Günther Jankowski

Kein Fluchtweg

 

Kein Fluchtweg

 

 

 

Dummerweise gab es keine andere Strecke. Ich musste durch diesen katastrophalen Tunnel fahren, weil ich mir den Umweg von 45 Km, über eine Brücke, ersparen wollte. Also, hinein in den Schacht. Es könnte ein Selbsttest werden. Mir war klar, dass ich eine Tunnelphobie habe. Sich der Situation stellen, heißt es. Gegen die Angst ankämpfen. Alles nur Theorie. Oder? Mein Puls beschleunigte sich. Schnell öffnete ich noch einmal alle Fenster und das Schiebedach, um genug frische Luft im Auto zu haben. Anfangs ging es recht zügig voran. Doch nach der Hälfte des Tunnels stockte der Verkehr und es lief nichts mehr. Stillstand. Mein Herz pochte. Kein Fluchtweg! Kein Arzt in der Nähe! Aus lauter Verzweiflung drehte ich das Radio noch lauter. Dann nahm ich aus dem Handschuhfach ein kleines Denkspiel heraus, um mich damit abzulenken. Ich habe es immer dabei, denn es ist  sehr nützlich in solchen Situationen. Ich konzentrierte mich auf die Aufgabe. Nach kurzer Zeit beruhigte ich mich und mein Puls wurde wieder normal. Meine ganze Aufmerksamkeit widmete ich dem Spiel. Ich erschrak, als der Autofahrer hinter mir hupte. Endlich, es ging weiter. Schnell legte ich mein Spiel beiseite, und fuhr meinem Vordermann hinterher. Das Ende des Tunnels nahte. Nur noch ein paar Meter. Geschafft, der Tunnel war durchfahren, und ich war völlig fertig. Mein Auto scheinbar auch, denn der Motor fing auf einmal an zu ruckeln. Als ich auf die Benzinanzeige sah, traf mich der Schlag. Null, alle, leer. Verflucht! Wie konnte mir so etwas passieren? Das ist mein Ende. Womit wurde ich bestraft? Eigene Dummheit, sagte ich mir. Bis zur nächsten Ausfahrt war es nicht mehr weit, vielleicht 150 Meter. Aber ich schaffte es nicht mehr, mein Auto blieb stehen. Jetzt konnte ich mein Spiel nicht `mal eben herausholen, schnelles Handeln war angesagt. Hoffentlich ist genug Benzin im Reservekanister? Vorsichtig stieg ich aus dem Auto und ging zum Kofferraum. Ich griff zum Benzinkanister. Gott sei Dank er war voll. Das Einfüllen der fünf Liter nahm kein Ende.  Wieder wurde hinter mir gehupt. Ich merkte, wie ein Autofahrer auf der Reservespur neben mir vorbei raste. Er hatte sicherlich einen Grund. Möglicherweise eine Phobie. Mir ging es ja fast genauso. Nur blieb mir jetzt  keine Zeit mehr, darüber nachzudenken.....

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.03.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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