Markus Gillitzer
schreibversuch0
Was für ein Schmerz, was für ein Gefühl. Er war ganze fünf Sekunden tot
gewesen, war zuvor gestorben und jetzt war er wieder am leben. Er hatte
alles aufgezeichnet, alle seine Gefühle, Schmerzen, Ängste.
Den Chip auf dem die Daten ruhten, würde er zu seinem allerheiligsten
Besitztum machen. Jedes Mal wenn es ihm schlecht ging, würde er den
Chip benutzen und diese Eindrücke 1:1 erneut erleben, dann würde jedes
Problem nichtig und klein aussehen und er würde wieder Freude
empfinden, für das was war. Es würde auch der Schlüssel zu Reichtum
sein, denn bis jetzt war es keinem gelungen weiterzuleben, nachdem er
erschossen worden war.
Die Chips eines Sterbenden würde keiner kaufen, denn dann würde er auch
sterben, doch wenn er wieder aufwachte danach, dann würde das reisenden
Absatz garantieren.
Es war bereits eine Woche her, dass ihm dies Meisterstück gelungen war,
die Verhandlungen mit Chipherstellern stressten ihn unabdingbar und als
er nach der Vid-Konferenz alleine an seinem Schreibtisch
zurückgeblieben war, wanderte die Hand von alleine in die Tasche zu dem
Chip, ohne es zu wissen, legte sie den Chip in die Buchse und seine
Wahrnehmung wurde in eine andere Welt geschleudert.
Abscheuliche Angst durchflutete seinen Körper, sein Atem stockte als er
die dunkle Gestalt mit der Maschinenpistole entdeckte. Er konnte nicht
reagieren, sein Geist wurde durch gerüttelt als eine Salve in
Oberschenkel und Bauch einschlug. Sofort war er da, nur ein kurzer
Moment gefühllose Stille, dann die Schmerzen welche die Projektile beim
durchschlagen seines Körpers hervorgerufen hatten.
Sein Körper zuckte spastisch im Bürostuhl, als er in Gedanken mit einer
weiteren Salve in die Brust von den Beinen geholt wurde. Da war es
wieder. Dieses Zeitlupengefühl, er sah sogar die letzten zwei
Projektile auf sich zufliegen. Er verließ seinen Körper und nahm
dennoch den brennenden Schmerz in seiner Vollkommenheit war, als ihm
die fliegenden Metallbatzen das Fleisch vom Skelett rissen, Knochen
splitterten unter der Wucht und selbst das Gurgeln, als sich seine
Lunge mit seinem Blut füllte hatte diesen abnormalen Klang der
Unbesiegbarkeit.
Mittlerweile schoss schon fast mehr Adrenalin als Blut durch seine
Adern, erhöhte die Reaktionszeit seiner aufgefaserten und zerrissenen
Nervenbahnen und während ihn die Wonne des letztens Glücks
durchflutete, begann es dunkel zu werden.
Er genoss diese Ruhe, liebte die Vorstellung seiner Coolness dem Tod in
die Augen zu sehen, sich umzudrehen und wegzugehen ohne das dieser ihn
erreichen konnte.
Jetzt setzte die Wirkung seines Umkehrzaubers ein, erneut pfiffen die
Kugeln durch seinen Körper, zerfleischte Organe setzten sich wieder
zusammen und nahmen ihre eigentliche Form wieder an. Während die Kugeln
rückwärts flogen, die Nerven sich wieder regenerierten und sich die
Wunden der Haut schlossen, normalisierten sich die Empfindungen wieder,
nur der bittere metallene Geschmack und die Aufgedrehtheit wie nach
einem beinahe passierten Autounfall blieben zurück. Das war der
Schlüssel zu seinen Millionen.
Er ließ die Augen geschlossen, vorsichtig entnahm die Hand den Chip aus
seiner Körperbuchse und als er seine Augen langsam öffnete breitete
sich ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht aus, er fühlte sich Gott
ebenbürtig. Er hatte ihn einfach stehen lassen, er konnte nicht mehr
sagen wie oft er in den letzten paar Tagen gestorben war, doch es war
immer dasselbe positive Gefühl nachdem er zurückgekehrt war.
Im Gegensatz zum Tod waren seine Geschäftsprobleme nichtig, so dass er
sie ungeachtet beiseite schob. Nach einer weiteren Viertelstunde des
Schwelgens im eigenen Glück, erhob er sich langsam um das Büro zu
verlassen.
Er drehte sich um und da war es wieder, dass Bild der auf ihn
gerichteten Waffe. Er registrierte es nicht wirklich, hielt es für
Erinnerungen an den Chip, dann hustete die Waffe gedämpft und spuckte
ihm den Tod entgegen. Der Zeitlupeneffekt setzte ein und gelassen
erwartete er die Treffer. Die Kugeln drangen in seinen Brustkorb ein,
er wurde von den Füßen gerissen und in dem Moment in dem eine Kugel
seine Wirbelsäule zertrümmerte manifestierte es sich, dass diesmal
irgendetwas anders war. Panik ergriff ihn, der Schmerz brandete Welle
für Welle gegen sein Bewusstsein. Es waren schreckliche Bruchteile
einer Sekunde bis die lindernde Wirkung des Schocks einsetzte. Die
Schmerzen nahmen ab, er behielt einen klaren Verstand und tastete mit
seinen Fingern nach der Chipbuchse und dem Chip in seiner Hosentasche.
Es waren höllische Schmerzen als er sich auf seinen Arm konzentrierte
um das Fingerspitzengefühl wieder zu erlangen um die Gewissheit zu
bekommen dass es nur der Chip war, der ihm da einen Streich spielte,
doch die Hosentasche war leer.
Ohne sich bewegen zu können, sah er mit an, als sich eine Gestalt aus
dem Schatten löste, auf seinen Schreibtisch zusteuerte. Seine Augen
folgten dem Fremden, welcher seinen Chip einfach in seine Tasche
steckte und das Büro verließ.
Er kämpfte, wollte schreien, es ungeschehen machen, doch brachte er nur
ein Röcheln zustande bevor sich seinen Pupillen erneut vor Schmerz
weiteten.
Es war an der Zeit dem Tod ins Gesicht zu sehen……
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.03.2005.
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