eingriff, zu risikoreich sein. Ohne Bedenken, durfte ich das Krankenhaus, am selben Tag, wieder verlassen. Danach ging ich sogar zwei mal in der Woche zu meinem Frauenarzt, damit bis zum sechsten Monat auch gar nichts passierte. Ich schonte mich so gut es ging und merkte schon ziemlich früh, die Bewegungen, meines Babys. Jedoch von meiner innerlichen Beunruhigung konnte ich mich nicht loslösen. Der Termin für die Operation der Cerclage, kam dann doch ziemlich schnell. Verständlicherweise ließ Yves mich keine Sekunde aus den Augen. Im Hildegardis Krankenhaus angekommen, führte der Chefarzt nochmals, ein aufklärendes langes Gespräch mit uns. Er wollte die Cerclage schon am nächsten Morgen anbringen. Ihm war sehr daran gelegen, es schnell zu machen, damit wir endlich etwas Ruhe fanden. Wieder mal schlief ich die ganze Nacht nicht. Yves stand pünktlich zur Operation in meinem Zimmer. Er begleitete mich bis vor dem OP. Mit hinein durfte er nicht, denn das war streng verboten, wegen der Hygiene und Bakterien. Man gab mir eine leichte Narkose und währenddessen unterhielt sich der Arzt mit mir. Schon nach wenigen Sekunden schlief ich ein und mein letzter Gedanke war, das man mir hoffentlich nicht sagen würde, das mein Baby nicht mehr da wäre, wenn ich aufwache. Als ich in meinem Zimmer wieder langsam wach wurde, sah ich nur verschwommen, Yves Gesicht neben mir. Ich versuchte seinen Gesichtsausdruck zu definieren. Trauriges konnte ich aber nicht darin erkennen. Vorsichtig fragte ich ihn, ob mein Baby noch da wäre und alles gut gelaufen war. Als er dann nur noch grinsend nickte, war ich beruhigt. Noch sechs Tage, musste ich mit strenger Bettruhe in dem Krankenhaus bleiben. Yves kam mich jeden Tag mit Nadine besuchen. Er hatte für diesen Sonderfall in der Firma Urlaub bekommen. Nach dem Krankenhausaufenthalt ging ich nach wie vor, einmal die Woche zum Frauenarzt. Man sagte mir, das es nicht mehr so oft nötig wäre, aber das ließ ich mir nicht nehmen. Die darauffolgenden Wochen verliefen ohne Komplikationen. In der 37.sten Woche verlor ich dann, trotz der Cerclage, Fruchtwasser. Wieder mal war es Wochenende und ab ging es, ins Krankenhaus. Meine Tochter überließen wir wieder mal unserer Nachbarin, Frau Kreuz. Sie war sowieso mittlerweile zur Ersatzoma meiner Tochter geworden. Zu meinen Eltern wollten wir sie nicht bringen, da es ihnen immer lästig war. Gerade am Wochenende wollten und konnten sie nicht auf ihren Frühschoppen verzichten. Außerdem bekam man dort immer zu hören, das sie ab dem Zeitpunkt unserer Volljährigkeit, nicht mehr für uns zuständig wären. Man hätte ihnen sowieso schon achtzehn Jahre ihres Lebens gestohlen. Das sollte man sich eigentlich vorher überlegen, bevor man Kinder auf die Welt setzt. Den Kontakt hielten wir so gering wie nur möglich, denn meine Eltern ständig in der Gaststätte zu besuchen, war nicht sehr angenehm. Yves kannte die Wohnung meiner Eltern gar nicht. In der Klinik angekommen, schaute der Chefarzt, sofort nach dem Rechten. Er stellte fest, das ich in der Fruchtblase ein kleines Loch hatte und die Cerclage schon ins Fleisch schnitt. Die Naht wurde daraufhin entfernt. Es machte nur noch Platsch und aus mir heraus, kam der reinste Wasserfall. Ein grausiges Gefühl überkam mich. Doch unbegründet, denn der Arzt teilte mir mit, das nur die Fruchtblase geplatzt war. Das Baby war weit genug, um das Licht der Welt zu erblicken und ich bräuchte mich nicht sorgen. Nun hieß es einfach abwarten. Yves beobachtete alles sehr aufmerksam und wich nicht einmal von meiner Seite. Man legte mich vorsichtshalber in den Kreissaal und dort verlangte Yves direkt ein Telefon, was ich auch sofort bekam. Die Bevorstehende Geburt sollte noch einige Stunden dauern und so konnte Yves erst einmal, beruhigt nach Hause fahren. Ich wurde an einen CTG angeschlossen. Das war ein Gerät, mit dem man die Herztöne, des Kindes überwachte. Und auch die Wehen konnte dieses Gerät aufzeichnen. Bis etwa 23 