Heike Henning
Die Vergessenen
Reiches Land.
Und dennoch -
ausgebrannt.
Alles gegeben.
Traum, normal zu leben.
Das war vor langer Zeit.
Und nun?
Sie Minijob,
er Zeitarbeit.
Überstunden – unbezahlt,
Alltags-Mühle
schmerzend mahlt.
Konnten den Kindern
nicht viel geben.
Weit entfernt.
Ihr eig´nes Leben.
Nur der Kleine
blieb noch hier.
Ausbildungsplatz-Suche -
das schaffen wir?
Für Auszeit,
da ist keine Zeit.
Jobcenter ruft,
und Zeitarbeit.
Heute Hamburg,
morgen Berlin.
Die Lust auf den Job,
ist längst dahin.
Würde?
Wer fragt schon danach?
Es zählt nicht,
wer arm ist,
und schwach.
Eltern krank.
Ungehörte Rufe,
nach einer höheren
Pflegestufe.
„Ihr Vater –
ja, der kann das noch!“
Pfeift dabei
auf´m letzten Loch.
Hat nicht nur körperlich,
auch seelisch Not.
Hätte gern,
er wär´ schon tot.
Krankenhaus?
Oh nein! Oh nein!
Angst vor Keim.
Hat Nachkriegszeit
und Hunger erlebt.
Hat für die Kinder
nach besser´m Leben
gestrebt.
Ließ die Heimat
nie im Stich.
Hat in Trümmern gewühlt,
hat immer Hoffnung gefühlt.
Treuer Wähler der SPD.
Doch dann Enttäuschung.
Treue passé.
Und nun
kommen andre,
so viele, so viele.
Glutäugig, selbstbewusst,
freies Leben zum Ziele.
Ach, so ehrfürchtig
neigt sich
das reiche Land.
Und spannt
ein breites
Willkommensband.
Wir sind die Guten.
Wir sind human.
Und uns´re Vergessenen?
Schau´n wir nicht
mehr an.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.11.2016.
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