Ursula Aswerus

Ausgesetzt --- Teil 2 - Findling

Frau Buk sitzt grübelnd am Fenster, schaut auf die menschenleere Strasse, sie sieht nicht die schwarz vermummte Gestalt die mit hastigen Schritten An den Häusern entlang läuft. Karl ihr Mann, Walter ihr einziger Sohn, beide sind im Krieg gefallen, mit seinen 16 Jahren ein halbes Kind noch. Was hatten sie doch für Pläne. Karl ein großer blonder Mann mit seinen blau leuchtenden Augen, immer gut Gelaunt. Auch noch als er sich von ihr verabschiedete, Tildchen du wirst sehen Bald bin ich wieder bei dir, und auf unseren „Kleinen“ passe ich gut auf. Nahm sie lachend in die Arme, drückte sie fest, ging ohne sich noch einmal Um zu drehen zur Tür hinaus, nicht ahnend das er Frau und Sohn nie wieder Sehen würde. Walter war schon zwei Tage vorher zu seiner Einheit abkommandiert Worden. Tränen liefen ihr die schmalen verhärmten Wangen herunter, sie griff in die bunte Kitteltasche um ein Taschentuch heraus zunehmen und putzt energisch die Nase. Sie stand auf und geht zum alten Kohleofen der in der Wohnküche stand er strahlte in dem kleinen Raum eine wohlige Wärme aus. Sie schaute in die alte weiße Emalienkanne ob noch ein Schlücken von dem Eratzkaffe da war. Nahm aus dem alten Bauernschrank, der ein Erbstück von ihren Eltern war eine Tasse heraus, schüttete den Rest Kaffee hinein, setzte sich an den Tisch auf dem eine von ihr gestickte Decke lag. Sie trank den Kaffe in kleinen Schlückchen, es war ihr letzter. Wenn sie wieder Aufträge von den Nachbarn zum Nähen erhielt, bekam sie Kaffe und zu essen. So ganz in Gedanken versunken, schrak sie auf, was war das? Es klang wie leises Weinen, eher ein wimmern, wie von einem Kind, aber das konnte nicht sein. Im Haus wohnten nur zwei ältere Ehepaare, die anderen waren im Krieg um gekommen. Sie stand auf und ging zur Tür öffnete sie vorsichtig und horchte, da jetzt wurde das weinen lauter, eindringlicher, hastig ergriff sie die Schlüssel vom Haken, verschloss die Tür Eilte die Treppen herunter, fast wäre sie über ein kleines rotes Bündel gestolpert, sie bückte sich und hob es auf, vor Schreck blieb ihr die Luft weg. Ein Säugling nicht älter als ein paar tage schrie aus Leibeskräften behutsam trug Sie es die Treppen hoch öffnete eilig die Tür, sicher war es hungrig und die Windeln waren auch nass. Sie überlegte dass die Flasche von Walter noch im Schrank stand, nahm sie heraus schüttete den Rest Kaffee hinein. Das Kind sog heftig am Schnuller. bis die Flasche leer war. Das Baby auf dem Arm suchte Tilde nach Küchentüchern im Schrank. legte Es auf die Schlafcouch um es frisch und sauber zu wickeln, die Kleine war ein Mädchen, schlief sofort ein. Tilde kam nun erst dazu einen klaren Gedanken zu fassen, wer setzte so ein kleines Wesen Aus? Ganz in der Nähe gab es ein Kinderheim das von Ordensschwestern geleitet wurde. Bei dieser Kälte, wenn sie es nicht gefunden hätte, wäre das Kind erfroren, nicht aus zu denken. Wie herzlos konnte eine Mutter sein. Was sollte sie tun? Es behalten? Wieder ein Kind haben, ein Geschenk des Himmels? Aber sie konnte sich selbst von dem wenigen kaum ernähren. Wehmütig schaute sie auf das schlafende Kind, ihr Entschluss stand fest. Nahm aus dem Kleiderschrank ihren braunen Mantel, band ein buntes Tuch um den Kopf. Wickelte die Kleine in die dicke Couchdecke. So komm mein Mädchen ich bringe Dich zu guten Schwestern dort bekommst du genug zu essen und wirst gut versorgt. Nahm das Kind auf dem Arm, verschloss sorgfältig die Tür und eilte die Treppen hinunter. Draußen schnitt ihr der eisige Wind in, s Gesicht. Die Strasse war wie aus gestorben, Tilda drückte das Kind fest an sich, eilte über die Strasse, vor einem dunklen Backsteinhaus blieb sie stehen, die kleinen Fenster von der Säuglingsstation waren hell erleuchtet. Sie drückte stürmisch auf den Klingelknopf, Schwester Regina öffnete die Tür, „schön Frau Buk das sie uns besuchen kommen“ sagte sie freundlich. und lies Tilda eintreten. „Was bringen sie uns gutes?“ Ein Baby stieß Tilda atemlos hervor, sie übergab der Scwester das kleine Bündel, die gar nicht darüber erstaunt war, wie viele Mütter wurden hier ab gegeben von Müttern die in Not waren. Tilda erzählte die ganze Geschichte, jetzt war Schwester Regina doch erschüttert, sofort rief sie nach den Mitschwestern, eine der Schwestern nahm das Kind um es auf die Säuglingstation zu bringen. Die Mutter Oberin bedankte sich für Tildas Hilfe, die auch gleich fragte was mit dem Baby nun geschehen würde. Wir müssen die Behörden einschalten, dann werden wir weiter sehen, Sobald wir näheres wissen, teilen wir es ihnen mit Frau Buk sagte die Mutter Oberin freundlich zu ihr. Tilda bedankte und verabschiedete sich, froh darüber diesen Schritt getan zu haben, zum Wohle des Kindes.. Ein paar Tage später las sie einen Bericht in der Zeitung: Es wurde ein etwa zehn Tage altes Baby in einem Hausflur auf der Treppe liegend von einer Hausbewohnerin gefunden, die Polizei stellt Ermittlungen an.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Ursula Aswerus).
Der Beitrag wurde von Ursula Aswerus auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.03.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Ursula Aswerus als Lieblingsautorin markieren

Buch von Ursula Aswerus:

cover

Gut, dass es dich gab, Muttchen ... von Ursula Aswerus



Sven, ein achtjähriger, aufgeweckter Junge, versteht seine kleine Welt nicht mehr. Unversehens bricht die Pflegefamilie, die ihn als Säugling aufgenommen hat, auseinander. Die heißgeliebte Pflegemutti Erika erkrankt schwer. Ihr harter Mann Richard bringt Sven in ein Kinderheim, in dem der Junge fast zerbricht. Eine mütterliche Frau gibt dem Leben des Jungen eine neue Wende. Sie schenkt ihm Liebe und Fürsorge. Als Erika, seine frühere Pflegemutter, Sven nach vielen Jahren wiederfindet, übt sie Verzicht. Ein Mutterherz vermag viel.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Wahre Geschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Ursula Aswerus

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ausgesetzt --- Teil 3 - Ein Zuhause? von Ursula Aswerus (Wahre Geschichten)
Unser Hund Schiefkopf von Karl-Heinz Fricke (Wahre Geschichten)
autobiographisch...mein Freund Peter von Rüdiger Nazar (Sonstige)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen