Inge Offermann
Novemberfrühe
Die Ladenglocke bimmelt.
Bärtige Gestalten umlagern
in grauen Kittel die Ladentheke.
Erregte Stimmen
verqualmtem Neonlicht.
kratzen die sensible
Haut des Schlafes auf.
Schmutzstapfen auf Fliesen,
nasse Mäntel an der Garderobe.
Geruch von Mottenpulver, und
Parfüm im stickigen Raum.
Ein schön geschminkter Engel
schwebt zwischen Schreibtischen,
die einen verschlafen angähnen,
und erteilt sachlich kühle Anweisungen
Monotones Hämmern
der Schreibmaschine,
einförmiges Regenrauschen.
Rollläden knarren im Wind,
der durch jede Ritze dringt
sich mit kaltem Rauch vermischt,
blauer Schleier durchgemachter Nächte.
Allmählich kriecht Wärme
aus Winkeln, sickert in starre Poren.
Augenaufschlag: Es wird heller:
blasser Himmel, weiße Wolken.
Gelbe Blätter wirbeln
auf nasser Straße -
gelbe Kletten an den
Schuhen der Passanten.
Kaffeeduft, ein bleicher Sonnenstrahl,
Lachen aus dem Nebenzimmer
an einem Morgen im November.
© Inge Hornisch
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2009.
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