Uhr rief Yves mich stündlich an. Danach nicht mehr, denn ich musste ja auch Rücksicht, auf die anderen werdenden Mütter, nehmen. Um 24 Uhr bekam ich dann die ersten Wehen. Die Hebamme jedoch, sagte das auf dem Gerät nichts zu sehen war. Ich dachte so bei mir, das es wohl an der Nervosität liegen würde, das mir dieses Wehengefühl vermittelte. Es waren keine starken Schmerzen und so schlief ich dann schnell ein. Als erstes als ich dann morgens erwachte, rief ich Yves an und erzählte ihm von den leichten Schmerzen. Innerhalb einer halben Stunde war er bei mir. Nur der liebe Gott weiß, wie er das so schnell geschafft hatte. Man schob mich in den Kreissaal und schloss mich an ein anderes CTG Gerät an. Später stellte sich heraus, der vorige Apparat war defekt. Und hatte deswegen meine Schmerzen nicht aufgezeichnet. Die Wehen hatten wieder angefangen und dieses mal sah man es auch, auf dem intakten Gerät. Man setzte mir eine Infusion, in der man dann wehenförderndes Mittel hineinspritzte. Ohne Fruchtwasser sollte ein Baby nämlich innerhalb 24 Stunden, geboren sein. Tapfer hielt Yves meine Hand und unterstützte mich. Die Schmerzen wurden unerträglich und ich schrie bei jeder Wehe. Das taten alle Frauen während der Geburt. Ich zerquetschte Yves bald die Hand, aber das war ihm völlig egal, denn er erlebte zum ersten Mal in seinem Leben eine Geburt, so nah. Er schaute konzentriert zu und wollte keine Einzelheit verpassen. Es war der 17 Februar 1991 um 11 Uhr 35 als ich dann unseren gemeinsamen Sohn, in den Armen hielt. Der kleine Kevin-Marco wurde gewaschen und untersucht. Er war noch etwas leicht und klein, denn er war ja schon in der 37 Schwangerschaftswoche gekommen. Man stufte ihn noch als Frühgeburt ein. Kevin brauchte aber nicht in den Brutkasten, da er kerngesund war. Nun legte man Yves das kleine Würmchen in den Arm. Er hatte mir von Anfang bis Ende tapfer beigestanden, aber das schien dann doch zuviel zu sein. Seine Kräfte schienen ihn zu verlassen. Ihm wurde schwindelig und übel. Die Hebamme, die uns die ganze Zeit betreut hatte nahm ihm den Kleinen ab. Sie schickte Yves ans Fenster, für frische Luft zu schnappen. Er wäre sonst wahrscheinlich noch umgefallen. Nach einigen Minuten hatte er sich aber schon wieder erholt. Zwei Stunden musste ich noch in dem Kreissaal bleiben, zur Beobachtung. Wir nutzten diese Zeit, um unseren Sohn zu begutachten. Danach kam ich wieder auf mein Zimmer. Man versprach mir Kevin anzuziehen und ihn danach sofort zurück zu bringen. Yves nutzte diese Gelegenheit um Nadine zu holen. Nach einer halben Stunde waren die Beiden wieder bei mir. Mein Baby Kevin hatte man mir auch mittlerweile gebracht. Er lag direkt neben mir, in einem Kinderbettchen und schlief selig. Nadine machte ganz große Augen, denn endlich war ihr versprochenes Geschwisterchen da. Wir waren alle sehr glücklich. Alles verlief soweit gut und ich konnte nach sieben Tagen, das Krankenhaus verlassen. Wir bedankten uns immer und immer wieder, bei dem Arzt und der Hebamme, für die wunderbare Behandlung dort. Als wir uns nach etwa einem Jahr, mal nach der Hebamme erkundigten, sagte man uns, das sie schwer an Krebs erkrankt war. Da hilft solch eine Frau, hunderten von Babys auf die Welt und wird mit vierzig Jahren so krank. Echt traurig wie das Schicksal manchmal zuschlägt. Die ersten zwei Monate mit Kevin zu Hause, kamen wir Tag und Nacht nicht zum Schlafen. Er schrie ständig. Er hatte eine Dreimonatskolik. Das Pech ließ auch nicht lange auf sich warten, und holte uns schnell wieder ein. Yves kam früher, als gewöhnlich nach Hause. