Kommentare unserer Leserinnen und Leser zum Gedicht
„Alte Wege“ von Jürgen Wagner


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Lieber Jürgen,

ein gefälliges Gedicht, das "die alten
Wege" aufgreift und erinnert. Aber mit
der letzten Strophe habe ich so meine
Schwierigkeiten...

Liebe Grüße zu dir - Renate

Jürgen Wagner (04.01.2017):
Es entstand, nachdem ich die Neuverfilmung der Winnetou-Trilogie gesehen hatte. Der letzte Vers ist eine Erinnerung an den Schamanismus. Man hat in Europa mit dem Christentum angefangen, andere Geister zu rufen: den heiligen Geist, den Retter Jesus, Gott und sein Reich, Mutter Maria. Dadurch wurden die alten Geister beruhigt und viel Angst und Unwissenheit wurde mit der Zeit aufgelöst. Aber dennoch stehen wir mit der neugewonnenen Freiheit und Macht heute noch mehr am Abgrund als zuvor. Man muss sich schon gut überlegen, wen man ruft - wenn man so etwas tut -, aber der Kontakt mit einem Baum, mit einem Fluss, mit einem Tier, mit einem Ahnen ist nichts Schlimmes. Alles ist beseelt. Wir ertragen diese Sprache ('Geister zu rufen') heute nicht mehr; in einer lebendigen Beziehung mit den Wesen und Dingen zu sein - so würden wir es heute vermutlich ausdrücken. Ich bin z.B. in einsamen Stunden gerne zu einem Baum gegangen, einem Ahorn, einer Linde - ich musste da nichts sagen, aber ich habe immer Hilfe empfangen. In die Richtung könnten wir vielleicht gehen. Danke - werde noch weiter darüber nachdenken! Morgengrüße von Jürgen

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Ja lieber Jürgen, wer das alles könnte...?
Liebe Grüße, Christa

Jürgen Wagner (04.01.2017):
Ich denke, es ist schon ausreichend, dass man Erfahrungen gesammelt hat. Es muss nicht der Ritt über die weite Steppe sein, es reicht auch die Fahrradtour in schöner Landschaft. Wenn wir keinen Fluss mehr haben, in dem wir schwimmen können, kann man aber immer noch einen See aufsuchen und spüren, dass es etwas anderes ist als die chlorhaltige Ersatzlösung Schwimmbad. Man muss nicht in Nepal gewesen sein, um die Erhabenheit der Berge zu spüren. Herzliche anfängliche Wintergrüße nach Tirol! Jürgen

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Lieber Jürgen: Gottfried Benn dichtete "wenn wir unsre Ururahnen
wären" und erntete dafür harsche Kritik wegen der Rückwärts-
bezogenheit. Dein Weg ist der der Meditation und verweist auf
V E R G E S S E N E Naturpfade, die aber die Anbindung an die
Neuzeit nicht wirklich suchen. Es soll ein Sprung von einer
Dimension in eine andere geleistet werden. Gibt es da so etwas
wie eine Schallmauer? metaphorisch verstanden ... Inge

Jürgen Wagner (04.01.2017):
Wir können das Alte nicht unbesehen in die neue Zeit herübernehmen. Wir werden diesen schamanischen Weg so nicht mehr gehen, der in die Stammeskultur gehört und in eine Zeit, wo es noch keine Medizin gab und keine Krankenhäuser. Das wäre e i n e Schallmauer. Was wir aber unbedingt retten sollten, ist das Wissen um die Lebendigkeit aller Dinge. Wir haben diese nur erforscht und benützt - und den Respekt und das innere Band dafür geopfert. - Benn geht ja sehr weit zurück - er überschreitet für mein Gefühl ebf. eine solche Mauer, auch wenn man in manchen Seminaren durchaus solche Erfahrungen machen kann und spürt, dass alles noch da ist. Wir sollten unsere menschliche Form und Gestalt keinesfalls aufgeben - unsere Begier in vielen Bereichen von der Beziehung bis hin zum Wissensdurst würde schon reichen. So lange wir noch Flüsse haben, in die wir steigen können, sollten wir es einfach tun und Erfahrungen machen. Solange die ehrwürdigen alten Bäume noch stehen, sollten wir sie besuchen. Solange wir noch in weitläufigen Landschaften reiten oder fahren können, sollten wir es tun. Danke Dir - auch für den Hinweis auf das Benn-Gedicht! Jürgen

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