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Ich erschrak und fragte ihn, was passiert wäre. Er hatte sich auf der Treppe des Kranes, auf dem Weg nach unten, den Knöchel umgeknickt. Nachdem ich mir seinen Fuß angesehen hatte, stellte ich fest, das er sehr blau und geschwollen war. Wieder einmal war es Wochenende und Notdienst hatte nur die Horrorklinik, in der man mir mein Kind nahm. Als Yves versuchte auf zu treten, schossen im die Tränen in die Augen und er schrie. Uns blieb also nichts anderes übrig, als den Notdienst der Uniklinik, in Anspruch zu nehmen. Yves wollte nicht dorthin, aber seine Schmerzen, überzeugten in dann doch. Uns blieb einfach nichts erspart. Wieder musste meine Nachbarin hinhalten um aber dieses mal auf zwei Kinder aufzupassen. Gott sei Dank war sie Rentnerin und hatte auch die Zeit unsere Kinder zu hüten. Sie hatte etwas Angst, da Kevin ja noch ein Säugling war und sie sich das nicht zutraute. Also, mussten wir uns wohl oder übel beeilen. Auf ging es also zur Horrorklinik. Nach den Röntgenaufnahmen, stellte sich heraus, Bänderriss und dreifacher Bruch im Fußgelenk. Der Arzt sagte zu Yves, das man ihm eine Metallplatte einoperieren müsste, um den Knochen wieder zu reparieren. Obwohl mein Liebling starke Schmerzen hatte, lehnte er das strikt ab. Yves sagte dem Arzt, das er keinerlei Vertrauen hätte und verlangte nur nach einem Schmerzmittel. Er wollte das Krankenhaus so schnell wie nur möglich, wieder verlassen. Er musste ein Papier unterschreiben, das er die Klinik, auf eigene Verantwortung, verlassen wollte. Yves bekam die Röntgenbilder mit und wir gingen wieder. Als wir dann zu Hause angekommen, unsere Kinder wiederholten, stand meine Nachbarin völlig fertig in der Tür. Kevin hatte die ganze Zeit geschrieen. Wir nahmen ihr die Kinder ab und bedankten uns, bei der armen Frau. Die ganze Nacht darauf, konnte Yves vor lauter Schmerzen, nicht schlafen. Kevin hatte auch die ganze Nacht durch, ununterbrochen geweint. Ich war am Morgen total erledigt. Aber wir mussten noch zu einem Unfallarzt, mit Yves Fuß. Seine Praxis, befand sich genau gegenüber, unseres Hauses. Dieses mal nahm ich die Kinder mit, denn das wollte ich meiner lieben Nachbarin nicht noch mal antun. Sie hatte mir wegen Kevin, so leid getan. Der Unfallarzt, bestätigte unsere Entscheidung, die Operation am Fuß abzusagen. Den Knöchel konnte man auch ohne Metallplatte wieder hin bekommen. Eine Operation wäre schmerzhaft und völlig unnötig gewesen. Nur die Behandlung dauerte so etwas länger. Wir sahen uns wieder bestätigt, das diese Uniklinik, wirklich nichts taugte. Yves bekam einen Gips und sollte einmal die Woche, zur Kontrolle kommen. Das bedeutete für mich doppelte Arbeit zu Hause, denn mit seinem Gipsfuß konnte ich wohl kaum, viel Unterstützung erwarten. Am nächsten Tag schickte ich die Krankmeldung von Yves, zu seiner Firma. Er war insgesamt zwei ein halb Monate arbeitsunfähig. Nach seinem Gips, bekam er einen Stützschuh. Sein Knöchel, war auch ohne Operation und Metallplatte, wieder gut verheilt. Nach dieser Zeit ging Yves wieder ganz normal arbeiten. Fortsetzung folgt.......;

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Marion Hartmann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.02.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Das wahre Gesicht des Lebens von Marion Hartmann



Dieses Buch ist ein Teil meines Lebens, das ich schrieb, als ich gerade mein zweites Kind verloren hatte. Bis dahin war mir unbegreiflich, warum es gerade immer mich traf, dieses viele Pech und Unglück. Mir alles von der Seele zu schreiben, war eine große Erleichterung für mich, zu vergleichen mit einer Therapie. Es half mir einfach . In dem Moment , als ich alles Erlebte niederschrieb, durchlebte ich zwar alles noch einmal und es schmerzte, doch ich hatte mir alles von der Seele geschrieben und fühlte mich erleichtert. Genau dieses Gefühl, möchte ich an Leser heranbringen, die auch vom Pech verfolgt sind, damit sie sehen, das es trotzdem doch immer weiter geht im Leben. Ebenso möchte ich es an Menschen heranbringen, die nicht soviel Pech im Leben hatten, aber sich gar nicht mit anderen Sorgen von Fremden belasten wollen. Und wenn es nur ein einfaches Gespräch oder ein guter Rat ist, das hilft schon sehr viel.

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